„Heute fahren wir unsere Tour d’Honneur und anschließend essen wir Pizza,“ meint Chris beim Frühstück. Alex ist froh, dass von Chris der Vorschlag einer entspannten Etappe kommt. Die Königsetappe der TOUR Transalp über den Monte Grappa, aber vor allem die letzten 30 km in der Ebene bis zum Ziel haben Alex am Vortag nämlich ziemlich zugesetzt.
Christian kann seit dem Vorabend wieder normal essen, die Pasta Party hat er gut vertragen und die Nacht verläuft ebenfalls ganz gut. Trotz seines Ausfalls am Vortag und der für uns eingetragenen Zeit von 10h (Zielschlusszeit, wobei Alex eigentlich nur 5h 50 min benötigt hat) sind wir noch im Startblock B unterwegs. Wir finden es super, dass wir weiterhin im Klassement vertreten sind. Das Reglement bei der bike Transalp ist hier etwas strenger…
Fünf Minuten vor Start bekommt Chris auch sein Rad wieder, es befand sich während seines Ruhetags im Besenwagen. Wir rollen gemütlich los, die ersten vier Kilometer neutralisiert und dann geht es schon wieder in den Berg, und zwar auf den Kaiserjägerweg. Trotz einer letzten Etappe warten heute noch 2.500 Höhenmeter auf uns, verteilt auf zwei größere Berge. Alex Puls ist an der unteren Schwelle des Grundlagenbereichs doch er kommt nicht voran „Ich krieg keinen Druck mehr aufs Pedal, fahr dein Tempo, wir treffen uns bei der Verpflegung,“ ruft er Chris zu, der zu diesem Zeitpunkt bereits ein paar Meter weiter vorne fährt und immer wieder zurückschaut. Doch Chris bleibt solidarisch beim Teampartner und so rollen wir beide mit einem 130er Puls den Berg hinauf.
Am Gipfel fängt es an zu regnen. Die Straße wird sofort schmierig und in einer Serpentine bei der Abfahrt steht auch schon der Rettungswagen. Ein Grund mehr für uns noch weniger zu riskieren und auf Sicherheit zu fahren.
Nach 24 Kilometern erreichen wir schon die erste Verpflegung. Heute haben wir beide noch kaum etwas verbraucht. Wir füllen wie gewohnt trotzdem auf und Chris schlägt heute bei den Bananen zu!
Bergab haben wir das Gefühl zu stehen. Doch das liegt zum einen daran, dass die meisten sicher ins Ziel kommen wollen und zum anderen, dass wir nun einige Plätze weiter hinten fahren. Bis auf 100 M üNN geht’s bergab und uns ist klar, dass wir das alles gleich wieder hochfahren müssen – über den Lago di Cei hinauf zum Passo Bordala. Alex Beine machen immer noch was sie wollen, erst oberhalb des Sees bringt er seine Oberschenkelmuskulatur wieder ansatzweise zum Kontrahieren… „Noch 30 Kilometer bis zur Pizza,“ Chris weiß nach nun bereits vier gemeinsamen Etappenrennen wie er Alex motiviert. Mr. Conti wartet bei Kilometer 66 erneut mit einer Flasche Cola auf uns. Zum vollendeten Glück fehlen Chris heute nur noch die Salzstangen für eine magenschonende Ernährung.
An der letzten Verpflegung der Tour Transalp 2016 versorgen wir uns nochmal und danken schon einmal dem tollen Helferteam für ihren grandiosen Job.
Nun heißt es nur noch die letzte Abfahrt sicher nehmen bevor wir unser Ziel erreichen. Einfacher gesagt als getan, die Straße ist nass, schmal, mit sehr engen Kehren gespickt und dann ist die Aussicht auch noch so verdammt schön…. Wir bleiben dabei: Sicher ins Ziel rollen. Ein Mädel aus einem Mixed Team startet noch einen Überholversuch, der aber aufgrund eines wegbrechenden Hinterrads scheitert. Sie bleibt somit hinter uns. Ihr Teampartner hatte leider weniger Glück. Als sie ihn im Vorbeifahren sieht uns zuruft „Are you OK?“ meint er „not really“. Alex sieht, wie das Handgelenk stark abgeknickt ist. Und das keine drei Kilometer vor der Finish Line eines 900 Kilometer und 19.000 Höhenmeter Rennens. Der Notarzt ist zum Glück schon unterwegs.
Für uns noch ein weiterer Grund, nur noch auf der Bremse zu bleiben.
Bei Kilometer 86 – circa zehn Kilometer vor Riva del Garda – überfahren wir die Zeitmessmatte und haben es geschafft. Zum Glück sind wir heil und ohne Sturz durchgekommen. Wir rollen, weiterhin ohne Druck auf dem Pedal, weiter hinunter nach Riva, wo uns unerwartet zwei Fans empfangen: Alex‘ Schwester Kristina und ihre Freundin Lisa verbringen – von München – aus ein Wochenende am Gardasee, wobei die beiden insgeheim vermutlich die Finisher Party im Visier hatten 😉
Das finale Refreshen mit gesunden Shakes und basischem Essen sparen wir uns heute und gehen mit unseren zwei „Groupies“ direkt eine leckere, fettige Pizza essen. Diese haben wir uns nach dieser Woche auch mehr als verdient.
Es folgt ein kleiner Powernap, bevor wir zur finalen Pasta Party marschieren, wo es heut ausnahmsweise Hähnchen mit Pommes gibt! Wir können das Gefühl gar nicht in Worte fassen. Man muss eine solche Transalp selbst mitfahren, um dies nachzuempfinden. Nach sieben Tagen Leiden sind wir beide am Ziel und tragen das Finisher Trikot. Alle Strapazen sind plötzlich vergessen. Unser Teamwork hat uns dorthin gebracht.
Während der Siegerehrung unter freiem Himmel werden nicht nur die Schnellsten aus allen Altersklassen und Kategorien geehrt sondern auch der Älteste Teilnehmer (Alter: 76 Jahre – sieht aber nicht älter als 55 aus) und die Teilnehmer mit den meisten Teilnahmen. Alle Teilnehmer wirken etwas gezeichnet aber überglücklich.
Pünktlich um 21 Uhr ist das offizielle Programm durch und es wird der Beamer gestartet, denn es wartet ja noch das Fußball Highlight Deutschland vs. Italien auf uns.
Um kurz vor Mitternacht nimmt das Drama endlich ein positives Ende für Deutschland und nun starten wir in der Bar Riva am alten Bahnhof die Finisher Party!!!
Das letzte Quäntchen Energie wird nun aus den Teilnehmern rausgeholt und die Tanzfläche gerockt!!! Es zeigen sich hier bei dem ein oder anderen wirklich verborgene Tanztalente und einige Teilnehmer sind auch ganz stark an der Bar unterwegs! Diese Party in Riva gehört einfach dazu und ist immer ein tolles Schlusshighlight!
Sonntag – der Morgen nach der TOUR Transalp
Der Wecker klingelt 08:15 Uhr und ja, es geht heute schon wieder zurück. Frühstück, Tasche schultern und ab zu den Bussen. Um kurz vor 10 Uhr setzen wir uns in Richtung Imst in Bewegung. Leider werden wir kurz vor dem Brenner gezwungen eine Pause einzulegen, da dieser wegen Bombenentschärfung bis 12 Uhr gesperrt ist. Um 14:15 Uhr sind wir nun endlich in Imst.
Nun heißt es die Räder zerlegen und ab in Richtung Heimat, doch nicht ohne unseren obligatorischen Fast Food Stop. Dieser hat Tradition bei uns und muss einfach sein. Der Burger und die Pommes schmecken wie immer hervorragend!!!
Alex setzt dann um 19 Uhr Chris am Flughafen Stuttgart ab und nein sein Flug hat Verspätung und wird dann am Ende annuliert. Somit darf Christian noch eine Nacht am Flugahfen Stuttgart im Hotel schlafen und erreicht sein Zuhause erst Montag Mittag.
Was wir noch loswerden wollen:
- Geile Tour
- Tolle Landschaften, vor allem in den Dolomiten
- Super Organisation rund um Marc Schneider. Man spürt, dass dieses Event nun bereits seit 14 Jahren stattfindet
- Wir haben uns eine Woche wie Profis gefühlt. Mussten uns im Grunde um nichts kümmern außer ums Radfahren (und Essen)
- Profi sein kann aber auf Dauer auch ganz schön anstrengend sein… Es war sehr intensiv… wir hatten Schmerzen und haben gelitten
- Zu viele Koffeingels während des Tages sorgen für schlechtes Einschlafen am Abend: Also Vorsicht!
- Es gab gute Tage und schlechte Tage: Morgens wollten wir oft einfach liegen bleiben, unser Sportlerehrgeiz hat uns dann aber doch immer wieder zur Startlinie gebracht!
- Massagen sind ab Tag 4 überlebenswichtig
- Rückwärts Treppen hinunter laufen schont die Oberschenkelmuskulatur, insbesondere ab Tag 5
- Sitzcreme ist ab Tag 6 unerlässlich
- Die Mädels vom Beutelservice haben einen super Job gemacht. Jeden Morgen durften wir kurz vor Start einen Turnbeutel abgeben, den wir nach Zieleinlauf wieder holen durften
- Ohne den großen Sporttaschenservice (wird ins Hotel gebracht und dort wieder abgeholt) wären wir aufgeschmissen gewesen …und ebenso ohne Barbara Off von der zusätinden PR Agentur Kraus PR, die täglich unsere Laptops von Etappenort zu Etappenort gefahren hat, damit wir unsere Berichte schreiben konnten.
- Die Transalp verbindet: Wir verbringen lustige Abende mit fremden Leuten, mit denen uns aber teilweise sehr viel verbindet! Auch trifft Alex auf einen alten Schulkameraden (Markus Pfeifer), den er 18 Jahre nicht gesehen hat. Dies passierte ganz zufällig in der Hotellobby in St. Vigil
- Alex pechschwarzer Carbonrenner von Votec läuft wie eine Eins
- Chris Scott ist auf Grund des tollen täglichen Service der Scott Crew (Volker Klaus und Andreas)besser in Schuss als vor der Transalp à Bitte Bild der Scott Jungs auch einfügen
- Eine Transalp funktioniert nur, wenn man den Partner sehr gut kennt und sich auch in Extremsituationen auf Ihn verlassen kann.
- Wir sind zwar im Ziel, doch die letzten Tage waren für uns sehr anstrengend. Fürs nächste Mal müssen wir definitiv das Trainingspensum erhöhen, um die Härte gegen Ende der Tourwoche zu bekommen.
Denn wie heißt es so schön: Ganz am Ende kackt die Ente 😉
Eine grandiose Woche geht zu Ende und wir hoffen ihr habt mit uns mitgefiebert und wir konnten Euch an unseren Erfahrungen teilhaben lassen.
Wenn ihr Lust bekommen habt:
Hier findest du alle Infos zur TOUR Transalp 2017. Die Anmeldung für 2017 startet bald!
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Sportliche Grüße und immer Kette rechts – Team Pabba und Onkl on Tour!
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