„Nach der Bonner Etappe kann ich dann nachhause fahren“, sagte Sprinter André Greipel nach der Präsentation der Strecke der Deutschland Tour 2018 in Frankfurt. Insgesamt 743 Kilometern an 4 Tagen stehen bei der Rundfahrt vom 23. bis 26. August auf dem Plan. Das hügelige Profil in Rheinland-Pfalz, Saarland und Baden-Württemberg kommt Klassikerfahrern und Allroundern entgegen.
„Jetzt stapelst Du aber tief“, sagte der Sportliche Leiter der Deutschland Tour, Ex-Pro Fabian Wegmann, nachdem Sprintstar André Greipel sich Siegchancen auf drei von vier gerade vorgestellten Etappen abgesprochen hatte. Aber Greipel war scheinbar nicht der einzige Fahrer, der mit einer weniger profilierten Strecke bei der Rückkehr der Deutschland Tour geliebäugelt hatte. „Die Rundfahrt ist insgesamt schwer, schwerer, als ich gehofft hatte“, meinte auch Max Walscheid vom Team Sunweb. Dem Fast-2-Meter-Mann ist die neue Deutschland Tour ebenfalls nicht auf den Leib geschneidert. Dagegen rechnete sich Rick Zabel von Katusha-Alpecin schon Chancen für die zweite und vierte Etappe aus. Auch Marcel Kittel hat es auf die vierte Etappe mit Ziel in Stuttgart abgesehen
Insgesamt herrschte bei den deutschen Radprofis, die zur Präsentation der Deutschland Tour gekommen waren, Freude über die Rückkehr einer Rundfahrt nach Deutschland. Neben Greipel, Zabel und Walscheid waren auch Johannes Fröhliger (Sunweb), Marcel Sieberg (Lotto-Soudal) und Andreas Schillinger angereist. Marcel Kittel schickte ein Videobotschaft: Er sei froh, dass man zeigen könne, dass Deutsche nicht nur gerne Auto fahren, sondern auch gerne Rad fahren.
„Es ist ein schönes Auf und Ab. Wir haben nicht die ganz großen Berge, aber man kann es trotzdem abwechslungsreich und spannend machen“, sagte Fabian Wegmann, der auch an der Streckenplanung beteiligt war. Das Terrain soll den Rennausgang bis zum Schlusstag offen lassen.
Die Strecke der Deutschland Tour im Video
Die 1. Etappe von Koblenz nach Bonn
Der Auftakt der Rundfahrt erfolgt zwischen Koblenz und Bonn. Nach dem Start am Deutschen Eck werden die Fahrer südlich von Koblenz den Rhein überqueren und rechtsrheinisch durch die Ausläufer des Westerwaldes in Richtung Bonn fahren. Über die Konrad-Adenauer-Brücke erreicht das Peloton die Bundesstadt, in der eine Zielrunde befahren wird. Dieser erste Tag verläuft über 154 Kilometer und weist keine größeren Schwierigkeiten auf. Darüber und über die 2.000 Meter lange Zielgerade in der Bonner Innenstadt werden sich vor allem die Sprinter im Feld freuen. Ein Berg zum Zuschauen könnte der 330 Meter hohe „Windhagen“ hinter Neuwied sein. Das Streckenprofil weist 1.992 Höhenmeter aus.
„Eine Etappe zum Einrollen“, charakterisiert Wegmann den Tag.
Die 2. Etappe von Bonn nach Trier
Mit 212 Kilometer und 3209 Höhenmetern ist sie die Königsetappe der Rundfahrt. Die Strecke quer durch die Eifel erinnert mit ihrem Profil etwas an einen Ardennen-Klassiker. In Trier endet die 2. Etappe mit einer Schlussrunde, die einen 2 Kilometer langen Anstieg enthält. Ein idealer Ausgangspunkt für einen späten Angriff. Berge zum Zuschauen gibt es reichlich. Der längste Anstieg führt auf die Döttinger Höhe mit 600 Höhenmetern. Sie liegt aber zu früh im Rennen, um eine Vorentscheidung zu bringen. „Ich hätte noch Abschnitte in der Eifel empfehlen können, die es noch schwerer gemacht hätten, aber es sollen ja nicht alle einzeln angekommen“, kommentierte Sunweb-Fahrer Johannes Fröhliger die Strecke, die ihm entgegenkommt.
„Ziel war ein Klassiker-Profil, da geht es schon ordentlich bergauf und bergab“, charakterisiert Wegmann die 2. Etappe.
Die 3. Etappe von Trier nach Merzig
Die 3. Etappe beginnt in Trier und bringt das Peloton über 177 Kilometer nach Merzig im Saarland. Die Puncheure im Feld dürfen sich erneut auf ein Klassikerprofil mit fast 2.900 Höhenmetern freuen. Nach einer flachen Startphase entlang der Mosel und der Saar folgen zwei große Runden um die Saarschleife, bei denen es wieder hügelig zugeht. In Merzig wird die Etappe auf einer Zielrunde entschieden, bei der eine steile Rampe einer kleinen Gruppe auf den letzten 5 Kilometern die Möglichkeit gibt, sich von den Sprintern im Feld abzusetzen.
Wegmann: „Das ist eine Etappe, da hätte ich als Fahrer gesagt, ‚vielleicht hätte man die auch kürzer machen können'“.
Die 4. Etappe von Lorsch nach Stuttgart
„Ich habe meinen Fokus auf die vierte Etappe gelegt“, teilte Marcel Kittel (Katusha-Alpecin) in einer Videobotschaft mit. Das Finale der Deutschland Tour 2018 verläuft von Lorsch nach Stuttgart. Mit 200 Kilometern Länge hat es auch die Schlussetappe in sich. In Stuttgart warten zwei Schlussrunden mit dem von der Weltmeisterschaft 2007 bekannten Anstieg am Herdweg. Nach der letzten Überquerung sind es noch mehr als 6 Kilometer bis ins Ziel. Die Organisatoren erwarten, dass sich die Klassikerfahrer mit den Sprintern einen Schlagabtausch um den Tageserfolg liefern werden.
Wegmann: „Bis Stuttgart ist es ein ständiges Auf und Ab ohne großartige Hindernisse. Richtig los geht es dann in Stuttgart. Der Herdweg ist zwar ein schwieriger Anstieg und gehörte auch zum Kurs Weltmeisterschaften in Stuttgart, aber der ist zu meistern“.
Deutschland Tour weist Richtung für die Tour?
„Die Deutschland Tour soll auch eine gute Vorbereitung auf die Straßenrad-Weltmeisterschaft 2018 sein. Das spielt bei der Saisonplanung der Fahrer auch eine Rolle. Aber sie ist nicht so schwer wie die WM“, fasst Wegmann die Kursgestaltung zusammen. Ein besonderes Augemnmerk habe bei der Planung auch auf den Innenstadtkursen gelegen, betont Claude Rach, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung des Radsports, dem deutschen Tochterunternehmen des Rennveranstalters A.S.O. Rach: „Radsport kann auch in den Stödten erlebt werden, das hat der Grand Depart in Deutschland gezeigt. Wir wollen nicht die Menschen in die Berge bringen, sondern den Sport zu den Menschen“. Laut Rach werde man auch bei der Tour de France in dieser Richtung weiter machen.
Deutschland Tour zum Mitmachen
In jedem Etappenort wird es neben einem Bühnenprogramm und einer großen Expo auch einen Kinder Bike Parcours geben. Familienorientierte Ausfahrten auf abgesperrten Straßen sind ebenso geplant. Am Samstag, den 25. August, findet in Merzig die Newcomer Tour, das Nachwuchsrennen der Deutschland Tour, statt. Auf der anspruchsvollen Zielrunde der Profis wird ein Sichtungsrennen in der weiblichen U17-Kategorie ausgetragen. Damit setzt die Deutschland Tour nicht nur ein Zeichen für den Radsportnachwuchs, sondern auch für den Frauenradsport. Die Jedermann Tour wird am 26. August in Stuttgart und der Region Stuttgart veranstaltet.
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