Die neue SRAM Force AXS im ersten Test: Die neue SRAM Force AXS 2023 fordert die Ultegra Di2 zum Tanz: die Schaltperformance der SRAM Red, verfeinerte Ergonomie, mehr Ruhe, weniger Gewicht – und als I-Tüpfelchen glänzende Oberflächen, mit einem Mix aus Konzertsaal und John Travolta – was sich darunter verbirgt, erfahrt ihr hier in unserem ersten Test der SRAM Force AXS – ach ja, und „eTap“ ist aus dem Namen gestrichen, aber natürlich handelt es sich um eine elektronische 12-fach-Funkschaltung.
Video: SRAM Forxe AXS Test
SRAM Force AXS 2023 – Infos
Man muss nicht immer neue Melodien erfinden, um einen Megahit zu landen. Oft stürmt ein geschickter Mix bekannter Teile mit dem richtigen Timing die Charts. Genau das hat SRAM mit der neuen SRAM Force AXS Rennrad-Schaltung im Sinn, um dem Evergreen Nummer Eins namens „Ultegra“ wieder ein Stück den Rang abzulaufen, oder besser: noch öfter gespielt bzw. bestückt zu werden. Die neue Force vereint laut SRAM sozusagen die Top-Hits der AXS Funkschaltungsgruppen der letzten Jahre unter einem Dach. Der neue Erfolgsmix, den wir im portugiesischen Tavira einem ersten Test unterziehen konnten, in Kürze:
- Neuste Generation der SRAM Rennrad- und Gravel-Schaltung in der oberen Mittelklasse
- SRAM Red Kettenblatt-Technik und Umwerfer-Schaltverhalten zum Force-Preis
- Rund 100 g Gewichtsersparnis gegenüber Vorläufer
- Neue Schalthebel-Ergonomie mit schmaleren Griffkörpern nach Rival-Vorbild
- Leistungsmess-Option in allen Varianten – Spider- oder Achs-basiert
- Neue Red Oil-Slick-Optionen für Kassette und Kette
- Varianten 2×12 Gänge, 1×12 XPLR für Gravel/Allroad, Wide 1×12 und 2×12
- Kompatibilität AXS-System, XDR-Freilauf
- Bandbreite 440 % (1x XPLR) bis 516 % (2x Wide)
- Schaltwerke Force AXS XPLR bis max. 44 Z., Force AXS bis max 36. Z.
- Gewicht 2.747 g 1-fach XPLR*
- www.sram.com
- Verfügbar ab sofort
*Herstellerangabe
SRAM Force AXS 2023 – Preise und Varianten
Die neue SRAM Force AXS Gruppe wartet wie die alte eTap AXS sowohl mit einer Vielzahl von Varianten für den Einsatz am Rennrad als auch am Gravel Bike auf. Unterscheiden kann man ihre Komponenten im Handel am Zusatz „D2“ von der Force eTap AXS (D1). Wer auf Felgenbremsen schwört, wird mit der neuen Force-Gruppe nicht mehr bedient.
Tatsächlich ist SRAM Force-Fahren günstig geblieben und – das können wir an dieser Stelle vorwegnehmen – besser geworden. SRAM verspricht „Red Schalt-Performance auf Force-Preisniveau“. Die alte SRAM Force eTap AXS startete etwa auf dem gleichen Preisniveau. Dass sich die unverbindlichen Preisempfehlungen der Komplettgruppen nach unten entwickeln, ist zu erwarten. Unmittelbar vor dem Marktstart lag die Force eTap AXS 1-fach D1 Komplettgruppe bei rund 1.100 €. Im Vergleich zur SRAM Rival AXS liegt die Preisempfehlung für die neue Force AXS rund 500 € höher.
- Force AXS 2-fach ohne Powermeter: 1.980 €
- Force AXS 1-fach: 1.715 €
- Force AXS 2-fach mit Powermeter: 2.515 €
- Force AXS 1-fach mit Powermeter: 2.017 €
- Force AXS Wide 2-fach mit Powermeter: 2.080 €
Spannend ist, dass es alle Kurbelversionen sowohl mit als auch ohne Leistungsmessung gibt. Die großen Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen mit Powermeter haben einen einfachen Grund: Es kommt unterschiedliche Powermeter-Technik zum Einsatz:
- Force AXS 2-fach kommt mit dem Kettenblatt/Spider integriertem Quarq-Powermeter, der am aufwändigsten und präzisesten ist. Zweiseitige Leistungsmessung.
- Force AXS 1-fach und Force AXS Wide besitzen den achsbasierten Powermeter, der von der Rival AXS-Gruppe bekannt ist. Linke Kurbel und Sensor bilden eine Einheit. Einseitige Leistungsmessung.
Übrigens kann der achsbasierte Powermeter, der als Einheit mit dem linken Kurbelarm kommt, auch mit den 2-fach-Kurbeln kombiniert werden, wenn die Achsmaße passen. Damit gibt es eine günstigere, einseitige Powermeter-Option in Carbon, während man bisher auf Alu festgelegt war.
Da sich die Gruppe nahtlos in die AXS-Welt einfügt, können auch Einzelteile als Ersatz für bestehende, verschlissene AXS-Komponenten interessant sein. Eine Übersicht über die Einzelteilpreise findet ihr in der Tabelle zum Ausklappen.
Komponente | Preis UVP |
---|---|
SRAM Force AXS Brems-Schalthebel inklusive Bremsen und Leitungen, ohne Disc-Rotoren | 255 € / Stück |
SRAM Force AXS max. 36 Z. Schaltwerk | 360 € (ohne Batterie) |
SRAM Force AXS XPLR Schaltwerk (max. 44 Z.) | 343 € (ohne Batterie) |
SRAM Force AXS Umwerfer (Wide und normal) | 222 € (ohne Batterie) |
SRAM Force AXS 2x Kurbel mit Powermeter | 856 € |
SRAM Force AXS 1x Wide Kurbel mit Powermeter | 632 € |
SRAM Force AXS 2x Wide Kurbel mit Powermeter | 632 € |
SRAM Force AXS alle Kurbeln ohne Powermeter | 330 € |
Kettenblatt/Kurbelstern Powermeter-Kombi Direct-Mount | 443 € |
2-fach Kettenblatt Road | 265 € |
Kassette Red XG1290 Rainbow D1 | 401 € |
Kassette Force XG1270 | 200 € |
Kassette Force XG1271 XPLR | 237 € |
Kette Force | 60 € |
4-fach AXS Akku-Ladegerät | 145 € |
…und etwas Red Rainbow-Glitter
Wer die Tabelle ausgeklappt hat, wird über eine 401 € teure Kassette gestolpert sein. Sie ist so beschaffen, dass sie nicht nur in Preislisten, sondern auch am Bike auffällt. Denn mit der neuen Kassette (Kürzel: XG 1290 Rainbow) hält der optionale Oilslick-Look der AXS-MTB-Gruppen auch am Rennrad Einzug – wenn man will und das nötige Kleingeld hat. Die neue Rainbow-Kassette ist dabei auf SRAM Red-Niveau angesiedelt. Eine passende Flat-Top Rennrad-Kette gibt es ebenfalls für rund 80 € dazu.
Was ist neu?
Dezentes Glitter-Design
Eine nicht zu unterschätzende Neuerung der SRAM Force AXS ist das Design. Die erste SRAM Force Funkschaltung erschien 2019 (hier zu unserem SRAM Force eTap AXS Test) und, Pardon, das sieht man ihr auch an: mattes Finish, auffällige Schriftzüge, blockweise aufgeteilte Oberflächen.
Das alte Design ist volle Force voraus. Das neue Design ist „Dream-Built ready“.
Kurz: Das alte Design ist volle Force voraus. Das neue Design ist „Dream-Built ready“, wie es SRAM ausdrückt. Die Oberflächen glänzen, das ganze Finish ist glatter und dezenter. Und mit einem – nennen wir es „Disco-Move“ – schafft SRAM den Spagat zwischen zurückgenommenem Markenauftritt und auffälligem Hingucker: Die schmalen silbernen Schriftzüge mit dem Force-Logo changieren im Sonnenlicht in den Regenbogenfarben; im Schatten sind sie schlicht silbern. Erstaunlich ist, wie stark der Effekt der Optik ist. So sehen etwa Schaltwerk und Kurbelarme viel eleganter und leichter aus, obwohl sie technisch unverändert sind. Unterm Strich dürfte das neue Design mit mehr Road- und Gravel Bikes harmonieren. Und für unser Testrad war es ein „Perfect Match“.
Schlankere Schalthebel
Die Cyclocross-Fahrerin Lucinda Brand fuhr die Kombi bereits an ihrem CX-Profi-Rennrad: Die neuen SRAM Force AXS-Schalthebel erben viel von der Form der Rival eTap AXS-Hebel, genauer gesagt die ganz Form der Hoods. Die schlankeren Griffkörper mit mehr Raum zum Greifen hinter dem Bremshebel sind nach SRAM Kundinnen-Feedback die bessere Form. Sie kommen auch Fahrerinnen mit kleinen Händen mehr entgegen. Anders als bei der Rival besteht der Bremshebel jedoch aus Carbon und besitzt eine leicht veränderte Gestalt.
Mein erster Eindruck entspricht der rundweg positiven Erfahrung mit der SRAM Rival. Als Fahrer mit eher kleinen Händen kommt mir die Hebelform entgegen: Umgreifen ist leichter, die Bremshebel sind aus dem Unterlenker besser zu greifen und aus der Position an den Hoods konnte ich beim Bremsen einfacher Kraft aufbringen.
Die neuen Brems-Schalthebel bieten wie bei der Rival eine Griffweiten-Verstellung, jedoch keine Druckpunkteinstellung. Bis zu 6 funkgesteuerte Zusatztaster – Blips – können mit den Hebeln in das AXS-System eingebunden werden. Eine Schnittstelle für kabelgebundene Blips gibt es nicht mehr.
Red Kettenblatt-Technik
Die zweite Neuerung verspricht Schaltverhalten und Leistungsmessung auf Pro-Niveau. Ab sofort kommt die SRAM Force AXS 2-fach mit aus einem Stück gefrästen Kettenblattkombis wie die SRAM Red. Die Oberflächen-Behandlung unterscheidet sich, aber die Fertigungstechnik und die Performance sind identisch – und auch die Gewichtsersparnis von rund 100 g hat hier ihren Kern. Bei der Kurbel mit Leistungsmessung ist der Sensor nun in die Kettenblatt-Einheit und nicht mehr in einen separaten Spider integriert ist, das geht mit der Neuerung einher. Die Bauweise ermöglicht eine hohe Genauigkeit von 1,5 %.
Gleichwohl passt auf den bekannten 8-Loch-Directmount-Standard auch noch der Force AXS D1-Spider. Gut zu wissen, sollte man im Verschleißfall zurück zu separierten Kettenblättern wollen. Den Preis für die Ersatz-Kettenblattkombi ohne Leistungsmessung gibt SRAM mit 265 € an.
Neue Powermeter-Option
Erstmals gibt es auch die günstige, aber recht genaue einseitige Leistungsmessung in der Achse von Quarq auf Force-Niveau. Es handelt sich um die Powermeter-Sensorik aus der Rival AXS-Gruppe, gepaart mit dem Carbon-Kurbelarm der Force. Man kann also allein durch Austausch des rechten Kurbelarms jeder neuen Force-Gruppe ein Powermeter-Upgrade spendieren.
4-fach Akku-Ladegerät
Als diese Neuheit verkündet wurde, ging ein Raunen durch die Runde: SRAM bringt ein Ladegerät für bis zu 4 AXS-Akkus. Damit können vier Stück der kleinen Energiepacks, die erfahrungsgemäß mindestens für rund 1.000 Rennrad-Kilometer Energie liefern, gleichzeitig in 60 Minuten geladen werden. Bei weniger Akkus reduziert sich die Ladezeit. Der Anschluss erfolgt über USB-C. Preis: 145 €.
SRAM Force AXS Gewichte
Wie schon erwähnt, hat die SRAM Force AXS 2023 gegenüber der Vorgänger-Gruppe etwas Gewicht eingespart. Rund 100 g weniger wiegt die Neue je nach Ausführung. Dabei ergibt sich der Gewichtsvorteil fast schon allein durch den Wechsel der Kettenblätter auf die Red-Technik, wie man der Tabelle mit den Gewichtsangaben von SRAM entnehmen kann:
Komponente | Force eTap AXS | Force AXS 2023 | Gramm Ersparnis |
---|---|---|---|
Powermeter Force 2x 48/35 | 835 | 752 | 83 |
Powermeter Force 1x 40t | 737 | 647 | 90 |
Schalthebel rechts mit Bremssattel und Leitung | 404 | 399 | 5 |
Schalthebel links mit Bremssattel und Leitung | 419 | 413 | 6 |
Schaltwerk 36t | 303 | 303 | |
Schakltwerk XPLR | 312 | 312 | |
Umwerfer | 159 | 159 | |
Kassette 10-33 | 272 | 272 | |
Kassette XPLR 10-44 | 378 | 378 | |
Kette 120 Glieder | 277 | 277 | |
Disc-Rotors Paceline CL Paar | 321 | 321 | |
Komplettgruppe 2x Power | 2990 | 2896 | 94 |
Komplettgruppe 1x XPLR | 2848 | 2747 | 101 |
Im internen Vergleich vergrößert sich damit der Abstand zur SRAM Rival eTap AXS auf rund 290 g Gewichtsvorteil für die Force AXS, hier ebenfalls vor allem von der Kurbel rührend. Der Abstand zur Top-Gruppe SRAM Red eTap AXS bleibt aber deutlich gewahrt und kommt an vielen Komponenten zustande – siehe unsere Tabelle mit Gewichtsangaben von SRAM und aus unserer Gewichtsdatenbank.
Komponente / Gruppe | SRAM Rival AXS 2-fach Disc | SRAM Force AXS 2-fach Disc | SRAM Red AXS 2-fach Disc |
---|---|---|---|
Kassette | 282 g (10-30) / 338 g (10-36) | 271 g (10-33) | 210 g (10-33) |
Kurbel | 844 g (48-35) | 752 g (175 mm, 48-35) | 572 g (175 mm, 48-35) |
Schaltwerk | 366 g (Max36) | 322 g | 303 g |
Umwerfer | 180 g | 159 g | 150 g |
Schalt/Bremshebel (bei Disc inkl. Bremszangen und Beläge) | 845 g | 812 g | 763 g |
Kette | 277 g | 277 g | 249 g |
Disc-Rotoren | 321 g (Paceline) | 321 g (Paceline | 230 g |
Gesamt | 3.180 g | 2.896 g | 2.495 g |
Im Gewichtsvergleich mit der preislich ähnlich liegenden Shimano Ultegra Di2 2×12 kann die SRAM Force AXS 2023 fast den Anschluss herstellen. Die Ultegra Di2 wiegt hier rund 265 g weniger. Aber davon entfallen allein 100 g auf die beiden Bremsscheiben, die sich leicht umrüsten lassen. Die verbleibenden rund 160 g spart die Di2 vor allem an den Schaltbremshebeln und Bremssätteln – unterm Strich nur noch ein Gewichtsunterschied, der für Nicht-Weight-Weenies vernachlässigbar ist.
Übersetzungsvielfalt
Force AXS 2-fach neu mit 50-37
Ein Markenzeichen der SRAM AXS 2-fach-Rennradgruppen ist ihr erweiterter Übersetzungsbereich in Kombination mit kleineren Kettenblattsprüngen. Möglich macht das erst das zusätzliche 10er-Ritzel, während bei 12-fach Rennrad-Gruppen von Shimano und Campagnolo ein 11er-Ritzel den schwersten Gang markiert. Das kleinere Ritzel ist auch der Grund, warum man für die AXS-Kassetten einen eigenen Freilaufkörper benötigt, den XDR-Freilauf. SRAM nennt die Technik „X-Range“.
Neu für die SRAM Force AXS D2 ist dabei die 2-fach Kettenblattkombination 50-37, wie sie auch von Profis bevorzugt wird (hier findet ihr Profi-Rennräder). Sie war bisher der Top-Gruppe Red vorbehalten. Alle 2-fach Kettenblätter sind dabei wie bei der SRAM Red AXS als Einheit aus einem Stück gefräst und nur zusammen tauschbar. Tatsächlich unterscheidet sie nur die Beschichtung von der Top-Gruppe. Hier ein Vergleich der neuen SRAM Force AXS-Optionen mit den Shimano Road-Übersetzungen:
SRAM Force AXS Übersetzung vs. Shimano Road
X-Range 50-37 / 10-28 | 53-39 / 11-25 | X-Range 48-35 / 10-28 | 52-36 / 11-28 | X-Range 46-33 / 10-33 | 50-34 / 11-34 | X-Range Wide 43-30 / 10-36 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Bandbreite | 378 % | 309 % | 384 % | 368 % | 460 % | 454 % | 516 % |
Entfaltung mit 28-622 Reifen | 2,8 bis 10,7 m | 3,35 bis 10,36 m | 2,69 bis 10,32 m | 2,76 bis 10,16 m | 2,15 bis 9,89 m | 2,15 bis 9,77 m | 1,79 bis 9,25 m |
Geschwindigkeit bei 90 U/min schwerster Gang | 58 km/h | 56 km/h | 56 km/h | 55 km/h | 53 km/h | 53 km/h | 50 km/h |
Force AXS XPLR vs. Shimano GRX
Natürlich gibt es die neue SRAM Force AXS auch weiterhin in den 1×12 XPLR-Varianten, die für den Einsatz am Gravel Bike gemacht sind. Sie werden wie gehabt bedient durch das Force XPLR-Schaltwerk. Es ist nur mit 1-fach-Antrieben kompatibel und kann die beiden SRAM-Kassetten mit 10-36 Zähnen und 10-44 Zähnen ansteuern.
Als Kettenblätter für die Force Carbon-Kurbeln stehen Direct-Mount-Versionen in großer Bandbreite zur Verfügung: 36T, 38T, 40T, 42T, 44T, 46 T sowie 48T und 50T als Aero-Varianten. Unser Tipp für den offroad orientierten Gravel-Einsatz wäre das 38er Blatt mit der 10-44er Kassette. Häufig in der Erstausrüstung sind das 40er und das 42er Blatt zu finden.
Auch die Mullet-Option für besonders anspruchsvolles Terrain ist nach wie vor spielbar: Hier wird ein Eagle AXS-MTB-Schaltwerk und Kette mit den Rennrad AXS-Komponenten kombiniert. Beispiel-Übersetzungen im Vergleich mit Shimano GRX 1×11-fach und Campagnolo Ekar 1×13-fach findet ihr hier:
Force AXS XPLR 40 / 10-44 | Force AXS Mullet GX-Eagle 40 / 10-50 | Shimano GRX-RX810 40 / 11-42 | Campagnolo Ekar 38 / 9-42 | |
---|---|---|---|---|
Bandbreite | 440 % | 499 % | 382 % | 466 % |
Entfaltung mit 42-622 Reifen | 2,02 m bis 8,88 m | 1,78 m bis 8,88 m | 2,11 m bis 8,07 m | 2,02 m bis 9,42 m |
Geschwindigkeit leichtester Gang 60 U/min / schwerster Gang 90 U/min | 7 km/h bis 48 km/h | 6 km/h bis 48 km/h | 8 km/h bis 44 km/h | 7 km/h bis 51 km/h |
Sinnvoll nutzbare Gänge** | 12 | 12 | 11 | 13 |
Schaltung im Ritzelrechner | Zum Ritzelrechner | Zum Ritzelrechner | Zum Ritzelrechner | Zum Ritzelrechner |
Vorteile Force AXS vs. Rival AXS
Zwar bedient sich die Force AXS an manchen Stellen der Technik der kleinen Schwester Rival – bei 1-fach-Kurbeln und der Form der Hoods. Aber die Unterschiede bleiben dennoch an vielen Stellen gewahrt. Der Gewichtsvorteil ist einer, der Einsatz von Carbon statt Aluminium an einigen Stellen ein anderer. Die wichtigsten Pluspunkte der Force AXS:
- Circa 290 g leichter
- Kettenblätter auf Red-Niveau bei 2-fach
- Kurbelarme aus Carbon (vs. Red mit hohlen Carbonarmen)
- Kurbeln mit großen Blättern bis 50-37
- 2-fach Powermeter-Option mit Red-Technik
- 2-fach Kurbeln mit Direct-Mount-Aufnahme
- Bremshebel aus Carbon
- Hydraulische Schaltwerksdämpfung
Force AXS-Komponenten im Detail
Damit zu den Komponenten im Detail – wer sich nur für die Funktion beim Fahren interessiert, kann direkt unten weiter lesen.
SRAM Force AXS D2 Komponenten zum Ausklappen
SRAM Force AXS D2 Brems-Schalthebel
Auf die neuen SRAM Force AXS Rennrad-Schalthebel sind wir oben bereits etwas eingegangen. Mit einem schmaleren, ergonomisch angepassten Griffkörper wie bei der Rival reagieren die Schweinfurter auf Kund*innen-Wünsche zu den bekannten alten Force eTap AXS-Hebeln. Der Höcker ist dabei weniger ausgeprägt. Dafür musste unter anderem die Druckpunktverstellung für die Disc-Bremse wegfallen. Die freie Griff-Fläche hinter dem Bremshebel wurde länger, sodass mehr Platz zum Umgreifen ist. Außerdem kann der Hebel dank der neuen Form weiter gezogen werden, ohne in Konflikt mit dem Lenker oder den Fingern zu geraten.
Anders als bei der SRAM Rival AXS sind die Bremshebel aus Carbon. Das ist bei kühlen Temperaturen angenehmer zu greifen und spart rund 30 g Gewicht. Die Griffweite ist wie gewohnt per Inbus hinter dem Hebel von unten einstellbar. Natürlich bleibt die Schaltlogik identisch. An der Innenseite der Schalt-Taster sitzen wie gehabt die AXS-Knöpfe. Mit ihnen kann man die Hebel mit AXS App oder dem GPS-Radcomputer verbinden. Dann kann das GPS-Gerät unter anderem anzeigen, welche Übersetzung gerade anliegt. Über die kleinen AXS-Knöpfe lässt sich zudem während der Fahrt auch ohne App ein vorgewählter Automatik-Modus an- oder ausschalten. Die technischen Eckdaten:
- Material Kunststoff-Griffkörper, Gummi-Hoods, Carbon-Hebel
- Zusatztaster-Anschluss bis zu 6 Blips über Funk
- Bremsoption nur hydraulisch
- Gewicht 812 g inkl. Bremszangen und Leitung
- Bremsstandard Flat-Mount
- Preis 255 € pro Stück (UVP)
- Auch für englisches Set-up mit Vorderradbremse rechts erhältlich
Force AXS D2 Schaltwerke
Ein Schaltwerk für (fast) alles ist die Devise bei der neuen SRAM Force AXS – aber es gibt 2 Schaltwerke:
- Das Force AXS-Schaltwerk für alle 2-fach und 1-fach-Antriebe mit Kassetten bis maximal 36 Zähnen.
- Und das Force AXS XPLR-Schaltwerk ausschließlich für 1-fach-Antriebe mit Kassetten bis maximal 44 Zähnen.
Technisch hat sich an den Schaltwerken nichts geändert. Sie sind das Herzstück der Gruppe und dienen in der Funkzentrale als „Master“, um die anderen Komponenten zu koppeln. Beide besitzen die bewährte Käfigdämpfung über Flüssigkeit. Langsames Käfigschwenken zum Radausbau lässt sich einfach ausführen, Kettenschlag war auch während der Gravel-Testfahrten kein Thema. Die bekannten, großen X-SYNC Schaltwerksröllchen sollen für höhere Haltbarkeit und Effizienz sorgen. Die Details der beiden Schaltwerke:
SRAM Force AXS
- X-Sync Schaltwerksröllchen mit 12 Zähnen
- Maximal 36 Zähne an Kassette schaltbar
- Kompatibel zu 1-fach und 2-fach Antrieben
- Kettenmanagement mit Dämpfung
- Gewicht 303 g
- Preis 360 € ohne Batterie
SRAM Force XPLR AXS
- X-Sync Schaltwerksröllchen mit 12 Zähnen
- Maximal 44 Zähne an Kassette schaltbar
- Kompatibel zu 1-fach Antrieben
- Kettenmanagement mit Dämpfung
- Gewicht 312 g
- Preis 343 € ohne Batterie
Force AXS D2 Umwerfer
Auch der Umwerfer setzt auf die Technik des Vorgängers, die immer weiter verfeinert wurde. So erleichtert eine Lehre zum Beispiel die exakte Einstellung. Der neue Force-Umwerfer kommt in einer Variante für die Kurbeln mit 50-37, 48-35 und 46-33 Zähnen sowie in einer Wide-Variante für die Kurbel mit 43-30 Zähnen. Die Wide Kurbel benötigt deshalb einen eigenen Umwerfer, weil sie eine längere Achse hat, die wiederum mehr Platz für dickere Reifen schafft – Hintergrund: Der Bauraum des Akkus ragt in die potenzielle Reifenbahn. Der Wide-Umwerfer ermöglicht es, Reifen bis 45 mm in 700c oder 2,1″ in 650b zu fahren.
Die Schwenkbahn des Käfigs sorgt erfolgreich dafür, dass die Kette in keiner schaltbaren Kettenrad-Ritzelkombi schleift. Die Kombi „kleinstes Ritzel mit dem kleinsten Kettenblatt“ ist dabei ausgespart – ein Unterschied zu Shimano, wo die beiden kleinsten Ritzel gesperrt sind.
- Wide- und normale Variante
- SRAM Yaw-Technik
- Mit 31,8 und 34,9 Klemmschelle
- Reifenfreiheit bis 42 mm in 700c / 45 mm in 700c oder mehr bei Wide
- Gewicht 159 g
- Preis 222 € ohne Batterie
Force AXS D2 Kurbeln
Die Welt der SRAM Force AXS Kurbeln ist riesig. Alle Kurbeln haben Carbonarme im edlen Irididescent-Finish, alle kosten 330 € und alle erdenklichen Möglichkeiten werden abgedeckt: Bei 2-fach reicht das Spektrum vom Standard Road-Antrieb für schnelles Fahren mit 48-35 über die Profi-mäßige 50-37 Übersetzung bis hin zu 46-33 für Bergmarathons oder flexiblen Allroad-Einsatz mit 10-36 Kassette – all diese Kettenblattkombis kommen mit dem neuen, integrierten Design der SRAM Red. Zusätzlich gibt es für den Gravel und Allroad-Einsatz weiterhin die Wide-Option mit 43-30 Kettenblattkombi, die allerdings dann mit dem altbekannten 2-fach-Spider kommt und ihren eigenen Umwerfer und Achse verlangt. 2-fach im Überblick:
- Abstufungen 50-37, 48-35, 46-33, 43-30 (Wide)
- Längen 165 mm, 167,5 mm, 170 mm, 172,5 mm, 175, 177,5 mm
- Q-Faktor 145,5 mm / 150,5 mm bei Wide
- Kompatible Rahmen (im DUB-System) BSA Road 68, PF 86.5, BB30 Road68, PF30 ROAD68, BB386, PF30 79-A, PF30 73-A, T47 Internal 86,5, T47 68 mm External, T47 77-A, ITA
- Gewicht 752 g mit 48-35
- Preis 330 €
Bei den SRAM Force AXS 1-fach-Kurbeln dockt das einzelne Kettenblatt ebenfalls direkt über den 8-Loch-Direct-Mount Standard an. Zu haben sind die Abstufungen 38 T, 40 T, 42 T, 44 T, 46 T und Aero-Kettenblätter mit 48 T und 50 T.
Anders als bei der SRAM Rival gibt es die Force AXS 1-fach-Kurbel sowohl mit normaler Kettenlinie als auch als Wide Option. Damit die Kette beim Graveln sicher auf dem Zahnkranz bleibt, kommt immer das bekannte Narrow-Wide-Zahnprofil zum Einsatz. Interessant ist, dass auch die neue 1-fach Kurbel gegenüber dem Vorgänger abgespeckt hat, rund 90 g weniger wiegt sie. 1-fach im Überblick:
- Abstufungen 1-fach Wide 38 T, 40 T, 42 T, 44 T, 46 T, Aero 48 T, Aero 50 T
- Längen 165 mm, 167,5 mm, 170 mm, 172,5 mm, 175 mm, 177,5 mm
- Kompatible Rahmen (im DUB-System) siehe 2-fach
- Gewicht 647 g (1-fach 40 T)
- Preis 330 €
Force AXS Powermeter
Genauso groß wie bei den Kurbeln ist die Auswahl an Leistungsmess-Optionen für die SRAM Force AXS D2. Vereinfacht gesagt, gibt es jede Kurbel auch in einer Variante mit Powermeter, und das in allen Längen.
Eine neue und die günstigste Möglichkeit, die eigene Watt-Power mit der Force AXS-Gruppe zu kontrollieren, ist das achsbasierte, einseitig messende Powermeter, das die Force AXS im Prinzip von der Rival AXS übernimmt (hier findet ihr alle Infos zur achsbasierten Rival-Leistungsmesstechnik). Standardmäßig wird es bei den SRAM Force 1-fach-Gruppen eingesetzt, also im Wesentlichen im XPLR Set-up. Als Komplett-Set kostet es 632 €, ist also lange nicht so preiswert wie bei der Rival. Aber der linke Kurbelarm mit Powermeter-Achse kann auch einzeln erworben und mit den anderen Force-Kurbeln kombiniert werden.
Der Powermeter kommt als Einheit aus Kurbelarm und Achse. Dabei unterscheidet der Kurbelarm aus Carbon sich von der Alu-Version der Rival. Auch die verfügbaren Längen sind andere. Die Energieversorgung übernimmt eine Batterie des Typs AAA – Achtung, es muss unbedingt eine Lithium-Batterie sein. Sie soll für 400 Stunden Wattmessung Strom liefern.
Beidseitige Leistungsmessung gibt es nur für die SRAM Force AXS 2-fach – mit Ausnahme der Wide. Auch hier ist die Technik neu und stammt von der Top-Gruppe Red AXS. Die Leistungsmessung ist in die Kettenblattkombi integriert, was aufgrund der direktesten Messung die höchste Genauigkeit verspricht. SRAM gibt sie mit 1,5 % plus/minus an. Bedeutet: Bei 400 Watt Leistung kann die tatsächliche Leistung zwischen 394 Watt und 406 Watt liegen. Der Ersatz für die Powermeter Unit soll 443 € kosten. Sprich, wer die Kettenräder mit Leistungsmessung an der Force eTap AXS nachrüsten will – das ist der Preis.
Alle Leistungsmessoptionen in der Übersicht:
Kurbel | Force AXS 2-fach | Force AXS 2-fach Wide | Force AXS 1-fach (auch Wide) |
---|---|---|---|
Preis Kurbel-Set | 865 € | 632 € | 632 € |
Leistungsmessung | Integriert in Kettenblattkombi | Achsbasiert | Achsbasiert |
Messart | Beidseitig, Verteilung wird errechnet | Einseitig, Gesamtleistung wird errechnet | Einseitig, Gesamtleistung wird errechnet |
Gewicht | 835 g (48-35 T) | k.A. | 737 g (40 T) |
Genauigkeit +/- | 1,5 % | k.A. | k.A. |
Preis Powermeter only | 443 € | k.A. | 367 € |
Force AXS XG-1270 Kassetten
Sieht man von der neuen Rainbow-Option aus der Red-Welt ab, gibt es bei den Kassetten der Force AXS keine Neuerungen. Gut zu wissen ist, dass auch die Force-Kassetten inzwischen einen sogenannten Silomer-Ring zwischen den größten Ritzeln besitzen. Er mindert die Schalt- und Laufgeräusche merklich. Auch das 2021 eingeführte, silberne Nickel-Chrom-Finish bleibt. Der Preis liegt bei 200 €. Wer sparen will, kann natürlich auch die Kassetten der Rival-Gruppe nutzen, die aber schwerer sind.
Force AXS Ketten
Wie alle Ketten der AXS Rennrad-Komponenten ist auch die Force AXS-Kette oben flach. Hintergrund: Für besseres Schaltverhalten besitzt sie dünnere Laschen. Das zusätzliche Material oben dient der Verstärkung zum Ausgleich. Laut SRAM ist die Flattop-Kette die stärkste und langlebigste der eigenen Ketten. SRAM empfiehlt, die Kette zu tauschen, wenn sie 0,8 Prozent Verschleiß erreicht hat. Zum Messen raten die Schweinfurter zu den Kettenverschleißlehren Pedro’s Chain Checker Plus, Pedro’s Chain Checker Plus II oder Park Tool CC-4.
Der Gliederstrang gehört zwingend zu den Road AXS-Komponenten. Wer beispielsweise auf einen MTB AXS-1-fach Antrieb für noch größere Kassetten bis 52 Zähne (!) umrüsten will, muss auch die Kette und das Schaltwerk ändern. Das Kettenblatt der 1-fach Rival AXS kann bleiben.
Force AXS Disc-Bremsen
„Disc only“ lautet die Maßgabe bei der neuen Force AXS. Festgelegt ist man auch hinsichtlich des Standards der Bremsaufnahmen: auf Flat-Mount. Die Kraft überträgt natürlich DOT-Bremsflüssigkeit, wie bei SRAM üblich. Die Bremssättel kommen immer im Paket mit den Shiftern.
SRAM rechnet damit, dass die meisten Hersteller die Gruppe mit den Paceline-Bremsscheiben kombinieren werden. Sie sind etwas schwerer. Dafür glänzten sie in unseren Fahrtests dadurch, dass sie auch bei harten und langen Bremsungen nicht aus der Form gerieten – ein Phänomen, das man bei anderen Disc-Rotoren beobachten kann und das zu vorübergehendem Bremsschleifen führt.
Erster Test: SRAM Force AXS
Ich hatte an 2 Tagen an 2 Bikes Gelegenheit, die neue SRAM Force AXS-Gruppe zu testen: In der 2-fach-Variante an einem Trek Domane Endurance-Rennrad und in der 1-fach XPLR-Variante an einem Specialized Crux Expert Gravel Bike (wobei sich im Übrigen mein erster überaus angetaner Fahreindruck aus dem Specialized S-Works Crux Test erneut bestätigte).
Doch bevor es in Details geht: Man kann es gar nicht oft genug sagen: Die Schaltlogik der SRAM AXS-Rennradgruppen ist überlegen. Zwei große Tasten, an zwei verschiedenen Seiten, die man gar nicht verfehlen kann, auch mit den dicksten Handschuhen nicht. Eine legt einen schwereren Gang ein, die andere einen leichteren. Ob es Klick macht, kann man in den Fingern spüren, ebenfalls weitgehend unabhängig von der Umhüllung der Hand. Und welche Taste, was tut, kann man auch noch frei via Smartphone belegen. Genial. Kettenblattwechsel? Auch sauber getrennt: einfach beide Tasten gleichzeitig drücken. Und diese Schaltlogik hat selbstverständlich auch die neue SRAM Force AXS – alles andere wäre fahrlässig.
Die Schalthebel: Und mit der neuen Force AXS sind die Schalt-Taster für Kleinhänder wie mich (Handschuhgröße 9,5) auch noch schneller bei der Hand. Dass der Griffkörper selber an manchen Lenkern nicht so bündig abschließt, fällt optisch auf, aber ergonomisch nicht ins Gewicht.
Zwischen-Durchsage: Mit der – sagen wir – etwas wulstigeren Form der eTap AXS-Hebel konnte ich mich nie zu 100 % anfreunden. Lockeres Ablegen der Hände an den Hoods ging. Aber beim kräftigen Umgreifen für den Wiegetritt am Berg drückte es nach einigen Minuten immer am Ballen. An den meisten Testrad-Lenkern musste ich die Bremshebelweiten-Verstellung nutzen, um die Hebel für den Unterlenker-Einsatz optimal zu positionieren. Das fällt mit den neuen Force AXS-Hebeln weg. Sie passen in Grundstellung.
Die dünneren Griffkörper der neuen Force AXS-Shifter sind leichter komplett zu umgreifen. Dass es mehr Platz zur dosierten Bremsung gibt, ist im direkten Vergleich mit den alten Shiftern, die ich kurz vorher getestet habe, auch zu spüren. Auch die Ablage oben auf den Hoods passte besser zu meinen Händen.
Das Schalten: Wie sich die neuen Kettenblätter auf den Schaltvorgang am Umwerfer auswirken, war die andere spannende Frage des ersten Tests. In den Bergen und kurzen Kuppen der Gegend, die auch die Algarve-Rundfahrt schwer macht, gab es reichlich Gelegenheit, das zu überprüfen. Schnell gesagt: Der Kettenblattwechsel geht jetzt in beide Richtungen geschmeidiger vonstatten, leiser in jedem Fall. Und sehr zuverlässig. Trotz häufigen provokanten Herunterschaltens, auch unter großer Last (man denke: im Wiegetritt) ließen sich keine Schaltfehler erzeugen. Umgekehrt kletterte die Kette jederzeit zügig und genau vom kleinen aufs große Blatt (48-35). Ein direkter Vergleich zur Shimano Di2 fehlte. Aber gefühlt lautet das vorläufige Fazit: Die Force hat sich wieder nah herangebracht, aber fährt noch nicht Kopf-an-Kopf.
Wohlgemerkt, was den Kettenblattwechsel angeht. Das Schaltwerk pariert die Befehle so, dass man es sich nicht anders wünscht. Auch munteres Hin- und Herschalten im Compensating-Mode meisterte der Force AXS D2 Antrieb souverän. Der Modus ist über die AXS-App wählbar und einstellbar. Dabei schaltet das Schaltwerk unmittelbar nach dem Kettenblattwechsel automatisch einen oder zwei Gänge zum Ausgleich, was maximale Unruhe in den Antriebsstrang bringt. Mir kamen alle Schaltvorgänge dabei geräuschloser und kultivierter vor, obwohl sich das aus der technischen Innovation kaum ableiten lässt.
Die 2-fach AXS-Systeme bieten übrigens noch eine Schalt-Halbautomatik: den „Sequential Mode“. Dabei legen Fahrer*innen fest, wann automatisch ein Kettenblattwechsel erfolgen soll. Und zwar fürs Herunterschalten in die leichteren Gänge, getrennt vom Heraufschalten in die schweren. So kann man den 2-fach-Antrieb in der Praxis wie den 1-fach-Antrieb fahren, also mit einer Taste hoch- und mit der anderen runterschalten. Sinnvoll ist es zum Beispiel, vor dem Wechsel auf die 3 leichtesten Berggänge hinten automatisch aufs kleine Kettenblatt wechseln zu lassen. Das klappte im ersten Test funktional vorzüglich. Es ist aber für Erfahrene die weniger sinnvolle Automatik.
Das Bremsen: Beim Bremsen wirkte sich die neue Form der Shifter schon aus, bevor überhaupt verzögert wird. Denn für mich ist der Weg zum neuen Hebel direkter. Der Finger befindet sich sozusagen in Wohlfühlposition immer „am Abzug“. Der Druckpunkt war während der Testfahrten knackig und lag an einem frühen Punkt im Hebelweg an, wie man es sich wünscht – hier sind wir gespannt auf den anstehenden Dauertest der Gruppe, denn die Erfahrung mit der SRAM Rival AXS ist, dass er sich mit der Zeit etwas zu mehr Hebelweg verschieben kann.
Dass wir die Brems-Charakteristik der hydraulischen SRAM Disc-Bremsen fürs Rennrad und Gravel Bike sehr gelungen finden, wurde an dieser Stelle schon öfter betont. Der positive Eindruck bestätigte sich auch beim ersten Test der SRAM Force AXS. Die Bremskraft entfaltet sich nicht brachial ab dem Druckpunkt. Stattdessen kann die Verzögerung mit gleichmäßig zunehmendem Einsatz der Handkraft fein dosiert gesteigert werden bis zum Stand. Das Verhalten dürfte den meisten Rennrad-Fahrer*innen mehr entgegenkommen als bissigere Stopper. Das gilt noch mehr für den Gravel-Einsatz – allzu schneller Bremskraftaufbau führt auf dem losen Untergrund schnell zu Reifenblockaden.
Laut SRAM wird das Gros der Hersteller die Force AXS Disc-Bremsen mit den Paceline-Rotoren der US-Marke verwenden. Sie sind zwar etwas schwerer als die Centerline-Alternative. Aber ihre Leistung überzeugte uns wiederholt, nicht nur auf den Testfahrten in Tavira. Auf bis zu 70 km/h schnellen Abfahrten ließ sich mit den montierten 160 mm-Scheiben (vorne und hinten) keine Andeutung von Fading provozieren. Auch vorübergehende Verformungen der Rotoren blieben aus.
SRAM Force AXS XPLR: Kann die SRAM Force AXS auf der Straße überzeugen, so kann die SRAM Force AXS XPLR auf Gravel richtig glänzen. Das 1×12 Gravel Set-up der neuen Gruppe stand an einem Specialized Crux zum Testfahren bereit. Und hier spielen die spezifischen Vorzüge der AXS-Gruppen so zusammen, dass die neue Force XPLR im Disco-Look das Zeug zum Schaltungshit hat.
Da ist zum einen die noch mal einfachere Schaltlogik: links tippen, leichter Gang, rechts tippen, schwerer Gang, gedrückt halten, mehrere Gänge in die gewünschte Richtung, basta (je nach gewählter Multishift-Einstellung in der AXS-App). Dabei arbeitet das Schaltwerk mit der oben beschriebenen Genauigkeit und hält die Kette sicher fern von der Carbon-Kettenstrebe, auch wenn es richtig rumpelt auf der Schotterpiste. Zudem hat die Übersetzung mit 10-44 Kassette im Tempobereich zwischen 20 km/h und 30 km/h ihren Sweet-Spot mit Gangsprüngen zwischen 11 % und 14 %.
Dass die SRAM Force AXS-Bremscharakteristik gut zum Gravel-Einsatz passt, wurde ja bereits erwähnt. Aber auch die neue Hood-Form hat für mich auf Gravel noch einmal einen Bonus. Denn wenn es am Lenker rüttelt, umschließe ich die Hoods einerseits stärker als auf der Straße, wo die Hände oft mehr oder weniger nur „aufliegen“. Andererseits soll zwischen Hand und Griffkörper noch etwas Spielraum bleiben, damit die vielen kleinen und großen Stöße nicht so durchdringen. Und das geht mit der neuen, schlankeren und offeneren Form schlicht besser, ohne irgendwo anzuecken (hier findet ihre einen ausführlichen SRAM XPLR Test mit allen Komponenten).
Die AXS-Konnektivität Wie einfach sich die AXS-Komponenten mit dem Smartphone und anderen Geräten verbinden lassen, ist ein Plus des SRAM-Systems. Einmal in der SRAM AXS App registriert, lassen sie sich einem Fahrrad zuweisen. Auch Firmware-Updates kommen über die App einfach auf die Teile. Mit der SRAM AXS Web App gibt es zusätzlich ein Analysewerkzeug, das detailliertes Auswerten der Fahrdaten erlaubt. Mehr dazu im Dauertest.
=> Hier findet ihr die ausführliche Vorstellung der AXS Web App
Fazit
Die neue SRAM Force AXS ruft keine Schaltevolution aus. Sie bringt Verbesserungen an wenigen, aber entscheidenden Stellen: der Ergonomie und dem Schaltverhalten an den Kettenblättern. Nicht zu vergessen, das Design, das einfach zu mehr Bikes passt. Damit baut die 12-Gang-Funkschaltung gezielt auf ihre Stärken auf: einfachste Schaltlogik, simple, selbsterklärende Einstellung per App, breitere Übersetzungen für jeden Einsatzbereich von Zeitfahren bis Gravel-Bikepacking und nicht zuletzt einfaches Nachrüsten in Zeiten von immer mehr Integration. In der reinen Schaltfunktion lassen sich aktuelle Gruppen im ersten Eindruck ohnehin nur in Nuancen von anderen elektronischen Gruppen unterscheiden. Und so gibt es unterm Strich bessere Performance für gleiches Geld (gemessen am alten und neuen Einführungspreis).
Pro / Contra
Pro
- Intuitivstes Schalten
- Gelungene Ergonomie für breiteren Anwenderkreis
- Leichter geworden
- Einfaches Einstellen per App
- Gute Brems-Charakteristik
Contra
- Höhere Ersatzteilkosten durch Kettenblatt-Integration
- Keine Brems-Druckpunkteinstellung
Wir haben die neue SRAM Force AXS 2×12-Gruppen-Komponenten für einen Dauertest zur Verfügung gestellt bekommen und werden in Zukunft berichten!
Was denkt ihr über die neue SRAM Force AXS?
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