Manche Rennrad-Events sind in aller Munde. Andere hätten es verdient, tauchen aber nirgends auf. Rennrad-News redet mit und fragt nach dem Jedermannrennen, dem Rennradmarathon oder dem Brevet die Teilnehmer nach ihren Erfahrungen. Diesmal: der Münsterland Giro 2017.
Bild: Sam Bennett gewinnt den Münsterland Giro 2017 bei den Profis
Der Münsterland Giro ist ein Profi- und Jedermann-Rennen mit Start und Ziel in Münster. Start des Rennens ist immer am 3. Oktober. Die Profis haben dann meist gerade die Weltmeisterschaften in den Beinen und ihre Saison-Höhepunkte hinter sich. Für die ambitionierten Jedermänner spielt das Rennen dagegen eine herausragende Rolle, weil es das letzte im German Cycling Cup bildet. Nach eigenen Angaben ist der Münsterland Giro mit regelmäßig um 4.500 Teilnehmern eines der größten Rennen des German Cycling Cup, zu dem Rennen wie die Cyclassics oder Velothon Berlin aber nicht zählen. Bei dem Finale des Cups geht es für die schnellen Jedermänner noch einmal um die Gesamtwertung. Die Strecke ist weitgehend flach, weshab sich das Rennen auch bei Einsteigern einiger Beliebtheit erfreut. Maren Schink, die wir nach ihren Erfahrungen gefragt haben, war beim Münsterland Giro 2017 zum zweiten Mal am Start.
Wann hast Du die Entscheidung getroffen, am Münsterland Giro teilzunehmen? Was hat Dich daran so gereizt?
Ich habe letztes Jahr zum ersten Mal am Münsterland Giro teilgenommen und habe noch immer das Bild von der Nebelwand in den Hügeln vor Augen. Das ist so traumhaft herbstlich und hat sich mir so ins Gedächtnis eingebrannt, dass ich unbedingt wieder starten wollte. Münster ist für mich außerdem der ideale Abschluss der Straßen-Rennsaison, ab jetzt geht es Querfeldein weiter.
War das Deine erste Veranstaltung dieser Art? Wie würdest Du Deine Rennradevent-Biografie in 5 Sätzen beschreiben – 1.000 Eventkilometer oder eher 10.000?
Mein erstes Rennen war 2016 der Velothon in Berlin. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich noch im gleichen Jahr einige andere Rennen gefahren bin. Dieses Jahr habe ich mich an die ersten Kriterien getraut, außerdem Cyclocross-Rennen und einen MTB-Marathon. Ursprünglich bin ich über Triathlon zum Radfahren gekommen und teste gerade noch aus, was mir davon am meisten Spaß macht.
War es schwer einen Startplatz zu bekommen?
Ich habe meinen Startplatz für den Münsterland Giro über das Skoda Veloteam gewonnen. Das Rennen war aber nicht ausverkauft, man hätte noch am Vortag nachmelden können. Um die Startgebühr möglichst niedrig zu halten, würde ich aber eher eine frühzeitige Anmeldung empfehlen.
Wie fandest Du die Streckenführung?
Die Strecke verläuft in Münster jedes Jahr anders. Dieses Mal war sie komplett flach, was für mich Klops ein ziemlicher Jackpot ist. Schöner war sie mit Sicherheit letztes Jahr mit Anstiegen, Abfahrten und den nebeligen Hügeln – aber die flache Strecke hat dieses Mal auf jeden Fall auch viel Spaß gemacht! Auf den ersten 30 Kilometern hatte ich mit fast 40 km/h einen Schnitt auf dem Tacho, den ich nie für möglich gehalten hätte.
Wird beim Münsterland Giro auch entspannt gefahren? Oder ist es eher Puls 200 mit Ansage?
Das kann man halten, wie man möchte. Ich bin aus Block B recht weit hinten gestartet, da muss man dann schon mal einige überholen, die das Ganze eher gemütlich angehen wollen. Für mich war die Devise: 65 Kilometer Vollgas, schließlich war ich auf der kurzen Strecke unterwegs und hatte ja keine Höhenmeter zu befürchten.
Wie war die Stimmung? Schnell Mitfahrer gefunden?
Auf der ersten Rennhälfte habe ich viele Körner gelassen, aber dann endlich die perfekte Gruppe gefunden. Klein, aber fein. Das Tempo war zu hoch, um großartige Unterhaltungen zu führen, da gab es höchstens Absprachen, ob die nächste Gruppe überholt wird oder nicht. Auf der zweiten Hälfte sind wir auf eine riesige Gruppe aufgefahren, an der wir nicht vorbei kamen. Da gab es dann die Gelegenheit, sich mal mit dem Nebenmann auszutauschen – zufällig kam der ebenso wie ich aus Düsseldorf.
Was waren Deine Highlights – menschliche, sportliche landschaftliche?
Mein Kumpel Jan ist in Münster relativ spontan zu seinem ersten Rennen angetreten. Er fährt nach langer Pause erst seit diesem Frühjahr wieder Rennrad und hat sich vorher vor Angst fast in die Hosen gemacht. Letztendlich ist er super durchgekommen, war deutlich schneller als erwartet und hatte den Spaß seines Lebens. Auf Coffee & Chainrings wird er noch etwas mehr berichten.
Sportlich lief es bei mir leider nicht ganz so gut wie erhofft: Nachdem ich letztes Jahr vierte in meiner Altersklasse geworden bin, wollte ich das dieses Mal toppen. Die Beine waren auch gut, aber in der zweiten Rennhälfte haben mir der Wind, die große bummelnde Gruppe und die nicht vorhandene Chance, dort irgendwie vorbei zu kommen, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mit Platz 7 in der AK und Platz 18 gesamt bei den Frauen kann ich mich allerdings auch nicht wirklich beklagen.
Welche Ausrüstung hattest Du, also was für ein Rad und welche Kleidung? Zufrieden damit oder hat Dir irgendwas unterwegs gefehlt?
Ich war mit meinem Bianchi Impulso unterwegs, das mir auf flacher Strecke keine Probleme bereitet. Die Frage nach der Kleidung war bei einstelligen Temperaturen und einem Start um 8 Uhr morgens schon etwas komplizierter. Schließlich habe ich mich für eine kurze Hose, kurzes Trikot und Windjacke entschieden und damit alles richtig gemacht.
Kennst Du vergleichbare Veranstaltungen auf dem Rennrad?
Klar, gefahren bin ich schon in Berlin (Skoda Velothon, Anm. d. Redaktion), Hamburg (Euroeyes Cyclassis, Anm. d. Redaktion) und letztes Jahr in Düsseldorf beim Race am Rhein. Ob ich nächstes Jahr noch einmal am Start eines großen Jedermann-Rennens stehe, weiß ich noch nicht genau. Eigentlich möchte ich mich eher auf kleinere Rennen konzentrieren, aber Rund um Köln und Eschborn-Frankfurt reizen mich auch und fehlen noch in der Liste.
Was müsste passieren, damit Du sicher nochmal bei einem großen Jedermann-Rennen am Start stehst?
Ich müsste vergessen, dass es besonders gegen Ende schon einige unschöne Momente gab. Einmal bin ich nur knapp einem Sturz entgangen, weil ich gerade noch auf den Grünstreifen ausweichen konnte. Ich glaube, dass sich viele überschätzen, am Ende unaufmerksam werden und so gefährliche Situationen entstehen können. Eigentlich wollen doch alle nur gesund im Ziel ankommen, daher verstehe ich riskante Fahrweisen nicht. Vor allem nicht, wenn es um Platz 160 oder 161 geht. Hier sehe ich allerdings nicht den Veranstalter gefordert, sondern alle Teilnehmer. Wenn jeder nicht nur auf sich selbst, sondern auch sein Umfeld achten würde, auch bei Puls 180, dann würden sich wahrscheinlich viele schon sicherer fühlen.
Wir danken für das Gespräch!
Gewöhnlich wollen wir es bei der Frage nach der eigenen Renn- und Rennradbiografie etwas genauer wissen, damit Leser des Interviews die Anforderungen der Strecke besser einschätzen können. Aber Maren Schink hat ihren eigenen Blog ichhasselaufen.. Dort kann man hervorragend nachverfolgen, wie sie zum Rennradfahren gekommen ist. Was habt ihr beim Münsterland Giro erlebt? Im Forum gibt es auch eine Diskussion zur Streckenführung 2017.
Noch mehr Eventberichte aus unserer Serie „So war’s“
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