In einem packenden Sprint gegen Marc Hirschi gewann Julian Alaphilippe gestern die 2. Etappe der Tour de France auf Ansage. Hier seht ihr sein Specialized S-Works Tarmac SL7 Arbeitsgerät in der Fotostory.
Der Wind stand frontal auf der 900 Meter langen Zielgeraden. Auf den Bildern der TV-Übertragung war zu sehen, wie sich die Palmen an der Promenade von Nizza bogen, die Fahnen standen im Wind. Zweimal musste die Gerade unmittelbar nach einer Umrundung des Hafens überwunden werden. Alle, die hier einrollten, wussten, was auf sie zukommt.
Alaphilippe hatte am Col d’Eze zuvor die entscheidende Attacke gesetzt. Und obwohl jeder wusste, dass der Franzose es erneut auf das Gelbe Trikot abgehen hatte, dass er 2019 über 14 Tage lang halten konnte, ließ man ihn fahren. Erst später stießen zunächst Marc Hirschi und dann Adam Yates dazu.
Die Räder, die das Trio dann auf die lange Gerade in Nizza steuerten, waren allesamt aerodynamisch optimierte Rennräder; das Aero-Cockpit, innenverlegte Kabel und Leitungen für Schaltung und Bremsen nur die sichtbarsten Zeichen der konstruktiven Maßnahmen, um dem Wind ein Schnippchen zu schlagen. Radtechnisch darf man – jedenfalls in Bezug auf die Windsituation – von annähernd gleichen Voraussetzungen zwischen den Podiumsfahrern ausgehen. Alaphilippe, der am Anstieg die meiste Arbeit gemacht hatte, war eindeutig der stärkste und taktisch geschickteste Fahrer an diesem zweiten Tourtag.
Alaphilippe fuhr das neue Specialized S-Works Tarmac SL7, das mit dem Anspruch „One bike to rule them all“ rechtzeitig zur Tour de France auf den Markt kam und das Venge überflüssig machte. Aero-Optimierung bei gleichzeitig gering gehaltenem Gewicht ist seine Kernkompetenz.
=> Hier findet ihr unseren Test des Specialized Tarmac SL7 Pro
Anhand der Fotos seines Arbeitsgeräts, die vom Team Deceuninck – Quick-Step gemacht wurden, kann man ein paar Unterschiede zum Serienrad ausmachen – und zu dem Rad, mit dem er gestern in Nizza gewann.
Das augenfälligste Detail: Julian Alaphilippe fuhr gestern S-Works Turbo Cotton-Reifen, während auf den Fotos der S-Works Turbo montiert ist. Bemerkenswert daran ist, dass er überhaupt Clincher-Reifen fährt und damit den ersten Tour de France Etappensieg überhaupt auf dem „Jedermann“-Reifentyp erzielt. Bis dato sind im gesamten Peloton sogenannte Schlauchreifen die erste Wahl, Reifen, die auf die Felge geklebt werden, und bei denen der Schlauch eingenäht ist. Auf dem Vormarsch ist auch Tubeless-Technik, die Specialized letztes Jahr noch ebenfalls mit Alaphilippe als Vorreiter propagierte. Sowohl bei Schlauchreifen als auch bei Tubeless-Reifen wurde immer die größere Sicherheit vor oder bei Defekten als Grund genannt. Jetzt also Reifen mit Schlauch – warum?
„Unsere Profi-Fahrer verlangen das schnellste Paket auf der Straße, unabhängig davon, wie die Dinge früher oder sogar in der 100-jährigen Geschichte gehandhabt wurden. Der Tarmac SL7 mit Turbo Cotton Drahtreifen und neuen Roval-Laufrädern ist einfach die schnellste Kombination am Renntag“, erklärte dazu Ricardo Scheidecker, Leiter für Technik und Entwicklung bei Deceuninck – Quick-Step in einem Statement. Und weiter: „Wir wussten, wie schnell Turbo Cotton-Drahtreifen sind, und haben mit ihnen dank ihres geringen Rollwiderstands viele Zeitfahren gewonnen. Seit unserem Trainingscamp im Juni haben wir den neuen Tarmac SL7 mit Turbo Cotton-Drahtreifen und den neuen Roval Rapide CLX-Laufrädern getestet, und unsere Fahrer liebten die Geschwindigkeit und das Gefühl dieser Kombination mehr als die Schlauchreifen“. Sponsor Specialized gab bei der Vorstellung der neuen Laufräder als Grund für das Umschwenken im Competition-Bereich an, dass derzeit nur mit der Clincher-Technik extrem leichte Felgen und geringstmöglicher Rollwiderstand in Kombination zu erzielen seien.
Was fällt noch auf am S-Works Tarmac SL7 von Julian Alaphilippe? Im Unterschied zu Hirschi fuhr er keine hohen Carbonfelgen-Profile, sondern mit den 1.248 g leichten Roval Alpinist CLX-Laufrädern ein Allround-Profil mit 33 mm Höhe. Scheibenbremse fährt Deceuninck – Quick-Step schon seit der letzten Saison. Geschaltet, gebremst und angetrieben wird mit Teilen der Shimano Dura Ace Di2-Gruppe. Am neuen Tarmac Aero-Vorbau hat das Team eine eigene Lösung. Sie erlaubt das Nachstellen des Lagerspiels auch bei geschlossener Abdeckkappe. Optik ist hier nicht alles.
Wir sind gespannt, ob schon eine gelbe Version des Tarmac SL7 bereit steht. Heute startet die Tour TV-Übertragung um 12:40 Uhr.
Die Fotos stellte Specialized zur Verfügung.
Wie gefällt euch das Arbeitsgerät von Julian Alaphilippe?
Hier findet ihr mehr zu Arbeitsgeräte der Profis auf Rennrad-News
- S-Works Tarmac SL8 – Best Young Rider: Remco Evenepoel’s Siegermaschine
- Tour de France Rennräder 2024: 24 Profi Rennräder im Detail
- Tour der France 2024 Profi-Rennräder: Neues Canyon Aeroad CFR bei Van der Poel?
- Tour de France 2024 – S-Works Tarmac SL8 von Roglic: Im Tour Camp bei Red Bull Bora Hansgrohe
- S-Works Tarmac SL8 in Liquid Metal: Arbeitsgerät für Evenepoel im Terminator-Look
- Paris Roubaix Profi-Rennräder 2024: 24 x High-Tech gegen Kopfsteinpflaster
- Arbeitsgerät – BH Ultralight bei Team Burgos BH: Climbers-Bike als Profi-Rennrad
- Profi-Rennräder der CX DM 2024: 8 Cyclocross-Bikes von den Meisterschaften
- World Tour Bikes 2024 – Orbea Lotto Dstny: Mit Orca am UCI-Limit und Orca Aero
- Factor Ostro VAM Erlkönig gesichtet: Überarbeiteter Aero-Renner der Briten
30 Kommentare