Die fortschreitende Elektromobilitätswelle und die mit diesen Fahrzeugen in Verbindung gebrachten Unfälle haben zu einer fraktionsübergreifenden Gesetzesinitiative geführt, die sich auch für Rennradfahrer*innen auswirken könnte. Der Entwurf zur Gesetzesvorlage, der heute in einer Pressekonferenz vorgestellt wurde, sieht vor, die Pflicht zum Führen eines Versicherungs-Kennzeichens auch auf sogenannte Aero-Rennräder auszuweiten. Solche Kennzeichen sind bereits verpflichtend für Kleinkrafträder, unter die auch sogenannte S-Pedelecs fallen, Fahrräder, die bis 45 km/h mit elektrischem Antrieb unterstützen.
Gute Erfahrung mit E-Scooter-Regelung
Studien der Versicherungswirtschaft hätten gezeigt, wie gut und richtig eine Versicherungspflicht auch für solche Fahrzeuge sei, die mit Unterstützung eine höhere Geschwindigkeit als bei Fahrrädern allgemein üblich erreichen können, argumentieren die Antragsteller. Man beruft sich dabei auf gute Erfahrungen mit E-Scootern ebenso wie den genannten S-Pedelecs.
Werbung: 45 km/h sind bei Aero die Regel
Mit Verweis auf die Studien zahlreicher Hersteller, die für ihre Aero-Rennräder regelmäßig von Geschwindigkeiten um 45 km/h ausgehen, fordern die Antragsteller nun eine entsprechende Versicherungspflicht auch für solche Fahrräder. „Es kann doch nicht sein, dass Hersteller offen mit Unterstützung bis 45 km/h werben und der Gesetzgeber sieht einfach nur zu“,argumentieren die Befürworter des Entwurfes. „Ob die Unterstützung elektrisch oder durch sogenannte aerodynamische ‚Segeleffekte‘ erfolgt, spielt für das Unfallgeschehen eine untergeordnete Rolle.“
Öffentlichen Widerspruch erntete die Initiative bisher nicht. Vonseiten der Radsportverbände ließ man jedoch vorsichtig durchblicken, dass man bei S-Pedelec-Fahrer*innen und Aero-Rennrad-Fahrer*innen von unterschiedlichen Vorkenntnissen ausgehen müsse. Studien zu Unfallgeschehen müssten deshalb diese Rennrad-Kategorie getrennt betrachten, bevor voreilige Schlüsse gezogen würden. Zwar seien vereinzelt Rennradfahrer*innen mit hoher Geschwindigkeit hinter S-Pedelecs zu sehen, hier handele es sich jedoch um eine spezielle Trainingsform. Problematisch sei zu bewerten, wo man eine Linie ziehe. In letzter Zeit werde auch immer häufiger mit Aero-Gravelbikes geworben, die allerdings nicht die gleichen Geschwindigkeiten erzielten.
Kennzeichen-Montage darf aero sein
Die Gesetzgeber und die Versicherungswirtschaft betonen dagegen, dass es nicht darum gehe, die Geschwindigkeit der Räder zu regulieren, sondern nur die Schadensregulierung gesetzlich zu festigen und zu vereinheitlichen. Daher sehe der neue StVO-Paragraf auch vor, dass die Versicherungs-Kennzeichen wie Startnummern aerodynamisch in Fahrtrichtung angebracht werden dürfen und nicht wie bei Kraftfahrzeugen sonst üblich von hinter dem Fahrzeug stehend lesbar sein müssen. Diese Entscheidung sei als klares Bekenntnis für den Sport zu verstehen und spare den Aktiven wichtige Kraft.
Die Redaktion von Rennrad-News.de hat eigene Testfahrten unternommen und konnte in den Studien zeigen, dass die STVZO-konforme Anbringung in Fahrtrichtung, zum Beispiel an der Sattelstütze, rund 08/15 Watt bei einer Geschwindigkeit von 20/25 km/h einspart.
Pro Kennzeichenpflicht bringt die Initiative vor, sie schaffe offenbar ein Gefühl der Verantwortung für die Verkehrssicherheit, das sonst nicht zu erreichen sei. Dazu berufen sich die Initiatoren auf ein psychologisches Gutachten, das bereits am 1. April 2021 in Auftrag gegeben wurde. Ein Jahr später sei man jetzt schlauer und wolle sowohl an die Industrie als auch an die Radfahrer*innen ein klares Signal senden. Entsprechende Haftpflichtversicherungen sollen ab 1. April 2023 beim Verkauf von Aero-Rennrädern regelmäßig mitangeboten werden.
Würdet ihr euer Rennrad gerne mit Kennzeichen versehen?
34 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumUnd bergab immer schön bremsen, nicht das ihr über 25kmh kommt ohne Nummern Schild.
Wenns nicht so traurig wäre könnt ich fast Lachen!! Müssen bald Fußgänger ein Licht tragen ud bei Richtungswechsel den Arm heben? benötigen Hundehalter Schilder damit sie Ihren Schieß nicht liegen lassen? Bin seit 43 Jahren Radfahrer, Trainer, wettkämpfer und RadPendler. Keine Woche in der man nicht übersehen, geschnitten wird oder man sich an Scherben und Radwegkanten einen Platten fährt. Wege die Monate lang nicht geräumt werden, Laub auf dem man ausrutscht, Revisionskästen, die Hochstehen und an denen man beim abbiegen ausgleitet. Ampeln, die man für Autoverkehr errichtet (die würden sich sonst über den haufen fahren) und an denen man sich als Radfahrer abfriert. Radwege die im Schotterbett enden.... sich plötzlich verengen und in die Fußgänger Rollerfahrer und Hundehalter einbiegen....
Würde man sichere Radwege bauen ( wie zB in Dänemark bereits möglich), die lauf-, fahr- und RollGeschwindigkeiten trennen (Autos verlangsamen!) und Fahradfahrer nicht ständig gegenüber Vergasern benachteiligen - hätte ich nichts gegen sehr kleine Schilder (in Fahrtrichtung, Rollerschilder sind auch sehr klein).
Aber es gibt doch wirklich wichtigere Probleme: zB. Kinder am Rad/ Verkehr/ im Radsport auszubilden, und zB. S-Pedelecs nur an "ausgebildete" Personen, (z.B. in Vereinen) heranzulassen. Autoführerschein erst nach Teilnahme an einem 120km Radmarathon durch Berlin im Berufsverkehr. Kluge Ampelsysteme, Kreisverkehre.... Umstieg der Bequemen aufs Rad, Abschaffung der Klimanlagen in Autos, 120 auf Autobahnen.... und dann lache ich wieder ;-))
Datum des ersten Beitrages?!
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