„Rund um die Kö“ ist ein Paradebeispiel für den Versuch klassische Kriterien wieder zu dem zu machen, was sie einmal waren: regionale Publikumsrenner. Ein Fixed-Crit-Rennen mit Bahnrädern auf der Straße, Stadtmeisterschaften für Jedermänner, Team-Wettbewerbe und ein Rahmenprogramm, das über die klassische „Rennwurst“ weit hinaus geht, holte die Rennszene 2019 auf die Düsseldorfer Flaniermeile. Um weite Kreise zu ziehen, haben sich alte und neue Institutionen der Düsseldorfer Radsportlandschaft zur gemeinsamen Initiative entschlossen: der langjährige Ausrichter SG Radschläger Düsseldorf, der Cycling Club Düsseldorf, der Radladen und Cyclecafé Schicke Mütze sowie die Designagentur G31. Für ein Gelegenheits-Frauenteam aus der Region senkte das die Berührungsängste so weit, dass sie sich gleich für die Stadtmeisterschaften in der Vierer-Verfolgung anmeldeten. Sarah-Jane Fabry erlebte in dem anspruchsvollen Format ihre Rennpremiere. Wir haben sie nach ihren Erlebnissen bei Rund um die Kö 2019 gefragt.
RN: Hallo Sarah-Jane, wann hast Du die Entscheidung getroffen, an Rund um die Kö teilzunehmen?
Sarah-Jane Fabry: Das war ziemlich genau eine Woche vorher, eine recht spontane Entscheidung eigentlich, als mich unsere Teamchefin Tina Boine-Frankenheim, als CCD Mitglied und Mitorganisatorin, fragte, ob ich nicht Lust hätte, als vierte Frau im Team mit Corinna Nohn, Irena Schmid, Theresa Kramer und Monika Berr beim Teamrennen der Stadtmeisterschaften zu starten. Ich war sofort begeistert und habe ohne zu zögern direkt zugesagt!
An welchem Rennen hat Du genau teilgenommen / welche Streckenlänge?
Das war das Damen-Teamrennen der Stadtmeisterschaften. Bei diesem Format traten jeweils vier Personen eines Teams gegen ein anderes Vierer-Team auf drei Runden á 1,1 km, also einer Gesamtstreckenlänge von 3,3 km, gegeneinander an. Insgesamt gingen in diesem Jahr 11 Teams, davon zwei Damenmannschaften, an den Start.
Was hat Dich daran so gereizt?
Diese Art von Teamwettbewerb ist sonst recht selten. Ich fand es daher äußerst reizvoll, gemeinsam als Team an den Start zu gehen und den Mannschaftsgedanken in den Vordergrund zu stellen. Außerdem ist die Streckenlänge im Vergleich zu den Jedermannrennen mit 3,3 km “kurz und knackig”.
War das Deine erste Veranstaltung dieser Art allgemein?
Ja. Auf dem Rennrad war dies mein erster Wettkampf überhaupt. Bislang habe ich seit dem letzten Jahr nur an von den Radsportvereinen organisierten RTFs (Rad Touristik Fahrten) teilgenommen. Auch um neue Strecken und Gleichgesinnte kennenzulernen.
Wie würdest Du Deine Fahrrad-Biografie in 5 Sätzen beschreiben?
Mhm…, ich bin zwar schon immer gerne Fahrrad gefahren und habe vor etwa fünf Jahren auch mal einen Triathlon mit einem geliehenen Rennrad bestritten. Aber zum richtigen Rennradsport kam ich erst vor ca. zwei Jahren. Da hatte ich mich dann auch dazu entschlossen, ein eigenes Rad zu kaufen. Seit dem bin ich sehr regelmäßig auf dem Rad unterwegs. Im letzten Jahr waren es um die 7000 Trainingskilometer, in diesem bin ich aktuell bei ca. 3000 km angelangt.
Kommen in Deinem Leben insgesamt eher 1.000 Eventkilometer oder eher 10.000 zusammen?
Kommt darauf an, ob eine RTF auch schon als Event durchgeht, dann komme ich auf ca. 1000 km innerhalb der letzten beiden Jahre. Falls nicht, sind es bislang nur 3,3 km ;-).
War es schwer, einen Startplatz zu bekommen?
Absolut nicht. Soweit ich weiß, ist sogar noch ein Startplatz für ein Team offen geblieben (Der Platz war vergeben, das Team ist nicht an den Start gegangen, Anm. d Redaktion). Im nächsten Jahr könnte das natürlich schon anders aussehen. Ein weiteres Frauenteam wäre sehr schön.
Wie lief es dann vor Ort?
Ich war wirklich sehr zufrieden mit der Organisation, der Location und dem Drumherum. Ab 10 Uhr konnten wir unsere Startnummern abholen. Um 10:30 Uhr wurden wir mit den wichtigsten Infos und zum Ablauf gebrieft. Zwischen dem Amateurrennen der Herren und unserem Start blieb sogar noch ein Zeitfenster, um uns kurz auf der Strecke einzurollen. Pünktlich um 11 Uhr wurden wir dann an die Startlinie auf der Seite der Banken gerufen, während sich das andere Damenteam auf der gegenüberliegenden Seite platzierte.
Tunnelblick aus Anspannung, Konzentration das Team im Blick zu halten und die Kurven doch noch etwas schärfer zu nehmen
Ich glaube, ich spreche für unser gesamtes Team, wenn ich sage, dass wir schon etwas Respekt vor dem Start dieses Rennens hatten. Es war für uns alle zunächst etwas ungewohnt, mit eingeklickten Pedalen, von Jemandem am hinteren Rahmen festgehalten, aus dem Stand zu starten. Dies stellte sich dann aber als weniger kompliziert heraus, als zunächst gedacht. Kurz vor dem Losfahren gab’s dann doch noch eine kleine Verwirrung. Wir fuhren allesamt etwas zu spät los, da wir vom angekündigten „Herunterzählen“ am Start nichts mitbekamen. Erst das Zurufen einige Zuschauer, machte uns dies bewusst. Wahrscheinlich waren wir allesamt schon so sehr darauf konzentriert, in den nächsten Sekunden richtig Druck auf die Pedale zu bringen.
Entsprach die Veranstaltung Deinen Erwartungen?
Absolut! Ich denke, es ist eine Veranstaltung, die über die letzten Jahre sehr in ihrem Angebot gewachsen ist. Ob Leistungs- oder Freizeitsportler, ob Männlein oder Weiblein, lieber Fixed-Crit oder traditionell, lieber als Einzelkämpfer oder im Team, schon auf zwei Rädern unterwegs oder noch mit dem Laufrad, für Jede/n ist das Passende dabei.
Wenn man bedenkt, wie viele verschiedene Rennen an diesem Tag abgestimmt werden mussten und dass die offene Stadtmeisterschaft als Teamwettbewerb dieses Jahr als neues Format hinzukam, kann man als Veranstalter mit diesem reibungslosen Ablauf sicherlich sehr zufrieden sein. Das Schöne an diesem neuen Jedermann-Teamwettbewerb ist eben, dass das Teamergebnis zählt.
Wie fandest Du die Streckenführung?
Ich persönlich habe ja bisher wenige Vergleichswerte zu anderen Rennradrennen. Aber nach Aussagen von einigen Amateurfahrern, zählt die Runde um die Königsallee schon eher zu den herausfordernden Strecken. Nicht nur durch die fahrtechnisch anspruchsvollen Kurven, sondern auch durch die häufigen Antritte um wieder richtig in Fahrt zu kommen.
Es ist ohne Zweifel eine sehr spannende Kulisse. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, durch die leergefegten Straßen der Königsallee zu düsen, mit Zuschauern, die einen anfeuern?! Ich persönlich war während des Rennens tatsächlich in meinem Tunnelblick aus Anspannung, Konzentration das Team im Blick zu halten und die Kurven doch noch etwas schärfer zu nehmen, so dass ich vom Drumherum, bis auf der Zielgeraden, eher weniger wahrgenommen habe.
Wie sieht es kulinarisch bei der Veranstaltung und drum herum aus?
Sowohl Getränke- als auch Speisestände waren vor Ort, um Zuschauer während und Fahrer nach ihrem Rennen mit Kuchen, Snacks, Kaffee, Softdrinks und Bier zu versorgen.
Wie bist Du gefahren, wie die anderen Teilnehmer? Gemütlich oder eher Puls 200 mit Ansage?
Auf diesen 3,3 km haben wir, jede einzelne in unserem Vierer-Team, alles gegeben! Im Teamrennen sind wir alle aufeinander angewiesen. Die Zeit unseres letzten Teammitgliedes zählt. Da heißt es, sich im Vorhinein gut abzusprechen und währenddessen aufmerksam alle im „Blick“ zu haben. So kann man Stärken und Schwächen innerhalb des Teams ausgleichen, indem man ggf. länger in Führungsposition fährt, sich abfallen lässt oder entstandene Lücken schnell wieder auffüllt. Als Team haben wir sehr gut harmoniert.
Wie war die Stimmung? Schnell Freunde gefunden?
Die Stimmung auf der Veranstaltung war super! Der Aufbau mit den Getränke- und Speiseständen auf der Kö-Brücke zwischen der Stein- und der Benrather Straße, war optimal um sich im „Herzen der Veranstaltung“ zu treffen und bot Fahrern, vor und nach dem Rennen, sowie Zuschauern die ganze Zeit über Gelegenheit, sich mit noch unbekannten oder bekannten Gleichgesinnten über Taktik und Material auszutauschen, das Rennen zu beobachten und Fahrer anzufeuern.
Welche Ausrüstung hattest Du, also was für ein Rad und welche Kleidung?
Das Bike ist von Felt, Radhose von Vaude, Radshirt von CMP, Helm Uvex, Radschuhe Sidi und Brille von Oakley.
Warst Du zufrieden damit oder hat Dir irgendwas unterwegs gefehlt?
Es hat alles gepasst und war für Wetter und Bedarfe absolut ausreichend.
Kennst Du vergleichbare Veranstaltungen auf dem Rennrad?
Als Verfolgermannschaftsrennen dieser Art, bei dem Vier gegen Vier drei Runden fahren, muss ich als Rennrad-Rookie gestehen, war dies das erste mir bekannte. Daneben sind mir zwar noch Rund um Köln, der Münsterland Giro oder das Pfingstrennen in Oberhausen bekannt, bei welchen es soweit ich weiß auch innerhalb der Jedermann-Rennen eine Mannschaftswertung gibt, aber nicht etwas Vergleichbares, wie ein Teamrennen.
Was müsste passieren, damit Du dort nochmal am Start stehst – oder was könnte Dich davon abhalten?
Also ich plane fest ein, nächstes Jahr wieder, bestenfalls mit etwas mehr Vorbereitung, bei den Stadtmeisterschaften zu starten. Notwendig dafür wäre nochmals eine so coole Team- Zusammensetzung. Sofern ich nicht verletzt bin, nehme ich auf jeden Fall sehr gerne wieder teil.
Infos Rund um die Kö: https://rundumdiekoe.de/
Ihr habt auch ein tolles oder besonders übles Erlebnis bei einem Rennrad-Event gehabt? Hier könnt ihr eure Erfahrung mit vielen anderen Rennradfahrern teilen. Schreibt uns eine Mail an redaktion [at] rennrad-news.de mit dem Event, über das ihr gerne berichten wollt.
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