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Schwalbe Aerothan Schläuche – Ausprobiert!
Leicht in vieler Hinsicht

Die neuen Schwalbe Aerothan-Schläuche im Praxistest: Sie wiegen weniger als die Hälfte normaler Schläuche, nehmen halb so viel Raum ein und versprechen besseren Pannenschutz, die neuen Kunststoffschläuche von Schwalbe. Für unsere Artikelserie „Ausprobiert“ haben wir die Aerothan am Gravelbike praktisch erprobt.

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Fahrradschläuche aus Kunststoff befinden sich von kleineren Marken seit etwa 2 Jahren auf dem Markt. Sie locken vor allem mit einem besonders niedrigen Gewicht. Jetzt präsentiert Marktführer Schwalbe einen eigenen Kunststoffschlauch, der auch in vielen anderen Punkten den gebräuchlichen schwarzen Butylschläuchen und in mancher Hinsicht sogar Tubeless-Systemen überlegen sein soll. Schwalbe nutzt als Material TPU, das man mit Chemiekonzern BASF innerhalb von 5 Jahren Entwicklungszeit zur Marktreife für Schläuche brachte. Hier die wichtigsten Eckdaten:

Schwalbe Aerothan – Infos und Preise

# Schwalbes neuer Aerothan ist ein leichter TPU-Schlauch - Ähnliche Alternativen zum herkömmlichen Butylschlauch gibt es auch von Tubolito und Revoloop
Diashow: Schwalbe Aerothan Schläuche – Ausprobiert!: Leicht in vieler Hinsicht
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# Schwalbe bietet den Aerothan in einer Vielzahl von Größen an - 41 g ist die Gewichtsangabe für den Rennradschlauch, 61 g die für den Allround-Schlauch bis 50-622
# Auf unserer Waage wogen beide Modell rund 10 % mehr der Hersteller angibt - Aber auch damit sind sie immer noch deutlich leichter als Leichtschläuche aus Butyl (siehe Tabelle)

Im Detail

Schwalbe investierte zusammen mit BASF viel Zeit in die Entwicklung des neuen Aerothan-Materials. Als Herausforderung nennt der Hersteller unter anderem die nötige Verbindung des TPU-Schlauches, die mittels Lasertechnik gelöst wurde. Die Hitzebeständigkeit bei Bremsungen mit Felgenbremsen zu erzielen, soll ebenfalls Mehraufwand erfordert haben, bevor der Aerothan-Schlauch aus TPU-Kunststoff marktreif war.

Der Aufwand soll sich gelohnt haben, denn grundsätzlich verspricht Aerothan beeindruckende Leistungen. Bekannt sind Kunststoffschläuche für das geringere Gewicht im Vergleich zu herkömmlichen Schläuchen aus Butyl. Am Rennrad spart ein Satz Aerothan zirka 120 g gegenüber einem normalen Schwalbe Road-Schlauch und rund 40 g gegenüber den Extralight–Varianten ein. Für eine Gewichtsersparnis in diesem Bereich investieren nicht wenige viel Geld in Laufräder. Auf unserer Waage wogen je zwei gemessene Road- und Allrund-Schläuche rund 4 Gramm mehr als der Hersteller angibt. Für den ausprobierten Allound-Schlauch zum Einsatz am Gravelbike haben wir eine Gewichtstabelle aufgestellt.

# Die Entwicklung des TPU erfolgte zusammen mit BASF - Ein passendes Flickenset gibt es auch
# Eine Herausforderung war die Verbindungsstelle - Außerdem ist das neue Material besonders hitzebeständig
# Der Ventilsitz wirkt solide - Die Verbindung ist eine potentielle Problemstelle
# Verfügbar sind ausschließlich Sclaverand-Ventile mit 40 mm Schaft
# Der Ventilkern lässt sich zur Verlängerung des Schaftes ausbauen
# Eine Ventilmutter braucht man nicht

Gravelbike – Schlauchgewichte im Vergleich

Für ReifengrößeGewicht
Schwalbe Aerothan 37 mm bis 50 mm66 g
Schwalbe SV17 / 32 -28 mm bis 47 mm166 g
Vittoria Latex / 30 mm bis 38 mm105 g
Schwalbe SV18 (light Butyl)28 mm bis 44 mm105 g*
Dichtmilch 28 mm bis 55 mm30 ml bis 60 ml
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Aber Schwalbe verspricht noch mehr: Die Durchstichfestigkeit mit einem stumpfen Fremdkörper soll doppelt so hoch wie bei anderen Materialien sein. Auch im Snake Bite-Test mit einem Fallbeil soll Schwalbes neuer Schlauch deutlich größeren Fallhöhen standhalten als Butyl-, Latex- oder andere Kunststoffvarianten. Im MTB-Einsatz soll er etwa gleichauf mit einem Tubeless-System liegen, wenn es um die Standfestigkeit gegen Snake-Bites geht. Zudem soll der Aerothan-Schlauch bei einem Defekt nicht schlagartig platzen, stattdessen entweicht die Luft nur langsam. Und: Selbst bei extrem niedrigem Luftdruck soll das Material in seiner Form bleiben und das Fahrverhalten damit berechenbar machen – also sozusagen die Vorteile von Tubeless ohne die Gefahr von Burping bieten.

# Der 61 g Aerothan (links) im Vergleich mit einem Schwalbe SV 17 (bis 47-622) und einem Challenge Latex Cyclocross Schlauch (bis 35-622)
# Das Packmaß ist deutlich kompakter bei großem möglichen Reifenvolumen

Für Rennradfahrer interessant: Im Rollwiderstandstest in der Straßensimulation mit 40 km/h liegt er laut Schwalbe etwa gleichauf mit dem traditionell schnellen Schlauchmaterial Latex. Tubeless-Systemen ist er hier um 1 bis 2 Watt unterlegen. Interessant für alle, die den Schlauch mit Felgenbremsen fahren wollen: Schwalbe verspricht eine herausragende Hitzebeständigkeit, die bei Temperaturen bis über 150°C bei 78 km/h getestet wurde.


VERSIONBezeichnungFür ReifengrößeVentilGewichtUVP (€)*
RACE20E23/28-622SV 40 mm41 g27,90 €
ENDURANCE RACE16E28/35-622SV 40 mm50 g27,90 €
ALLROUND17E37/50-622SV 40 mm61 g€27,90
MTB13E54/62-559SV 40 mm81 g27,90 €
MTB19E54/62-622SV 40 mm87 g27,90 €
MTB+19FE62/75-622SV 40 mm116 g29,90 €
MTB21E54/62-584SV 40 mm83 g27,90 €
MTB+21FE62/75-584SV 40 mm109 g27,90 €

In der Hand

Ob Aerothan das kann, was seine Macher versprechen, konnten wir zumindest teilweise schon testen. Die neuen Schwalbe Aerothan-Schläuche kommen in einer Kartonverpackung – damit sind Inhalt und Verpackung recycelbar. Zusätzlich gibt es ein passendes, selbstklebendes Flicken-Set. Der Ventilsitz wirkt robust. Verfügbar sind nur 40 mm lange Sclaverand-Ventile. Wer Aero-Laufräder fährt, muss Ventilverlängerungen nutzen, der Ventilkern lässt sich dazu herausschrauben. Der Ventilschaft aus Kunststoff besitzt kein Gewinde, ob die eigene Mini-Pumpe trotzdem fest sitzt, sollte man vorher prüfen. Ein Klemmpumpenkopf (SKS) hielt problemlos.

# Der Aerothan-Schlauch wird zum Einbau nur ganz leicht angepumpt (max. 0,3 bar) - Der Durchmesser ist dann geringer als bei der Felge
# Wir haben den Einbau mit einem fest sitzenden Reifen geprüft - Beim Hebeln besteht Klemmgefahr
# Für den Einsatz am Gravelbike nahmen wir den Allround-Schlauch - Es gibt auch ein Modell speziell für CX-Bikes bis 35-622

Die Montage gestaltet sich tatsächlich so locker, wie Schwalbe behauptet. Wir haben den Aerothan Allround-Schlauch für den Einsatz mit einem Gravelreifen in 44-622 zum Test herangezogen. Die gleiche Felgen/Reifen-Kombi war kurz vorher im Tubeless-Test im Einsatz, so konnten wir die Fahreigenschaften später besser vergleichen. Apropos: Dauerhafter Kontakt zu Tubeless-Milch sollte laut Schwalbe vermieden werden. Als Ersatzteil für Tubeless-Systeme eignet sich Aerothan also nur, wenn es anschließend nicht wochenlang so weitergefahren wird.

Die verwendete Ryde-Felge gehört zu den Typen, auf denen Reifen besonders eng sitzen, was die „Einklemmgefahr“ für den Schlauch erhöht. Fürs Einsetzen wird der Schlauch leicht „angepumpt“, bis er Form annimmt (max. 0,3 bar empfiehlt Schwalbe). Dabei dehnt er sich nicht ganz bis zum Durchmesser der Felge aus, liegt beim aufziehen also rundum recht straff im Felgenbett. Dennoch ging alles einfachst von der Hand: Reifen zum Ventil hin aufgehebelt, fertig – 2x völlig problemlos ohne Ansatz von Quetschungen, ein echter Bonus gegenüber Latex- und Butyl-Leichtschläuchen.

Auf dem Kurs

Um den Schwalbe Aerothan direkt ordentlich auf den Zahn zu fühlen, haben wir uns für ein extremes Setup entschieden: Gleiche Felge (28 mm Maulweite) und ein noch leicht geringerer Druck als bei unserem letzten Tubeless-Reifentest des WTB Raddler. Mit 1,69 bar vorne und 1,8 bar am Hinterrad lagen wir ziemlich exakt an der Grenze dessen, was WTB als geringsten Druck empfiehlt (25 psi). Schwalbe sagt selbst, dass man sich im Tubeless-Alternativbetrieb für die Aerothan-Schläuche an der Druckempfehlung des Reifenherstellers orientieren kann.

# Der Druck am Vorderrad …
# … und am Hinterrad

So ging es für eine erste Testfahrt mit dem Gravelbike über Asphalt und einige grobe Schotterpisten sowie einen noch fahrbaren, steinigen Trail mit dem Handicap der einbrechenden Dämmerung hinab. Die größte Überraschung war dabei, wie gut die Seitenstabilität der Reifen mit dem geringen Druck auch in Kurven war, vielleicht noch einen Tick besser als im Tubeless-Einsatz. Über kleine Unebenheiten fühlten sich die Reifen nicht ganz so geschmeidig an wie ohne Schlauch. Die Rolleigenschaften auf Asphalt und festem Kies wirkten vergleichbar. Unterm Strich sind die Unterschiede zum Tubeless-Betrieb aber so gering, dass sie sich fast dem Fahr-O-Meter entziehen. Beeindruckend ist, dass das Aerothan Set-up allen Steinkanten und Wurzeln zum Trotz defektlos blieb, auch wenn mehr als ein Durchschlag spürbar war. Spannend wird, wie sich die Schwalbe Aerothan weiterhin verhalten.

# Auf solchen Kieswegen...
# ...mit kantigen Steinen und gröberen Pisten mit Wurzeln haben wir eine erste Testrunde gedreht

Wir haben Extremsportler Jonas Deichmann, der dich zur Zeit auf einem Triathlon um die Welt befindet, per Whatsapp nach seinen Erfahrungen mit dem System gefragt, das er für Schwalbe bereits lange vor dem Markstart fuhr (er wird von Schwalbe gesponsert): Das sagte Jonas: „Ich habe sie circa 3.000 km auf dem Gravelbike gehabt. Ich habe keinerlei Defekte gehabt, Rolleigenschaften sind auch gut. Aber der wirkliche Vorteil für mich als Bikepacker sind natürlich die Größe und das Gewicht. Zusammengerollt sind die halb so groß oder noch kleiner als ein normaler Schlauch. Für mich die perfekte Kombi ist Tubeless und Aerothan-Schläuche im Gepäck.“ Wir werden den Artikel nach längerer Fahrzeit mit unseren Eindrücken updaten.

Fazit von Rennrad-News.de

Superleicht, bisher sehr einfach in der Handhabung und in Sachen Fahreigenschaften auf der ersten Testfahrt mit einem Tubeless-Setup vergleichbar: Der erste Eindruck von den neuen Schwalbe Aerothan-Schläuchen kann überzeugen. Für alle, die sich nicht mit Dichtmilch anfreunden können, dürften sie interessant sein, wenn der Pannenschutz tatsächlich so ausfällt wie versprochen. Rein preislich gesehen kann man für das Geld 10 x Dichtmilch austauschen. Eine bessere Schlaucht-Alternative sind sie auf jeden Fall – ob auch auf Dauer, das muss sich noch zeigen.

Pro / Contra

Pro

  • Sehr Leicht
  • Sehr einfach in der Handhabung
  • Gute Fahreigenschaften
  • Praktisch als leichter Ersatzschlauch

Contra

  • Teuer
  • Nicht für Betrieb mit Dichtmilch geeignet
# Kleines leichtes Kraftpaket

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Weitere kurze Tests aus der Serie Ausprobiert findest du auf dieser Übersichtsseite. Wenn du ein Produkt für einen ersten Test vorschlagen möchtest, schreibe uns einfach hier eine Nachricht!

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Text/Fotos: Jan Gathmann
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