Es ist Frühling. Damit beginnt für all jene, die Rad- und Skisport betreiben, die schönste Zeit: Denn man hat die Wahl, ob man den Tag mit Frühlingsbedingungen im Schnee am Berg oder auf trockener Straße im Tal verbringt. Beides hat seine Vorzüge. Oder man kombiniert einfach beides – und geht mit dem Fahrrad auf Skitour.
Warum?
Die erste Frage, warum man seine Ski auf dem Fahrrad transportieren sollte, ist leicht beantwortet: Der Schnee im Tal schwindet, liegt in den Hängen aber häufig noch sehr lang. Man kann also auf Skitour gehen, nur der Start der Skitour verschiebt sich. Für diese ersten Kilometer auf Straße oder Schotterpiste braucht man mit Ski ewig, ein Tempo von 4 km/h ist kaum zu übertreffen. Mit dem Fahrrad dagegen lässt es sich entspannt bis zum Schnee radeln.
Noch schöner, aber auch anstrengender, ist natürlich eine andere Variante: Wer nicht nur die letzten paar Kilometer bis zum Schnee mit dem Rad anreist, der ist „by fair means“ unterwegs – also ohne Unterstützung von außen, sei es durch Erdöl, Strom oder sonstige Reichweiten-Verlängerungen.
Wie?
Ihr wollt also einige Kilometer mit dem Fahrrad fahren und eine Skitourenausrüstung dabei haben? Dann gibt es unterschiedlichste Set-ups, die ihre Berechtigung haben – auch abhängig davon, ob ihr nur 5 km oder gleich 200 km so fahren wollt.
Für Kurzstrecken
Wer nur ein paar Kilometer zurücklegen will, kann seine Ski natürlich einfach an den Rucksack schnallen. Die Skischuhe in die Bindung geklickt, und los geht’s. Kein aufwendiger Umbau, aber dafür liegt Etliches an Last auf Schultern und Rücken. Länger als 15 Minuten ist das nicht angenehm. Vorsicht beim Freihändigfahren, Skienden und Hinterrad können kollidieren! Eine diagonale Skimontage ist auch deshalb zu empfehlen, weil ihr dann den Kopf bequemer in den Nacken legen könnt.
Für mittlere Strecken
Anhänger sind eine großartige Erfindung. In einer Gruppe genügt häufig auch nur ein einzelner Anhänger, um gleich mehrere Schultern zu entlasten. Nachteil: Rollwiderstand steigt, schmale Wege sind bei zweispurigen Anhängern nicht mehr drin. Vorteil: Einfaches Set-up, der Rucksack kann gleich mit auf den Anhänger.
Alternativ können auch hier schon die Ski am Fahrrad befestigt werden. Das ist gar nicht so aufwendig, man braucht keinen Anhänger und man ist schön schnell unterwegs.
Für lange Strecken
Wenn man mich fragt, ist das die beste Lösung: Die Ski am Fahrrad fixieren, die Schuhe in den Ski. Es gibt hier verschiedene Möglichkeiten, die gezeigte trumpft meiner Erfahrung nach aber schon allein durch die geringe Breite zwischen den Knien. So kann man bequem auch sehr lange Strecken fahren.
So geht’s
1. Rahmen und Sattelstütze schützen
Ich verwende hier Filzklebeband, um das teure Carbon vor Kratzern zu schützen. Alternativ funktionieren natürlich auch Stoff, Polsterfolie, Schaumstoff oder Ähnliches. Hauptsache, es rutscht nicht auf dem Lack hin und her – denn sonst gibt es vielleicht keinen Kratzer, aber dafür matt geriebene Stellen.
2. Ski montieren
Montiert schon mal eure Felle, denn dann müsst ihr die nicht im Rucksack transportieren. Die Montage gelingt am leichtesten bei einem liegenden Fahrrad. Legt die Ski (beide gemeinsam) mit der Schaufel ans Steuerrohr und mit der Bindung knapp hinter die Sattelstütze. Jetzt verwendet ihr Spanngurte, um die Ski an Sattelstreben und Sattelstütze, sowie Ober- und Unterrohr zu befestigen (die gezeigten von Sea2Summit sind besonders bequem, weil man sie nicht durchfädeln muss, sondern einhängen kann). Das Ganze schön eng ziehen, es soll ja nichts wackeln. Obacht: Am Sattel ziehen die Ski offensichtlich nach unten, am Steuerrohr (bei genauer Überlegung nicht überraschend) nach oben. Ihr müsst also verhindern, dass die Skispitzen zu hoch klappen, denn sonst könnt ihr nicht lenken! Die Skienden sollten natürlich auch nicht zu tief klappen, denn sonst gibt es wieder Kontakt am Hinterreifen.
Stellt das Fahrrad jetzt auf und prüft, ob das Ganze sicher sitzt und ob ihr uneingeschränkt lenken und bremsen könnt.
Schuhe montieren
Einfach: Klickt die Skischuhe in eure Bindung. Jetzt lösen sich die Stopper, weshalb es sich empfiehlt, die Skienden zusätzlich mit einem Gurt gegen Verscheren zu sichern.
Gepäck verstauen
In euren Skischuhen könnt ihr jetzt ebenso etwas verstecken wie obendrauf. Grundsätzlich könnt ihr auch den Rucksack auf die Skischuhe montieren.
Mit diesem Set-up lässt es sich sehr bequem fahren. Die Sache hat nur einen Haken: Im Stehen wollt ihr so nicht fahren. Durch das hohe Gewicht weit hinten werden selbst steife Carbonrahmen auf diese Art und Weise ziemlich wacklig. Das ist das einzige echte Argument für eine Montage der Ski weiter vorne, mit der Bindung über dem Oberrohr. Hier müsst ihr leider etwas breitbeinig treten und könnt die Schuhe nicht in die Bindung klicken. Deshalb empfehle ich persönlich die gezeigte Variante.
Und sonst so?
Je nachdem, wie lang eure Radstrecke ist, empfiehlt es sich, die Kleidung eher auf die Ski- oder die Biketour zu optimieren. Zum Glück lässt es sich in Radklamotten (abgesehen von der Polsterhose) gut Skibergsteigen. Helme mit zweifach Zertifizierung für beide Sportarten gibt es nur recht wenige, zum Beispiel von Uvex oder Scott.
Wenn ihr euer teures Rad am Berg liegen lasst, würde ich es zumindest mit einem leichten Schloss sichern. Gelegenheit macht Diebe – also macht es nicht zu leicht. Klar ist aber auch: Sein Fahrrad so richtig sicher zu verwahren, ist schwierig.
Fazit
Mit etwas Routine lassen sich Ski schnell am Fahrrad montieren und erweitern den Radius enorm. Das kann im Frühling zu extrem schönen Touren führen. Übrigens: Die Muskeln bei Skitour und Radtour sind recht unterschiedlich belastet, es spricht also nichts gegen eine weitere Anfahrt…
Wer von euch schnallt auch im Frühling die Ski ans Rad? Habt ihr noch weitere Tipps?