Wahoo Speedplay Zero im ersten Test: Nachdem Wahoo im September 2019 Speedplay übernommen hat, kommen jetzt die ersten Pedale unter neuer Regie: Vier Speedplay-Modelle und zwei Schuhplatten gibt es zum Start. Es hat sich etwas getan und mehr spannende Produkte sind in der Pipeline. Wir konnten das neue Wahoo Speedplay Zero für unsere Artikelserie “Ausprobiert” bereits einem ersten Funktionstest unterziehen.
Wahoo Speedplay Zero kurz und knapp
- Klickpedale mit beidseitigem Einstieg
- Erhältlich in 4 Achslängen
- Version mit Leistungsmessung soll im Sommer 2021 erscheinen
- Float einstellbar von 0-15 Grad
- Material Achse Edelstahl
- Gewicht Pedale 220 Gramm pro Paar
- Q-Faktor 53 mm (Versionen mit 56, 59, 65 mm erhältlich)
- Standhöhe 8,5 mm bei 4-Loch-Sohle, 11,5 mm mit Adapter für 3-Loch-Sohle (gemessen)
- Lager 2 Nadellager, 1 Kugellager, jeweils dreifach gedichtet
- Verfügbar sofort
- Preis 229,99 € UVP
- Info www.wahoofitness.com
Was ist neu?
Die neuen Speedplay Pedale sind die ersten überarbeiteten Modelle, die unter dem Dach von Wahoo weiterentwickelt wurden. Die Änderungen sind auf den ersten Blick zu erkennen, denn der Wahoo Schriftzug prangt prominent auf beiden Seiten der Pedale. Es gibt vier verschiedene Modelle, die sich optisch vor allem in der Farbe und den Materialien unterscheiden. Das Design ist einheitlich und wirkt im Vergleich zu den Vorgängern deutlich cleaner.
Um den Komfort gerade für Klickpedal-Einsteiger zu verbessern, gibt es ab sofort zwei unterschiedliche Schuhplatten, die sich in der Federhärte unterscheiden. Die „Easy Tension“ Feder wird zusammen mit dem Comp Modell ausgeliefert und erlaubt einen leichteren Einstieg als die Standard Tension Version, die mit den Modellen Zero, Nano und Aero ausgeliefert wird.
Hier die wichtigsten Fakten zu den Wahoo Speedplay Pedalen:
- 4 Modelle: Nano, Zero, Comp und Aero
- Einheitliches Design
- Zwei unterschiedliche Schuhplatten
- Rückwärtskompatibel zu vorherigen Speedplay Pedalen
- Gummierte Cleatabdeckung bei allen Versionen
- Vertrieb über Wahoo Händler, Bikefitter und Onlineshop
Vier Modelle im Überblick
Speedplay | Nano | Zero | Comp | Aero |
---|---|---|---|---|
Material Pedalkörper | Carbon Composit | Grivory | Grivory | Grivory |
Material Achse | Titan | Edelstahl | Chromoly | Edelstahl |
Gewicht | 168 Gramm | 222 Gramm | 232 Gramm | 224 Gramm |
Q-Faktor | 53 mm | 53 mm (56, 59, 65 mm zusätzlich verfügbar) | 53 mm | 53 mm |
Mitgelieferte Pedalplatten | Standard Spannung | Standard Spannung | Einfache Spannung | Standard Spannung |
Lager | 3-fach gedichtete Industrielager & Nadellager | 3-fach gedichtete Industrielager & Nadellager | 3-fach gedichtete Industrielager & Nadellager | 3-fach gedichtete Industrielager & Nadellager |
Preis | 449,99 € | 229,99 € | 149,99 € | 279,99 € |
Montage und Einstellung
Pedale
Die Montage der Pedale ist denkbar einfach. Ein wenig Fett und ein 8 mm Inbusschlüssel genügen, um die Wahoo Speedplay Zero an die Kurbelarme zu schrauben. Am Pedal selbst gibt es nichts weiter einzustellen, einfach anbauen und fertig.
Schuhplatten
Hier ist deutlich mehr Aufwand als bei den Pedalen gefragt! Nach wie vor passen die Speedplay Pedale optimal zu speziellen Radschuhen mit Vier-Loch-Sohlen. Es gibt solche Schuhe unter anderem von Bont, Gearne, Northwave oder Lake – die Auswahl ist jedoch begrenzt. Wer den verbreiteten 3-Loch-Standard fährt, muss zunächst eine Adapterplatte montieren. Dazu ist der Einsatz verschieden starker Kunststoffkeile nötig, um die Platten so gut wie möglich an die Krümmung der Schuhsohle anzupassen. Mit ein wenig technischem Geschick sollte das aber kein Problem sein. Wer jedoch zwei linke Hände und kein ordentliches Werkzeug hat, sollte die Cleatmontage lieber von seinem Händler machen lassen; zumal für die Einstellung des Floatbereiches ein Präzisionsschraubendreher notwendig ist.
Mit der Adapterplatte wird auch die Position der Achse in Längsrichtung des Schuhs festgelegt. Wer von einem anderen Pedal-System wechselt, tut gut daran, die vorherige Achsposition auf dem Schuh anzuzeichnen. Ist die Adapterplatte angebaut, müssen noch die Feder und deren Abdeckung mit vier Schrauben befestigt werden. Dabei lässt sich auch die Position des Schuhs quer zur Fahrtrichtung festlegen. Die vier Befestigungsschrauben dürfen nicht zu fest angezogen werden, sonst könnte die Beweglichkeit der Feder behindert und somit die Funktion eingeschränkt werden. Wahoo empfiehlt ein Anzugsmoment von lediglich 2,5 Nm.
Zu guter Letzt folgt der eigentliche Trumpf der Speedplay Pedale, nämlich die freie Einstellbarkeit des sogenannten Floats, also der Ausrichtung der Ferse in Längsrichtung und der genauen Definition der möglichen Bewegungsfreiheit. Während man sich zum Beispiel beim Shimano SPD-SL Pedalsystem mit der Auswahl der Schuhplatten auf einen gewissen Bewegungsspielraum festlegt, kann man den Float-Bereich bei den Speedplay Pedalen im Bereich von 0-15 Grad frei einstellen.
Das ist nicht nur von großem Vorteil für Bikefitter und Menschen mit Fehlstellungen oder Knieproblemen, sondern für jeden Rennradfahrer und jede Rennradfahrerin, die bereit sind sich ein wenig mit diesem Thema auseinanderzusetzen und die persönlich beste Einstellung zu finden. Das erfordert vermutlich mehrere Durchgänge nach dem Prinzip „Trial and Error“, doch ist der optimale Bereich erstmal definiert, muss man in Zukunft keinen Gedanken mehr daran verschwenden.
Im Einsatz
Einklicken
Das Einklicken funktioniert mit den Speedplay Pedalen zunächst einmal anders als mit den meisten anderen Rennrad-Pedalen auf dem Markt. Es gibt keinen Haken, in den man die Schuhplatte einfädeln muss und keine bestimmten Vorgaben zum Bewegungsablauf. Vielmehr tritt man einfach von oben aufs Pedal und sucht den Punkt, an dem die Feder einschnappt und der Fuß fest im Pedal gehalten wird. Das klappt gerade für Speedplay Neulinge nicht immer intuitiv und ist das eine oder andere Mal durchaus etwas hakelig. Doch nach kurzer Eingewöhnung gelingt der Einstieg in der Regel gut und zuverlässig. Ob die neue Feder mit weniger Vorspannung gerade für sehr leichte Fahrer*innen den Einstiegs-Komfort erhöhen kann, muss ein späterer Test zeigen.
Fahren
Wer zum ersten Mal mit Speedplay Pedalen fährt, wird überrascht sein wie leicht sich der Fuß drehen und die Ferse nach außen oder innen bewegen lässt. Prinzipiell ist es sinnvoll, den Bewegungsspielraum nach seinen persönlichen Vorlieben einzustellen, denn es ergibt keinen Sinn, dem Fuß Bewegungsfreiheit zu geben, die man ohnehin nicht nutzen möchte. Gerade bei schnellen Sprints und hoher Tretleistung wird sich der Fuß oft an einer seitlichen Begrenzung „anlehnen“, dann ist es von Vorteil, wenn diese nicht zu weit außen liegt.
Hat man sein persönliches Setup gefunden, fühlt sich das Fahren sehr „natürlich“ an. Letztlich ist es Geschmackssache, wie viel Bewegungsfreiheit man am Fuß möchte, es ist jedoch sicher ein großer Vorteil des Speedplay-Systems, dass man diese Bewegungsfreiheit individuell einstellen kann.
Da die Standhöhe der Speedplay Pedale selbst bei Verwendung der Adapterplatten mit 11,5 Millimetern relativ niedrig ausfällt, kann es sein, dass die Sattelhöhe etwas niedriger eingestellt werden muss, je nachdem welches Pedalsystem im Vorfeld verwendet wurde. Wer Schuhe mit 4-Loch-Sohle fährt und daher keine Adapterplatte benötigt, darf sich über eine sehr niedrige Standhöhe von nur 8,5 mm freuen. Aus biomechanischer Sicht sollte das ein klarer Vorteil gegenüber höher bauenden Pedalsystemen sein.
Auslösen
Die Auslösehärte ist nicht einstellbar, was jedoch in unserem kurzen Test nicht negativ aufgefallen ist. In allen Lebenslagen genügt ein Dreh mit dem Fuß nach außen oder innen und die Schuhe werden zuverlässig freigegeben. Am Anfang kann es passieren, dass man die Ferse nicht weit genug zur Seite bewegt und das Pedal nicht sofort auslöst, doch nach wenigen Ausstiegen ist man mit dem System vertraut und verschwendet keinen Gedanken mehr daran.
Laufen
Laufen ist eine Disziplin, die für Rennradpedale eigentlich keine große Rolle spielt, doch wer sich schon mal auf die Nase gelegt hat, weil er mit rutschigen Pedalcleats keinen Halt auf glattem Untergrund gefunden hat, der wird vielleicht anders darüber denken. Die Speedplay Schuhplatten sind ab sofort alle mit gummierten Oberflächen abgedeckt, die auf jeden Fall etwas mehr Grip, als die typischen Kunststoffplatten der Mitbewerber bieten. Das Laufgefühl ist ebenfalls etwas anders und im Vergleich zu Shimano oder Look Platten fast ein wenig angenehmer. Dennoch möchte man auch mit den Speedplay-Platten an den Schuhen keine weiteren Strecken zurücklegen. Das System ist zum Fahren und nicht zum Laufen konstruiert.
Man sollte übrigens ein wenig aufpassen, wo man rumläuft, den die Speedplay Schuplatten sind schmutzempfindlicher als manch andere Rennrad-Pedalsysteme. Läuft man über schlammige Wege oder feuchte Erde, kann es passieren, dass sich Dreck in der lochartigen Vertiefung sammelt. Dann wird der Reinigungsaufwand bauartbedingt höher als bei vielen Mitbewerbern.
Fazit von Rennrad-News.de
Wahoo hat das Speedplay Angebot nach der Übernahme behutsam angepasst und auf vier Pedale mit einheitlichem Look sowie zwei Schuhplatten mit unterschiedlicher Federhärte eingedampft. Geblieben sind zum Glück die niedrige Standhöhe und die verschiedenen Achslängenoptionen, die das System bei Bikefittern so beliebt machen. Der genau einstellbare Floatbereich ist ein echter Vorteil. Wer sich die Mühe macht, die Bindung sauber einzustellen, wird viel Freude damit haben. Richtig interessant wird die Sache beim Einsatz von entsprechenden Schuhen mit Vier-Loch-Sohle. Dann entfällt die Adapterplatte und der Fuß kommt noch näher ans Pedal, was biomechanisch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil bedeutet. Wahoo könnte das System mit seinem starken Vertrieb zukünftig für mehr Schuhanbieter interessant machen. Wir sind außerdem schon jetzt gespannt auf das Pedal mit Leistungsmessung, das Wahoo für diesen Sommer angekündigt hat.
Pro / Contra
Stärken
- Sehr präzise einstellbarer Floatbereich
- Freie Fußbewegung im eingestellten Bereich
- Beidseitiger Einstieg möglich
- Pedal sehr leicht
- Verschiedene Achslängen zu haben
- Niedrige Standhöhe
Schwächen
- Einstieg manchmal hakelig
- Für viele Schuhe Adapterplatten notwendig
- Schmutzanfällig
- Preis
Weiterlesen
Weitere kurze Tests aus der Serie Ausprobiert findest du auf dieser Übersichtsseite. Wenn du ein Produkt für einen ersten Test vorschlagen möchtest, schreibe uns einfach hier eine Nachricht!
Zum Weiterstöbern empfehlen wir dir die fünf neuesten Beiträge in unserer Serie Ausprobiert.
- Neuer Schwalbe G-One RX Pro – Ausprobiert!: Schneller Race Gravel-Reifen fürs Grobe
- Zipp Super 9 Disc – Ausprobiert!: Schnelle Scheibe für besondere Tage
- Trainingsplattform Rouvy – Ausprobiert!: Indoor-Training mit Outdoor-Look
- Canyon CFR Rennrad-Helme – Ausprobiert!: Aero und Highbar für Speed und Sicherheit
- CHPO Luca Rennrad-Brille – Ausprobiert: Gute Sicht für kleines Geld?