Mit dem neuen Specialized S-Works Venge Disc verabschiedet sich die Marke von den schwellenden Formen des Vorgängers. Was das neue Aero-Rennrad der Kalifornier noch auszeichnet, erfahrt ihr hier.
Das Specialized Venge Vias zählte bisher zu den markantesten Aero-Rädern – besonders in der S-Works-Variante mit den barocken Rundungen am Vorbau und im Bereich unter der Gabel. Die Kalifornier feiern es als „erfolgreichstes Aero-Rennrad der Geschichte“ mit 20 Siegen im 2018er Rennkalender und dem WM-Titel durch Sagan 2016.
Dass sich Specialized mit dem neuen S-Works Venge Disc von der Formensprache des S-Works Venge Vias abkehrt, ist das augenfälligste Merkmal des neuen Modells. Die Kalifornier betonen, dass das neue Design das Resultat der ebenfalls neuen Entwicklungsleitlinien ist. „Wir wollen dieses Rad in mehr Rennen nutzen können“. Das haben die Radprofis der von Specialized unterstützten Pro-Teams – Bora-Hansgrohe und Qick-Step – ins Lastenheft für die Entwicklung des neuen Specialized Venge Disc geschrieben. Weitere wesentliche Ziele waren laut Specialized ein geringeres Gewicht und eine größere Servicefreundlichkeit. Natürlich wollte Specialized den Anspruch „schnellstes Rennrad der Welt“ nicht aufgeben. Das neue S-Works Venge Disc soll auf einem simulierten Kurs noch einmal 8 Sekunden schneller sein als sein Vorgänger. Zugleich soll das Rahmenset noch einmal satte 460 g leichter geworden sein. Die wichtigsten Fakten:
Specialized S-Works Venge Disc – kurz und knapp
- Aero-Rennrad mit Carbonrahmen und -gabel
- aerodynamisch abgestimmte Carbon-Sattelstütze und Cockpit mit neuem AroflyII-Lenker
- ausschließlich für elektronische Schaltungen ausgelegt: Campagnolo EPS, Shimano DI2, SRAM Red eTap
- OSBB Tretlager, Steckachsen mit vorne 100 und hinten 142 mm
- Reifenfreiheit bis 32 mm
- Aerodynamik 8 Sekunden Zeitersparnis auf 40 km Strecke mit frontalem Gegenwind*
- Gewicht
- Komplettrad mit Dura Ace Di2: 7,1 kg (Satin Black, RH. 56 cm)*
- Rahmen: 960 g (Satin Black, RH. 56 cm)*
- Gabel: 385 g
- Preis Komplettrad mit Dura Ace Di2 Disc: 10.999 € / Rahmenset mit Sattelstütze und Vorbau: 3.800 €
- www.specialized.com
Technische Finessen des Venge Disc Jahrgang 2019 sind neben dem neuen Aero-Design auch Feinheiten bei der Integration der Komponenten. So kommen etwa Schnellspanner zum Einsatz, die nicht aus dem Rahmen herausragen. Die Di2-Kontrolleinheit sitzt auf Wunsch der Teams in der Sattelstütze direkt unter dem Sattel und es gibt eine große Auswahl Aero-Vorbauten in verschiedenen Längen und Winkeln. Für die saubere Montage auf dem Vorbau wurden eigene Clip-On-Bars entwickelt, die es sowohl in einer längeren TT-Wettbewerbs-Variante als auch in einer kürzeren Version mit ITU-Zulassung gibt.
Geometrie
Für die Geometrie des neuen Specialized Venge Disc werteten die Kalifornier mehr 40.000 Datenpunkte aus, die bei Bikefittings mit dem Retül-System erhoben wurden. Darin enthalten waren sowohl die Daten von weiblichen als auch männlichen Fahrern. Ziel war, dass die Venge-Plattform für Rennradfahrer beider Geschlechter angepasst ist. Ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass das S-Works Venge Disc mit kurzen Kettenstreben und eher steilen Lenk- und Sitzwinkeln klar auf Speed und Agilität getrimmt ist. In die gleiche Richtung wirkt auch die nicht ganz so hohe Tretlagerabsenkung von 72 bis 74 mm. Der STR-Wert von 1,33 bis knapp über 1,4 bei den hohen Rahmen spicht ebenfalls eine klare Sprache: ein Rennrad für den kompetitiven Einsatz.
Rahmenhöhe cm | 49 | 52 | 54 | 56 | 58 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge mm | 455 | 480 | 495 | 518 | 537 | 567 |
Oberrohr horizontal mm | 508 | 531 | 540 | 562 | 577 | 595 |
Steuerrohr mm | 104 | 115 | 133 | 153 | 180 | 200 |
Lenkwinkel Grad | 71,75 | 72,5 | 73 | 73,5 | 73,5 | 74 |
Sitzwinkel Grad | 75,5 | 74 | 74 | 73,5 | 73,5 | 73 |
Kettenstrebe mm | 410 | 410 | 410 | 410 | 410 | 410 |
Tretlagerabsenkung mm | 74 | 74 | 72 | 72 | 72 | 72 |
Radstand mm | 972 | 975 | 978 | 991 | 1005 | 1012 |
Nachlauf mm | 47 | 47 | 44 | 44 | 44 | 44 |
Stack mm | 504 | 517 | 534 | 555 | 581 | 602 |
Reach mm | 378 | 383 | 387 | 398 | 405 | 411 |
STR | 1,33 | 1,35 | 1,38 | 1,39 | 1,43 | 1,46 |
Obwohl Stack und Reach vom Tarmac abweichen, soll die Passform 1:1 übertragbar sein. Grund ist laut Specialized, dass das Tarmac SL6 einen 10 mm hohen Steuersatzkonus besitzt, wogegen das Venge mindestens 18 mm Abstandhalter im Head-Set einsetzt. Die niedrigste mögliche Vorbauposition soll bei beiden Modellen identisch sein – für Profis ein wichtiges Kriterium. Die Venge Sattelstütze wird in zwei Setback-Arten angeboten: 0 mm und 20 mm. Die Venge Vorbauten kommen nun in zwei verschiedenen Winkeln und Größen: So hat der 6-Grad-Vorbau die Längen 80, 90, 100, 110, 120, 130 und sogar 140 mm. Den 12-Grad-Vorbau gibt es in 110, 120, 130 und 140 mm. Derneue Aerofly II Lenker wird in den Breiten 380, 400, 420 und 440 mm angeboten.
Ausstattung
Als erstes führt Specialized das neue Venge Disc in der Top-Variante S-Works ein. Neben dem Komplettrad mit Shimano Dura Ace Di2 wird es auch ein Frameset geben. Das Rahmenkit beinhaltet auch die Sattelstütze sowie den Vorbau und diverse Kleinteile, nicht jedoch den neuen Specialized AroflyII Lenker.
- Rahmen S-Works Fact 11r Carbon, OSBB, 12×142 mm Steckachse
- Gabel S-Works Fact 11r Carbon 12×100 mm Steckachse
- Schaltung Shimano Dura Ace R9150 11-fach, hinten 11-28 T
- Kurbel S-Works Power Cranks mit zweiseitiger Leistungsmessung, 50-36 T
- Laufräder Roval CLX 64-Karbonlaufräder mit Disc-Aufahme (Centerlock), CeramicSpeed Kugellager
- Reifen S-Works Turbo Cotton in 26-622
- Bremsen Shimano Dura Ace R9170, Flat-Mount
- Lenker S-Works AroflyII (130 mm Drop)
- Vorbau Venge, integrierter Vorbau
- Sattelstütze Carbonsattelstütze, D-Form, DI2 kompatibel
- Bremsen Shimano Dura Ace R9170 Disc
- Preis 10.999 Euro
Zunächst ist das Komplettrad nur in einer Rahmenfarbe angekündigt, die Satin Black heißt. Es ist zu erwarten, dass Specialized wie üblich weniger luxuriös ausgestattete Varianten des Venge Disc nachreicht.
Aerodynamik im internen Vergleich
Specialized hat in Simulationen herausgefunden, dass das neue Venge Disc acht Sekunden schneller über 40 km bei frontal mit 0 Grad entgegenströmendem Wind ist. Bei Seitenwind ist es noch schneller. Die Grafik im Bild veranschaulicht die Messungen bei verschiedenen Windsituationen. Klar absetzen kann sich das neue Venge vom Vorgänger vor allem bei Seitenwind mit 10 Grad Anströmwinkel und bei dem genannten 0-Grad-Frontalwind, der in der Praxis aber selten anzutreffen ist.
Die Messungen basieren laut Specialized auf identischen Sitzpositionen, alle getesteten Bikes verwendeten die folgenden Komponenten: Roval CLX 64 Laufräder, Turbo Cotton 26 mm Reifen, Shimano Di2-Gruppe, zwei Wasserflaschen, einen S-Works Power Sattel und ihre jeweiligen Cockpits.
Video: Behind the Tech
Im Video zu Entwicklung des neuen Specialized Venge Disc erklärt Chris Yu vom Research and Development Center der Kalifornier, wie das neue Aero-Rennrad entstand. Ein Schlüsselsatz dürfte dabei sein, dass „Aero nicht alles“ war bei dem Entwurf des Rahmens. Neu soll dabei eine Konstruktiosmethode gewesen sein, bei der die Ingenieure einzelne Schlüsselstellen des Rahmens aus einzelnen Elementen, die organisch ineinandergreifen, aufbauen und testen konnten.
In der Redaktion hat Specialized mit den geradlinigeren Formen schon einmal gegenüber dem Venge Vias gepunktet. Die technischen Daten lassen aufhorchen. Was haltet ihr vom neuen Design?
Noch mehr Rennrad-Neuheiten 2019 auf Rennrad-News:
- Neues Giant Propel 2023 im Test: Schlank macht schnell
- Das neue Canyon Aeroad im ersten Test: Schnellstes Profi-Rennrad noch schneller
- Das neue Trek Madone Gen 8 im Test: Leicht + Aero: Alleskönner aus den USA
- Lapierre Xelius DRS – erster Test: Vive la Abfahrt!
- Neues Thömus Sliker R3 Ultimate: Schweizer Aero-Rennrad macht Tempo
- Neues Van Rysel RCX 2 Pro North Star: Cyclocross Wettkampf-Rad bei Decathlon
- Neues Ridley Falcn Essential: Abgespeckter, günstiger Alleskönner
- Colnago V4 Rs Tadej Sonderedition: Pogačar bekommt Rennrad zur WM
- Neues BMC Teammachine R Masterpiece: High End Rahmenset für 9.000 Euro
- Neues Ribble Allroad Ti 2024: Bezahlbares Titan 3D-Druck Rennrad