Syncros Capital SL Aero Test: Diese Laufräder sind Gesamtkunstwerke aus Carbon und wurden ohne Kostendruck entwickelt, um maximale Performance zu liefern. Wir konnten den fast 4.200 € teuren Aero-Laufradsatz von Syncros ausführlich testen und liefern Argumente, wie man den Kauf dieser Boliden vor sich selbst rechtfertigen kann.
Syncros Capital SL Aero: Infos und Preise
Um den perfekten Rennrad-Laufradsatz zu bauen, wird schon immer viel Aufwand betrieben, Syncros hat nun weder Kosten noch Mühen gescheut und präsentiert mit dem Capital SL Aero einen echten High End Laufradsatz aus Carbon. Hier die Fakten:
- Einteiliges Hookless Aero-Carbon-Laufrad für Tubeless-Reifen
- Optimiert zur Nutzung mit 28/30 mm breiten Reifen
- Einlaminierte Carbon-Speichen
- Tubeless-Nutzung ohne Felgenband
- Felgenhöhe 60 mm
- Maulweite 23 mm Vorderrad / 25 mm Hinterrad
- Bremsstandard Centerlock
- Speichenanzahl 16 vorn, 16 hinten
- Nabe vorn DT Swiss 240 custom
- Nabe hinten DT Swiss EXP 240 custom
- Freilauf-Optionen Shimano, SRAM XDR
- Gewicht Capital SL Aero (Herstellerangabe) 1.290 g (Satz v+h), 590 g (Vorderrad), 700 g (Hinterrad)
- Gewicht Capital SL Aero (gewogen) 1.311 g (Satz v+h), 600 g (Vorderrad mit TL-Ventil), 711 g (Hinterrad mit TL-Ventil und Shimano Freilauf-Körper)
- Preis 4.199,80 €
- Info www.syncros.com
Syncros Capital SL Aero: Details
Für Mountainbikes hat Syncros bereits 2018 die Silverton SL Vollcarbon-Laufräder eingeführt. Im Sommer 2023 ist die Zubehörmarke von Scott auch im Road-Bereich nachgezogen und hat die neuen Syncros Capital SL Rennrad-Laufräder mit einlaminierten Carbon-Speichen präsentiert. Damit möchten die Schweizer mit der aufwendigen Konstruktion und hohem Entwicklungsaufwand neue Maßstäbe im Hinblick auf Gewicht, Steifigkeit und Aero-Performance setzen. Zusätzlich hat man mit Schwalbe zusammen den Schwalbe Pro One Aero Rennrad-Reifen entwickelt, der in Zusammenspiel mit den neuen Laufrädern optimale Aero-Performance und einen niedrigen Rollwiderstand garantieren soll.
Optimierter Rollwiderstand
Bezüglich des Rollwiderstands geht Syncros dabei einen ähnlichen Weg wie Zipp und erhöht die Maulweite der Felgen auf 23 mm. Warum das den Rollwiderstand mit den passenden Reifen in 28 mm Breite verringert, wird in unserem Test zu den Zipp 858 NSW ausführlich geschildert. Syncros und Schwalbe gehen jetzt noch einen Schritt weiter und stimmen ihre Produkte perfekt aufeinander ab.
Somit will man den Rollwiderstand gegenüber Systemen mit nur 25 mm Reifenbreite deutlich reduziert haben. Zusätzlich soll der neue Laufradsatz mit dem Schwalbe Pro One Aero Rennrad-Reifen in 28 mm Breite vorn auch aerodynamisch schneller als mit dem Pro One in 25 mm Breite sein.
Monocoque Wheel System
In einem aufwendigen Prozess fertig Syncros das komplette Laufrad in einem Stück und klebt im Anschluss nur noch die modifizierten DT Swiss 240 Naben in das einteilige Laufrad. Die Speichen sind komplett aus Carbon und werden in die Felge einlaminiert. Auch an den Speichenkreuzungen sind die Speichen verbunden und enden schließlich in einer Art Kranz, in den die Nabe eingeklebt wird. So will Syncros ein extrem niedriges Gewicht mit sehr hoher Steifigkeit paaren und zudem noch eine ausgezeichnete Aero-Performance erreichen. Nach eigenen Angaben will man das ausgewählte Benchmark-Laufrad um 7 % unterboten haben.
Aerodynamik
Auch in Sachen Aerodynamik hat man jeden Stein umgedreht und die Laufräder natürlich bei umfangreichen Windkanaltests optimiert. Zusätzlich hat Schwalbe mit dem Pro One Aero erstmals einen Reifen entwickelt, der speziell auf den Syncros Capital SL Aero und auf ähnlich breiten Felgen eine optimale Aero-Performance bieten soll. Aus vielen Windkanalmessungen ist bekannt, dass der Reifen die gesamte Aero-Performance des Laufrades beeinflussen kann, deshalb hat man in Zusammenarbeit ein Komplett-System geschaffen, das im nahtlosen Zusammenspiel optimale Resultate liefern soll.
Auch die hakenlose Bauweise der Felgen zahlt auf dieses Konto ein, denn sie ermöglicht einen recht glatten Übergang von der Reifenflanke zur Felge und verbessert damit die Aerodynamik. Zusätzlich lassen sich Felgen ohne Haken deutlich leichter bauen, ohne Einbußen bei der Stabilität in Kauf nehmen zu müssen.
In der Praxis ist es wenig überraschend, dass die 28er Reifen auf den breiten Felgen auch entsprechend breit bauen. Vorn habe ich 29 mm gemessen, am Hinterrad wölbt sich der nominell 28er Schwalbe Pro Aero auf ziemlich genau 30 mm. Die Reifen für vorn und hinten unterscheiden sich übrigens in der Konstruktion und sind auch entsprechend gekennzeichnet. Vorn wurde speziell auf eine perfekte Aerodynamik geachtet, hinten stand hingegen der Rollwiderstand sowie der Pannenschutz im Fokus. Das ist auch nicht verwunderlich, denn der hintere Reifen hat deutlich weniger Einfluss auf die Aerodynamik des Gesamtsystems als der vordere Pneu. Mit speziellen Reifen für Vorder- und Hinterrad geht Schwalbe hier einen konsequenten Schritt in Richtung optimale Performance.
Syncros Capital SL Aero auf dem Kurs
Wer Laufräder mit 60 mm Felgenhöhe an sein Rennrad baut, erwartet normalerweise ein etwas behäbiges Handling und eine deutlich erhöhte Empfindlichkeit bei Seitenwind und Windböen. Umso größer war die Überraschung auf den ersten Metern mit den Syncros Capital SL Aero. Sofort beim ersten Losfahren ist das geringe Gewicht des Laufradsatzes zu spüren. Antritte werden direkt in Vortrieb umgewandelt, die Beschleunigung ist für Felgen dieser Höhe außerordentlich gut. Mit den Schalbe Reifen und Tubeless-Setup drückt das Vorderrad fahrfertig gerade einmal 876 Gramm auf die Waage. Das Hinterrad ist mit gewogenen 1040 Gramm fahrfertig ebenso leicht.
Dieses geringe Gewicht ist dafür verantwortlich, dass sich die Syncros Capital SL Aero sehr leichtfüßig beschleunigen lassen, zudem sorgen sie – in Kombination mit dem richtigen Rennrad – für ein spielerisches und gegebenenfalls auch aggressives Handling. Man bewegt sich mit den sündhaft teuren Aero-Laufrädern von Syncros auf einem Dynamik-Niveau, das man ansonsten nur von hochwertigen Laufrädern mit deutlich flacheren Felgen kennt. So gesehen kann man die Syncros Capital SL Aero durchaus als Gamechanger bezeichnen, denn sie kombinieren die Aerodynamik von 60 mm hohen Felgen mit dem Handling deutlich flacherer Felgen.
Selbst die Anfälligkeit auf Seitenwind und Böen hat Syncros wirklich gut in den Griff bekommen. Natürlich reagiert das Vorderrad auf Seitenwind, das ist vor allem bei schnellen Abfahrten mit Geschwindigkeiten über 60 km/h spürbar. Aber die Laufräder haben während des Testes selbst bei böigen Verhältnissen kein überraschendes und schwer zu beherrschendes Verhalten gezeigt. Selbst bei einigen unschönen Überholvorgängen von LKWs, deren Fahrer sich einen Dreck um den gesetzlichen Mindestabstand geschert haben, erlebte ich mit den Syncros Capital SL Aero keine Schreckmomente. Ich bin schon viele Laufräder mit deutlich flacheren Felgen gefahren, die unerfahrenen Piloten mitunter mit gänzlich unberechenbarem Verhalten bei starkem Wind den Angstschweiß auf die Stirn treiben können. Mit den Syncros habe ich erstaunlicherweise trotz vieler Testkilometer auch bei windigen Verhältnissen keinen einzigen dieser unschönen Momente erleben müssen.
Durch die breite Maulweite von 23 mm vorn und 25 mm hinten in Verbindung mit den nominell 28 mm breiten Schwalbe Pro One Aero lässt sich das Setup mit sehr wenig Luftdruck fahren. Ich bin bei 68 kg Körpergewicht und mit einem Giant TCR SL als Testrad meist 3,7 bar im Vorderreifen und 3,8 bar hinten gefahren. Dass der Komfort dennoch nicht extrem spürbar besser als bei anderen modernen Setups war, die ich zum Teil mit fast 5 bar fahre, dürfte daran liegen, dass die Reifenflanken durch die breiten Felgen relativ gerade stehen. So bleibt auch das Handling trotz des geringen Luftdrucks sehr direkt und bei entsprechendem Lenkimpuls durchaus aggressiv.
Fazit – Syncros Capital SL Aero Test
Wer auf der Suche nach maximaler Performance ist und dabei keine Kosten scheut, der kann beim Syncros Capital SL Aero Rennrad-Laufradsatz beherzt zugreifen. Wenn es auch bisher kaum möglich schien 60 mm hohe Laufräder alltagstauglich zu bekommen, so beweist Syncros mit diesem Geniestreich das Gegenteil. Weder das Gewicht, noch das Handling stehen einem Einsatz bei (fast) jeder Lebenslage eines ambitionierten Rennrad-Fahrers im Weg. Zudem stellt Syncros durch die gemeinsame Entwicklung mit Schwalbe sicher, dass Reifen und Felgen perfekt harmonieren. Sowohl in Sachen Aerodynamik, als auch bei Sicherheit, Komfort und Handling. Somit kann man die Syncros Capital SL Aero in Zusammenspiel mit den Schwalbe Pro One Aero getrost als Gamechanger bezeichnen. Wenn nur der exorbitant hohe Preis nicht wäre!
Syncros Capital SL Aero Test – Pro / Contra
Stärken
- Extrem leicht
- Wenig anfällig für Seitenwind
- Herausragendes Handling
- Speziell konstruierte Reifen verfügbar
Schwächen
- Preis
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