Nachtruhe war bei uns leider wieder etwas später. Wir haben es mit den Recovery-Drinks wohl etwas zu gut gemeint. Diese hielten uns bis Mitternacht hellwach!
Unser Hotel in Brixen war gefüllt mit Rennradfahrern, und genauso hat es sich beim Frühstück auch angefühlt. Von unseren Tischnachbarn wurden wir gefragt, woher wir denn die „Luxus“-Brötchen hätten. Die beiden warteten bereits seit einer halben Stunde auf den Brötchen-Nachschub, welchen wir optimal abgepasst hatten!
Um 9 Uhr fällt der Startschuss auf dem Domplatz in Brixen, dem ein neutralisierter Abschnitt von 10 km folgt, ehe es in eine 7 km Rampe in die Berge geht. Auf diesen 7 km klettern wir bereits 700hm. Die Beine schmerzen, die Brille beschlägt und Chris wundert sich, warum er keinen kleineren Gang auf dem Ritzel mehr findet. Auch wenn das Herz pumpt und die Aufmerksamkeit der Straße gewidmet ist, können wir dennoch das herrliche Sellamassiv bewundern, welches sich nun vor uns aufbaut. Das beflügelt uns wieder – im Stakkato geht es nun auf schmalen Straßen auf und ab, bis Sankt Ulrich und später Sankt Christina.
Kurz nach Wolkenstein kommt die erste Verpflegungsstation. Da wir beide schon schmerzhaft erfahren haben, wie sich ein Hungerast anfühlt, legen wir großen Wert auf die Ernährung während des Rennens. Täglich verspeisen wir 3 bis 4 Energieriegel plus 3 bis 4 Gels – oftmals bewegen wir uns auf einem schmalen Grad zwischen Leistungsfähigkeit und Übelkeit. Bei dieser Verpflegungsstation gab es leckeren Kuchen – wir meinen es wohl etwas zu gut und bereuen es bereits wenige Höhenmeter. Unterhalten konnten wir uns vor allem mit dem Sigma Team zwar noch hervorragend, doch insbesondere Chris beschwert sich, dass er keinen Druck mehr aufs Pedal bekommt. Also Tempo raus!
Die letzten 400 Höhenmeter bis zum Passo Sella werden somit zur Verdauungsfahrt. Im darauffolgenden Anstieg zum Passo Pordoi kommen wir wieder in Fahrt, können ein paar Plätze gut machen und stürzen uns die wunderschöne Serpentinenabfahrt hinunter nach Arrabba. Alex kann es nicht fassen, wie er zweimal kurz vor Beginn einer Serpentine im Bremsprozess mit Full-Speed von anderen Fahrern überholt wurde. Ein Blick auf deren Bikes macht aber einiges klar: Scheibenbremsen!!! „Soll mein nächstes Votec Rennrad bitte auch haben,“ meint Alex noch bevor wir im Tal angekommen sind. Das Scheibenbremsen-Team ist nicht mehr zu sehen.
Eine weitere Auffahrt zum Passo Campolongo zeichnet quasi die letzte Herausforderung der heutigen Etappe. Ein letztes Koffein-Gel wirkt schnell und sichert uns wache Augen für die lange Abfahrt hinunter ins Tal. Diese können wir auch gebrauchen. Die Strecke ist mittlerweile leider wieder für den Verkehr freigegeben. Einige Fahrzeuge können wir mit unserer neu gebildeten 5er Gruppe überholen, an einem LKW kommen wir aber über 5km nicht vorbei. Plötzlich kommt aber ein PKW von hinten auf die Idee den LKW zu überholen, schafft es nicht und drängt sich direkt in unsere Gruppe.
Um ein Haar hätte der Außenspiegel Chris erwischt. Und das bei Geschwindigkeiten von über 60km/h. Leicht geschockt nahmen wir ordentlich Tempo raus, und drückten nach Abbiegen des LKW weiter hinunter nach Zwischenwasser. Die letzte Gegenrampe drückten wir souverän nach oben und folgen nach Zieleinlauf (4:59 Min, Platz 58 bei den Männern) dem Geruch frischer Pasta. Der Hunger hat uns wieder.
Da Alex uns heute einen Aufenthalt im 4 Sterne gebucht hat, gehen wir nun erst einmmal in den Wellnessbereich und später dann zum 4-Gänge Abendessen.
Wir hoffen dann heute auch mal endlich früher schlafen zu können.
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Morgen geht es dann in den zweiten Dolomiten Tag. Dann wird es keinen neutralisierten Start geben, sondern mit einem knackigen Anstieg zum Furkelpass gleich zur Sache. Wie es uns ergehen wird lassen, wir Euch im nächsten Erfahrungsbericht wissen.
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