Das Specialized S-Works Aethos im ersten Test: Mit 6 Kilo sprengt das Specialized Aethos die bisherigen Grenzen des Leichtbaus für Disc-Rennräder. Und das ganz ohne exotische Ultralight-Komponenten. Selten waren wir vor einer ersten Probefahrt so aufgeregt wie bei diesem Rennrad. Was in dem neuen Sub-600-g-Rahmen aus der Peter-Denk-Schmiede steckt und vor allem, wie er sich fährt, erfahrt ihr hier im Test und im Video.
Video: Specialized S-Works Aethos – erster Test
Specialized Aethos 2020 Infos und Preise
Einsatzbereich | Tour, Rennen |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 6,1 kg |
Stack | 565 mm |
Rahmengrößen | 49, 52, 54, 56, 58, 61 (im Test: 56) |
Website | www.specialized.com |
Was passiert bei Specialized? Erst kippen die Kalifornier mit dem Venge das jahrelang gehegte Aushängeschild ihres Aero-Kredos und verschmelzen es sozusagen mit dem neuen, aerodynamischen Tarmac SL 7. Und jetzt lassen sie mit dem Aethos die noch größere Katze aus dem Sack. Da steht es: Ein 6-Kilo-Disc-Rennrad, das leichteste Rennrad, das Specialized je gebaut hat, aber es ist nicht für die gesponserten Profis wie Emanuel Buchmann oder Julian Alaphilippe gemacht, und es wird auch nicht von den Teams eingesetzt werden. Wie bitte? Es ist, übertrieben gesagt, ein ganz normales Rennrad für jeden Tag, ohne Aerotanz und extremen Leichtbau-Firlefanz, das aber eben mit dem leichtesten Disc-Carbon-Rennradrahmen der Großserie von 588 g brilliert – und nebenbei gesagt auch Leichtbau-Spezialanfertigungen für Felgenbremsen locker unterbietet.
„That was cool“, sagte Entwickler Peter Denk erkennbar ehrlich beeindruckt von der Geschichte des Aethos mit dem Specialized-Team. Denk hat schon manchen Serienrahmen bahnbrechend erleichtert und ist seit 6 Jahren bei Specialized an Bord. Unter anderem ließ das Freiburger Ingenieursbüro einen Supercomputer über 100.000 Beispielrahmen rechnen – doch der Computer war zunächst keine Hilfe … Aber der Reihe nach. Die wichtigsten Fakten.
- Bisher leichtestes Großserien-Disc-Rennrad
- Gewicht Rahmen 588 g*
- Gewicht Komplettrad ab 6,05 kg gewogen
- Großserien-Komponenten und Großserien-Rahmen
- Bestes Steifigkeit-zu-Gewicht-Verhältnis bisher
- Geometrie wie Tarmac SL7
- Fokus auf Fahreigenschaften
- Zugelassenes Systemgewicht 125 kg
- Preis 11.799 €
- Preis Rahmenset 4.499 €
- Verfügbar ab sofort
- Infos https://www.specialized.com
*Zedler Messweise laut Hersteller, Größe 56 mit Satin Carbon/Jet Fuel-Lackierung
Was ist neu?
Normalerweise reden wir an dieser Stelle über Bestwerte im Windkanal, neue Wege der Kabelintegration, Staufächer im Rahmen oder gewachsene Reifenfreiheit. Zu letzterer gibt es etwas zu sagen: Das neue Specialized Aethos hat Platz für Reifen bis nominell 32 mm auf 21 mm breiten Felgen, genug also für Abstecher über Pflastersteine und Kieswege. Aber sonst, Fehlanzeige. Die Geometrie? Schnell abgehandelt: wie beim neuen Tarmac SL7. Die Komponenten? Ja, es soll ein neues, integriertes Aero-Cockpit aus Carbon kommen, das einige Gramm spart, aber der „Gamechanger“ wird es nicht. Kabelintegration: ja, aber konservativ erst im Hauptrahmen, denn Größenanpassung soll für jeden leicht sein. Alles, was das Aethos ausmacht, steckt in den Rohren des Rahmens und wie darin die Kräfte fließen, die wir beim Fahren aufbringen, und die von der Straße zurückkommen.
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Wer das Buch „Das Kleingedruckte beim Radfahren“ von Peter Appeltauer gelesen hat, weiß, dass diese Kräfte nicht nur durch große Tretlagerbereiche und Unterrohre angemessen weitergeleitet werden. Antritte können auch anders effizient auf die Straße kommen. Aber das Team um Denk hat nicht nur das Tretlager – das Symbol der Steifigkeit schlechthin – angetastet. Die Entwickler haben alle Formen, runde, querovale, hochovale, kantige, alle Knoten, alle Ansatzpunkte für Sitz- und Kettenstreben noch einmal von Algorithmen auf den Prüfstand stellen lassen. Am Ende knackte man die 700-Gramm-Marke deutlich. Die hatte Denk bis dahin als die Grenze für vernünftigen, den Prüfanforderungen standhaltenden Großserien-Rahmenbau identifiziert. Genau 588 g wiegt ein Rahmen nach Zedler-Standard, einem vergleichbaren, sozusagen Größen- und Bauform bereinigten Wert. „Wenn du den Rahmen heute kaufst, ist er in 10 Jahren noch up to date. Das Gewicht wird hart zu erreichen sein“, gibt sich Denk gewiss.
Wie ging das? Dazu hat das Team viel zu erzählen, denn das Projekt startete zeitgleich mit dem Tarmac SL6, also dem Vorgänger des aktuellen Tarmac (dazu folgt ein Einblick). Die Kurzversion: Indem man bei Null anfing und Kraftflüsse aller denkbaren Rohrform-Kombinationen für einen Diamant-Rahmen neu berechnen ließ. Über 100.000 Kombinationen seien es gewesen, sagt Denk. Die eigentliche Hürde war es, daraus die beste herauszufiltern.
Um die Ergebnisse der Entwicklungsarbeit ins letztgültige Verhältnis zu setzen, gab das Specialized Aethos-Entwicklungsteam den Rahmen in die Hände des Zedler Prüfinstituts, das unter anderem die Messmethode des Steifigkeit-zu-Gewicht-Verhältnisses des Tour-Magazins entwickelt hat. Dieser sogenannte STW-Wert gibt an, wieviel Kraft nötig ist, um einen Rahmen um einen bestimmtes Maß aus seiner Achse zu bewegen, bezogen auf sein Gewicht. Es verhält sich genau wie beim Radfahren am Berg: Mehr Kraft pro Gewicht bedeutet höhere Leistung. Hier bricht das Specialized Aethos die bisherige Obergrenze, gehalten vom Cervélo RCA. Es erzielt einen Wert von 162.
Ausstattung: Start mit S-Works
Die schlechte Nachricht für Preis-Leistungs-orientierte Specialized Aethos-Aspiranten: Zunächst gibt es das Rad nur in den S-Works-Varianten. Sie basieren auf dem Sub-600-Gramm-Rahmen in 12R-Carbonqualität, den es auch als Rahmenset inklusive der leichten Roval Alpinist-Carbonsattelstütze zu erwerben gibt. Aber erfahrungsgemäß lässt Specialized fast immer auch Modelle in einer günstigeren Carbonqualität folgen.
- S-Works Aethos Shimano Dura Ace Di2 2×11, Roval Alpinist CLX-Laufradsatz – 6,0 kg
- S-Works Aethos SRAM Red eTap AXS 2×12, Roval Alpinist CLX-Laufradsatz – 6,26 kg
Die Preise und die detaillierte Ausstattung für die S-Works-Modelle finden sich in der Tabelle unten. Wichtig zu wissen: Das Fact 12R Aethos-Rahmenset ist nur für elektronische Schaltungen geeignet. Außerdem ist man vorne auf Bremsscheiben mit 160 mm Durchmesser festgelegt. Ansonsten gibt es keine besonderen Lösungen.
Im Gegenteil, man hat sich bemüht, trotz Leichtbau viele alltagsfreundliche Lösungen einzusetzen. Mit der BSA-Tretlager-Aufnahme haben sich die Kalifornier für einen einfach zu handhabenden Standard entschieden. Und die Kabel und Leitungen nehmen keine verschlungenen Wege. Auch ist der konventionelle Vorbau leicht tauschbar gegen Modelle in allen möglichen Winkeln und Längen. Und die Sattelstütze, eine neue, leichte Roval Alpinist, hat den üblichen, runden 27,2-mm-Durchmesser. Dass an ihr ein maximaler Einschub markiert ist, deutet schon darauf hin, dass der Nicht-Klemmbereich hier ebenfalls stark gewichtsoptimiert wurde. Für alle Crit-Racer: Der Umwerfer-Sockel ist abnehmbar und abdeckbar. So kann das Aethos auch 1-fach mit sauberem Look gefahren werden.
S-Works Aethos Dura Ace Di2 | S-Works Aethos SRAM Red eTap AXS | S-Works Aethos Rahmenset | |
---|---|---|---|
Preis | 11.799 € | 11.799 € | 4.499 € |
Rahmen | FACT 12r-Carbon, BSA-Tretlager, 12x142-mm-Steckachse, | FACT 12r-Carbon, BSA-Tretlager, 12x142-mm-Steckachse, | FACT 12r-Carbon, BSA-Tretlager, 12x142-mm-Steckachse, |
Gabel | S-Works Fact Carbon, 12x100-mm-Steckachse | S-Works Fact Carbon, 12x100-mm-Steckachse | S-Works Fact Carbon, 12x100-mm-Steckachse |
Schalt- und Antriebsgruppe | Shimano Dura Ace Di2 2x11 | SRAM Red eTap AXS 2x12 | |
Kurbel / Zähne | Dura-Ace R9100 / 52-36 T | SRAM Red eTap AXS / 48-35 T | |
Ritzel / Zähne | k.A. | k.A. | |
Bremsen | Shimano Dura Ace hydr. Discbremse 160/160 mm | SRAM Red eTap AXS hydr. Disc, 160/160 mm | |
Laufradsatz | Roval Alpinist CLX, Carbon, 622x21c, 21/24 DT Aerolite-Speichen | Roval Alpinist CLX, Carbon, 622x21c, 21/24 DT Aerolite-Speichen | |
Reifen / Größe | S-Works Turbo Cotton, 26-622 | S-Works Turbo Cotton, 26-622 | |
Lenker/Vorbau | S-Works Short & Shallow, Carbon / S-Works, Alu, Titanschrauben | S-Works Short & Shallow, Carbon / S-Works, Alu, Titanschrauben | |
Sattel | S-Works Power, Carbon-Streben | S-Works Power, Carbon-Streben | |
Sattelstütze | Roval Alpinist, Carbon | Roval Alpinist, Carbon | Roval Alpinist, Carbon |
Besonderheiten | nur für elektronische Schaltung, beidseitiges Dura Ace Powermeter inklusive | nur für elektronische Schaltung, beidseitiges Powermeter inklusive | nur für elektronische Schaltung |
Ein neues Kapitel schlägt Specialized auch im Punkt Design auf: So sicher ist man sich der Anziehungskraft und Wirkung des Rahmens, dass man es bei der leichtesten Lackierung namens Satin Carbon/Jetfuel gar gestattet, die Werkslackierung zu ändern, ohne die Garantie zu verlieren. Man erkennt es auch an unserem Testrahmen: Die Dekore sind abnehmbar, der fast naturbelassene Rahmen kann einfachst überlackiert werden. Apropos: Andere Werkslacke bringen rund 25 g bis 45 g Mehrgewicht als Satin Carbon.
Aber will man das? So wie das Testrad just im leichtesten Lack Satin-Carbon/Jetfuel dasteht, sieht es eigentlich sehr einnehmend aus. Die Arbeit, die in Rahmen und Gabel steckt, ist bestmöglich zur Schau gestellt. Auch auf Schützer für die Streben verzichtet der Rahmen nicht, um noch ein paar Gramm herauszukitzeln.
Und der Komfort leidet unter den Komponenten auch nicht: Das griffige Supacaz-Lenkerband brachte bei der Fahrt ordentliche Dämpfung; der S-Works Short and Shallow-Lenker ist mit seiner oben flachen, leicht geneigten Form und dem kurzen Reach ohnehin einer der besonders angenehmen Lenker, was ich vom verbauten S-Works Power-Sattel ebenfalls schon wiederholt für mich festgestellt habe. An der Reifengröße von 26-622 wurde ebensowenig übertrieben geknapst wie an den Midweight-Schläuchen.
Ein Highlight für sich sind die Roval Alpinist CLX-Carbonlaufräder. Deren Gewicht gibt Specialized mit 1.284 g an, was für eine 30 mm hohe Felge mit zeitgemäßer Maulweite von 21 mm und solider Freilauftechnik von DT Swiss extra leicht ist. Apropos Naben: Ihr Sound ist unaufdringlich, der Freilauf immer so schnell im Eingriff, wie man es sich wünscht.
Das leichteste Modell einer Rennrad-Baureihe kommt derzeit meist mit Shimano Dura Ace Di2. So auch am S-Works Aethos. Die elektronisch schaltende Top-Gruppe der Japaner markiert das leichteste Modell, so wie wir es gefahren haben. Sie liefert entsprechend die erwartet makellose Schaltfunktion. Ihre Übersetzung ist mit 52-36 zu 11-30 in alpinem Gelände eher für Kletterer optimiert, die mit einem ebenso guten Watt-pro-Kilo-Leistungsverhältnis aufwarten können wie der STW-Wert des Rades. Vielleicht ein Tribut an den vermuteten Selbstanspruch der Käufer. Für Mittelgebirge und mittlere Leistungsfähigkeit passt sie jedoch perfekt.
Geometrie: wie Tarmac SL7
Zur Geometrie des neuen Aethos ist bereits viel gesagt. Denn sie entspricht ziemlich exakt der des Tarmac SL7, das wiederum ziemlich stark die Geometrie des Vorgängers übernahm, die wiederum unserer Meinung nach ziemlich exakt eine der gelungensten, leicht gemäßigten Competition-Geometrien derzeit darstellt. Wer nicht eigens im Test des Tarmac SL7 nachlesen will, hier die Tabelle.
Rahmenhöhe cm | 49 | 52 | 54 | 56 | 58 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge mm | 447 | 458 | 475 | 496 | 517 | 547 |
Sitzwinkel Grad | 75,5 | 74 | 74 | 73,5 | 73,5 | 73 |
Oberrohr horizontal mm | 509 | 531 | 541 | 563 | 577 | 595 |
Steuerrohr mm | 109 | 120 | 137 | 157 | 184 | 204 |
Lenkwinkel Grad | 71,75 | 72,5 | 73 | 73,5 | 73,5 | 74 |
Kettenstrebe mm | 410 | 410 | 410 | 410 | 410 | 410 |
Tretlagerabsenkung mm | 74 | 74 | 72 | 72 | 72 | 72 |
Radstand mm | 973 | 975 | 978 | 991 | 1006 | 1013 |
Nachlauf mm | 63 | 58 | 58 | 55 | 55 | 52 |
Stack mm | 514 | 527 | 544 | 565 | 591 | 612 |
Reach mm | 375 | 380 | 384 | 395 | 402 | 408 |
Der Stack fällt zwar offensichtlich 1 cm höher aus als beim Tarmac SL7. Aber das erklärt sich aus einer Abschlusskappe auf dem Steuerrohr, die nur das Tarmac braucht, die aber nicht mitgemessen wird. Der Fit – und alle Maße, die sich auf die Fahreigenschaften auswirken sowieso – sind demnach identisch. Allerdings gibt es das S-Works Aethos nicht in der ganz kleinen 44er Größe.
Auf dem Kurs
Der Effekt eines so leichten Rennrades wie dem Specialized Aethos stellt sich schon vor dem Fahren ein. Schnell kreisen die Gedanken darum, wie der Genuss der Leichtigkeit durch die zusätzliche Ausrüstung möglichst ungetrübt bleiben kann. Muss der ganze Schlüsselbund mit? Können nicht alle Münzen zuhause bleiben? Ist eine Einweg-Maske nicht leichter als eine Stoffmaske – und so weiter.
Und die Erwartungen schießen ins Kraut, wenn sich das Specialized Aethos beim Hinuntertragen vom 1. Stock (schließlich doch bestückt mit 2 Trinkflaschen, Licht und Co.) immer noch so leicht anfühlt wie ein ebenso sündhaft teures Competition-Rennrad ohne den ganzen Krempel.
Und so bleibt es im Prinzip. Auch nach der x-ten Testfahrt. Immer, wenn ich auf das Specialized Aethos umsteige, denke ich schon vor dem Losfahren etwas wie, „ah, schön leicht, ja, wirklich leicht“. Und dabei sind durchaus leichte Räder mit Gewichten um 7,5 kg vorher im Spiel gewesen. Nur die Sorge um das „schwere“ Equipment tritt total in den Hintergrund.
Ich packe mich voll, nehme das Rad und fahre, aber trotzdem bleibt das Gefühl der Leichtigkeit bestechend. Es setzt sich auf der Straße nahtlos fort. Im Antritt wirkt das Aethos nicht nur superdirekt, sondern auch spielerisch leicht, fast schon zu leicht. Und dann rollt es leise und flüssig dahin, ganz ohne Aerobollern der Laufräder und ganz ohne Widerhall aus dem Rahmen oder den Rädern, wenn man mal über einen Stein oder grobes Pflaster rast. Der eher solide Fahreindruck steht in überraschendem Kontrast zur Leichtigkeit des Aethos und geht sicher zum Teil auf das Konto der vergleichsweise schlanken Rohre.
Das gilt auch für die Trainingsfahrten. Das Gefühl fährt mit. Wenn ich mit dem Specialized Aethos die Watt mal etwas reduziere und die Beine locker kreiseln lasse, muss ich nicht gleich Angst haben, dabei erwischt zu werden. Man erkennt die mögliche Performance des Rades nicht aus dem Augenwinkel wie bei einem Aero-Rennrad. Bei einem offenkundig teuren und schnellen Aero-Renner verhält sich das ganz anders.
Apropos Aero-Rennrad: Fährt das S-Works Aethos wie das neue Tarmac SL7? Jein. Ja, was Handling und Sitzposition angeht. Nein, was das Gefühl der Geschwindigkeit angeht. Subjektive Einschätzungen können täuschen, aber das von uns getestete Specialized Tarmac SL7 mit Roval Rapide CL50-Laufrädern macht das Tempobolzen doch spürbar leichter. Alles, was man solo oberhalb von 30 km/h nochmal an Geschwindigkeit draufpackt, fließt mit aerodynamisch optimierten Tarmac SL7 leichter aus den Beinen. Besonders deutlich wird das, wenn man einfach in eine Abfahrt hineinrollt und das Rad schneller Geschwindigkeit aufnimmt, als man es gewohnt ist.
Auf der Abfahrt selbst, besonders in den Kurven, hatte ich mit Aethos allerdings noch etwas mehr Spaß als mit dem Tarmac. Das Aethos lehnt sich noch spielerischer in die Kurve, zieht aber messerscharf hindurch. Die Lenkung trifft gut den Mix aus agil und stabil. Die Front bleibt beim scharfen Anbremsen schön stabil. Die Steifigkeit des Rahmens lässt die Gewichtsfreigabe bis 125 kg angemessen erscheinen.
Auch der Wiegetritt im Anstieg fließt locker aus Beinen und Armen, die Gewichtsbalance über dem Rad (Größe 56) passt für mich perfekt. Stichwort Anstieg: Fehlende leichte Gänge kann auch das geringste Gewicht nicht ersetzen. Im Mittelgebirge reicht die 30er Kassette vollkommen, aber richtig verstehen kann ich diese Wahl an einem ultraleichten „Climbers Bike“ nicht.
Und der Komfort? Auch Kopfsteinpflasterpassagen kann man mit unserem Aethos S-Works-Testrad noch fahren, trotz der nur 26 mm breiten S-Works Turbo-Reifen. Vor allem am Sattel ist eine wirksame Dämpfung spürbar und ein Unterschied beispielsweise zum Tarmac nicht auszumachen. Aber vom Komfort eines Specialized Roubaix bleibt es doch Längen entfernt. Das gilt erst recht für die Dämpfung am Cockpit, wo auch kleinere Stöße noch durchdringen. In Sachen Rückmeldung von der Straße ist das Aethos deutlich mehr Sportwagen als SUV. Aber wer wirklich viel auf groben Pisten unterwegs ist, kann sich mit 32 mm breiten Reifen sicher noch mehr Traktion und Dämpfung verschaffen. Für das Komfortmaximum mit Tubeless-Reifen muss dann allerdings ein anderer Laufradsatz her.
Das ist uns aufgefallen
- Leichtgewicht Wenn man jedes Mal unwillkürlich lächelt, wenn man das Rad hochhebt, stellt sich schon eine gewisse Faszination am Gewicht ein. Und am Berg herrscht Spielfreude.
- Fahrdynamik Mehr geht nicht. Das minimale Gewicht, die leichten Laufräder und die Rahmensteifigkeit spielen Hand in Hand.
- Komfort Sehr gute Ergonomie der Komponenten und einfache Einstellbarkeit; aber doch recht direkte Rückmeldung über den Zustand der Straße.
- Reifen Leicht, schnell, griffig, leise, mit Schlauch
- Für wen? Eigentlich kann man dieses Rennrad jedem gönnen. Aber natürlich kommt sein bestechender Charakter erst richtig zum Tragen, wenn richtig viele Höhen- und Tiefenmeter zu fahren sind.
- Für wen besser nicht? Wer gerne aufrecht sitzt und überwiegend genussvoll gondelt, kann aus dem Aethos keinen Gewinn ziehen. Wer einfach das schnellste Rennrad will, wird sich auch bei anderen Modellen umsehen, denn dafür braucht es bessere Aerodynamik.
- Welche Modelle sind ähnlich oder kommen nahe? Am nächsten: Canyon Ultimate CFR, aber ganz so leicht wird es nicht und auch die Komponenten sind spezieller. Andere Alternative: Benotti Vial Evo Disc, aber auch hier ist die Rahmenbasis schwerer. Ein Komplettradgewicht deutlich unter UCI-Niveau mit Disc bieten außerdem die 2021er Modell der BMC Teammachine SLR und das Giant TCR Advanced SL.
Fazit von Rennrad-News.de
Das Specialized S-Works Aethos ist so leicht, dass es jedes Mal aufs Neue überrascht. Das Gefühl der Unbeschwertheit kennzeichnet auch den Fahreindruck, der auf der anderen Seite viel geerdeter wirkt, als die Ziffern der Waage nahelegen. Die wahre Aethos-Annäherung findet auf Dauer statt, wenn man das Rad nicht mehr mit Samthandschuhen und nur bei schönem Wetter anfasst, sondern einfach fährt. Denn dafür ist es sehr gut aufgestellt. Prestigeobjekt ja – Preziose nein. Das Aethos hat das Zeug zum Leichtbau Evergreen. So vernünftig kann superleicht sein. Fragt sich, wann und wie sich das Rezept auf erwartbare Varianten mit massentauglicheren Preisen niederschlägt.
Pro / Contra
Pro
- Absolutes Leichtgewicht
- Maximale Agilität, aber narrensicheres Fahrverhalten
- Keine poprietären Lösungen
- Klassischer, zeitloser Auftritt
- Ruhe
Contra
- Preis
- Nicht besonders aerodynamisch
Was sagt ihr zum neuen Specialized S-Works Aethos?
Testablauf
Das Testrad wurde uns vom Hersteller für einen Monat vor der offiziellen Vorstellung zur Verfügung gestellt. Das Testrad wurde vom Hersteller endmontiert und in der empfohlenen Größe bereitgestellt. Für den Test wurde das Rad, teilweise auch seine Komponenten, gewogen, die Sitzposition wurde bei identischer Sattelhöhe (bezogen auf die Tretlagermitte) vermessen. Die Reifen wurden auf einen Druck von 6,5 bar und 6 bar befüllt und mit beiden Druckbereichen gefahren. Hier haben wir unsere Fahreindrücke gesammelt:
- Bergisches Land Circa 950 km auf trockener oder feuchter Straße, welliges Terrain mit kurzen Anstiegen bis 15 % und maximal 110 Hm am Stück, Sprints bis 50 km/h und Abfahrten bis circa 70 km/h. Auch Gran Fondos über 100 km.
- Bad Kreuznach Trockene Straße, steile Anstiege und Abfahrten mit engen Kehren bis 150 Hm, circa 60 km.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
- Vorlieben bei der Geometrie
- Gemäßigt sportlich, eher lang
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