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Selle Italia SLR Boost Tekno Superflow
Carbon-Sattel mit 96 Gramm im Test

96 Gramm für einen frei verkäuflichen Rennrad-Sattel aus der Serienproduktion sind eine Ansage. Wir haben den nagelneuen Selle Italia SLR Boost Tekno Superflow Carbon-Sattel über mehrere Wochen getestet und klären die Frage, ob er auch für lange Touren und den Alltags-Einsatz taugt.

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Selle Italia SLR Boost Tekno Superflow: Infos und Preise

Dass der Selle Italia SLR Boost Tekno Superflow Rennrad-Sattel kein Produkt für Gelegenheitsfahrer ist, erschließt sich auf den ersten Blick. Dort, wo normalerweise mehr oder weniger dicke Polsterungen verbaut werden, um das Sitzen auf dem Sattel so bequem wie möglich zu gestalten, glänzt beim fast 450 Euro teuren Italiener eine nackte Carbondecke in der Sonne. Hier geht es um Leichtbau, Racing und Purismus in Reinform.

Diashow: Selle Italia SLR Boost Tekno Superflow: Carbon-Sattel mit 96 Gramm im Test
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# Der Selle Italia SLR Boost Tekno Superflow ist mit nur 96 Gramm extrem leicht - ausserdem sieht er verdammt gut aus.

Der ultraleichte Carbon-Sattel im Detail

Selle Italia hat den neuen SLR Boost Tekno Superflow in Kooperation mit den Carbon-Spezialisten des italienischen Rennwagen-Produzenten Dallara und in Zusammenarbeit mit Fabian Cancellara entwickelt. Herausgekommen ist ein ultraleichter, aber dennoch halbwegs komfortabler Racing-Sattel mit der typischen „Superflow“-Aussparung in der Mitte, die den Dammbereich entlasten soll.

Sowohl das Gestell, als auch die komplette Satteldecke sind aus Carbon gefertigt und bringen zusammen gerade einmal 96 Gramm auf die Waage. Das ist noch mal deutlich leichter, als selbst die leichtesten gepolsterten Sättel, wie etwa der Cadex Boost, der in unserem Test hervorragend abgeschnitten hat. Die Verarbeitung ist exzellent, das Finish treibt Carbon Fans Tränen vor Glück in die Augen. Auf der Oberseite ist die Carbondecke mit dem typischen Schachbrettmuster zu sehen, die Schriftzüge sind in dezentem Grau unter dem matten Schutzlack platziert. Lediglich der Dallara-Schriftzug prangt prominent in Gelb auf der Sattelnase.

# 96 Gramm auf der Waage sind eine Ansage - das spart gegenüber so manchem Lightweight-Sattel gerne mal 100 Gramm!
# Die breite Aussparung in der Mitte soll den Dammbereich entlasten - das hat im Test sehr gut funktioniert.
# Auf der Unterseite wurde nicht auf die Optik geachtet, sondern das Gewicht des Klarlacks eingespart - es ist gut zu erkennen, dass der komplette Sattel aus nur zwei Carbonteilen besteht.
# Die Randbereiche sind wunderbar abgerundet - hier kann die Radhose nirgends scheuern.
# Verarbeitung und Design sind superb - der Preis entsprechend.

Alle Kanten sind sehr sauber abgerundet und mit einem glatten Finish versehen, sodass nirgends der Stoff der Radhose hängen bleiben kann. Auf der Unterseite des Sattels hat man hingegen keinen gesteigerten Wert auf die Optik gelegt. Hier gilt das Motto „Form follows Function“. Aus Gewichtsgründen wurde sogar auf den Lack verzichtet.

Das Gestell ist selbstverständlich ebenfalls aus Carbon gefertigt. Es geht an beiden Seiten fließend in einen breiteren Bereich über, der die Nase und das Heck abstützt. Auffällig ist der große Verstellbereich, der viel Spielraum für die horizontale Positionierung des Sattels bietet. Die Höhe der kompletten Konstruktion fällt hingegen sehr gering aus. Der SLR Boost Tekno Superflow ist rund einen Zentimeter niedriger als die meisten handelsüblichen Sättel aus dem Sportsegment.

# Die Carbon-Schienen sind recht lang - sie bieten einen weiten horizontalen Verstellbereich.
# Am Heck fließen die beiden Sattelschienen in eine Art Träger - dieser stützt die aus einem Stück gefertigte Satteldecke von unten.
# Verarbeitung und Finish sind exzellent.

Selle Italia SLR Boost Tekno Superflow im Test

Sowohl die nackten Zahlen, als auch die Konstruktion des neuen Flaggschiffs von Selle Italia sind vielversprechend, deshalb haben wir den Sattel direkt nach der Vorstellung im September für einen mehrwöchigen Test geordert. Wir wollten wissen, ob ein dermaßen puristisches Produkt ausreichend Komfort für sportliche Einsätze bietet oder sogar alltagstauglich ist.

In Sachen Komfort ist schon mal lobend zu erwähnen, dass Selle Italia den SLR Boost Tekno Superflow in zwei verschiedenen Größen anbietet. Welche Version die richtige ist, lässt sich sehr einfach über das idmatch-System der Italiener mittels eines Online-Fragebogens über die Homepage von Selle Italia ermitteln. Selbstverständlich kann man sich alternativ auch bei speziell geschulten Händlern beraten lassen.

# Der Selle Italia SLR Boost Tekno Superflow ist in zwei Breiten verfügbar - das erhöht die Chance, dass eine Größe gut zum individuellen Körperbau passt.

Die Montage gestaltet sich wie bei jedem anderen Sattel auch, allerdings sollte man dem Drehmoment der Klemmschrauben an der Sattelaufnahme besondere Beachtung schenken. Carbon ist in Sachen Klemmung eben empfindlicher als Metall. Nach dem Anpassen der Sitzhöhe kann es dann endlich losgehen: Der erste Kontakt offenbart eine recht bequeme Grundform des Sattels. Die große Aussparung in der Mitte funktioniert ausgezeichnet, auch in sehr aggressiver Sitzposition tief im Unterlenker wird der Dammbereich effektiv entlastet.

# Der Sattel ist nicht komplett gerade - das Heck steigt leicht an, es gibt einen „Sweet Spot“ zum Sitzen.

Was sofort auffällt, ist die glatte Oberfläche der Carbon-Satteldecke. Der Reibwert zwischen Hose und Sattel geht gefühlt gegen null, deshalb gilt es den Sattel sehr penibel auf die richtige Sitzposition einzustellen. Aber das sollte ja ohnehin selbstverständlich sein. Nach einigen Kilometern entdeckt man auch eine Art „Sweet Spot“, also eine Sitzposition an der man sich klar am wohlsten fühlt. Wer die Form genau inspiziert, erkennt, dass dies auch so beabsichtigt ist.

Wenn ansonsten alles passt, fällt auch die glatte Oberfläche des Sattels nicht allzu negativ ins Gewicht. Vorausgesetzt man verwendet eine Hose mit hochwertigem Sitzpolster, kann man die Fahrt durchaus genießen. Der SLR Boost Tekno Superflow fühlt sich zwar sehr straff an, er ist jedoch keinesfalls ein Folterstuhl, der die Ausfahrt zur Quälerei machen würde.

Vielmehr bietet der edle Sitz durch seine geschickte Formgebung überraschend viel Komfort. Sofern man das in diesem Fall wirklich so nennen kann, denn die Satteldecke ist hart. Wer Hoffnung hatte, dass sie flexibel gestaltet ist, um einen gewissen „Federungskomfort“ über Schlaglöcher oder Querfugen zu bieten, wird schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Hier federt nichts!

# Das Sichtcarbon ist wunderschön anzuschauen - die Logos sind dezent unter dem Schutzlack platziert.

Das führt letztlich auch dazu, dass der gefühlte Komfort mit der Länge der Ausfahrt abnimmt. Während den Testfahrten habe ich öfters auf den ersten zwei Stunden keinen Gedanken an den Sattel verschwendet. Danach wurde ich jedoch in zunehmenden Abständen immer mal wieder daran erinnert, dass ich auf einem völlig ungepolsterten Sitz unterwegs war. Das wurde nie wirklich unangenehm aber der Druck auf den Sitzknochen fühlt sich mit der Zeit immer punktueller an, sodass man durchaus mal den Po für ein paar Meter hoch nimmt oder versucht die Sitzposition ein wenig zu verändern.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass man mit dem Selle Italia SLR Boost Tekno Superflow – sofern er zur persönlichen Anatomie passt – auch lange Ausfahrten ohne Probleme unternehmen kann. Für den Renneinsatz ist er ohne Frage sowieso tauglich. Ist man jedoch sehr lange unterwegs oder plant sogar eine Mehrtagesfahrt oder ein Etappenrennen, wird man sich den dauerhaften Einsatz vermutlich genau überlegen.

# Die Zusammenarbeit mit Dallara wird klar kommuniziert - das italienische Unternehmen fertigt im Hauptgeschäft komplette Rennautos.

Noch mehr als bei gepolsterten Sätteln ist übrigens das Sitzpolster der Hose für den Komfort ausschlaggebend. Ich hatte ausgezeichnet funktionierende Kombinationen im Einsatz, aber auch Varianten, mit denen ich mir schon bei zweistündigen Fahrten öfters mal meinen bequemen Lieblingssattel zurückgewünscht hätte.

Fazit von Rennrad-News.de

Kann ein 96 Gramm leichter Sattel bequem sein? Hängt davon ab, wie man bequem definiert. Der Selle Italia SLR Boost Tekno Superflow ist auf jeden Fall bequem genug, um auch mehrstündige Fahrten ohne ernste Sitzbeschwerden zu ermöglichen. Und er ist bequem genug, dass ich keinen Drang verspürte ihn so schnell wie möglich wieder los zu werden. Würde ich das federleichte Carbon-Teil also dauerhaft an meinem Rennrad fahren wollen? Nein. Der Gewichtsvorteil ist nicht zu verachten, er ist es mir jedoch nicht Wert auf langen Touren öfters mal daran erinnert zu werden, direkt auf einer Carbon-Satteldecke zu sitzen. Leichtbau-Fetischisten und Menschen mit weniger empfindlichen Sitzknochen könnten das jedoch anders sehen.

Pro / Contra

Pro

  • Extrem leicht
  • Exzellente Verarbeitung

Contra

  • Extrem teuer
  • Wenig Langstreckenkomfort

Weitere kurze Tests aus der Serie Ausprobiert findest du auf dieser Übersichtsseite. Wenn du ein Produkt für einen ersten Test vorschlagen möchtest, schreibe uns einfach hier eine Nachricht!
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Testablauf

Wir haben den Selle Italia SLR Boost Tekno Superflow über mehrere Wochen auf unterschiedlich langen Touren getestet. Die Spanne der Ausfahrten reichte von einer bis zu vier Stunden.

Produkte für Bekleidungs- und Zubehör-Tests werden von uns bei den Herstellern angefragt. Wir erhalten die Produkte für den Testzeitraum unentgeltlich zur Verfügung gestellt.

Tester-Profil: Harald Englert
Körpergröße 176 cm
Schrittlänge 85 cm
Oberkörperlänge 65 cm
Armlänge 56 cm
Gewicht 66 kg
Harry fährt gerne schnelle Rennräder und TT-Renner. Seit einigen Jahren dem Triathlon-Sport verfallen. Von kurzen und harten Intervalltrainings bis zu mehrstündigen Touren steht alles auf dem Programm. Meist mit Trainingsziel unterwegs, aber gerne auch auf Genusstour mit Kumpels und Freunden. Wenn Zeit bleibt, zudem auf dem Gravel-Bike oder Enduro-MTB durch den Spessart unterwegs.
Ich fahre hauptsächlich
Rennradtouren, Triathlon-Rennen, Trainings-Einheiten auf dem Rollentrainer
Vorlieben bei der Geometrie
Sportlich, nicht zu lang
Text: Harald Englert / Fotos: Harald Englert
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