S-Works Recon Test: Mit dem S-Works Recon bringt Specialized die Performance von High End Rennrad-Schuhen auf Schotter. Wir haben den neuen Gravel Schuh der Kalifornier mehrere Wochen lang auf vielen Ausfahrten getestet und berichten, für wen der Schuh die richtige Wahl ist.
S-Works Recon – kurz und knapp
Freilich kann man ein Gravel Bike mit einem MTB- oder Rennrad-Schuh fahren, das funktioniert einwandfrei. Allerdings muss man dann in der Regel auch Kompromisse eingehen, sei es beim Gewicht, bei der Performance oder beim Geh-Komfort. Der S-Works Recon tritt an, um diese Kompromisse vergessen zu machen.
- Performance-Gravel-Schuh abgeleitet vom Straßenschuh S-Works Torch
- Passform angepasst auf Basis von 100.000 Retül-Fußbett-Scans
- Breiter als S-Works Recon Mountainbike-Schuhe
- Carbonsohle
- Verschluss 2 x Boa Alu-Drehverschluss
- Gewicht 560 g pro Paar in Größe 42,5 (gewogen)
- Bindung 2-Loch-Standard (MTB), verstellbar im Langloch
- Größen 36 bis 49 (38,5 bis 46,5 auch halbe Größen)
- Farben Weiß, Schwarz, Birch/Harvest Gold/Terra Cotta/White Sage, Cactus Bloom/Blaze/Deep Lake, Oak Green/Dark Moss Green
- www.specialized.com
- Preis 400 € (UVP)
S-Works Recon – Details
Der neue S-Works Recon richtet sich ganz klar an Performance-orientierte Gravel-Fans. Er wurde direkt vom S-Works Torch Rennrad-Schuh abgeleitet und hat auch optisch große Ähnlichkeit zum Performance-orientierten Rennrad-Schuh der Kalifornier. Mit der Gravel-Version möchte Specialized die Performance des Torch auf die Offroad-Plattform mit 2-Loch-Standard übertragen.
Dazu sind die Sohlen des S-Works Recon selbstverständlich aus Carbon, die Passform lehnt sich an der des S-Works Torch Rennrad-Schuhs an, also ein eng sitzender Schuh mit hoher Kraftübertragung, aber dennoch ausreichend seitlichem Platz in der Zehenbox. Varus-Keil, Längsgewölbe-Stütze und Metatarsal-Polster sind allesamt an Bord und sollen zu perfekter Kraftübertragung bei gleichzeitig hohem Komfort beitragen.
Eine asymmetrische Fersenkappe soll den Fuß auf der Innenseite stützen, während auf der Außenseite Material entfernt wurde, um Druckstellen am Knöchelbereich zu vermeiden. Um die Passform universeller zu gestalten, ist die Grundplatte 4 mm breiter als die Specialized Standardbreite. Insgesamt soll der S-Works Recon damit 8 mm breiter als der S-Works Recon Mountainbike-Schuh sein.
S-Works Recon – im Einsatz
Der S-Works Recon Oberschuh sieht dem S-Works Recon zum Verwechseln ähnlich und wer den Straßenschuh kennt, wird sich auch beim neuen Gravel-Schuh schnell heimisch fühlen. Zum ersten Anziehen muss man zunächst die beiden Boa Verschlüsse aufdrehen, um das Seil der Schnürung freizugeben. Es gibt keinen Öffnungs-Mechanismus, mit dem man den S-Works Recon komplett öffnen kann. Da sich die Zunge weit nach oben öffnen lässt, fällt das Reinschlüpfen in den Schuh recht einfach, ein Schuhlöffel wird nicht benötigt. Die Unterstützung des Fußgewölbes ist von Haus aus vorhanden, es gibt allerdings serienmäßig keine Anpassungsmöglichkeit. Im Lieferumfang sind lediglich Standard-Einlegesohlen und ein hochwertiger Schuhbeutel enthalten.
Viel Platz am Vorfuß
Wer es gewohnt ist, dass die Zehen im Rennrad-Schuh zusammengequetscht werden und der Vorfuß so wenig Platz hat, dass er sich kaum flach ausbreiten kann, wird im S-Works Recon schnell angenehm überrascht. Was schon beim Straßenschuh Torch umgesetzt wurde, wird beim Recon noch etwas weiter getrieben. Die Sohle ist im Bereich des Vorfußes etwas breiter als bei der Straßenversion und bietet damit ausreichend Platz für eine ordentliche Entfaltung des vorderen Fußes und der Zehen. Glücklicherweise hat man dennoch nicht das Gefühl, dass der Recon zu weit wäre. Viel mehr sitzt er straff, aber nicht einengend am Fuß.
Über die beiden Boa-Einstellrädchen lässt sich die Passform sehr feinfühlig anpassen. Sie rasten in kleinen Schritten ein und lassen sich mühelos in beide Richtungen verstellen. Mit den Aluminium-Verstellern wirken die Verschlüsse sehr hochwertig und lassen auf eine lange Lebensdauer hoffen. Nervig ist allerdings, dass man sie nicht mit einem Handgriff komplett öffnen kann, sondern die Rädchen zum Ausziehen der Schuhe mehr oder weniger komplett bis zum Anschlag aufdrehen muss.
Der Einstellbereich der Cleats auf der Sohle ist sehr groß, damit lassen sich auch recht extreme Positionen realisieren. Kaum hat man in die Pedale eingeklickt und beginnt zu treten, realisiert man sehr schnell, dass die Sohlen des S-Works Recon sehr steif sind. Hier geht selbst bei harten Antritten keine Kraft verloren. Ein Unterschied zu hochwertigen Rennrad-Schuhen für den Einsatz auf der Straße ist nicht wirklich zu spüren. Abgesehen natürlich von den unterschiedlichen Eigenschaften der jeweiligen Pedalsysteme.
Steife Carbonsohle
Neben den Pedal-Cleats finden sich auf der Sohle zwei große Profilblöcke, die zusammen mit den jeweils drei eckigen „Stollen“ ein bequemes Gehen auch auf unbefestigten Wegen ermöglichen und dort auch genügend Halt vermitteln. Allerdings hat man mit dem S-Works Recon einen High Performance Gravel Schuh am Fuß, der auf eine gute Kraftübertragung zum Pedal optimiert ist und nicht zum Wandern gebaut wurde. Wer gerne Bike & Hike Ausflüge machen möchte, sollte sich nach anderen Schuhen umschauen.
Das Gleiche gilt für Gravel Biker, denen Tränen in die Augen schießen, wenn sich die ersten Kratzer auf den wunderschön anzuschauenden Carbon-Sohlen beim Laufen auf Schotter einritzen. Wer normal mit dem Gravel Bike unterwegs ist, muss damit leben, dass die tollen Carbon-Sohlen sehr schnell nicht mehr wie neu aussehen. Das gilt auch für Menschen, die sich beim Graveln für weiße Schuhe entscheiden. Der zu Beginn blütenweiße Oberschuh ist zwar recht gut zu reinigen, richtig reinweiß wird er aber nach ein paar echten Offroad-Einsätzen nicht mehr. Das hat glücklicherweise jedoch keinerlei Einfluss auf die Performance und alternative Farben gibt es gleich vier im Angebot von Specialized.
Hohe Performance
Die Performance des S-Works Recon beim Fahren, gleicht der eines hochwertigen Rennrad-Schuhs und lässt für leistungsorientierte Gravel Biker kaum Wünsche offen. Die Kraftübertragung ist hervorragend, ebenso Sitz und Passform des Schuhs. Der Komfort ist nicht ganz so hoch wie bei einem weicheren Gravel- oder MTB-Schuh, man kann den Recon jedoch ohne Probleme den ganzen Tag über tragen und verspürt auch in längeren Mittagspausen nicht den Drang, den Füßen eine Pause an der frischen Luft zu gönnen. Auch die Atmungsaktivität ist dank des perforierten Obermaterials so gut, dass es selbst an heißen Tagen keine Schweißfüße gibt. Gleichzeitig bieten die S-Works Recon genug Windschutz, dass sie auch im Herbst und Frühjahr an kühleren Tagen noch ohne Überschuhe angenehm zu fahren sind.
Fazit von Rennrad-News.de
Wer es auch auf dem Gravel Bike immer eilig hat oder gar Offroad-Rennen bestreiten möchte, sollte sich hinsichtlich der passenden Schuhe nicht mit Kompromissen zufriedengeben. Der S-Works Recon Gravel Schuh bietet annähernd die gleiche Performance wie ein High End Rennrad-Schuh, hat aber eine passende Sohle für die gängigen Offroad-Pedal-Systeme. Damit bekommt man das Beste aus beiden Welten. Der Leisten bietet ausreichend Platz am Vorfuß und sorgt für hohen Komfort, ohne die hervorragende Kraftübertragung zu behindern. Nervig sind lediglich die Boa-Verschlüße, die beim An- und Ausziehen komplett aufgedreht werden müssen. Alles in allem ein Top-Schuh zu einem allerdings auch sehr hohen Preis.
Pro / Contra
Pro
- Hervorragende Kraftübertragung
- Viel Platz im Vorfuß-Bereich
- Tolle Passform
Contra
- Hoher Preis
- Kein schnelles Lösen der Boa-Verschlüsse
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