Das Canyon Ultimate CF SL Disc 7.0 ist der Einstieg in die Welt der Carbon-Roadbikes mit Disc der Koblenzer. Im Test mit anderen Disc-Rennern um 2.199 Euro musste es seine Klasse zeigen.
Steckbrief: Canyon Ultimate CF SL Disc 7.0
Einsatzbereich | Tour, Rennen |
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Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 7,9 kg |
Stack | 567 mm |
Website | www.canyon.com |
Mit der Ultimate CF-Baureihe wendet sich Canyon seit der Einführung an kompetitive Rennradfahrer und legt dabei Wert auf einen wettbewerbsfähigen Preis. Das Spektrum reicht vom Ultimate AL mit Felgenbremsen ab 1.699 € bis zum Ultimate CF Evo mit 935 g leichten Carbonrahmenset, das als Spitzenmodell 13.000 € kostet. Für die Profis der gesponserten Teams Katusha-Alpecin und Movistar ist das Ultimate neben dem Aeroad das Arbeitsgerät. Wer ein Ultimate mit Scheibenbremse will, findet im Ultimate CF SL Disc 7.0 das Einstiegsmodell. Es ist vergleichbar mit anderen hart kalkulierten Rädern der Preisklasse ausgestattet, wiegt aber einiges weniger, wie ein Blick auf den Steckbrief zeigt.
Gibt es eine Non-Disc-Alternative? Ja, zum gleichen Preis gibt es das Ultimate CF SL 8.0, das mit einer Ultegra-Gruppe ausgestattet ist, aber ansonsten vergleichbare Komponenten aufweist. Es wiegt laut Canyon noch einmal 700 g weniger als unser Disc-Testrad.
Ausstattung: Der Rahmen macht’s
Das niedrigere Gewicht des Testrades, das wir als „M“ in „Roadster Brown“ fuhren, deutet auf eins hin: Das Highlight des Canyon CF SL 7.0 ist das Rahmen- und Gabelset aus Carbon. Kauft man es einzeln, ruft Canyon dafür 1.499 € auf – mehr als zwei Drittel des Kaufpreises also. Auf den ersten Blick spiegelt sich die Wertigkeit in der augenscheinlich sehr guten Verarbeitung des Rahmens wider: Der zwischen Kupfer und Braun changierende Lack fasst sich samtig an, der Übergang zwischen Steuerrohr, Gabelkrone und Unterohr ist formschlüssig gestaltet, das Spaltmaß gering, alles wirkt wertig. Auch die Sattelstützklemmung am Sitzrohr unterhalb des Sitzstrebenansatzes ist formal wie technisch gut gelöst. Sie lässt der Stütze mehr Raum zum Flexen und hielt bei dem vorgegebenen Drehmoment sicher.
Canyon wirbt für das Modell zwar nicht mit dem Zusatz „Aero“, aber das Unterrohr in Kammtail-Form, die weiter ausgestellten Gabelscheiden sowie die innen verlegten Züge und die Formung des Sitzrohrs lassen auf wenigstens nicht nachteilige Aerodynamik hoffen.
Auf den zweiten Blick wird klar, dass das Rahmenset wesentlich zum geringen Gewicht des Rades beiträgt. Denn mit Shimano 105 Antriebs- und Schaltteilen, ergänzt um die gruppenlosen Shimano BR-505 STI-Hebel und DT Swiss Spline 1800 DB-Laufräderm nutzt Canyon Komponenten, die sich auch an anderen Bikes der Klasse finden oder vergleichbar viel auf die Waage bringen.
Rahmen | Carbon, 12 mm Steckachse, 2x Flaschenhalter | |||||
Gabel | Carbon tapered 1 1/4-Zoll, A-Head, 12 mm Steckachse | |||||
Gewicht | 7,85 kg (gewogen ohne Pedale), M | |||||
Entfaltung | 2,37 - 9,97 m pro Kurbelumdrehung | |||||
Zulässiges Gesamtgewicht | 120 kg | |||||
Schalthebel | Shimano ST505 Disc 2x11 | |||||
Umwerfer / Schaltwerk | Shimano 105 / Shimano 105 | |||||
Kurbel / Zähne | Shimano 105 Hollowtech, 172,5 mm / 50-36 T | |||||
Ritzel / Zähne | Shimano 105 11-32 T | |||||
Innenlager | Shimano Press-Fit | |||||
Kette | Shimano HG601 | |||||
Bremsen | Shimano BR505, v./h.: 160 mm | |||||
Laufradsatz | DT Swiss P1800 Spline DB, Alu, 622x18c | |||||
Reifen / Größe | Continental Grandprix 4000 SII, 25-622 | |||||
Lenker | Canyon H17 Ergo Alu, oben 410 / unten 430 mm | |||||
Vorbau | Canyon V13, Alu, 100 mm | |||||
Sattel | Fizik Antares R5 | |||||
Sattelstütze | Canyon S23 VCLS CF Carbon | |||||
Besonderheiten | Rahmen für DI2 vorbereitet, interne Zugverlegung, Canyon Gel Lenkerband | |||||
Vorbau, Lenker und Sattelstütze stammen von Canyon. Besonders die Canyon S23 VCLS Sattelstütze verdient Lob, da sie spürbar dämpft. Mehr dazu bei den Fahreigenschaften. Bei den Reifen geht Canyon mit Conti Grand Prix 4000 S2 auf Nummer sicher und montiert einen der besten Leichtläufer mit gutem Pannenschutz. Bis hin zu Details wie dem griffigen Gel-Lenkerband lässt die Ausstattung zu dem Preis nichts zu wünschen übrig.
Geometrie: Sport-Ergonomie
Sieben Rahmengrößen von 2XS bis 2Xl stehen beim Canyon Ultimate CF SL Disc zur Wahl. Viel! Konkret ist das Ultimate eine Nummer kleiner als die meisten anderen Rennräder in diesem Vergleich. Und auch große Fahrer werden beim Canyon Ultimate CF SL Disc eher fündig als zum Beispiel bei Giant, wo die ganz große Höhe fehlt. Große und/oder schwere Fahrer werden sich freuen, dass auch die Gewichtszulassung zu dem größeren Spielraum bei den Rahmenhöhen passt: 120 kg für ein 7,7 kg-Rad sind ein Wort.
Der Aufkleber auf dem Unterrohr „Sport Pro Geometry“ macht unmissverständlich klar, dass sich Canyon mit dem Ultimate CF in der Disc-Variante an den rennorientierten Fahrertyp wendet. Konsequenterweise spiegelt sich das auch in den Geometriedaten wider: Der Blick auf die Steuerrohrlänge zeigt klar, dass Canyon eine betont niedrige und damit windschnittige Lenkerposition ermöglichen will. Mit 148 mm fällt das Steuerrohr unseres Testrades in Größe „M“ am kürzesten im Vergleich aus. Gleichzeitig stellen die Koblenzer das Steuerrohr steiler, je höher die Rahmen sind. Dagegen bleibt der Sitzwinkel gleich. So rücken Sattel und Lenker weiter auseinander. Passt! Die Kettenstebenlänge bleibt dafür über alle Größen bei 415 mm, womit es auch bei den Disc-Roadbikes eher zur Fraktion der Räder mit längerem Hinterbau gehört.
Rahmengröße | 2XS | XS | S | M | L | XL | 2XL |
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Sitzrohrlänge mm | 434 | 467 | 494 | 522 | 554 | 584 | 614 |
Oberrohr horizontal mm | 513 | 529 | 543 | 556 | 571 | 596 | 612 |
Steuerrohr mm | 89 | 107 | 130 | 148 | 174 | 195 | 213 |
Lenkwinkel Grad | 69,6 | 71,0 | 72,3 | 73,3 | 73,3 | 73,5 | 73,8 |
Sitzwinkel Grad | 73,5 | 73,5 | 73,5 | 73,5 | 73,5 | 73,5 | 73,5 |
Kettenstrebe mm | 415 | 415 | 415 | 415 | 415 | 415 | 415 |
Radstand mm | 983 | 988 | 993 | 996 | 1011 | 1034 | 1046 |
Stack mm | 500 | 522 | 546 | 567 | 592 | 613 | 631 |
Reach mm | 368 | 378 | 385 | 391 | 399 | 418 | 428 |
STR | 1,35 | 1,38 | 1,41 | 1,45 | 1,48 | 1,47 | 1,47 |
Letzte Zweifel an der geometriemäßigen Race-Tauglichkeit des Rades räumt der STR-Wert aus, den wir wie immer für euch errechnet haben (siehe Tabelle). Der STR-Wert wird gerne von Bikefittern verwendet. Er drückt das Verhältnis zwischen der Länge des Rahmens und der virtuellen Höhe eines gedachten waagerechten Oberrohrs mit Ansatz am oberen Punkt des Steuerrohrs aus – jeweils bezogen auf die Tretlagermitte. So werden Rahmen vergleichbar, ganz gleich, wie sehr ihr Oberrohr abfällt oder wie hoch oder tief das Tretlager wandert. Der STR-Wert des Canyon Ultimate CF SL Disc 7.0 Testrades liegt bei 1,45 und ordnet es damit eindeutig auf der race-orientierten Seite ein. Auch quer über alle Rahmengrößen bleibt der Wert immer deutlich unter 1,5. Auf den beiden kleinsten Rahmen sitzen Fahrer sogar noch sportlicher.
Ergonomisch lässt Canyon insgesamt seine Kunden nicht im Regen stehen. Der hauseigene H17 Ergo AL Lenker bietet einen guten Übergang vom oberen Lenkerbogen zu den Hebeln der Shimano RS505-Serie. Seine Oberseite hat eine bequeme, flache Auflagefläche. Und auch die Breite des Lenkers variiert über die Gößen hinweg passend. Gleiches gilt für die Länge der Tretkurbel, die in den mittleren Rahmenhöhen auch in 2,5 mm Schritten wächst – keinesfalls selbstverständlich in der Großserie. Die Sattelstütze mit 25 mm Setback platziert den Fahrer etwas weiter über dem Hinterrad, das passt zu den längeren Kettenstreben. Insgesamt machte die Gewichtsverteilung über unserem Testrad einen ausgewogenen, sehr gelungenen Eindruck.
Auf dem Kurs
„Draufsetzen, losstürmen“ war der erste Eindruck im Kontakt mit dem Ultimate. Im direkten Vergleich mit anderen Rennrädern fühlte es sich auf den ersten Metern, die immer auf der topfebenen, autofreien Wuppertaler Nordbahntrasse laufen, schon agiler und wendiger an. Zurückzuführen ist das dabei nur zu einem Teil auf das geringere Gewicht. Auch die tiefere Sitzposition, aus der Fahrer leichter Druck aufs Pedal bringen, prägt das Fahrgefühl. So hat das Ultimate CF grundsätzlich eine ähnliche Geometrie wie zum Beispiel das Rose Team GF. Wichtige Kennzahlen wie Radstand, Kettenstrebenlänge oder Lenkwinkel unterscheiden sich nur geringfügig. Jedoch fällt das Steuerrohr deutlich kürzer aus. Der Rücken neigt sich mehr, der Schwerpunkt wandert Richtung Vorderrad.
So sportlich aufs Rad gesetzt, will man am liebsten auch immer schnell unterwegs sein. Gemütliche Touren mit Blicken nach links und rechts kann man mit dem Canyon Ultimate zwar auch, seine Domäne ist es aber nicht. Die liegt eher in winkligen Kursen, an kleinen Stichen, in schnell gefahrenen Kurven und in knackigen Antritten. Unter den Sportwagen wäre das Canyon Ultimate der Roadster. Hier findet ihr eine Testfahrt des Canyon Ultimate CF SL Disc auf Strava.
Die Rennrad-News Standard-Teststrecke beinhaltet einen Anstieg zu einem beliebten „KOM-Pilgerziel“ der Region samt Abfahrt. Hier entfaltet das Ultimate CF SL Disc am besten sein Potential. Es klettert leichtfüßig, weder der Rahmen noch das Cockpit noch die Laufräder zeigen sich irgendwie nachgiebig, alle Kraft geht in den Vortrieb. Canyon fordert das kraftvolle Kurbeln am Berg mit der 105-Kurbel in der Semi-Kompakt-Abstufung 52-36. Für weniger trainierte Fahrer im Gebirge ist die Übersetzung nicht optimal, für die typischen Mittelgebirgssteigungen aber geradezu ideal. In der Abfahrt ist das Ultimate dann gänzlich in seinem Element. In Kurvenlage fühlt man sich gut aufgehoben. Präzise folgt das Rad den Lenkbefehlen. Das höhere Gewicht auf dem Vorderrad gibt dabei ebenso Vertrauen in den Kurvengrip wie der Conti-Reifen.
Im Wind auf der der Geraden punktet das Ultimate mit dem Lenker mit viel Drop. So kommt der Oberkörper noch tiefer, womit sich die Aerodynamik verbessert. Bei aller Sportlichkeit straft das Canyon seine Piloten jedoch nicht mit unnötiger Härte. Vor allem der Komfort am Sattel erweist sich auf den Schlaglochpisten und der Kopfsteinpflasterpassage als ausgeprägt, sogar höher als bei den anderen Vergleichsrädern. Die Nachgiebigkeit der Gabel bei Stößen ist gefühlt vergleichbar mit jener der anderen Testbikes.
Bremsen und Schaltung funktionieren so, wie man es von der Shimano 105-Gruppe erwarten kann: mit keinem fühlbarem Unterschied zur nächsthöheren Ultegra-Klasse. Druckpunkt und Bremskraft der Shimano BR505 Komponenten, die mit Scheiben aus der XT-Reihe aufgewertet wurde, sind jeder Fahrsituation gewachsen. Allenfalls die Ergonomie der gruppenlosen Shimano BR505-Schaltbremshebel am Übergang zum Lenker ist aus unserer Sicht nicht optimal – das Nachrücken der aktuellen 105 R7000 Shimano mit eigenen Hebeln dürfte ein Grund sein, warum Canyon das Rad zur Zeit der Erstellung dieses Tests reduziert anbietet.
Haltbarkeit & Service
Canyon lässt das Ultimate CF SL Disc für ein Gesamtgewicht von 120 kg zu und gibt 6 Jahre Garantie auf das Rahmen- und Gabelset. Damit gehen die Koblenzer sowohl in Sachen Gewicht als auch zeitlich über die gängige Praxis bei Rennrädern hinaus. Während des einmonatigen Tests mit circa 280 Testkilometern zeigten sich keine Beeinträchtigungen der Funktion, was auch nicht zu erwarten war. Die Züge laufen an keiner Stelle offen, was der dauerhaft reibungsarmen Funktion zugute kommen dürfte.
Bei einem Rennrad aus dem Direktvertrieb gehört auch die Versandform zum Kapitel Haltbarkeit und Service. Das Testrad kam so in die Redaktion, wie es auch der Otto-Normal-Käufer erhält: verpackt im Canyon Bike Case. Schon das Öffnen desselben weckt die Vorfreude, weil neben einladenden Worten auch ein paar kleine Geschenke warten. Eine Musette gehört dazu ebenso wie eine Organza-Tasche. In ihr kann man das Kleinzeug, das man zum Transport immer wieder benötigt, dauerhaft verstauen. Vorbildlich ist der beigelegte Drehmomentschlüssel mit analoger „Anzeige“. Er ermöglicht erst die sachgerechte Montage des Vorbaus und der Sattelstütze. So ein Werkzeug sollte eigentlich bei jedem Rad aus dem Versand inkludiert sein, ist es aber nicht. Die Montage selbst gelingt mit der guten Bedienungsanleitung auch kaum versierten Schraubern. Nicht zuletzt ist auch der Bike Case selbst ein Vorteil. Denn er ist so ausgelegt, dass man ihn mehrmals verwenden kann. Ein Youtube-Video von Canyon erklärt gut, wie man das Rad wieder darin verstaut. Allerdings könnte Canyon es beizeiten einmal auf Disc-Rennräder aktualisieren, die etwas anders verpackt werden müssen.
Fazit – Canyon Ultimate CF SL Disc 7.0
Das Canyon Ultimate CF SL 7.0 katapultiert sich mit herausstechender Fahrdynamik weit nach oben in die Wertungsskala. Das mit Abstand leichteste Rad im Vergleich der 2.199-Euro-Disc-Renner fährt sich auch am leichtesten - egal ob in Kurvenlage, bei Sprints oder auf der schnellen Geraden. Der Dämpfungskomfort ist ebenfalls gelungen, nur die Sitzposition weist klar Richtung Race. Dazu top verarbeitet, klassengemäß ausgestattet und vorbildlich erklärt.
Pro / Contra
Pro
- klassensprengendes Gewicht
- hervorragende Fahrdynamik
- agiles Handling
- sehr gute Verarbeitung
- Top Auslieferungszustand & umfangreiches Zubehör
Contra
- "nur" 25 mm breite Reifen
Was haltet ihr vom Canyon Ultimate CF SL Disc 7.0? Seid ihr schon auf Scheibenbremsen unterwegs?
Alle Tests zu Disc-Rennrädern für 2.199 EUR