Der neue Specialized S-Works Recon Laces im Test ist die Schnürversion des Wettkampf-Gravelschuhs der Kalifornier. Durch sein besonders flexibles Obermaterial soll der Radschuh trotz maximal effizienter Sohle obenrum wie eine zweite Haut sitzen. Das haben wir für unsere Artikelserie Ausprobiert erprobt. Dort findet ihr regelmäßig kurze Vorstellungen von spannenden Produkten, die wir einem ersten Check unterzogen haben.
Specialized S-Works Recon Laces Infos und Preise
- Competition Gravelschuh
- Besonders flexibles Obermaterial zur optimalen Anpassung
- Verschluss Schnürung mit klassischen Schnürsenkeln
- Gewicht 300 g /Stück, gewogen in Größe 44
- Bindung 2-Loch Standard (MTB) aus einer Titanlegierung
- Sohle Carbon, Specialized Steifigkeitsindex 13.0
- Größen 36 – 49 (38 – 46 in halben Schritten)
- Preis 330,- €
- Verfügbar ab sofort (Black und Oak Green), ab 28. September (White)
- https://www.specialized.com
Was ist neu?
Schnürung am Rennrad-Schuh hat einen Vorteil: Viele kleine Riemen verteilen die Kraft um den Fuß besser als wenige große wie bei Klettverschlüssen oder Boa-Verschlüssen. Das gilt umso mehr, je weniger Material man einsetzen will, das hilft, die Spannkräfte zu verteilen. Deshalb ist Specialized mit dem neuen S-Works Recon Laces Gravel-Schuh einen konsequenten Weg gegangen: Schnürung für einen Wettkampf-tauglichen Radschuh, dessen erklärtes Ziel es ist, oben am Spann so anpassungsfähig wie möglich zu sein. Denn untenrum ist der neue S-Works Recon Laces schlicht genauso aufgebaut wie das bereits bekannte Gravel- und MTB-Schuh Top-Modell S-Works Recon, sprich: so leicht und kompromisslos für optimale Kraftübertragung wie möglich.
=> Alle Infos zum S-Works Recon
Oder noch einmal anders gesagt: Wer sonst schon einmal Probleme am Spann hat, weil es oben drückt oder einschneidet, aber auf leistungsorientierte Schuhe Wert legt, der oder die sollte sich den neuen S-Works Laces genauer anschauen. Neben der Schnürung setzt Specialized am Oberschuh auf ein besonders flexibles Material. Ein Anteil des ultra dehnungsresistenten und leichten Werkstoffes Dyneema soll zudem jedem Stretch vorbeugen.
Die Sohle entspricht technisch dem S-Works Recon mit Boa-Verschluss. Sie ist also bis auf die naturfarbene Optik der Stollen nicht neu. Wenige, offene Stollen und ein sehr hoher Steifigkeitsindex mit 13 von 15 Punkten auf der Specialized eigenen Skala sind kennzeichnend.
Ein ergonomisches Markenzeichen von Specialized ist das Body Geometry Konzept, das für den S-Works Recon Laces noch einmal angepasst ist. Der Gravelschuh verfügt über die Specialized Fußgewölbestütze mit dem typischen Varuskeil, der die Innenrotation des Knies beim Pedalieren vermeiden soll. Außerdem ist in das Fußbett ein sogenannter „Metatarsal Button“ eingearbeitet. Diese kleine Wölbung in der Sohle hebt die Knochen im Vorfuß, was den Druck auf Nerven und Arterien verringern soll.
Und nebenbei wollten die Kalifornier vielleicht auch der Gravel Gemeinde einen klassischer aussehenden Radschuh bieten. Das olivgrüne Testpaar des S-Works Recon Laces ist eine von drei Farbvarianten. Wer etwas weniger naturnahe Farben bevorzugt, findet auch eine Variante mit schwarz-grau Farbverlauf sowie eine Version in klassischem weiß.
Specialized S-Works Recon Laces in der Hand
Der Testschuh in Größe 44 fühlt sich in der Hand für einen Schuh mit MTB-Laufsohle vergleichsweise leicht an. Die Kontrolle auf der Waage bestätigt in etwa die Herstellerangabe: 300 g wiegt ein S-Works Recon Laces Schuh in Größe 44. Damit spart der neue Recon Laces 30 g gegenüber dem S-Works Recon mit Boa-Verschluss, den wir zum Vergleich wiegen konnten.
Ein Blick auf die Sohle: Aufgrund des sehr offenen Profils fällt ihre Carbonstruktur sofort ins Auge. Die wenigen Einsätze zum Gehen sind konsequent auf Grip in eher weichem Terrain ausgelegt und es gibt entsprechend abnehmbare Stollen aus Metall-Kunststoff für steile Passagen in Wettkämpfen. Die Laufstollen aus Gummi sind relativ weich und griffig, aber nicht austauschbar. Hier hilft nur der Gang zum Schuhmacher, wenn der Verschleiß fortschreitet – was angesichts der sonstigen hervorragenden Verarbeitungsqualität und des Preises des Schuhs eine lohnende Angelegenheit sein dürfte.
Viele kleine Löcher im tatsächlich sehr flexibel wirkenden Obermaterial versprechen eine gute Belüftung. Auffällig ist zudem die stabile Fersenkappe, mit dem nicht gerade verhohlenen Hinweis auf die noble S-Works Abstammung. Am Vorderfuß schützt eine umlaufende Gummikappe vor Schäden. Reflektoren sind rar gesät. Lediglich über dem Vorderfuß sitzt ein kleines reflektierendes Specialized-Logo. Nightride- und Winterschuhe sollen das nicht sein.
Eine Besonderheit bildet die Bindungs-Platte im 2-Loch-Standard, mit der man alle gängigen MTB-Cleats fahren kann (etwa Shimano SPD, Cane Creek Eggbeater oder Time). Ihr Verstellbereich ist zur Ferse hin weiter. Man kann die Bindung der Pedale damit nach unserer Messung circa 8 mm weiter Richtung Mittelfuß platzieren, als es etwa Shimano SPD-Schuhe erlauben. Bikefitter empfehlen häufig eine derart zur Ferse orientierte Einstellung für mehr Effizienz im Tretzyklus.
Specialized S-Works Recon Laces im Praxis-Test
Nun aber hinein: Der Schnitt verlangt ein weites Öffnen der Schnürung. Sie lässt sich mit 6 Löchern je Seite und Ösen im oberen Bereich vergleichsweise leicht weit und eng stellen. Beim Festziehen kann man dennoch auch gezielt einzelne Bereiche enger schnüren, ohne dass die Senkel später wieder nachgeben. Die flachen Schnürsenkel machen dabei einen haltbaren Eindruck. Für das Passgefühl am Spann tritt nach meinem Empfinden genau das ein, was Specialized sich erhofft hat: Es sitzt alles am richtigen Platz und nirgends gibt es Druckspitzen oder lockere Bereiche. Besonders auch im vorderen Fußbereich sitzt alles wie angegossen. Für Radfahrer:innen mit eher hohem Spann, zu denen ich zähle, ist eine Schnürung ohnehin eine komfortable Angelegenheit. Weniger komfortabel ist das „Verstauen“ der gebundenen Schleife – es ist zwingend nötig, damit sich die Senkel nicht in den Kettenrädern verfangen. Der Gummizug, der sie halten soll, ist so gut versteckt, dass man ihn jedes Mal unter der Schnürung „hervorpulen“ muss. Das geht besser.
Auf den ersten Schritten zum Rad fällt unmittelbar die sehr steife Carbonsohle auf. Abrollen kann der Fuß hier nur aufgrund der leichten Vorbiegung, definitiv kein Schuh für Spaziergänge trotz griffiger Sohle. Nicht optimal bedient wird man auch auf felsigen, mit groben Steinen gespickten Böden. Hier trifft man öfter mit der Carbonsohle auf Steine statt, wie gewünscht, mit den Stollen. Das liegt schlicht an der offenen Bauweise.
Rund um die Zehen hat der Specialized S-Works Recon Laces ebenfalls die typische Body Geometry Passform. Er zählt hier zu den weiteren Radschuhen. Der Fersenhalt ist an der festen, aber gut ausgepolsterten Kappe sehr gut – wenn auch nicht ganz so Zweite-Haut-mäßig wie bei den vor Kurzem getesteten S-Works Ares Road-Schuhen. Wer im die Gravel- / MTB-Schuhe im Herbst mit dickeren Socken tragen will, wird sich freuen.
Kommen wir zum Wesentlichen, dem Tretzyklus: Hier unterstützt die gefühlt vollkommen unnachgiebige Carbonsohle in Kombination mit dem Specialized Body Geometry-Fußbett hervorragend beim Pedalieren. Das ist unserer Erfahrung nach gerade für sehr lange Fahrten und sehr harte Antritte das entscheidende Plus. Und es sollte an dieser Stelle vielleicht noch einmal gesagt werden: Unterschiede in der Steifigkeit der Sohle sind deutlich spürbar. Besonders große und starke Fahrer können ihren Füßen mit steiferen Sohlen (und der richtigen Passform) prinzipiell Entlastung schenken.
Auch in der Zugphase blieb der Halt im S-Works Laces Test vorbildlich – vorausgesetzt man hat den persönlichen Sweet-Spot mit der Schnürung gefunden. Denn da man sie während der Fahrt nicht nachstellen kann – ein prinzipieller Nachteil der Schnürung gegenüber Boa-Systemen – ist die Ersteinstellung entscheidend. Passt die, ist auch die Passform oben kaum zu toppen und stundenlangen Fahrten ohne Schmerzen steht nichts im Wege.
Anzumerken ist noch, dass sich die S-Works Recon Passform deutlich von der günstigerer Recon-Modelle unterscheidet, die ich beim Test des Specialized Diverge Gravel Bikes tragen konnte. Die Recon 2.0 wirken im Vergleich an der Ferse weiter und umschließen den Fuß beileibe nicht so eng.
Wie immer bei Schuhen gilt natürlich: Anprobieren geht über studieren! Der Preis der S-Works Recon Laces ist sicher nur dann die Investition wert, wenn optimale Passform und maximale Effizienz an oberster Stelle stehen.
Test-Fazit Specialized S-Works Recon Laces
Mit dem neuen Specialized S-Works Recon Laces knüpfen die Kalifornier an einen Klassiker im Schuhprogramm an, der eine Zeit lang fehlte. Die flexible Schnürung und das Obermaterial halten, was Specialized verspricht: feinste Anpassung an den Spann, die auch den S-Works Recon mit Boa übertrifft. Ansonsten ist der Recon Laces klar ein Fahrschuh, der höchste Ansprüche an Kraftübertragung, Fußbett und Klima erfüllt und sich in der Hinsicht auch von ebenfalls nicht ganz billigen Modellen abhebt. Die Ansprüche muss man aber auch haben, um gewillt zu sein, den typischen S-Works-Preis zu bezahlen.
Pro / Contra
Pro
- Oberschuh Passform perfekt anpassbar
- Hervorragende Kraftübertragung
- Fuß ermüdete insbesondere bei langen Strecken nicht
- Gutes Fußklima
- Hervorragende Verarbeitung
Contra
- „Schnürsenkel-Tasche“ schwer zugänglich
- Offene Sohle bringt schlechteren Halt auf Felsen, und grobem Gestein
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Weitere kurze Tests aus der Serie Ausprobiert findest du auf dieser Übersichtsseite. Wenn du ein Produkt für einen ersten Test vorschlagen möchtest, schreibe uns einfach hier eine Nachricht!
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