Rennrad-News

Specialized Diverge im Test
Gelassen Graveln!

Das Specialized Diverge Comp im Test. Mit der Future Shock-Federung an seinen Rennrädern besänftigt Specialized erfolgreich grobe Pisten. Ob sich das 3.499 Euro teure Diverge Comp auch im Vergleich mit 3 anderen gedämpften Gravelbikes mit Bravour schlägt, erfahrt ihr hier.

Steckbrief: Specialized Diverge

Das Specialized Diverge ist das Gravelbike mit der längsten Modell-Laufzeit im Reigen der 4 getesteten Gravelbikes mit Dämpfung. Mit der Future Shock-Federung an der Front besitzt es ein Alleinstellungsmerkmal. Dabei ist der Vorbau sozusagen gefedert am Gabelschaft gelagert. Im Testmodell arbeitet allerdings noch nicht das Future Shock 2.0-System, das erst 2019 vorgestellt wurde und sogar eine einstellbare Dämpfung besitzt.

EinsatzbereichTour, Gravel, Commute, Reise
RahmenmaterialCarbon
GabelCarbon
Gewicht (o. Pedale)9,1 kg
Stack613 mm
Websitewww.specialized.com
Preis: 3.499 Euro

=> Hier lest ihr den Test des Future Shock 2.0 am Specialized Roubaix

Die Future Shock-Federung ist bei allen Specialized Diverge-Modellen mit FACT Carbon-Rahmen an Bord. Unser Testmodell Diverge Comp ist das zweitbeste Komplettrad in dieser Riege. Den Einstieg in die Dämpfung gibt es bereits ab dem Diverge Comp E5 mit Alu-Rahmen aufwärts, das für 2.099 € zu haben ist. Mit Carbonrahmen gibt es das einfache Future-Shock-System ab 2.499 Euro im Diverge X1 mit 1-fach SRAM Apex-Gruppe.

Ausstattung: Der Rahmen punktet

Das Specialized Diverge war eines der ersten Gravelbikes am Markt und ist traditionell der komfortablen Seite des Spektrums verschrieben. Viel Entwicklungszeit floss in den Rahmen in seiner heutigen Evolutionsstufe, der inzwischen schon so lange auf dem Markt ist, dass eine Ablösung bald kommen könnte. Dennoch sieht er im Vergleich keineswegs alt aus, im Gegenteil.

Diashow: Specialized Diverge im Test: Gelassen Graveln!
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# Das Specialized Diverge Comp fährt mit Future Shock-Federung und mechanischer Ultegra-Gruppe in den Rennrad-News-Test
# Eine Kartusche im Steuerrohr lässt den Vorbau bis zu 20 mm auf- und abfedern
# Die Specialized CD-R-Carbonsattelstütze mit Elastomer-Einsatz ergänzt die Frontfederung mit 18 mm Nachgiebigkeit am Sattel

Highlight ist natürlich die Future Shock-Federung, die den Vorbau von den Unebenheiten der Wege entkoppelt. Bis zu 20 mm kann der Lenker über dem Steuerrohr auf- und abfedern und so den Körper von Stoßdämpfungs-Arbeit entlasten. An unserem Testrad steckt außerdem die CG-R-Carbonsattelstütze im Sitzrohr, die ebenfalls 18 mm Nachgiebigkeit bringen soll. Dem Papier nach fährt das Diverge Comp also mit der stärksten Dämpfung auf – die es auch in der Praxis gewinnbringend umsetzen konnte, dazu später mehr. Dafür muss man ein leichtes Gewichtsplus im Kauf nehmen: Rund 9,1 kg sind für ein Gravelbike der Preis- und Ausstattungsklasse eher schwer.

RahmenFact 9r Carbon, 12-mm-Steckachse
GabelFuture-Shock 2.0, Carbon, tapered, A-Head, 12-mm-Steckachse
Gewicht9,1 kg (gewogen ohne Pedale), Gr. 56
Entfaltung2,08-9,64 m pro Kurbelumdrehung
Zulässiges Gesamtgewicht 100 kg
SchalthebelUltegra R8000 2x11
Umwerfer / SchaltwerkUltegra / RX8000 Shadow Plus
Kurbel / ZähnePraxis Works Zayante / 48-32 Z.
Ritzel / ZähneShimano HG800 / 11-34 Z.
InnenlagerPress-Fit 30
KetteShimano Ultegra
Bremsen / RotorenShimano Ultegra R8070 / 160/160 mm
LaufradsatzDT R470 Disc, Alu, 622x20c, Tubeless Ready
Reifen / GrößePathfinder Pro 2Bliss Ready, Faltreifen, tubeless / 38-622
LenkerHover Bar, Alu, 42 cm breit, 103 mm Drop, 12 Grad Flare
VorbauSpecialized, Alu, 100 mm
SattelSpecialized Power Comp, CrMo-Schienen
SattelstützeS-Works CG-R, FACT carbon, 27,2 mm
Besonderheiten3 Ösen auf und 2 Ösen unter dem Unterrohr, 3 Ösen am Sitzrohr, Schutzblechösen, HR-Gepäckträger-Ösen, 1 Öse an Gabelscheide, Kettenschlagschutz
Preis3.499 €

Aber das Carbon-Rahmenset hat mehr zu bieten. Fast schon ein Markenzeichen von Specialized ist die aufwendigere Lackierung, die glänzend aufgetragen ist. Das Metallic-Weiß schimmert je nach Lichteinfall leicht violett, aber nicht so deutlich, wie das Werksfoto auf der Herstellerseite nahelegt. Weil die Züge ins Unterrohr geleitet werden, sollte man, um die schöne Lackierung zu schützen, Schutzfolien am Steuerrohr anbringen – die hat Specialized vergessen. Auch einen Unterrohrschutz gibt es nicht.

# Die weiße Lackierung hat einen Violett-Stich, der bei bestimmten Lichtverhältnissen durchkommt
# Feine Details ergänzen den aufwendigen Lack
# Specialized gibt für das Diverge eine Reifenfreiheit von 42 mm in 700c an

Über Rahmen und Gabel verteilt sind jede Menge Ösen für Bikepacking-Taschen, Gepäckträger und Schutzbleche. In der Hinsicht bleiben keine Wünsche offen; auch an die alternativen Ösen zur tieferen Montage der Trinkflaschen hat Specialized gedacht: und zwar an Sitzrohr und Unterrohr. Und Low-Rider-Ösen an der Gabel gibt es ebenfalls. Die Reifenfreiheit ist mit 42 mm in 700c nicht üppig. Aber auch hier hat Specialized eine Komfortlösung für ruppige Strecken in der Hinterhand und gibt das Diverge frei für 47 mm in der kleineren 650b-Größe.

# Der Specialized Pathfinder Pro-Reifen ist ...
# ... auf den DT Swiss R470 Felgen auch tubeless aufgezogen
# Das Profil rollte auf der Straße schön leise und bot im Wald überraschend gute Traktion

Mit auf den Kiesweg geben die Kalifornier die hauseigenen Pathfinder Pro-Reifen in 38-622, die sich im Fahrtest als ausgesprochen gute Wahl herausstellten. Sie waren am Testrad tubeless montiert und konnten dank gefühlt steifer Flanke bis hinunter zu 2,5 bar mit gut vorhersagbarem Verhalten gefahren werden. Die Allround-Reifen sitzen auf DT Swiss R470 Disc-Felgen, die mit 20 mm Maulweite eher die Gravel-Old-School verteten. Dennoch: Für die zulässige Reifenbreite passt’s.

Gegen den Aufwand am Rahmenset nimmt sich die Schalt- und Antriebsgruppe fast gewöhnlich aus: Eine mechanische Shimano Ultegra gibt es an einfacheren Carbon-Gravelbikes schon für rund 1.000 Euro weniger. Aber wenn die Rahmenbasis einen entscheidenden Mehrwert verspricht, wird eben an anderer Stelle gespart, das ist auch beim Trek Checkpoint SL im Test so.

=> Ihr sucht ein günstiges Gravelbike? Hier findet ihr einen Test von 7 Gravelbikes mit Alu- oder Stahlrahmen auf Rennrad-News

# Specialized kombiniert die Praxis Works-Kurbel mit 48-32 Zähnen ...
# ... mit einer Kassette mit 34 Zähnen und erhält so eine leichte Untersetzung
# Ultegra-Umwerfer und Praxis Works-Kurbel harmonieren gut. Der Kettenfänger ist ein Plus
# Das Shimano RX 8000-Schaltwerk ist gedämpft, mit 34 Zähnen ist die maximale Zähnezahl erreicht

Für das Diverge Comp spricht, dass Specialized das Ultegra-Mittelklasse-Ensemble gravelgemäß aufsetzt. Die Praxis Works-Kurbel mit 48-32 Zähnen wird mit der größtmöglichen Kassette gepaart, die das Shimano RX8000-Schaltwerk bedienen kann. Das ergibt eine gute Berguntersetzung mit einer Entfaltung von knapp über 2 m pro Kurbelumdrehung. Und auf Asphalt kann man auch bei 55 km/h noch mittreten. Das RX8000-Schaltwerk ist zudem gedämpft und verhindert Kettenschlagen. Die Schaltfunktion? Vollkommen ausgereift – Ultegra eben. Auch das Zusammenspiel mit der Praxis Works-Kurbel funktioniert.

# Das Cockpit des Diverge gefiel uns ausgezeichnet ...
# ... dank des Hover Bar-Lenkers, dessen zahlreiche Griffpositionen perfekt zum Einsatzgebiet passen

In Sachen Kontaktpunkte zum Rad hält Specialized mit der jahrzehntelangen Bodygeometry-Erfahrung ein echtes Pfund in der Hand. Den Hover Bar-Lenker am Diverge empfanden wir für ein Rad dieser Gattung als Optimal-Lösung. Das Gebotene: Wenn Oberlenker, dann richtig aufrecht, an den Griffen nicht zu breit, unten leicht ausgestellt und weit zum Piloten zurückreichend für eine bequeme zweite Unterlenkerposition. So geht Gravellenker! Der Specialized Power Comp-Sattel passte wie angegossen – aber das ist ja bekanntlich zu großem Teil subjektiv. Überraschenderweise macht sich die kurze Sattelnase gar nicht bemerkbar.

Geometrie: spielerisch, aber sicher

Rahmengröße cm48525456586164
Sitzrohrlänge mm405440473500525555585
Oberrohrlänge horizontal mm524532549561575589609
Steuerrohrlänge mm9095108128155178194
Sitzwinkel Grad747473,573,573,573,573
Lenkwinkel Grad70,87171,972,572,572,873
Kettenstrebenlänge419419421421421421423
Radstand 997100410041011102510361049
Tretlager-Absenkung85858585858585
Stack mm569574592613639662678
Reach mm360367373379385392401
Stack to Reach (StR-Wert)1,581,561,591,621,661,691,69

In ganzen 7 Rahmenhöhen bietet Specialized das Diverge Comp an. Die Kalifornier ermöglichen damit die feinschrittigste Anpassung an die Körpermaße und haben auch das nominell „größte“ Gravelbike im Programm.

# Das Diverge hat einen betont niedrigen Schwerpunkt, das Tretlager ist um 85 mm abgesenkt

Der Blick auf die Stack- und Reach-Werte bescheinigt dem Specialized Diverge eine klar komfortable Auslegung der Sitzposition. So liegt etwa der Stack über alle Rahmenhöhen hinweg um 2 cm höher als bei Roses Backroad, das in diesem Vergleich das sportliche Ende verkörpert. Das liegt natürlich unter anderem auch an der Federung im Gabelschaft, die einige cm „Stack“ hinzufügt, die bei anderen Rennrädern von den Spacern eingenommen werden. Grundsätzlich gilt aber: Wer richtig sportlich mit geradem Rücken fahren will, muss einen Vorbau mit Negativ-Winkel montieren. Die STR-Werte sprechen die gleiche eindeutige Sprache: Werte von 1,56 bis 1,69 in den großen Rahmenhöhen stehen klar für eine Komfort-Geometrie.

Auch die anderen Ergonomie-Details wirken Richtung Langstrecken-Komfort. So hat der Specialized Hover-Lenker eine charakteristische, erhöhte Oberlenker-Position. Wer sie nutzt, sitzt fast wie auf einem Trekkingrad (was keine negative Wertung beinhaltet, sondern zur Entlastung durchaus Sinn macht). Auch der Drop des Lenkers fällt geringer aus, was die Unterlenker-Position für Untrainiertere attraktiver macht – und das sollte sie auch sein.

# Die Überhöhung fällt gering aus. So sitzt man auch in Bremsgriffhaltung ziemlich aufrecht

Aus der Reihe tanzt das Diverge auch bei der Tretlagerabsenkung: Mit 85 mm liegt es so weit unter den Achsen, dass es den Schwerpunkt schon deutlich nach unten bringt. Zum Vergleich: Bei Rose sitzt das Tretlager satte 2 cm höher. Und das stark abfallende Oberrohr des Diverge sorgt für viel Freiheit zum Schritt, wenn Mann oder Frau über dem Rad stehen – ein gutes Gefühl im Gelände.

Zugleich schafft es Specialized, die Kettenstreben und den Radstand kurz zu halten, was ein wendiges Fahrverhalten verspricht. Ein etwas, aber nicht extrem abgeflachter Lenkwinkel und viel Nachlauf bürgen für eine beruhigte Lenkung.

# Gravel - Specialized-3

Auf dem Kurs

So sitzt man: „Ups, habe ich vergessen, die Sattelhöhe einzustellen?“, so der erste Gedanke beim Platznehmen im Verwöhn-Sattel des Diverge Comp. Kurzer Check der Beinstreckung – sieht nicht so aus, dann nochmal nachgemessen – nein, habe ich nicht. Das Tretlager ist schlicht so weit abgesenkt, dass man viel einfacher in den Sattel kommt. Und schneller mit den Füßen auf dem Boden ist, was unsichere Piloten begrüßen werden. Ansonsten fällt die Sitzhaltung so aus, wie die STR-Werte es nahelegen: ziemlich komfortabel. In der Oberlenkerhaltung wandert viel Gewicht aufs Heck. Da ist es gut aufgehoben, wie sich zeigen wird.

Auf der Straße: Aus der Sitzhaltung auf die Fahreigenschaften des Diverge Comp zu schließen, wäre falsch. Das Specialized hat auch auf der Straße seine Vorzüge und kann richtig Tempo machen. Das Lob dafür geht an den steifen und direkten Rahmen, vor allem aber die Pathfinder-Reifen, die dank richtig geschlossener Mittel-Lauffläche für einen Gravel-Pneu leicht und wirklich leise rollen. Straßenkurven, die ja gewöhnlich schneller und weiter gefahren werden als die im Gelände, nimmt das Diverge souverän. Kriteriums-Fahrstil verbietet sich allerdings wegen des tiefen Tretlagers.

# Gravel - Specialized-12

Auf dem Kiesweg: Das Gravelbiken im Sinne der Erfinder zaubert dem Diverge-Piloten ein Lächeln ins Gesicht. Das Rad läuft wie auf Schienen über befestigte Kieswege und reizt mit dem sicheren Fahrverhalten dazu, auch mal Grenzen zu testen. Dabei wirkt es leichtfüßiger, als das Gewicht ahnen lässt.

Am Berg: Im Fahrtest wartet man am Berg natürlich auf das Eintauchen der Dämpfung im Wiegetritt. Und das stellt sich auch ein. Ein großes „ABER“ ist jedoch angebracht: Denn man vergisst auch, dass die Federung da ist, wenn der bewusste Testmodus sich verabschiedet hat. Ansonsten klettert das Diverge wie ein gutes, agiles Endurance-Rennrad, wobei die leichte Untersetzung für die allermeisten Gelegenheiten reicht. Nur für den Kiesweg, der sich lange, steil und gerade den Hügel hoch zieht, dürfte es für den Durchschnittsfahrer noch einen leichteren Berggang mehr geben.

# Auf der Straße und auf dem Waldweg verleiht das Specialized Diverge spielerische Sicherheit
# In der Abfahrt liegt das Diverge so satt ...
# ... dass man es gerne laufen lässt

In der Abfahrt: Wenn es über Schotter und gute Waldwege bergab geht, läuft das Diverge zur Höchstform auf. Wer es nicht erfahren hat, wird nicht glauben, welchen Unterschied der tiefere Schwerpunkt und die Front-Federung machen. Das Bike liegt satt auf dem Weg und pflügt über kleinere Unebenheiten weg, auch ein Sprung hier und da ist drin. Dabei ist das Future Shock-System im Vorteil gegenüber dem ebenfalls getesteten Redshift-Vorbau, weil es nicht so viel Energie beim „Abziehen“ vernichtet. Wenn es richtig steil wird, taucht der Lenker zwar dauerhaft spürbar ab, aber das Lenkverhalten wird nicht negativ beeinflusst. So verleitet das Diverge eher mal zu Übermut beim Abfahren, als dass den Piloten früh Grenzen aufzeigt. Die Shimano Ultegra Disc-Bremsen zeigen sich allen Situationen gewachsen, die Gabel ist auch unter hohen Bremskräften nicht spürbar.

# Das Diverge besitzt alle Ösen für Schutzbleche und Träger ...
# ... sowie zahlreiche Montage- ...
# ... und Anpassungsmöglichkeiten fürs Bikepacking ...
# ... nur nicht auf dem Oberrohr

Mit Rucksack oder Bikepacking-Taschen? Die Zahl und die Platzierung der Ösen am Specialized Diverge prädestiniert es geradezu für ausgedehnte Bikepacking-Trips. Dabei machen die Ösen an Gabel und Hinterbau auch das Reisen mit Trägern im klassischen Randonneur-Stil möglich. Da ist es schon ein ziemlicher Wermutstropfen, dass am Diverge die Gewichtszulassung mit 100 kg schnell erreicht ist. Für extreme Bikepacking Touren hat Specialized allerdings noch das Sequoia-Gravelbike mit Stahlrahmen im Programm.

=> Hier findet ihr den Test des Specialized Sequoia auf Rennrad-News

Die Dämpfung

Das Wesentliche zur Dämpfung am Specialized Diverge Comp ist schnell gefunden und gesagt: Sie macht den harmonischsten Eindruck von allen getesteten. Das liegt daran, dass relativ ausgeglichene Verhältnisse zwischen der Nachgiebigkeit an Lenker und Sattel herrschen. Auf dem Papier sind es 20 mm Federweg vorne und 18 mm hinten. In der Fahrpraxis ist es einfach ein besseres Gefühl, wenn die Spurrille, die der Vorbau wegschluckt, den Sattel auch nicht so stark gen Steißbein schickt.

# Die Kombination aus flexender Sattelstütze ...
# ... und dem aktiven Federweg an der Front wirkte für uns am harmonischsten im Vergleich

Dennoch ist das aktive Federelement an der Front der Dämpfung der Carbon-Sattelstütze überlegen. Es spricht sensibler an. Aber das Future Shock-System sackt gleichzeitig nicht durch, wenn die Schläge sehr grob werden. Trotz des kleinen Federwegs von nur 20 mm verhärtet es sich mit zunehmendem Einfedern. Deshalb verhält es sich auch im Wiegetritt relativ unauffällig. Wer es noch härter will oder wer schwerer ist, kann die Federn tauschen.

Ein Vorteil des Future Shock-Systems von Specialized ist außerdem, dass sich die Winkelverhältnisse und Hebel in der Lenkung nicht ändern. So bleibt das Verhalten in Kurven berechenbar, auch wenn sich natürlich die Gewichtsverhältnisse über dem Rad leicht verschieben. Daran gewöhnt man sich schnell.

Haltbarkeit

Im Rahmen des Vergleichstests mit 3 anderen Gravelbikes wurde das Specialized Diverge Comp knapp über 220 km über großteils unbefestigte Wege im Bergischen Land bewegt: Von Straßen bis MTB-Trails war alles dabei. Während des Testzeitraums gab es wenig Defekte. Die Tubeless-Reifen verlieren systembedingt immer schneller den Druck als Reifen mit Schlauch. In unserem Fall mussten wir jede Woche nachpumpen. Am Hinterrad gab es 1x durch Defekt einen schleichenden Luftverlust, der sich nicht durch Dichtmilch stoppen ließ.

# Die konventionelle Sattelklemmung werten wir in Sachen Haltbarkeit als Pluspunkt
# Der Rahmen könnte besser vor Kabelabrieb geschützt sein

Die konventionelle Sattelklemmung und die runde Sattelstütze werten wir in Sachen Dauerbetrieb als Vorteil – auch wenn sie sich vielleicht nicht ganz harmonisch ins Rahmenbild fügt. Wirklich vermisst wurde ein guter Kettenklemmschutz an der rechten Kettenstrebe. Specialized gewährt wie einige US-Hersteller eine „lebenslange“ Garantie auf Rahmen- und Gabelsets. Man nimmt außerdem ausgediente Carbonrahmen zurück und führt sie einem Recyclingprogramm zu, was leider nicht selbstverständlich ist.

Fazit @Rennrad-News

Das Specialized Diverge Comp schält sich im Test als das allumfassendste Gravelbike mit Dämpfung heraus: Leise und schnell auf Asphalt, sicher auf dem Kiesweg und spielerisch im Handling, aber nicht ganz so agil wie andere, leichtere Bikes. Die Future Shock-Federung setzt den Maßstab und ergibt im Zusammenspiel mit der Carbon-Sattelstütze eine harmonische Dämpfung. Wie Geometrie und Dämpfung Abfahrten im Gelände beflügeln, verführt zum Rasen. Aber auch die genüssliche Tour liegt dem Diverge dank Komfort-Sitzposition bestens. Bikepacking ist gut mitgedacht. Insgesamt das rundeste Paket zum (in diesem Umfeld) fairen Preis.

Pro / Contra

Pro

  • Beste Verbindung aus Komfort und Kontrolle am Lenker
  • Guter Komfort am Sattel
  • Spielerisches Handling
  • Gut angepasste Übersetzung
  • Reifen sind sehr gute Allrounder
  • Lenker ist ein Bonus auf der Langstrecke
  • Gute Bikepacking-Vorbereitung

Contra

  • Schwerer
  • Laufräder – eher schmale Felgen
  • Competition-Sitzposition nur mit extremem Vorbauwinkel möglich
# Das Gravel Komfortpaket No. 1

Was sind eure Erfahrungen mit dem Specialized Diverge?


Testablauf

Vollständigen Artikel lesen …

Hier haben wir unsere Fahreindrücke gesammelt:


Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, also vormontiert. Testräder werden in der Redaktions-Werkstatt endmontiert. Für den Test werden die Räder gewogen, die Sitzposition wird bei identischer Sattelhöhe (bezogen auf die Tretlagermitte) vermessen und die Reifen auf den mittleren empfohlenen Reifendruck befüllt. Für eventuelle Geländefahrten wird der Reifendruck zusätzlich auf den unteren empfohlenen Wert gesenkt. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
Tester-Profil: Jan Gathmann
Körpergröße 180 cm
Schrittlänge 86,5 cm
Oberkörperlänge 64 cm
Armlänge 58 cm
Gewicht 75-76 kg
Jan fährt alles, was einen Rennbügel hat: Rennrad, Cyclocrossrad, Gravelbike, Bahnrad. Nach einem kurzen Ausflug in die Amateurrennen ohne nennenswerte Ergebnisse beschränken sich seine Renneinsätze auf Hobby-CX-Rennen und das eine oder andere Jedermannrennen. Lieber kurz und schmerzvoll als lang und schmerzreich, lieber Frühjahrsklassiker als Alpenmarathon. Längere Etappentouren mit Gepäck stehen zahlreich auf der Wunschliste und werden nach zeitlichen Möglichkeiten eingestreut. Strava: https://www.strava.com/athletes/3294693.
Ich fahre hauptsächlich
Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
Vorlieben bei der Geometrie
Gemäßigt sportlich, eher lang

Weitere Tests aus unserem Vergleich von 4 Gravelbikes mit Dämpfung:

Text: Jan Gathmann / Fotos: Gathmann, Herden
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