Tacx Neo 2T Smart im Test: Corona-Zeit ist Home-Trainer-Zeit! In vielen Ländern in Europa wird die Bewegungsfreiheit aktuell massiv eingeschränkt – wer Radsport betreiben will, muss immer häufiger auf das Training in den eigenen vier Wänden umsteigen. Der im vergangenen Herbst vorgestellte Tacx Neo 2T Smart-Direktantriebstrainer könnte hierbei Abhilfe schaffen. Er markiert mit einem Preis von 1.299 € die Benchmark im Bereich der Direktantriebstrainer. Wir haben den Tacx-Trainer in den Wintermonaten ausführlich testen können und beantworten die Frage, ob der hohe Preis auch gerechtfertigt ist.
Tacx Neo 2T Smart – Infos und Preise
Die Digitalisierung des Alltags macht auch nicht vor unserem Lieblingshobby halt: Immer mehr Radsportbegeisterte sind neben dem analogen Biken auf den Straßen, beziehungsweise Trails auch noch virtuell auf dem Rad unterwegs. Plattformen wie Zwift, Rouvy oder Road Grand Tours ermöglichen ein sehr realistisches Fahrgefühl und etablieren das Indoor-Training immer mehr in der Radsport-Szene. Im Zuge dessen gewinnen die sogenannten „Smart-Trainer“ immer mehr an Bedeutung: Geräte dieser Bezeichnung sind in der Lage, selbstständig den Widerstand beim Fahren an die virtuellen Beschaffenheiten des Geländes anzupassen. Insbesondere Direktantriebstrainer, die anhand eines Schwungrads mit dem Kettenantrieb eines Fahrrads verbunden werden, sind aufgrund eines sehr realistischen Fahrgefühls und einer geringen Lärmbelastung die gefragtesten Geräte der Stunde.
- max. Leistung 2.200 W
- max. Steigung 25 %
- Genauigkeit Leistungsmessung ± 1 % (Herstellerangabe)
- Achsenkompatibilität Schnellspanner 130/135 mm, Steckachsen 142/148 mm
- Freilaufkompatibilität Shimano/SRAM 8-11-fach & SRAM NX 12-fach – Campagnolo, SRAM XD(-R) nachrüstbar
- Schnittstellen ANT+, Bluetooth
- sonstige Features Road Feel – Vibrationen der Bodenbeschaffenheit, Abfahrtsimulation, Pedalanalyse, keine Stromversorgung notwendig
- Gewicht 22 kg
- www.tacx.com
Preis 1.299 € (UVP) | Bikemarkt: Tacx Neo 2T Smart kaufen
Der Tacx Neo 2T Smart ist der Nachfolger des Neo 2 Smart und stellt mit einem Preis von 1.299 € die Speerspitze im Markt der Direktantriebstrainer dar. Im Vergleich zum Vorgängermodell soll der Neo 2T Smart vor allem durch ein verbessertes Fahrverhalten und eine niedrigere Lautstärke glänzen. Konkret bedeutet dies, dass Steigungen von bis zu 25 % simuliert werden können und bei Sprints der „Smart-Trainer“ erst bei 2.200 Watt schlapp macht. Wie bereits der Vorgänger ist er in der Lage, verschiedene Bodenbeschaffenheiten wie Kopfsteinpflaster oder Schotterpassagen auf das eingespannte Rad zu übertragen. Zudem besitzt der Neo 2T Smart ein gewisses Maß an horizontaler Beweglichkeit und folgt daher den Bewegungen des Fahrers beispielsweise im Wiegetritt. Durch die flügelartige Bauweise der beiden Standbeine soll trotzdem ein sicherer Stand des Trainers auf dem Boden gewährleistet sein.
Der Trainer benötigt zudem nicht zwangsläufig eine externe Stromquelle, besitzt jedoch die Möglichkeit, bei Verbindung mit dem Stromnetz Abfahrtspassagen zu simulieren. Der zur Übertragung der Daten benötigte Strom wird beim Fahren auf dem Trainer erzeugt – damit ist der Tacx Neo 2T auch ideal dazu geeignet, an verschiedensten Orten auch ohne Zugang zu Strom benutzt zu werden. Neben all diesen Eigenschaften sorgen die unterschiedlichen Achsstandards der vielen Radgattungen oftmals zu Problemen beim Einsatz von Direktantriebstrainern: Tacx löst dieses Problem effektiv, indem verschiedene Adapter für die relevantesten Standards bereits im Lieferumfang enthalten sind. Der Neo 2T Smart verbindet sich via Bluetooth mit allen relevanten Software-Lösungen des virtuellen Radfahrens wie Zwift und Co. Zudem liegt dem Lieferumfang ein spezieller Halter für das Vorderrad bei.
Im Detail
Montage
Der Tacx Neo 2T sticht ins Auge: Mit seinem futuristisch wirkenden Äußeren scheint der Rollentrainer gewappnet für viele Herausforderungen. Zwei ausklappbare Standbeine sorgen für einen sicheren Stand des Trainers auf verschiedenen denkbaren Untergründen. Mit rund 22 Kilogramm ist der Neo 2T Smart keineswegs ein Leichtgewicht. Diese Tatsache und der etwas ungeschickt platzierte Hebel zum Ein- beziehungsweise Ausrasten der Standbeine machen den Auf- und Abbau des Trainers etwas komplizierter, als es zunächst den Anschein erweckt. Zudem könnte eine sehr minimalistische Anleitung im Stile eines benutzerunfreundlich konzipierten Ikea-Regals den ein oder anderen Neuling im Umgang mit Smart-Trainern verwirren. In zusammengeklapptem Zustand glänzt der Neo 2T Smart vor allem durch sein platzsparendes Packmaß. Auch ohne einen Tragegriff lässt sich der Trainer weitestgehend vernünftig greifen und tragen, soweit dies bei einem Gewicht von 22 kg behauptet werden kann.
Beim Einbau eines Bikes in den Rollentrainer besteht die Möglichkeit, bei einer Schnellspannachse den von Tacx mitgelieferten Schnellspanner zu verwenden. Bei allen anderen Achsstandards muss die Achse vom verwendeten Rad auch beim Einsatz im Rollentrainer benutzt werden. Die Montage des jeweiligen Rades erfolgt in wenigen Fällen leider nicht so problemlos wie erhofft: Einige Räder sind im Hinblick der Konstruktion der Sitz- und Kettenstreben nicht kompatibel mit dem Trainer – eine sehr minimalistische Liste mit geprüften Rädern findet sich auf der Website von Tacx. Auch wenn ein Rad nicht auf dieser Liste geführt wird, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass dieses Rad mit dem Rollentrainer kompatibel ist. In vier von vier Fällen, die wir testen konnten, waren die Räder letztlich mit dem Gerät einsetzbar.
Nichtsdestotrotz ist die Montage der Räder oftmals eine wahre Fummelei: Hat das Bike eine Scheibenbremse, verbleibt nur wenig Platz zwischen Schwungrad und Bremskolben, was den Einbau erheblich erschwert. Und auch auf der Seite des Antriebs kommt es immer wieder zu Problemen: Läuft die Kette auf dem größten Blatt kann es passieren, dass der Käfig des Schaltwerks am Gestell des Trainers anschlägt. Im Gegensatz zu vielen Produkten der Konkurrenz bietet der Tacx Neo 2T Smart unmittelbar die Möglichkeit, den Trainer mit den meisten relevanten Achsstandards zu verwenden. Der Umbau von einer Achse zur anderen erfolgt dabei denkbar einfach: Verschiedene, im Lieferumfang enthaltene Adapter können auf die Enden der Achsen am Schwungrad aufgeschraubt und weitgehend ohne Werkzeug montiert werden.
Konfiguration
Die Konfiguration des Tacx Neo 2T Smart ist denkbar einfach: Sobald man in die Pedale tritt und eine kompatible Software wie beispielsweise Zwift, Road Grand Tours oder die Tacx-App geöffnet hat, wird die Verbindung zum Trainer hergestellt. Der Neo 2T Smart kommt ohne interne Datenübertragungen aus und muss daher auch nicht vor jeder Fahrt kalibriert werden. Zusätzliche LEDs am Gerät zeigen den aktuellen Verbindungsstatus an.
In der Benutzung
Tacx bewirbt das neue Modell ihres Aushängeschilds im Bereich der Rollentrainer unter anderem mit einem bis dato nie dagewesenen, realistischen Fahrgefühl. Und in der Tat kommt eine Fahrt mit dem Neo 2T Smart sehr nahe an das echte Outdoor-Erlebnis heran. Insbesondere bei zusätzlicher Stromversorgung und der somit aktivierten Bergabbeschleunigung fährt sich der Rollentrainer fast wie in der realen Welt. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass der Trainer sich bei Bewegungen des Fahrers auf dem Sattel flexibel verhält. Insbesondere im Wiegetritt verharrt das eingespannte Rad nicht fest an seiner Stelle, sondern bewegt sich leicht mit den Körperbewegungen des Fahrers mit. Darüber hinaus sorgen die Vibrationen auf grobem Untergrund wie Kopfsteinpflaster für eine interessante Abwechslung im Indoor-Alltag.
Unterschiede zeigen sich jedoch im Einsatz unterschiedlicher Trainingssoftware: Die hauseigene Tacx-Trainingsapp bietet in weiten Teilen das realistischste Fahrgefühl – lediglich bei längeren Bergabfahrten bremst der Rollentrainer vor Kurven nicht ausreichend ab und man fährt mit bis zu 70 km/h um Spitzkehren herum. Dies fällt bei anderen Software-Anbietern weniger ins Gewicht, da insbesondere bei virtuell angelegten Strecken wie auf Zwift weniger enge Kurven vorhanden sind. Die Tacx-App kann jedoch im Zusammenspiel mit der Vibrationsfunktion des Rollentrainers mächtig punkten: Sie nutzt deren Potenzial bei gröberem Untergrund mit Abstand am besten aus und sorgt für ein realistisches Gefühl des Untergrunds.
Beim Einsatz auf Zwift zeigt sich der Rollentrainer als zuverlässiger Begleiter, auch wenn hier die Vibrationen des Untergrunds nicht immer zuverlässig auf den Rollentrainer übertragen werden. Insbesondere beim schnellen Wechsel von Anstiegen und Abfahrten kann der Neo 2T Smart besonders überzeugen: Sowohl beim Einsatz der Tacx-App als auch bei Verwendung von Zwift ändert sich der Widerstand nach Abfahrten nur langsam – wie in der realen Welt kann die Geschwindigkeit aus der Abfahrt direkt mit in den Anstieg genommen werden.
Der Trainer lässt sich zusätzlich isokinetisch ansteuern. Das heißt, er kann anhand eines vorgegebenen Leistungsbereichs den Widerstand an die Trittfrequenz des Fahrers anpassen – und bietet somit beste Voraussetzungen für „Zwift-Workouts“. In der Praxis funktioniert dies tadellos. Wird der gewählte Leistungsbereich in erheblichem Maße unterschritten und das Workout somit nicht ernsthaft fortgesetzt, gibt der Trainer den Widerstand auf und wechselt in den freien Modus.
So stark man in den Rollentrainer auch reintritt, so konstant leise summt der Neo 2T Smart vor sich hin. Die meisten hörbaren Geräusche, die beim Fahren auf dem Trainer erzeugt werden, sind auf die Schaltvorgänge des Antriebs zurückzuführen. Bei moderatem Tempo erreichten wir in einem Abstand von einem Meter Lautstärkenwerte von rund 60 Dezibel, was ungefähr der Lautstärke eines normalen Gesprächs entspricht. Ein witziger Bonus beim Fahrer auf dem Trainer: LED-Leuchten strahlen vom Rollentrainer aus in unterschiedlichen Farben auf den Boden – je nachdem, wie viel Leistung der Benutzer auf die Pedale bringt, ändert sich die angezeigte Farbe.
Das ist uns aufgefallen
- Achswechsel Der Wechsel zwischen unterschiedlichen Achsstandards ist denkbar einfach: Die Adapter an der Aufnahme der Achse am Schwungrad müssen lediglich mit der Hand abgeschraubt werden und neue passende Adapter aufgeschraubt werden.
- Lautstärke Die Nachbarn wird’s freuen: Der Tacx Neo 2T ist unglaublich leise – die wesentlichen wahrnehmbaren Geräusche sind auf Schaltvorgänge zurückzuführen.
- Konstruktion Eng bemessener Platz zwischen dem Schwungrad und dem Schaltkäfig sorgt womöglich für ungeahnte Schäden am eingebauten Rad. Eine sporadisch geführte Liste mit kompatiblen Rädern auf der Tacx-Webseite hilft auch nur bedingt.
- Fahrgefühl Der Tacx Neo 2T glänzt durch ein sehr realistisches Fahrgefühl. Bergabbeschleunigung, horizontale Beweglichkeit und die Vibrationsfunktion bei grobem Untergrund steigern zweifelsohne den Spaßfaktor des Indoor-Erlebnisses.
Fazit – Tacx Neo 2T Smart
Kann der Tacx Neo 2T Smart ein echtes Outdoor-Erlebnis ersetzen? Auch wenn das Fahrgefühl so nah wie bei keinem anderen Modell an das echte Fahrerlebnis in der Natur kommt, lautet die Antwort: Nein! Viele durchdachte Details wie die Vibration bei grobem Untergrund oder die Bergabbeschleunigung sorgen jedoch für einen echten Mehrwert im Rollentraining und lassen die Zeit spürbar schneller verfliegen. Der Neo 2T Smart verfügt über das wohl beste Fahrerlebnis eines Rollentrainers auf dem Markt, leidet jedoch unter einigen Problemen, die in diesem Preissegment mehr als ärgerlich sind: Insbesondere der geringe Platz zwischen Schwungrad und Scheibenbremse auf der einen sowie dem Schaltwerkskäfig auf der anderen Seite können zum Ärgernis werden.
Wer einen Rollentrainer mit einem möglichst realistischen Fahrgefühl und äußerst geringer Lautstärke sucht, wird mit dem Tacx Neo 2T sehr glücklich werden. Radsportler, die sich in dieser Hinsicht mit weniger zufriedengeben, finden womöglich passende Geräte für weniger Geld.
Pro / Contra
Pro
- realistisches Fahrgefühl
- geringes Packmaß
- geringe Lautstärke
- leichter Wechsel der Achse für das Hinterrad
Contra
- zu wenig Platz zwischen Schwungrad und Bremskolben/Schaltkäfig
- teilweise etwas unhandlich
- hoher Preis
Was sagt ihr zum Rollentrainer und seinem realistischen Fahrgefühl?
Testablauf
Der Rollentrainer wurde über zwei Monate ausgiebig getestet. Dabei wurden insgesamt vier verschiedene Räder benutzt: Canyon Inflite CF SL, Bulls Black Adder Team, Simplon Pavo und Simplon Razorblade. Der Test des Rollentrainers wurde mit den Software-Lösungen von Zwift, Tacx App und Rouvy durchgeführt.
- Fahrstil
- Hohes Tempo bergab, mit Blick auf die saubere Linie – bergauf spritzig und schnell
- Ich fahre hauptsächlich
- XC, vereinzelt Marathon- und Etappenrennen
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, für Reserven bei groben Absätzen und eine optimale Traktion in Anstiegen
- Vorlieben bei der Geometrie
- Sportlich; Tiefes Cockpit, nicht zu gestreckt
- Fahrstil
- Bergab zügig, aber saubere Linie; bergauf meist gleichmäßig
- Ich fahre hauptsächlich
- XC, vereinzelt Marathon- und Etappenrennen
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, für eine optimale Traktion – auch in Anstiegen
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kompakte Sitzposition; kurzer Hinterbau für mehr Agilität; tiefe Front
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