Ab 99 Gramm pro Schuh: Die neuen Specialized S-Works Exos Rennradschuhe knacken die 100-Gramm-Marke und beanspruchen damit den Titel des leichtesten Rennradschuhes der Welt aus der Serie. Der S-Works Exos definiert aber nicht nur Leichtgewicht neu, sondern umgarnt den Fuß auch ganz anders als die bisherigen Top-Schuhe der Kalifornier. Die Federgewichtsvariante ist der „Exos99“, mit dem Specialized den Gewichtsrekord für Serienschuhe für sich beansprucht. Auch der pure „Exos“ spielt mit 167 Gramm (in 44) in der 1. Liga der Leichtgewichte. Wir konnten mit dem Exos bereits erste Fahreindrücke sammeln.
Specialized S-Works Exos99: Infos und Preise
- Leichtester Serien-Rennradschuh der Welt mit 99 g in Größe 42
- In begrenzter Stückzahl von 500 Exemplaren gefertigt
- Gewichtskontrolle jedes Schuhs
- Größen 40 bis 48 (auch halbe Größen)
- Sohle Carbon, Steifigkeitsindex 13
- Verschluss Schnürsenkel
- Cleat-Standard 3-Loch
- Besonderheiten Dyneema-Oberschuh, Body-Geometry Konzept, austauschbare Fersenkappe
- Info: www.specialized.com
Preis Specialized S-Works Exos99: 649 €
Details des Schuhs
Mit dem S-Works Exos99 beansprucht Specialized ab sofort den Leichgewichtsrekord für serienmäßig hergestellte Rennradschuhe. Nur 99 g bringt das neue Top-Modell der S-Works-Schuhe in Größe 42 auf die Waage. Dabei wird genau definiert und kontrolliert, was jeder einzelne Schuh in welcher Größe wiegen darf:
Größe | Gewicht |
---|---|
40 | 92 g |
40.5 | 93 g |
41 | 96 g |
41.5 | 97 g |
42 | 99 g |
42.5 | 100 g |
43 | 105 g |
43.5 | 106 g |
44 | 111 g |
44.5 | 112 g |
45 | 116 g |
45.5 | 118 g |
46 | 122 g |
46.5 | 123 g |
47 | 127 g |
48 | 132 g |
Nur 500 Stück des Ultralight-Schuhs will Specialized weltweit auf den Markt bringen. Entsprechend exklusiv ist der Preis: 649 € rufen die Kalifornier in Europa für das Modell auf. Immerhin: Mit einem Paar S-Works Exos99 kann man gegenüber richtig leichten Rennradschuhen (ca. 400 g pro Paar, in der Regel nicht unter 200 € zu haben) noch einmal rund 200 g Gewicht sparen – ein Sprung, der auch bei Komponenten das Portemonnaie stark belastet.
Der Exos99 besitzt ein Schwestermodell, das sich ebenfalls durch extreme Leichtigkeit auszeichnet: den S-Works Exos, für den wir in Größe 44 ein Gewicht von 334 g pro Paar gewogen haben, wohlgemerkt mit Innensohlen, die bei den Gewichtsangaben einiger Hersteller herausgerechnet werden. Beide Schuhe unterscheiden sich laut Specialized Schuh-Entwickler Rob Cook vor allem in der Carbon-Sohle: Die superleichte Sohle des Exos99 sei dabei so aufwendig zu fertigen, dass annähernd 40 Prozent der Produktion als Ausschuss enden. Dagegen sei der Oberschuh abgesehen von den Schnürsenkeln identisch mit dem nicht limitierten S-Works Exos. Bei ihm geht Specialized neue Wege durch den Einsatz flexiblerer und leichterer Materialien. Mehr dazu gibt es weiter unten im Abschnitt über den S-Works Exos.
Specialized S-Works Exos: Infos und Preise
- Leichtester Rennradschuh mit Boa-Verschluss: 167 g/Schuh in Größe 44 (gewogen)
- Größen: 36 bis 49 (halbe Größen 38-46)
- Sohle: Carbon, Steifigkeitsindex 13
- Verschluss 1x Boa IP1
- Cleatstandard 3-Loch, um 5 mm nach hinten verstellbar
- Besonderheiten Dyneema-Oberschuh, Body Geometry-Konzept, austauschbare Fersenkappe
- Info: www.specialized.com
Preis Specialized S-Works Exos: 499 €
Details des Schuhs
Beim Blick auf die Waage mussten wir zunächst zweimal hinschauen: Der neue Specialized S-Works Exos unterschreitet mit 334 g / Paar in Größe 44 das Gewicht der meisten Rennradschuhe deutlich. Zum Vergleich: Der aktuelle S-Works 7, selbst schon ein leichter Schuh, wiegt 498 g pro Paar in der gleichen Größe (ebenfalls gewogen).
Möglich machen das geringe Gewicht laut Specialized verschiedene Maßnahmen:
- Die neue Carbonsohle, die von den gleichen Entwicklern wie die FACT-Carbonrahmen des Specialized Tarmac stammt
- Der Einsatz von Dyneema und ein anpassungsfähiger Oberschuh
- Nur ein BOA IP1-Verschluss mit weitreichendem Spannmechanismus.
Ein Ziel bei den S-Works Exos war es laut Rob Cook, eine hohe Anpassungsfähigkeit des Schuhs bei unveränderter Kraftübertragung zu erreichen. Während der vierjährigen Entwicklungszeit entstanden auch Prototypen aus Strickgeweben und mit Schnürung, die aber wieder verworfen wurden – das Strickgewebe zum Beispiel, weil es schwerer ausfällt und für die nötige Festigkeit wieder mit dehnungsresistenteren Materialien verbunden werden muss. „Alles, was verbunden werden muss, erhöht das Gewicht“, erklärt Cook.
Hier findet ihr ein Interview mit Specialized Schuh-Entwickler Rob Cook
Stattdessen besitzt der S-Works Exos jetzt einen Vorderfußbereich aus einem flexiblen Material, das vom S-Works Sub6 aus dem „Warp Sleeve“ bekannt ist. Außerdem ist beim S-Works Exos der Bereich, der den Spann umschließt, nun aus einem spezialisierten Dyneema-Produkt. Dyneema ist eine Kunststofffaser, die eine 15-mal höhere Zugfestigkeit als Stahl besitzt und kaum dehnbar sowie besonders abriebfest ist. Produkte aus der Faser kommen zum Beispiel in Kugelschutz-Armierungen oder in Hochlast-Tauen zum Einsatz, wenn Leichtgewicht gefragt ist. Im S-Works Exos sorgt Dyneema im Zusammenspiel mit dem Boa-Verschluss für die Fixierung des Fußes, ist dabei aber nicht so steif wie übliche Spann-Bereiche und Zungen.
Auch die Ferse besitzt keine feste Verstärkung, sondern schließt sich allein durch ihren Schnitt und die Anpassungsfähigkeit des Materials um den Fuß. Die Lauffläche unter der Ferse ist austauschbar. Das Boa-System kann ausgetauscht werden, wenn es einmal defekt sein sollte. Trotz aller Leichtigkeit besitzt der S-Works Exos alle Merkmale des bekannten Body Geometry-Konzepts wie die Varus-Stellung des hinteren Fußes gegenüber dem Vorfuß, die Längsgewölbe-Unterstützung und die Unterstützung für den Mittelfuß.
Die Kalifornier bringen den Exos in einem breiten Größenspektrum für Frauen und Männer auf den Markt.
Erster Test des Specialized S-Works Exos
Wir haben mit dem leichten S-Works Exos bereits einige Fühl- und Fahreindrücke gesammelt. Schon wenn man den ersten Schuh aus der Box zieht, fühlt er sich leichter an. Aber die 334 g, die die Waage für das Testpaar in Größe 44 anzeigte, konnten wir zunächst kaum glauben. Auch ein zweiter und dritter Versuch brachten identische Werte.
In der Hand fällt sofort auf, wie leicht sich der Oberschuh an allen Seiten eindrücken und verformen lässt. Sieht man einmal von der stärker ausgeformten Polsterung der Zunge ab, findet sich eigentlich kein Bereich, den man nicht zwischen zwei Fingern verdrehen kann. Innen ertastet die Hand eine Netzstruktur am Dyneema-Teil. Dieser ist zwar hauchdünn, gibt aber keinen Deut nach. Dagegen wölbt sich der weiße Bereich über den Zehen sichtbar aus, wenn man die Finger von innen hineindrückt. An der Carbonsohle fällt sofort die dicke „Längsachse“ an der Kurbelseite auf, während die Außenseite vierfach mit Belüftungsfeldern (und zur Gewichtsersparnis) unterbrochen ist. Eine Millimeter-Skala an den entscheidenden Punkten erleichtert das Einstellen der 3-Loch-Cleats (z.B. Look). Sie docken über Alu-Titan-Gewindeplatten an und können über ein Langloch bis zu 5 Millimeter weiter nach hinten verschoben werden – zusätzlich zum Spielraum, den die Pedalplatten selbst bieten.
Das Reinschlüpfen geht dank des auf Zug am Drehknopf weit öffnenden Boa-Verschlusses einfach. Und sofort stellt sich ein bisher von Fahrradschuhen ungekanntes Gefühl ein: Fest, aber nicht eng, eher wie eine Kompressionssocke oder ein Sneaker fühlt sich der Exos im Sitzen an (Testpaar: 44, Tester Konfektionsgröße bei Schuhen 43,5, mittelhoher Spann). Alles schmiegt sich an. Schon ohne den Dreh am Boa-Rad sitzt die Ferse wie angesaugt im Schuh, der Dreh am Verschluss bringt dann den gewünschten Formschluss. Dennoch bleibt das Grundgefühl geschmeidig. Zum Laufen ist der Exos freilich nicht gemacht: Die ultrasteife Sohle gibt rein gar nicht nach.
Die erste Testrunde absolvierte der Exos Indoor auf dem Smarttrainer. Dabei vermittelt er selbstverständlich das Gefühl, äußerst effizient die Kraft in der Druckphase zu übertragen, was bei einer Carbonsohle dieser Steifigkeit auch nicht anders zu erwarten war. Neu ist ein Gefühl bewussteren Pedalierens, das vielleicht am engen Kontakt des Schuhs an allen Fußpartien liegt. Und neu im Vergleich zu fast allen bisher gefahrenen Schuhen ist, dass sich auch im sonst etwas wehleidigen linken Fuß kein Kribbeln auf der zweistündigen Zwift-Runde mit Intervallen einstellt. Insgesamt fühlt sich der Fuß weniger eingepackt an und mit dünnen Radsocken und 24 Grad Celsius Raumtemperatur keinesfalls schwitzig.
Nächste Testfahrt: Zwei Stunden Trainingsrunde mit Klettereinlagen im Wiegetritt und kurzen Sprints bei 12 Grad und Wind. Erster Befund: Auch an die dickeren Merino-Socken lässt sich der Exos präzise anpassen: Kein Rutschen im Schuh und kein Druckgefühl. Draußen, wo sich im Wiegetritt gefühlt stärker im Tretzyklus „ziehen“ lässt, überzeugt die Kraftübertragung gänzlich. Aber das ist gar nicht der Hauptgewinn, das konnten andere Schuhe auch schon. Viel nachhaltiger bleibt im Bewusstsein, dass der Exos sich nach der Fahrt ganz, wirklich ganz genauso bequem anfühlt wie auf den ersten Metern. Dabei blieb der Fuß trotz fühlbarer Belüftung durch die kleinen Löcher ohne Überschuhe zwar nicht mollig warm, aber ausreichend temperiert, um auch noch länger bei diesen Temperaturen zu kurbeln. Und an das Bild vom kleinen Zeh, der sich deutlich sichtbar am Rand wölbt, gewöhnt man sich gerne.
Fazit – Specialized S-Works Exos
Vorläufiges Fazit zum neuen S-Works Exos Rennradschuh: Eine kleine Revolution ist schon das äußerst niedrige Gewicht des Exos. Aber als noch größerer Wurf könnte sich die Philosphie des festen Halts in flexiblen Materialien erweisen. Dass der Exos für den bisher einen Tester ein Perfect-Fit war – das könnte ein Zufall sein. So unauffällig saß noch kein Rennradschuh am Fuß. Hier gilt letztlich wie für jeden Schuh: Anprobieren! Wenn's passt, dürfte der Exos trotz des wahrhaft mehr als stattlichen Preises von 499 € nicht nur für gewichts- und leistungsorientierte Rennradfahrer ein Gewinn sein. Ob der Ultralight-Schuh auch dauerhaft standhaft bleibt, soll der weitere Test zeigen.