Shimano GRX – oder die Rückkehr des Zusatzbremshebels. Shimano steigt mit der ersten spezialisierte Gravel-Komponentenserie gleich groß ein: 3 Gruppen-Niveaus von 10-fach bis 11-fach sowie Di2, 1-fach und 2-fach Varianten und eigene Hebel mit anderer Ergonomie sind nur einige der Neuerungen. Auch ein hydraulischer Zusatzbremshebel ist künftig eine Option. Und Gravel-Laufräder in 650b schicken die Japaner ebenfalls ins Rennen. Alle Infos zu den neuen Gravelgruppen von Shimano lest ihr hier.
Shimano lässt den Graveltrend nicht vorbeiziehen. Mit der Shimano GRX schickt der Schaltgruppen-Marktführer jetzt gleich eine ganze Serie von Gravel-Gruppen ins Rennen um die Gunst der Gelände-Rennradfahrer. Dabei sollen die neuen Komponenten wettbewerbsorientierte Cyclocross-Fahrer ebenso glücklich machen wie Gravelbiker, die den Einstieg ins Hobby finden, Commuter auf der Kurzstrecke oder die Bikepacking-Fraktion auf der Langstrecke. Bei der Entwicklung brachen die Ingenieure „stellenweise traditionelle Denk-Schemata“, wie Shimano schreibt.
⇒ Hier findet ihr alles zum Thema Gravelbike auf Rennrad-News
Shimano GRX Infos
- 3 neue Komponenten-Gruppen für den Cyclocross- und Graveleinsatz
- Shimano RX400 1×10 und 2×10 (RX600) Komponenten für Einsteiger
- Shimano RX800 Komponenten als 1×11 und 2×11 sowie als Di2-Version
- Kompatibel mit bestehenden 11-fach und 10-fach Ketten und Kassetten (Rennrad und MTB)
- Neue GRX 1-fach und 2-fach Kurbeln 1-fach mit 48-31 Z. (RX800) oder 46-30 Z. (RX600)
- Neue GRX Schaltwerke Di2, langer und kurzer Käfig
- Neuer hydraulischer Zusatzbremshebel für den Oberlenker
- Neue Tubeless Gravel-Laufräder in 700c und 650b
- Preis folgen laut Shimano in den nächsten Wochen
- Verfügbar mechanisch Juni 2019 / Di2 August 2019
- Infos https://bike.shimano.com
Shimano GRX Gewichte
Was die Gewichte angeht, bewegen sich die neuen Shimano Komponente im Rahmen des auf Gruppen-Niveau Üblichen. Die neue 2-fach Kurbel unterscheidet sich nicht wesentlich von den in der Zähnezahl vergleichbaren Sets der neuen SRAM Force eTap AXS oder der gerade vorgestellten Campagnolo Chorus. In der Tabelle findet ihr die Gewichte, die Shimano bereits bekannt gegeben hat.
Komponente / Gewicht | RX400 Serie | RX800 Di2 | RX800 Serie |
---|---|---|---|
Schaltwerk | 303 g | 288 g (815) / 322 g (817) | 251 g (810) / 264 g (812) |
Umwerfer | 95 g | 131 g | 94 g |
Schalthebel Paar | 613 g | 565 g | 611 g / 263 g (nur links für Dropper-Post) |
Zusatzbremshebel RX812 | 45 g | 164 g | |
Brems-Sättel | 143 g | k.A. | k.A. |
Kurbel 2-fach | 816 g (RX600) bzw. 819 g 10spd | 722 g | |
Kurbel 1-fach | 753 g (RX600) | 655 g (RX810) | |
Kette (110 Glieder) | 241 g | 241 g | |
Laufradsatz RX570 700c | 1.600 g | ||
Laufradsatz RX570 650b | 1.540 g |
GRX Komponenten
Bei den neuen Komponenten der GRX-Reihe ragen vor allem die Kurbeln und die STI-Hebel zusammen mit den Bremsen in Sachen Innovationsgrad hervor. Drei verschiedene Kurbeloptionen stellt die neue Baureihe bereit: 1×11-, 2×11- oder 2×10-fach. Hinzu kommen passende Schaltwerke und Umwerfer, Scheibenbremsen mit einem neuen, vollständig ins Hydrauliksystem integrierten Oberlenker-Bremshebel sowie STI Schalt-/Bremshebel in mechanischer oder elektronischer Di2-Ausführung.
STI-Hebel: spezielle Gravel-Ergonomie
An den Schalthebeln hat Shimano erkennbar Entwicklungsarbeit geleistet. Die neuen Hebel tragen folgende Kürzel: Di2/ST-RX815, mechanisch/ST-RX810/RX600/RX400 oder ST-RX810-LA. Die Japaner versprechen eine Gravel-spezifische Ergonomie. Deutlich wird diese in der ausgeprägteren Struktur der „Hoods“ ebenso wie in der ausgeprägteren Griffmulde des Bremshebels.
An den Griffkörpern selber fällt ein steilerer, sogar leicht zurück gebogener Vorderteil auf. Alle aus den Bildern erkennbaren Design-Maßnahmen lassen schließen, dass das Ziel ein sicherer Halt im Gelände war. Auch der Taster für das „Runterschalten“ wirkt, als sei er vergrößert, was ebenfalls eine Verbesserung wäre. Zudem kragt er nun etwas in den eigentlichen Bremshebel hinein.
Funktional haben sich die GRX STI-Hebel ebenfalls verändert. Alle zeichnen sich laut Shimano durch eine 18 mm höher aufgehängte Drehachse des Bremshebels aus. Für die Integration von versenkbaren Sattelstützen im Gravel-Segment entwickelte Shimano den hydraulischen STI-Hebel ST-RX810-LA. An diesem Spezialhebel für die linke Seite wird die bei 1-fach-Systemen nicht zum Schalten benötigte Seitwärtsbewegung für die Bedienung der absenkbaren Sattelstütze genutzt. Das integrierte Zugsystem ist für 9 mm Hub ausgelegt und soll so mit den meisten gängigen Dropper-Posts zusammenarbeiten.
Ergänzt wird das STI-Programm der GRX Familie durch die 1×11-fach RX800 und RX600 STIs für links ohne Schalt- oder DSP- Funktionalität inklusive der 1×11 Di2-Version (ST-RX815). Die drei Schalter der Di2 Variante für links können für die Bedienung von Drittgeräten wie kompatiblen Lichtern oder Computern genutzt werden.
Kurbeln: 48-31 als 2-fach
Auch bei den Kurbeln – wie gewohnt aus Aluminium geschmiedet – zeigt sich die Gravel-Abstimmung deutlich. Alle besitzen eine um 2,5 mm weiter nach außen verlegte Kettenlinie. Diese Maßnahme schafft den Platz für den Einsatz breiterer Reifen bis 42 mm. Bei den Abstufungen wartet Shimano mit dem bisher größten Sprung zwischen zwei Zahnkränzen auf: Die neue 48-31 Kurbel der 800er Reihe besitzt einen 17-Zähne Sprung. Außerdem neu im 2-fach Bereich ist die RX600 Kurbelgarnitur. Sie wird in der Abstufung 46-30 angeboten und bedient sowohl die 10-fach als auch die 11-fach Komponenten-Ensembles.
Die erwähnten traditionellen Denkschemata bricht Shimano mit dem Schritt zu 1-fach am Rennrad: mit den neuen GRX 1-fach Kurbeln. Ihre Kettenblätter werden die vom MTB bekannte Dynamic Chain Engagement Zähneform übernehmen. Das variierende Profil der Zähne soll für einen sicheren Halt der Kette auf dem Kettenblatt ohne zusätzliche Chain-Guides sorgen. Als Abstufung sind 42 Zähne und 40 Zähne zu haben.
GRX Kassettenoptionen: bis 42 Zähne
Die gute Nachricht: Die Gravel-Gruppen sind kompatibel mit den bereits verfügbaren Ritzelpaketen der bekannten 10- und 11-fach Rennrad- und MTB-Gruppen. Shimano empfiehlt für die GRX Serie den Einsatz von Deore XT, SLX, Deore oder Ultegra, 105, Tiagra-Kassetten und Ketten. Damit stehen auch sehr günstige Verschleißteile zur Verfügung.
Die maximalen Zähnezahlen geben die verfügbaren MTB-Kassetten vor. Die passenden XT-Ritzelpakete (CS-M8000) gibt es mit 42 Zähnen oder 40 Zähnen.
Bremsen: Rückkehr des Zusatzbremshebels
Wie zu erwarten, gibt es die neue GRX-Gruppe ausschließlich mit Disc-Bremsen. Und mit der neuen Gruppe kehrt der Zusatzbremshebel am Rennlenker zurück in die Cyclocross- und Gravelwelt. Nun erstmals als hydraulische Variante. Der Zusatzbremshebel mit der Bezeichnung BL-RX812-L/R wird am Oberlenker montiert und ist direkt in das geschlossene Hydrauliksystem integriert. So kann man bei Bedarf – etwa an Steilstücken oder bei Fahrten in der Gruppe – auch im Oberlenkergriff schnell und mit der Kraft der Hydraulik verzögern. Der Hebel wiegt laut Shimano 164 g.
Erstmals setzt Shimano außerdem jetzt die vom MTB bekannte Servo-Wave Technik in einem Rennrad-STI-Hebel ein – eine Art Bremskraftverstärker, der mit fortschreitendem Hebelweg einsetzt. Das verringert die Handkräfte. Die Technik ist den ST-RX815 Hebeln in der RX800er Gruppe vorbehalten. Alle anderen Modelle arbeiten mit der bewährten Hydraulik.
Schaltwerke: lang oder kurz
Mit der GRX kommen auch 5 neue gravelspezifische Schaltwerke zum Einsatz, die das bestehende RX-Modell auf Ultegra-Niveau ergänzen und auch über dessen Shadow RD+ Kettenstabilisierungssystem verfügen. Anders als zuletzt die Mitbewerber setzt Shimano nicht auf die „Eine-Käfiglänge-für-Alle-Karte“. Die GRX-Schaltwerke wird es wie bei den anderen Gruppen in 2 Längen geben. Für 11-30Z- oder 11-34Z-Kassette auf Ultegra, 105 oder Tigara Niveau gehen die Schaltwerke mit kurzem Käfig (Di2: RD-RX815; mechanisch: RD-RX810) ans Werk. Wer die 11-40Z-oder 11-42Z-Kassetten der MTB-Gruppen ansteuern will (CS-M8000), braucht dazu die Schaltwerke mit langem Käfig (Di2: RD-RX817; mechanisch: RD-RX812).
Beide Schaltwerkstypen besitzen laut Shimano das rennradspezifische Hebelzugverhältnis. Sprich: Sie sollten auch mit anderen 11-fach STI-Hebeln kompatibel sein. Eine offizielle Bestätigung dafür steht noch aus, aber damit wären nun problemlos MTB-Kassetten in Shimano-Rennrad-Ensembles integrierbar. Allerdings nicht bei 10-fach: Dort kommen HG500-10 Kassetten (11-32Z, 11-34Z, 11-36Z) mit dem Schaltwerk RD-RX400 zum Einsatz.
Umwerfer: mehr Reifenfreiheit
Die neuen GRX-Umwerfer sind passend zu den Kurbelgarnituren für eine 2,5 mm breitere Kettenlinie ausgelegt. Die beiden neuen RX800 Umwerfer (mechanisch und Di2) sind dafür ausgelegt, die 17-Zähne-Kettenblattdifferenz der RX800 48-31 Zähne-Kurbel zu bewältigen. Der FD-RX400 Umwerfer soll mit den 16 Zähnen Differenz der RX600 Kurbel mit 46-30 Zähnen ideal harmonieren.
Gravel-Laufräder Shimano RX570: 650b oder 700c
Zudem hat hat Shimano für die GRX Gruppen 2 Gravel-spezifische Tubeless-Laufradsätze entwickelt. Sie tragen das Kürzel WH-RX570-TL-F12/R12, worin sich auch scho der Hinweis auf die Achstechnik versteckt: 12 mm Thru-Axle. Die Gravel- oder CX-Laufräder sind in 700C oder 650B erhältlich und sollen besonders steif und robust sein. Mit einer Maulweite von 21,6 mm liegen sie laut Shimano auf dem Level der XC Mountainbike-Laufräder der Firma. Im anvisierten Segment bewegen sie sich damit im Rahmen des Üblichen, wie die Ausstattung der Testräder in unserem letzten Gravelbike-Test zeigte. Das Felgenprofil fällt mit 22 mm eher niedrig aus.
Meinung @Rennrad-News.de
Eine Gravelrevolution ruft Shimano mit de neuen GRX-Gruppen nicht aus. Eher ist es eine Evolution. Den Schritt zu 12-fach macht die neue GRX-Serie noch nicht – obwohl die MTB-entsprechende MTB-Technik ja bereits im Haus ist. Ein Fehler ist das nicht, im Gegenteil, es dürfte viele Kunden freuen, die ihre bestehenden Komponenten wie Laufräder weiter nutzen wollen oder upgraden wollen. Ergonomisch wirken die neuen STI-Hebel vielversprechend. Die Übersetzungen der neuen Kurbeln sind gut gewählt, die Auswahl der Kassetten groß – ein Manko der neuen 12-fach Ensembles des Wettbewerbs. Über den neuen Zusatzbremshebel werden sich nicht nur Fahrer freuen, die steile Abfahrten bewältigen wollen. In der Summe der Innovationen ist die GRX zwar kein Meilenstein, aber in Passgenauigkeit ins Segment und Shimano-Programm konsequent – es spricht vieles dafür, dass hier die "Ultegra des Gravelbikes" in den Startlöchern steht.
Noch mehr neue Rennrad-Schaltgruppen 2019 auf Rennrad-News:
- Neue SRAM Red AXS im 1.000 km Test: Besser schalten mit weniger Gewicht
- Neue Shimano GRX 12-fach Schaltungen: Alles über die beliebte Gravel-Gruppe
- Neue Shimano 105 12-fach mechanisch: Ablösung für die Ultegra?
- Microshift Sword Gravel-Schaltung: Neue Shimano- und SRAM-Alternative
- SRAM Apex 1×12 mechanisch im Test: Besser Greifen, leichter Treten, nicht Laden
- Neue Campagnolo Super Record Wireless: 2×12, ohne Kabel, ohne Daumenschalter
- Neue L-Twoo eRX Elektronik Rennrad-Schaltung: Chinesen bringen 2×12 E-Schaltung
- Shimano Dura Ace 12-fach – erster Test: Mit Funk und feinen Verbesserungen
- Shimano Ultegra 12-fach Rennrad-Schaltung: Schneller als die alte Dura Ace
- Neue SRAM XPLR im Test: Neue Gravel-Gruppe mit Federung