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Shimano Dura Ace 12-fach – erster Test
Mit Funk und feinen Verbesserungen

Shimano Dura Ace Di2 12-fach Test: Shimanos neue Dura Ace Di2 ist da. Sie schaltet wie erwartet mit Funk und hat 12 Gänge! Aber es gibt auch noch echte Überraschungen. Ob die Shimano R9200 – so ihr Kürzel – den Maßstab für Rennrad-Gruppen neu definiert, konnten wir bereits an drei Tagen in den Pyrenäen erfahren. Hier findet ihr alle Varianten, Preise und einen ersten Test der Dura Ace 2022.

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Video: Shimano Dura Ace 12-fach Testeindruck

Shimano Dura Ace Di2 12-fach – Infos & Preise

Die Spatzen pfiffen es von den Dächern: Eine neue Shimano Dura Ace Di2 Rennad-Schaltgruppe stand für 2021 in den Startlöchern. Jetzt ist der Vorhang gelüftet. Die wichtigsten Fakten haben sich bestätigt. Die neue Shimano Dura Ace Di2 ist eine 12-fach-Schaltung, genauer 2×12-Schaltung. Und der Schaltimpuls wird per Funk übertragen. Shimano sagt, das neue, eigene Funkprotokoll sei schneller als das der SRAM eTap AXS-Schaltungen. Und das Schalten soll insgesamt noch schneller geworden sein als beim Vorgänger Dura Ace Di2 R9100.

Zum Elefant im Raum: Passen die neuen 12-fach-Kassetten auf die alten Freiläufe? Ja, sie passen auf die 11-fach-Road-Freiläufe (vielstimmiges erleichtertes Aufatmen). Trotzdem gibt es einen eigenen, neuen Freilauf. Werden die Ritzel kleiner? Nein. Und: Die neue Shimano Ultegra Di2 macht gleichzeitig mit der Shimano Dura Ace Di2 den Schritt zu 12-fach. Die wichtigsten Eckdaten:

*Herstellerangabe, inkl. Akku, Leitungen, Powermeter

Diashow: Shimano Dura Ace 12-fach – erster Test: Mit Funk und feinen Verbesserungen
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# Die neue Shimano Dura Ace Di2 R9200 ist eine 12-fach Semi-Funkschaltung - wir konnten sie bereits an einem Wilier Filante an 3 Tagen in den Pyrenäen testen.
# Die gute, vielleicht beste Nachricht - die neuen Kassetten (3 Stück) passen auf die alten 11-fach Freiläufe.
# Hier wird gefunkt - die neuen STI-Hebel senden das Signal ans Schaltwerk.

Dura Ace 12-fach Preise: mehr Gänge für weniger Geld

Wer Shimano Dura Ace fahren will, schaut wahrscheinlich nicht zuerst aufs Preisschild. Aber, kaum zu glauben, die Shimano Dura Ace 12-fach Komplettgruppe wird günstiger als die Dura Ace 11-fach. Rund 400 € weniger kommen für die neue Dura Ace Di2 R9250/70 zusammen, wenn man die Einzelpreise einer typischen Komplettgruppe addiert. Und das gilt auch für die Ultegra Di2 Komplettgruppe, die ebenfalls rund 10 % günstiger wird.

Dass Shimano 12-fach günstiger wird, liegt vor allem daran, dass einige Kabel gebundene Komponenten wegfallen. Auch die neuen Kurbeln sollen rund 100 € weniger kosten. Die STI-Shifter und das Schaltwerk bleiben teuer. Ketten und Kassetten legen im Preis etwas zu, mithin die Verschleißteile. Da Shimano generell keine Preisempfehlungen gibt, geben die Werte eher eine Richtung vor. Aktuell waren Dura Ace Di2 11-fach Komplettgruppen für Disc-Bremsen um 2.700 € im Handel – also rund 1.900 € günstiger als der Shimano Zirka-Preis (aber nicht auf Lager).

# Der Antriebsstrang ist das Herzstück der neuen Dura Ace 12-fach - und es ist ein Paradestück geworden, wie wir finden.
# Das neue Schaltwerk ist das Gehirn der Gruppe - es übernimmt die Funktionen der alten Junction Boxes.
# Das bedeutet auch - für den Wechsel der Automatik-Modi ist ein Knopfdruck am Schaltwerk nötig.

Komponente / Preis circaR9100 Di2 11-fachR9200 Di2 12-fach
Schaltwerk739,95 €794,95 €
Umwerfer459,95 €449,95 €
Bremsenset mit STI rechts/hinten699,95 €689,95 €
Bremsenset mit STI links/vorne659,95 €674,95 €
Kurbelgarnitur719,95 €614,95 €
Innenlager56,95 €56,95 €
Kette55,95 €78,95 €
Kassette299,95 €359,95 €
Bremsscheiben 160 mm (2x)159,90 €159,90 €
Akku179,95 €164,95 €
Junction A129,95 €
Junction B30,95 €
Wireless-Einheit94,95 €
Akku-Ladegerät119,95 €59,95 €
Typischer Kabelsatz209,95 €74,90 €
Gesamt:4.618,20 €4.180,30 €

Bikemarkt: Dura Ace Di2 kaufen

Dura Ace R9200 Varianten

Die neue Shimano Dura Ace kommt nur noch als elektronische Schaltung „Di2“ auf den Markt. Mechanisch geschaltet gibt es die Vorzeige-Gruppe der Japaner als 12-fach Variante nicht mehr. Gute Nachrichten für Fans der Felgenbremse: Der quasi Standard ist zwar die Version für hydraulische Disc-Bremsen, aber auch die neue Dura Ace Di2 wird in einer Version für Felgenbremsen erhältlich sein, dann allerdings ohne Funksignalübertragung. In den STI-Hebeln ist aufgrund der Bremsmechanik kein Platz für die Funktechnik. Für die felgengebremste Dura Ace 12-fach gibt es zudem weniger neue Laufrad-Optionen.

Was ist neu?

Schalt-Perfomance Die Dura Ace war die Rennrad-Gruppe, mit der Shimano den Markt umkrempelte. An ihr hielt 1984 das exakte Schalten mit Rastpunkten – „Shimano-Index-Shifting (S.I.S.)“ – am Rennrad Einzug und begründete den Erfolg. Mit der neuen Dura Ace Di2 12-fach wollen die Japaner im Jahr des 100jährigen Firmjubiläums nicht weniger als das schnellste Schalten überhaupt bieten. Das neue Schaltwerk soll 58 % schneller sein als der Vorgänger. Der neue Umwerfer soll 45 % schneller sein.

12 Ritzel Die neuen Shimano Dura Ace Kassetten haben 12 Ritzel. Nach wie vor bleibt das kleinste mögliche Ritzel ein 11er. Das zusätzliche Ritzel ist bei der 11-28 Kassette und der 11-30 Kassette ein 16er. Neu hinzu kommt eine Kassette mit 11-34 Zähnen, bei der das neue Ritzel, den kleinsten Gang stellt.

# Dream-Team: das R9250 Schaltwerk wurde 58 % schneller und stimmt sich...
# ...per Kabelsignal mit dem neuen Umwerfer ab, der jetzt traumhaft schnell die Gämge wechselt.
# So sieht der neue Freilauf aus - alte 11-fach Kassetten passen hier nicht, aber Alu macht ihn 45 g leichter.
# So sehen die neuen Ritzel einzeln aus - sie passen auch auf 11-fach Freiläufe, ein Pfeil erleichtert das korrekte Ausrichten.

Freilauf Die neuen Kassetten passen auf die bestehenden 11-fach Freiläufe. Aber die Dura Ace Di2 12-fach bekommt einen neuen eigenen Freilauf. Seine Form ähnelt etwas dem Microspline-Standard der MTB-Gruppen. Er ist aber nicht identisch. Zum ersten Mal in der Geschichte der Dura Ace ermöglicht die Form einen Alu-Freilaufkörper und spart dadurch Gewicht.

Kette Aufgrund des verringerten Ritzelabstandes, kommt auch eine neue Kette zum Einsatz. Shimano setzt hier auf die bewährte 12-fach MTB-Kette. Einfach und gut.

Funk-Übertragung Die neuen Dura Ace STI-Hebel funken das Schaltsignal. Als Empfänger und Gehirn der Gruppe dient das Schaltwerk. Es ist nach wie vor per (jetzt dünnerem) Kabel mit dem Umwerfer und der Batterie verbunden. Das macht eine schnellere Abstimmung der Schaltvorgänge aufeinander möglich, sagt Shimano. Für das Funk-Übertragungsprotokoll entwickelten die Japaner einen eigenen Chip. So soll der Shimano Funkstandard schneller sein und weniger anfällig für Störungen als das bei der SRAM eTap AXS eingesetzte Zigbee-ähnliche Protokoll. Zudem soll er weniger Strom verbrauchen.

Option auf Kabel-Signal Optional kann das Schaltsignal auch weiterhin per Kabel übertragen werden. Das spart Energie und bringt laut Shimano eine ungefähr 50 % längere Reichweite.

Laden Geladen wird jetzt am Schaltwerk. Übrigens ist der Stecker dazu identisch mit dem magnetischen Modell, das man schon von Shimano Powermetern kennt. Shimano verspricht, dass die Energie für mindestens 1.000 Kilometer reicht. Die Knopfzellen in den Shiftern sind keine Akkus. Sie sollen aber 1,5 bis 2 Jahre halten.

Ergonomie Die Shimano Dura Ace 12-fach-Schaltbremshebel haben eine neue Form. Wichtigste Neuerungen sind klarer unterscheidbare Taster und ein längerer Griffkörper sowie ein längerer Hebelweg zur feineren Dosierung der Bremsleistung.

Neue Satellitenschalter Kompaktere Satellitenschalter ergänzen die Schalthebel. Es gibt sie mit Schellen in 31,8 ø und 24,0 ø für Lenker und Auflieger. Aber sie können auch komplett im Lenker versenkt werden.

# Die neue 12-fach Kette ist eine Übernahme aus dem MTB-Bereich - einfach und gut ,die XTR-Kette.
# Auch die Disc-Rotoren steuert die XTR-MTB-Gruppe bei - sie waren schon immer leichter und haben ein besseres Hitze-Management.
# Die neuen Bremssättel wirken schlanker und haben einen einteiligen Alu-Körper - die Beläge bleiben die alten.
# Der Abstand der Beläge zu den Rotoren vergrößerte sich um 10 % - die Bremsen schliffen auch nach provozierter Erhitzung nicht mehr.

Schaltmodus-Wechsel Was bisher über die Junction Box A – etwa im Lenker – erledigt wurde, verlangt nun einen Griff ans Schaltwerk. Hier sitzt der Mini-Knopf für die Modi-Wechsel.

Bremsen Die neuen Disc-Bremsen sollen weniger anfällig für Schleifen der Disc-Rotoren sein. Dazu gibt es etwas mehr Raum zwischen den Belägen. Damit der Druckpunkt dennoch schnell da ist, kommt am Hebel die auf Road angepasste Servo Wave-Technik von den MTB Disc-Bremsen zum Einsatz. Dabei vergrößert eine Übersetzung am Anfang den Hebelweg. Außerdem setzt Shimano offiziell die Disc-Rotoren RT-MT900 aus dem MTB-Bereich ein, die an vielen Profi-Rennrädern auch mit der Shimano Dura Ace 11-fach schon gefahren wurden. Sie sollen 66 % wiederstandsfähiger gegen Verformung durch Bremshitze sein.

Kurbeln Augenfällig ist das neue Design, das ein wenig mehr runde Kante zeigt. Aber es gibt auch eine neue Abstufung, die vornehmlich für Pros gedacht ist: 54-40. Und: der beidseitige Powermeter ist jetzt ein Shimano eigenes System und verspricht eine Messgenauigkeit von plusminus 1,5 % in allen Phasen des Tretzyklus auf jedem Untergrund.

# Nach wie vor ein Glanzstück in Sachen Aluminium-Verarbeitung - die neue Shimano Dura Ace R9200-Kurbel gibt es in 52-36, 50-34 und neu in 54-40.
# Mit 3 neuen, wesentlich leichteren Modellen hat sich bei den Laufradsätzen viel getan - der leichteste Clincher-Satz wiegt deutlich unter 1.400 g, mehr dazu unten.

Carbon-Laufradsätze Gleich 6 neue, wesentlich leichtere Carbon Disc-Laufradsätze kommen mit der Dura Ace 12-fach. Drei sind für Tubeless-Betrieb und Clincher ausgelegt und besitzen eine Maulweite von 21 mm. Dazu gibt es Pendants für Schlauchreifen. Der leichteste Clincher-LRS ist der neue C36 TL-Laufradsatz mit 1.338 g. Außerdem gibt es eine 50 mm hohe Felge am C50-TL mit 1.465 g. Besonders auf Steifigkeit und Aerodynamik optimiert ist der neue C60-HR-TL. Er soll trotz 60 mm hoher Felge nur 1.609 g wiegen. Wer es besonders federgewichtig haben will, greift zum 1.153 g leichten C36-TU Disc-Laufradsatz für Schlauchreifen, der mit einer externen Breite von 28 mm auch auf breite Reifen optimiert ist.

Was kostet ein Dura Ace Di2 12-fach-Rennrad?

Einige Hersteller haben bereits Rennrad-Neuheiten 2022 mit der neuen Shimano Dura Ace Di2 im „Tarnanzug“ vorgestellt. So hat etwa Cube über dem Aero-Rennrad Litening C:68X SLT für 6.999 € oder dem Endurance-Rennrad Cube Agree C:62 SLT mit ausgegrauten Komponenten schon den Vorhang gelüftet. Canyon hat ein Ultimate CFR Aero für 8.499 € angekündigt sowie ein Endurace CF SLX Di2 für 7.299 €. Unter den Rennrad-Neuheiten 2022 der ZEG-Marke Bulls ist das Alpine Hawk Team mit Dura Ace Di2 12-fach für 5.499 € sowie das Alpine Hawk 2 mit Ultegra Di2 für 3.999 €. Unterm Strich dürften viele Dura Ace 12-fach Rennräder um die 6.000 € und darüber liegen. Bei der Ultegra Di2 12-fach sind es eher 4.000 € und mehr.

Wie schaltet man die Dura Ace Di2 12-fach?

Shimano Di2-Schalten bleibt Shimano Di2-Schalten. Aber: Die Taster bei der neuen Dura Ace Di2 sind größer geworden und viel besser voneinander getrennt – ein Detail, das uns bei den Vorgängern nicht besonders überzeugte und jetzt gut gelöst ist (mehr dazu unten). Außerdem kann man das Schalten mit verschiedenen Automatik-Modi erleichtern, die sich über die E-Tube App auch personalisieren lassen.

# Kettenblattwechsel am Berg unter Last - die neue Dura Ace Di2 12-fach kann das gefühlt nochmal besser als jede andere Schaltung, die wir bisher gefahren sind.
# Die neuen Taster haben eine bessere Form - der Schalter für schwerere Gänge aus dem Unterlenker ist besser zu erreichen, reagiert aber definiert und nicht auf fliegengewichtigen Druck.
# Niveau-Unterschied - 1,5 mm setzen sich die beiden Taster fürs Hoch- und Runterschalten voneinander ab, so sind sie viel besser zu unterscheiden als zuvor.

Gewichte: nur 20 g schwerer

Schaut man sich die Programme der großen Rennrad-Hersteller an, so ist das Top-Modell mit der (nun) alten Shimano Dura Ace Di2 regelmäßig das leichteste elektronisch geschaltete Rennrad in der Baureihe. Daran wird sich auch mit der 2×12 Funkschaltung nichts ändern. Die neue Shimano Dura Ace Di2 R9270 bringt lediglich rund 20 g mehr auf die Waage als die alte R9100. Shimano gibt 2.506 g inkl. Bremsleitungen, Kabel, Akku und Disc-Rotoren an. Die neue Shimano Ultegra R8100 12-fach soll etwa 200 g schwerer sein als die Dura Ace. Hier der Gewichtsvergleich Dura Ace Di2 alt gegen neu:


Komponente / GruppeR9100 11-fachR9200 12-fach
Schaltwerk197 g215 g
Umwerfer104 g96 g
Kassette 11-30 T211 g223 g
Kette (MTB 12-fach)246 g242 g
Kurbel 52-36 mit Powermeter706 g754 g
Innenlager 54 g54 g
STI-Hebel (Paar)320 g350 g
Bremskörper(Paar)250 g233 g
Bremsleitungen60 g60 g
Disc-Rotoren MT900 (Paar) 234 g212 g
Kabel39,9 g14,5 g
Batterie50 g53 g
Junction Boxes10,4 g
Wireless Unit (optional)3 g
Gesamt 2485 g2506 g

Übersetzungen: endlich ein 16er!

Man muss es klar hervorheben: Mit der neuen Shimano Dura Ace Di2 gibt es an einer 11-28er Kassette 1-Zahn-Sprünge vom 11er bis zum 19er Ritzel! Sprich, du schaltest von 33 km/h bis 55 km/h auf dem großen Blatt (52er) oder von 22 km/h bis 35 km/h bei 90 U/min auf dem kleinen Blatt (36er) immer nur einen Zahn. Nicht nur Kriteriums-Racer werden laut jubeln, auch wer im Flachen lebt, ja sogar im Mittelgebirge, wird nie mehr einen Gang vermissen (hier zu Dura Ace 12-fach 52-36 / 11-28 im Ritzelrechner).

# Im mittleren Bereich, dem Sweet-Spot fürs Flache in der Gruppe, gibt es nun dank 16er Ein-Zahn-Sprünge in jeder Fahrsituation - das ist bei der 28er und 30er Kassette der Fall.

Dura Ace Di2 12-fach Komponenten im Detail

An welchen Stellen die Dura Ace Di2 12-fach Verbesserungen erzielt, erschließt sich bei einem genauen Blick auf die Komponenten. Wer wissen will, wie der neue Freilauf aufgebaut ist und welche Ritzelpakete es gibt, liest hier weiter. Wer nur wissen möchte, wie sich die neue Gruppe fährt, springt gleich zum Dura Ace 12-fach Testeindruck.

Dura Ace Di2 R9200 Funk
Gefunkt wird bei der neuen Shimano Dura Ace Di2 nur von den STI-Hebeln zum Schaltwerk. Dennoch kostete es laut Shimano über drei Jahre Entwicklungsarbeit, die Funksignalübertragung zu perfektionieren und so energie-effizient wie möglich zu machen. Die Lösung für störungssicheren Betrieb war ein eigener Di2-Chip. Er macht es auch möglich, dass die Komponenten ab Werk miteinander gepaart sind. Zudem soll das System weniger Energie verbrauchen als andere Protokolle. Eine Knopfzelle des Typs CR1632 speist die Schalthebel – Shimano geht hier auf einen vergleichsweise unüblichen Standard, weil die Qualität bei diesem Batterietyp besser gesichert sei.

# Die Schalthebel funken das Signal zum Schaltwerk - ein eigener Chip für die Kommunikation soll Störungssicherheit garantieren.

# Hier sitzt die Batterie des Typs CR1632 - sie soll bis zu 1,5 Jahre halten.
# Der Akku hat exakt die gleiche Form wie zuvor der 9100er - die Kabel sind aber dünner für einfacheres Verlegen.

Dura Ace Di2 R9250 Schaltwerk
Das Schaltwerk dient bei der Dura Ace Di2 12-fach nicht nur als Gangwechsler, sondern auch als Gehirn der Gruppe. Es leitet die Befehle von den Hebeln per Kabel über die Batterie an den Umwerfer weiter. Grund: Laut Shimano lässt sich mit Kabeln der Schaltvorgang besser synchronisieren.

Das neue RD-9150 Schaltwerk wechselt nun 58 % schneller von einem Gang zum anderen. Der größte Teil dieser Performance-Verbesserung rührt dabei von einem schnelleren und stärkeren Motor.

Als Schaltzentrale ersetzt das Dura Ace 12-fach Schaltwerk zudem die alten Schnittstellen. Es dient als Kommunikator mit der E-Tube App und externen Geräten wie GPS-Radcomputern über Bluetooth und ANT+. Und der Schalter für den Wechsel der Schalt-Modi und zur Einstellung ist nun am Schaltwerk untergebracht. Außerdem wird der neue Ladestecker – gleiche Form wie der Powermeter-Ladestecker – hier angeschlossen. Die Ladeelektronik steckt ebenfalls im Schaltwerk. Die Details:

  • Shadow Design – ragt nur wenig aus der Längsachse des Rennrades hervor
  • Maximal 34 Zähne an Kassette schaltbar
  • Kompatibel zu allen Dura-Ace 2-fach Antrieben
  • Alukörper und Carbon verstärkter Käfig
  • Status LED für Schaltmodus, Batteriezustand, Pairing
  • Gewicht 215 g

# Das neue Dura Ace Di2 Schaltwerk RD-R9250 übernimmt neben dem Schalten auch das Steuern der Elektronik.

# Die Begrenzungsschrauben sind gut zugänglich.
# Der Schaltkäfig ist aus Carbonfaser verstärktem Material.

# Perfektioniertes Shimano Shadow-Design - das Schaltwerk ragt nur wenig aus der Längsachse des Rades hervor, was vor Schäden schützt.
# Der Ladekontakt - gleicher Standard wie bei den Powermetern, die Ladeelektronik sitzt im Schaltwerk.

FD-R9250 Umwerfer

Auch am Umwerfer vorne sank die Schaltzeit. Satte 45 % schneller soll er die Kette umlegen. Spoiler: Weil der Schaltvorgang vorne ohnehin länger ist, kann man es hier tatsächlich bei der Fahrt spüren.

Außerdem baut der neue Dura Ace Di2 12-fach Umwerfer kompakter. Um 33 % schrumpfte die Stirnfläche. Und auf der Waage ist er ebenfalls leichter. Jenseits der Zahlen sieht man dem Umwerfer die Schrumpfkur aber auch an. Wer genau hinsieht, entdeckt noch ein anderes Detail. Eine der Schrauben für die Einstellung der Begrenzung ist weggefallen. Noch wichtiger dagegen wurde die Support Screw. Weil der neue Stellmotor so stark ist, müssen die Kräfte laut Shimano unbedingt am Rahmen abgestützt werden. Sonst kann der Umwerfer-Sockel das Carbon darunter zerstören.

  • Für große Kettenblätter von 50 T bis 55 T
  • Um 33 % reduzierte Stirnfläche
  • Gewicht 96 g

# Der neue Umwerfer ist ein kompaktes Kraftpaket

# Die Stirnfläche verringerte sich um 33 %.
# Der Stellmotor ist so stark, dass man auch am Berg aufs große Blatt schalten kann.

12-fach Kassetten CS-R9200
Der Antriebsstrang mit neuen Kassetten und Zahnprofilen ist natürlich das Herzstück der Dura Ace 12-fach Gruppe. Die Japaner bleiben beim 11er Ritzel als kleinstes Ritzel. Das hat Vorteile in Sachen Verschleiß und bei den Reibungsverlusten. Das 12. Ritzel kommt an zwei neuen Kassetten in Form eines 16er Ritzels. Das bedeutet in einem Fall 1-Zahn-Sprünge bis zum 19er – womit Shimano der SRAM 10-28-Kassette wieder einen 1-Zahn-Sprung voraus ist. Sechs Ein-Zahn-Sprünge gibt es bei der 11-30 Kassette (bis zum 17er).

Shimano hat es geschafft, das 12. Ritzel auf dem gleichen Bauraum unterzubringen, den der 11-fach Freilauf benötigt. Und sie passen auch auf den bekannten Freilaufkörper (umgekehrt passen alte Kassetten aber nicht auf die neuen Freiläufe). Dazu ragt das größte Ritzel etwas weiter nach innen, das kleinste Ritzel rückte ein Stück nach außen.

Und der Abstand zwischen den Ritzeln schrumpfte. „Im Rennen sollte es gehen, wenn man einfach ein neutrales 12-fach Laufrad bekommt“, hieß es zum Abstand der Ritzel voneinander bei der Vorstellung.

Shimano führt mit den Kassetten die neue Hyperglide+ Zahnprofile ein. Sie sollen für einwandfreies, flüssiges Schalten unter Last sorgen – und zwar sowohl an der Kassette als auch an den Kettenblättern.

Diese Abstufungen gibt es:

  • Variante 1 11-28 mit 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 21, 24, 28
  • Variante 2 11-30 mit 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 21, 24, 27, 32
  • Variante 2 11-34 mit 11, 12, 13, 14, 15, 17, 19, 21, 24, 27, 30, 34
  • Material Titan, Alu
  • Gewicht 223 g (10-30)

Kette CN-M9100
Zur Kraftübertragung kommt die 12-fach MTB-Kette der XTR Gruppe zum Einsatz. Zusammen mit den neuen Zahnprofilen des Hyperglide+ Designs und dem Schaltwerk soll sie den Schaltvorgang erheblich beschleunigen. Insgesamt soll die Zeit für den Wechsel auch unter Volllast nur bei einem Drittel der Dura Ace 9100-Serie liegen. Es liegt nahe, dass man auch 12-fach MTB-Kurbeln für 1-fach-Antriebe mit der neuen Dura Ace kombinieren kann. Geäußert hat sich Shimano dazu aber nicht.

Kurbel FC-R9200
Die Kurbel war schon immer eines der Aushängeschilder der Shimano Dura Ace-Gruppen. Entsprechend markant ist auch die neue 12-fach Kurbel, die ebenfalls wieder aus Aluminium hohlgeschmiedet wird. Sie legte rund 50 g gegenüber der R9100-Kurbekl zu (52-36, mit Powermeter). Da sie einen eigenen Montagestandard hat, sind nur die neuen 12-fach Kettenblätter kompatibel. Neu ist eine 54-40 Kettenblattabstufung, die vornehmlich den Bedarf am Profi-Rennrad decken wird, etwa bei Rennen wie bei Paris-Roubaix.

  • Abstufungen 50-34, 52-36 und 54-40
  • Kurbellängen 160 / 165 / 167,5 / 170 / 172,5 / 175 / 177,5 mm
  • Q-Faktor 148 mm
  • Gewicht 754 g (52-36 mit Powermeter)

# Die neue R9200-Kurbel hat einen neuen Kettenblattstandard - am Testrad war die sogenannte Semi-Kompakt Ausführung ohne Powermeter in 52-36 montiert.

Powermeter FC-R9200-P
Auch die hauseigenen Powermeter hat Shimano für die neue Dura Ace Di2 12-fach überarbeitet. Äußerlich sind sie immer noch an dem kleinen Kasten im Kurbelstern erkennbar. Auch der Aufbau mit integriertem Lithium-Ionen Akku, der am Rad nachgeladen wird, hat sich nicht geändert. Aber mit eigenen Dehnmess-Streifen und automatischer Temperatur-Kompensation will Shimano eine Messgenauigkeit von Plusminus 1,5 % unabhängig von den äußeren Bedingungen und der Position im Tretzyklus erreichen. Die Fakten:

  • Leistungsmessung beisdeitig in der Kurbel
  • Messgenauigkeit +/- 1,5 % auch auf rauen Straßen wie Kopfsteinpflaster
  • Konnektivität ANT+, Bluetooth
  • Q-Faktor 148 mm
  • Energieversorgung integrierter Lithium Ionen-Akku
  • Laufzeit 300 Stunden

Schalt-Bremshebel ST-R9270
Besonders greifbar werden die Neuerungen an den neuen Schaltbremshebeln. Ein großer Vorteil der Funktechnik ist natürlich, dass sie ein aufgeräumteres Cockpit mit weniger Kabeln erlaubt. Shimano hat aber sowohl die Form als auch die Funktion – schon wegen des Funks – umfassend überarbeitet. Zunächst zur Ergonomie. Hier folgten die Japaner den Eingaben der Profis

  • Ein höher gezogener Körper – „Hood“ – stützt die Hand in Bremsgriffhaltung besser ab.
  • Der Körper des Griffs dreht sich leicht nach innen.
  • Der Bremshebel selber schwenkt etwas weiter nach außen. Das macht den Hebel in Unterlenkerhaltung leichter erreichbar und gibt mehr Bewegungsspielraum.
  • Die Grifffläche für die Hand wurde um 4,6 mm länger.
  • Die Tasten zum Schalten haben einen Niveau-Unterschied. Die Kante macht das Unterscheiden einfacher.

# Die neuen STI-Shifter haben eine optimierte Ergonomie - höhere Hoods für eine bessere Abstützung nach vorne und ein etwas längerer Griffbereich für besseres Umgreifen.

# Der Bremshebel ist etwas weiter nach außen ausgestellt als bei den Vorgängern - im Unterlenker kann man mit einem Finger nun bremsen.
# Eine LED unter den Hoods zeigt den Batteriestatus an - die „Spaltmaße“ sind beeindruckend gering.

# Eine Nut hält die Gummi-Hoods perfekt am Platz.
# Die Klemmschelle ist aus Titan - es gibt die Möglichkeit, Kabel zur Verbindung mit dem Schaltwerk anzuschließen.

Neu ist außerdem eine LED-Kontrolleuchte im Hood, die den Batteriestatus anzeigen kann. Die Griffweite lässt sich ebenso einstellen wie die der Druckpunkt, für den sich hinter dem Cover auf der Innenseite eine Schraube verbirgt. Feines Detail: Das Hood-Gummi sitzt in einer Führung und hat eine Nut und schließt so perfekt mit dem Griffkörper ab.

Die neuen Dura Ace 12-fach STI besitzen 2 Ports: einer dient für die Option auf das Schalten mit Kabel. Am anderen können zusätzliche Satellitenschalter eingebunden werden, Shimano nennt sie Sprinter-Shifter für die Montage am Unterlenker oder Climber-Shifter für die Montage am Oberlenker. Die neuen Zusatzshifter machen sich so klein, dass sie auch im Lenker oder seitlich an den Hebeln angebracht werden können.

Nicht zuletzt hat sich der Hebelweg des Bremshebels verändert. Er übernimmt den bewährten Servo-Wave Mechanismus der MTB-Bremsen.

Bremsen BR-R9270
Damit zu den Bremsen. Hier hat sich viel getan. Leiser, wartungsfreundlicher sollen sie sein und ihre Kraft noch dosierter abgeben. Leiser erstens, weil der Abstand zwischen Belägen und Bremsscheibe gewachsen ist und zweitens, weil die Bremsscheibe selber sich weniger verformt, wenn sie sich bei starkem Bremsen erhitzt. Das leistet übrigens die XTR-Bremsscheibe (RT-MT900). Sie ist an Profi-Rennrädern schon des öfteren im Einsatz. Jetzt gehört sie auch ganz offiziell zur Dura Ace 12-fach.

Besser dosierbar sollen die Dura Ace 12-fach Disc-Bremsen sein, weil der Hebelweg sich verlängert hat: 13 % mehr Weg steht zur Verfügung. Vor allem, weil in Normalstellung der Druckpunkt früher anliegt als bei den Vorgängern. Dann steigt die Bremskraft-Kurve laut Shimano sanfter an und verläuft später steiler.

# Die neuen Disc-Bremsen sind eine spürbare Verbesserung - mehr Belagsabstand und hitzeresistentere Rotoren sorgten dafür, dass am Testrad kein Bremsschleifen nach Heißbremsen vorkam.
# Der Entlüftungsmechanismus wurde vereinfacht - „Ventil“ (Bild) und Entlüftungsschraube sind separat, so kann die HR-Bremse beim Entlüften montiert bleiben.

Die neuen, jetzt einteiligen Bremssättel aus Aluminium sehen schon auf den ersten Blick schlanker aus als die Vorgänger und sind auch etwas leichter geworden. Es bleibt bei Mineralöl als Bremsmedium und unveränderten Bremsbelägen. Für einfacheres Entlüften soll die Trennung von Entlüftungsschraube (unten) und einem separaten Ventil (oben) sorgen. Die Bauweise soll ein perfektes Entlüften auch der hinteren Bremse ohne Demontage gestatten.

E-Tube System
Dünnere Kabel für einfachere Verlegung und keine „Junctions“ mehr – so kann man die Neuerungen bei der Elektronik-Hardware zusammenfassen. Die Batterie behält exakt die gleiche Größe und Form wie der alte Akku. Das Schaltwerk übernimmt alle intelligenten Funktionen. Wie vorher an der Junctionbox können Nutzer*innen hier über einen Knopf die Schaltmodi wechseln. Zur Wahl stehen Semi-Syncro für automatischen Schaltschritt-Ausgleich bei Kettenblattwechsel und Syncro für automatischen Kettenblattwechsel an einem festgelegten Punkt.

Die E-Tube App bietet erweitere Funktionen. So erleichtert sie unter anderem das Pairing. Denn alle Shifter haben einen einzigartigen QR-Code. Er kann mit der E-Tube App zum Pairing mit dem Schaltwerk gescanned werden.

# Am Schaltwerk kann man die Di2 Schaltautomatik-Modi per Knopfdruck durchschalten - und an der LED erkennen, welcher eingelegt ist.
# Auch das Pairing mit der E-Tube App läuft über das Schaltwerk - über sie können die Komponenten einfach gepaired und die Di2 Schaltung personalisiert werden.

# Synchronized Shift ist einer von zwei Automatik-Modi - hier nimmt das Schaltwerk automatisch Ausgleischschalten vor, wenn man das Kettenblatt wechselt – die Zahl der Auto-Schaltschritte lässt sich festlegen. kann man festlegen.
# Man kann auch verschiedene Synchronized-Shift Einstellungen vorkonfigurieren - und dann bei Bedarf schneller wechseln.

# Multishift - stellt man ein, wenn die Di2 die Gänge durchschalten soll, solange man eine der Tasten drückt.
# Die Geschwindigkeit lässt sich ebenfalls einstellen - „fast“ gefiel uns sehr gut.

# Die Taster lassen sich individuell belegen.
# Hier zum Beispiel Runterschalten vorne auf den Zusatzschalter auf den Hoods.

WH R-9270 Carbon-Laufradsätze: leichter und aerodynamischer

Nicht ganz unwichtig im neuen Dura Ace 12-fach Kosmos ist die gründlich überarbeitete Laufradpalette. Mit 3 neuen Carbon-Laufradsätzen für Clincher und Tubeless-Betrieb wollen die Japaner die Ansprüche der verschiedenen Rennradfahrer-Typen abdecken. Gemeinsam ist allen, dass mit neuen Felgen deutlich Gewicht eingespart wurde. So wiegt der neue C50 TL-Laufradsatz 157 g weniger als der aktuelle C40 TL, der übrigens ganz wegfällt. Die neue C36 Felge gehört mit 338 g zu den ganz Leichten. Zusätzliches Gewicht spart der neue Alu-Freilaufkörper (minus 45 g), der über einen neuen Stirnzahn-Freilauf direkte Kraftübertragung verspricht. Auch die Maulweite wuchs auf zeitgemäße, wenn auch nicht zukunftsorientierte 21 mm. Die Tubeless-Disc Laufräder im einzelnen:

# Mit den neuen Dura Ace-Laufradsätzen findet Shimano wieder Anschluss an die Spitzengruppe - sie wurden vor allem an den Felgen um einiges leichter und sind auf verschiedene Einsatzbereiche spezialisiert.
# Am Testrad war der WH-R9270 C60-TL Laufradsatz montiert.
# Das Freilaufgeräusch der neuen Naben ist trotz Stirnzahnfreilauf moderat.
# Mit 21 mm Maulweite ergibt sich...
# dieser Übergang zwischen den Reifen in 28-622 und der Felge.
# Trotz 60 mm Höhe konnte uns die geringe Seitenwindanfälligkeit auf der Abfahrt von Luz Ardiden überzeugen.
# Die C60-HR-TL Laufräder sind auf hohe Seitensteifigkeit optimiert und ließen in dieser Hinsicht nichts zu wünschen übrig.

Wer es noch leichter will, muss zu den Disc-Laufradsätzen für Schlauchreifen greifen. Der leichteste Laufradatz mit dem Kürzel WH-R9270 C36-TU wiegt nur 1.153 g laut Shimano. Für Felgenbremsen wiegt die leichteste Variante für Schlauchreifen 1.278 g.

Und die Aerodynamik? Shimano hat Windkanal-Daten erhoben, nach denen die neuen 50 mm-Allrounder genauso schnell sind wie die alten 60-mm-Carbonlaufräder. Gleichzeitig seien sie bei Seitenwind ähnlich gut kontrollierbar wie die alten 40 mm-Modelle. Man äußerte aber prinzipielle Bedenken gegenüber der Übertragbarkeit der Labordaten. Aus Daten, die man von den Teams habe, sei klar, dass schon die Gabel so großen Einfluss auf die Aerodynamik hat, dass man unabhängig vom Rennrad schlicht nicht sagen könne, ob ein Laufrad 10 % schneller sei.

# Shimano stellte in diesem Jahr erstmals die neutralen Tour de France Materialwagen - der Test der Dura Ace 12-fach fand auf Teilen der Tour de France-Strecke statt.

Dura Ace Di2 12-fach: erster Test

Dura Ace bleibt Dura Ace. Das fällt sofort ins Auge, wenn man sich die neuen 12-fach R9200 Komponenten aus der Nähe betrachtet und die Oberflächen anfasst. Nach wie vor verzichten die Japaner weitgehend auf Carbon, sondern stellen stolz zur Schau was in 125 Jahren Firmengeschichte an Fertigungs-Know-how in der Aluminium-Verarbeitung gereift ist. Das glänzend dunkelgraue, fast schwarze Finish der Aluminiumteile ist makellos. Wie akkurat die Übergänge und wie satt die Passungen zwischen verschiedenen Materialien, etwa an den Schalthebeln sind, setzt Maßstäbe. Auch wie die Stecker-Abdeckkappe am Schaltwerk einrastet, überzeugt.

Das Design der ganzen Gruppe wirkt inspirierter und zeitloser, wenn man das so sagen darf, als bei mancher Vorgängerversion. Die Kurbel, die die Erscheinung am Rennrad maßgeblich prägt, wirkt etwas schlanker, Anleihen beim Automobildesign mit vermehrten, dafür aber abgerundeten Kanten drängen sich auf.

# Besser fürs Fahren in der Gruppe - in „Rolling-Hills“ hilft die neue feine Abstufung, immer optimal im Tritt zu bleiben, allerdings eher bei höheren Geschwindigkeiten als hier im Bild.

Doch das Design sieht man nicht beim Fahren. Nach zahllosen Fahrten mit Shimano Di2-Komponenten an Testrädern, war für mich die spannendste Frage vor der ersten Testfahrt mit der neuen R9200: Ist da überhaupt noch so viel Verbesserungspotenzial für das Schaltverhalten, dass man darüber reden kann? Für drei Tage im Vorland der Pyrenäen und auf einem legendären Tour-Pass stand ein Wilier Filante Aero-Rennrad mit kompletter Shimano Dura Ace Di2 12-fach Gruppe zur Verfügung, um das zu klären (Vorstellung des Willier Filante auf Rennrad-News). Das passend zum Profi-würdigen Auftritt des Rennrades gewählte Set-up: 52-36 zu 11-30.

Aber für die erste einfache Antwort, hätte eine kleine Runde auf dem Parkplatz gereicht. Ich gebe zu, ich war nie ein Freund der Shimano Di2-Taster. Ich hatte vor allem auf schlechten Straßen und im Winter mit Handschuhen Probleme, die beiden dicht zusammen liegenden Schalter zu treffen. Vorbei! Die klare Kante der neuen ST-R9270 sorgt für Treffsicherheit. Und ohne Handschuhe hilft die Textur zusätzlich. Punkt für die R9200.

# Attacke! - wenn schnell geschaltet werden muss verleiht die neue Taster-Ergonomie Treffsicherheit.
# Auch unter Vollast lassen sich die Ritzel schnell und sogar immer noch etwas geschmeidig schalten.
# Die neuen Hebel ließen sich mit meinen mittelgroßen Händen ganz umgreifen.

Als es auf die erste längere Testrunde durch die Hügel im Vorland geht, schalte ich wie wild die Gänge durch auf der Suche nach Unterschieden, bis ein Mitfahrer ruft, „ja, es schaltet“. Es schaltet und schaltet und schaltet, an drei Tagen ohne das kleinste Problem. Soweit so bekannt. Vielleicht fühlen sich die Gangwechsel an der Kassette etwas geschmeidiger an, kann sein, ich bin mir nicht sicher.

Das Schaltwerk war eigentlich schon immer schnell. Ein Unterschied zu vorher lässt sich ohne Messinstrumente nur dann ausmachen, wenn die Multishift-Funktion zum Einsatz kommt. Sprich, die Gänge fliegen durch, so lange die Schaltwippe dauerhaft gedrückt wird, statt jeweils nur einen Gang pro Druck hoch- oder runterzuschalten. Dann wirkt die Dura Ace Di2 RD-9270 tatsächlich noch einen Tick schneller und geräuschloser – auch wenn das Radfahrerjahr sicher nicht viele Situationen hergibt, in denen 5 Gänge auf einmal gewechselt werden müssen.

# Der Anstieg nach Luz Ardiden hat auch Passagen, an denen Profis sicher aufs große Blatt schalten.

Aber der Kettenblattwechsel ist ein echter Augenöffner über die Qualitäten der neuen Technik. Notorische Unter-Last-Schalter und Sprinter können bedenkenlos losfeuern. Die Kette legt sich so schnell und unter so hohen Lasten vom großen Blatt aufs Kleine und umgekehrt, dass der Vorteil gegenüber der alten Dura Ace 9100er – und anderen Schaltsystemen – sofort spürbar wird. Der kräftige Umwerfer drückt den Gang einfach durch, auch wenn man im Sprinteifer oder im „Laktatnebel“ den falschen Hebel erwischt. In der Serpentine im Anstieg für eine Attacke aufs große Blatt schalten – kein Problem, wenn die Beine es hergeben.

# In der Abfahrt sind die Bremsen auch mit einem Finger dosiert zu betätigen.

Damit zum Bremshebel: Die veränderte Auslegung der neuen Dura Ace Di2 Disc-Bremse macht sich schon beim Einbremsen bemerkbar. So wirkt der Druckpunkt tatsächlich noch definierter, obwohl eigentlich in dieser Hinsicht schon die Vorgänger-Variante nichts zu wünschen übrig ließ. Haben die Bremsbeläge einmal Kontakt aufgenommen, geht es auch direkt heftig zur Sache, die Bremskraft entfaltet sich schnell und stark.

Das ist ein Verhalten, das man beim Rollen in der Ebene oder auf kürzeren Abfahrten kaum ausschöpfen kann. Aber auf Abfahrten im Hochgebirge kann die Disc-Bremse glänzen. Um mein Testrad mit 160 mm-Rotoren aus Geschwindigkeiten jenseits der 70 km/h auf maßvollen 180-Grad-Kurven-Speed zu bringen, genügt die Kraft eines Fingers im Unterlenker.

Beim Anbremsen sorgt die weitere Außenbiegung des Bremshebels dafür, dass der Hebel schnell zur Hand ist. Und auch aus der Bremsgriffhaltung erzeugt man recht lässig die brachiale Verzögerung, die für spätes Anbremsen nötig ist. Unterm Strich spricht die Dura Ace Di2 9200-Bremse damit noch eindeutiger Rennfahrer an.

# Die Bremspower der R9200 Bremsen ist für schnelle Abfahrten wie gemacht - fürs Flache fast schon eine Nummer zu groß.

Auch die weiter auseinander gerückten Bremsbeläge und die neuen „alten“ Disc-Rotoren der MTB-Gruppe machen sich positiv bemerkbar. So war am Wilier Filante Testrad kein Schleifen der Bremsscheibe während der 2 Testtage zu vernehmen – auch nach wiederholten harten Bremsungen blieb alles ruhig. Bei der Vorgänger-Gruppe konnte dagegen mit solchen Manövern regelmäßig vorübergehendes Bremsschleifen provoziert werden. Im Wiegetritt kam es dagegen an einem anderen Testrad mit anderer Flat-Mount-Aufnahme ab und zu trotz größerem Belagsabstand zu gelegentlichen Geräuschen.

Die Laufräder wirken sehr seitensteif, in dieser Hinsicht hat Shimano noch selten enttäuscht. Das gegenüber anderen Aero-Allround Carbon-Laufradsätzen der Klasse immer noch leicht höhere Gewicht dürfte ein Tribut an diese Eigenschaft sein und führt auch dazu, dass sich die Aero-Allrounder bei Antritten im Anstieg nicht ganz so quicklebendig anfühlen wie manche Modelle der neusten Generation, die noch einmal 200 g leichter sind. Umgekehrt blieb die Seitenwindanfälligkeit des neuen Carbon-Laufradsatzes stärker in Grenzen als bei manchem gleich hohen Felgenprofil, das schon an Testrädern verbaut war.

Der neue Freilauf überzeugte mich bei den Testfahrten gänzlich. Er läuft für ein Ratchet-System mit moderatem Geräusch, wenn nicht in die Pedale getreten wird. Und er befindet sich gefühlt immer unmittelbar im Eingriff, wenn in die Pedale getreten wird.

# AD8 0191

Mit dem System in die Serpentinen der Abfahrt von Luz Ardiden zu gehen, war jedenfalls ein ungetrübtes Vergnügen. Lässt man bei 80 km/h die Beine hängen, setzt der Freilauf sofort ein – was nicht bei allen Produkten selbstverständlich ist. Beim heftigen Anbremsen spurt das Vorderrad sauber und beim Antritt gibt es keine Verzögerungen. Da spielen die Steifigkeit der Räder und die Eigenschaften des Freilaufs schön zusammen.

Das ist uns aufgefallen

Schaltgeschwindigkeit: Nie war Kettenblattwechsel einfacher, schneller und zuverlässiger. Wie die Kette vorne zwischen großem und kleinem Blatt wechselt, macht den leidigen Sprung zum Spaß.

Bremsen: Noch bissiger als die vorher schon kräftig zupackenden Shimano Hydraulik Disc-Bremsen am Rennrad. Die Dosierbarkeit und Kraftentfaltung war für die Pass-Abfahrt maßgeschneidert. Fürs Mittelgebirge und Flachland wird Feingefühl am Hebel gefordert.

Geräusche: Sicher eine der leisesten Rennrad-Gruppen.

Ergonomie und Haptik: Die neue Form der Hoods, Hebel und Taster ist ein deutlicher Schritt nach vorne.

Ladekonzept: Es bleibt dabei: das Rad muss mit zur Steckdose. Manchmal erschwert das den Alltag.

Schaltmodi-Wechsel: Dass der Wechsel von Manuell zu Semi-Automatik oder Vollautomatik nur nach Absteigen am Schaltwerk vollzogen werden kann, ist dagegen kein Fortschritt.

Übersetzung: All die Jahre hat es gefehlt, warum kommt erst jetzt das 16er Ritzel (an auch mal bergtauglichen Kassetten)?

Kassetten-Kompatibilität: Danke, im Namen aller Liebhaber vieler Laufrad-Sätze!

Test-Fazit: Dura Ace 12-fach

Die Shimano Dura Ace Di2 12-fach bringt – neben dem zusätzlichen Gang – tatsächlich noch Schaltverbesserungen, die nicht marginal sind. Das Niveau war und ist überall sehr hoch, aber wer das Beste will, hier ist es! Gut, dass sich die Japaner das nicht noch teurer bezahlen lassen, und zwar weder mit Preissteigerungen noch in Form von versteckten Kosten für neue kompatible Teile. Das zusätzliche Ritzel ist klug eingesetzt für bessere Übersetzungen fürs Flache UND für die Berge. Und die Ergonomie macht auch noch mal einen Schritt nach vorn. Die Verarbeitung wirkt so bestechend, wie sie seit eh und je bei der Dura Ace. Ein kleiner Wermutstropfen ist die zentrale Rolle des Schaltwerks für die Einstellungen.

Pro / Contra

Pro

  • Schalten in Rekordschnelle, besonders bei Kettenblattwechsel
  • Leicht
  • Ergonomisch
  • Hervorragend verarbeitet
  • Bremsleistung

Contra

  • Laden nur am Rad
  • Schaltmodi-Wechsel am Schaltwerk
# Beste Schaltperformance? Hier ist sie.

Was sagt ihr zur ersten Shimano 12-fach Schaltung?


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Text: Jan Gathmann / Fotos: Jan Gathmann, Irmo Keizer/Andreas Dobslaff – Shimano
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