Rennrad-News

Tubolito S-Tubo Test
Is Orange the new Black?

Kleiner, leichter und, damit es alle sehen, orange: Der Tubolito Rennradschlauch krempelte bei seiner Einführung das Verständnis von Fahrradschlauch um. Inzwischen kommt „der Orange“ in mehr Varianten auf den Markt, unter anderem als S-Tubo Road, der ein Fünftel eines normalen Rennradschlauches wiegt. Wir haben ihn für unsere Artikelserie “Ausprobiert” praktisch und im Labor erprobt.

Vollständigen Artikel lesen …

Tubolito S-Tubo Rennradschlauch in 50 Sekunden

Tubolito aus Österreich kommt der Verdienst zu, den TPU Schlauch bekannt gemacht zu haben. Ein grundsätzlicher Vorteil des Materials, das von Tubolito orange gefärbt wird, ist sein geringeres Gewicht gegenüber klassisch schwarzem Butyl. In der leichtesten Variante stehen 23 g Tubolito 75 g Butyl-Leichtschlauch gegenüber. Außerdem ist TPU dünner und besitzt dadurch ein weit kleineres Packmaß. Gleichzeitig rollen die Schläuche im Reifen ähnlich gut wie andere – in unserem Labortest war nicht einmal 1 Watt Unterschied zu finden. Kein Wunder, dass inzwischen mit dem Schwalbe Aerothan ein weiterer TPU-Schlauch eines großen Herstellers auf dem Markt ist (hier findet ihr unseren Schwalbe Aerothan Test). Pionier Tubolito hat inzwischen eine große Auswahl im Angebot. Wir haben den ultraleichten Tubolito S-Tubo Road getestet.

Diashow: Tubolito S-Tubo Rennradschlauch Test: Is Orange the new Black?
Diashow starten »

# Varianten Vielfalt in neuer Verpackung - Die orangen Tubolitos gibt es für Rennräder, CX- und Gravel-Bikes und mehr. Jetzt kommen sie in Karton statt der alten, schwarzen Kunststoffverpackung.

Tubolito S-Tubo im Test

Auspacken und Montage

Als Erstes fällt am Tubolito die neue Verpackung auf, die Lob verdient: recyceltes und recyclingfähiges Papier, klare – und in unserem Fall auch nicht übertriebene – Angaben zum Produkt mit allen wichtigen Daten.

Für Rennräder und Gravel Bikes hat Tubolito insgesamt 4 Schlauchvarianten im Angebot. Sie teilen sich nach Größe und Gewicht auf. „Road“ ist für Reifen von 18 mmm bis 28 mm geeignet. „CX“ kann in Rennradreifen von 30 mm bis 47 mm gefahren werden, mithin in allen gängigen Gravel Reifen. Von beiden gibt es dann jeweils eine leichte Variante namens S-Tubo und die eher auf Pannensicherheit ausgelegte normale Variante ohne Namenszusatz.

# Den Road Schlauch gibt es in zwei Gewichtsklassen - „Grün“ steht für die 40 g leichte robustere Variante mit mehr Pannenschutz. Sie ist auch für Felgenbremsen zugelassen.
# Den S-Tubo Road mit 22 g Gewicht haben wir im Rennrad getestet - Er ist nur für Disc-Bremsen zugelassen.
# Für Aero-Laufräder ist der S-Tubo in SV 80 mm gedacht - Die SV80 Varianten besitzen als Besonderheit eine Ventilverlängerung, die heraus schraubbar ist.
# Bei den SV40 und SV60 Schläuchen ist der Ventilkern eingeklebt.
# Behelfen kann man sich mit solchen aufgesetzten Ventilverlängerungen.

Der 40 Gramm schwere Tubolito Road ist als Konkurrenz zu regulären Butylschläuchen gedacht, wiegt aber schon weniger als die Hälfte. Zum Vergleich: Ein Schwalbe SV15 Schlauch erzielte auf unserer Waage 108 g. Der Tubolito Road ist auch für den Einsatz mit Felgenbremsen geeignet, da er die Hitze beim harten Bremsen aushalten kann.

Dagegen darf der Tubolito S-Tubo Road, den wir gefahren sind, nur mit Disc-Bremsen kombiniert werden. Er soll als Konkurrenz zu Latexschläuchen konzipiert sein, hat aber im Vergleich zu diesen nur ein Drittel des Gewichtes.

Mit einem Set S-Tubo Schläuchen in den Reifen und als Ersatz im Flickzeug-Set spart man gegenüber normalen Butylschläuchen massiv Gewicht ein.

# Viel leichter und viel kompakter - Der 22 g leichte Tubolito S-Tubo (mitte) im Vergleich mit Schwalbe Aerothan (45 g, weiß), Michelin Aircomp Latex (79 g, grün), Schwalbe SV15 (108 g, schwarz oben) und Schwalbe SV20 Light (73 g, schwarz unten)

Bei 22 g blieb unsere Waage mit dem Tubolito S-Tubo stehen. Mit einem Set S-Tubo Schläuchen in den Reifen und als Ersatz im Flickzeug-Set spart man gegenüber normalen Butylschläuchen massiv Gewicht ein. In Zahlen: 66 g statt 324 g. An den Laufrädern sind es allein 100 g Ersparnis gegenüber einem rund 75 g schweren Butyl-Leichtsschlauch. Wer so viel Gewicht an den Rädern sparen will, muss nicht selten das 10-fache des Schlauchsetpreises investieren. Das Euro-Pro-Gramm-Verhältnis ist unschlagbar.

Dabei sind die Kompromisse in der Handhabung, die man gegenüber einem Butylschlauch eingehen muss, gering. Aber sie sind vorhanden. Ein Blick in die Bedienungsanleitung, die jedem Schlauch beiliegt, empfiehlt sich deshalb besonders. Punkte, die man beachten muss sind:

# Vor der Montage gilt es unbedingt, die Hinweise zu beachten.
# Das dünne Material will umsichtig behandelt werden.
# Der Schlauch wird nur leicht angepumpt bis 0,5 bar ins Felgenbett gelegt.
# Dann wie gewohnt den Reifen Stück für Stück ins Felgenbett bringen.
# Aufpumpen – fertig!
# ...den SV80 erkennt man als einzigen Tubolito nicht am Ventil.

Die eigentliche Montage läuft dann wie gewohnt. Weil das Tubolito S-Road Material so hauchdünn erscheint, geht man mit besonderer Achtsamkeit an die Sache. Einen absichtlichen Montagefehler verzieh unser Testschlauch zwar, aber Vorsicht ist bei dem Kaufpreis besser als Nachsicht.

Laut Tubolito schadet Dichtmilch den orangen TPU-Schläuchen nicht, was ein Unterschied zu den Aerothan TPU-Modellen von Schwalbe darstellt. Getestet haben die Österreicher bereits Oko Puncture Free Bike – ein nicht latexbasiertes Produkt, mit dem wir in der Redaktion auch sehr gute Erfahrungen bei der Abdichtung von Schläuchen gemacht haben, das aber leider in Deutschland nur umständlich zu beschaffen ist. Auch verschiedene Latex basierte Pannensprays gibt Tubolito als geeignet an.

# Auf der Straße war das Fahrgefühl vergleichbar mit Butylschläuchen - Defekte blieben bisher aus.

Fahrverhalten

Wie fühlt sich der Tubolito S-Tubo Road im Einsatz auf der Straße an? Ein Punkt, der schnell abgehandelt ist: Bei gleichem Druck genauso wie ein Butylschlauch. Verschiedene Tester konnten mit verschiedenen Tubolitos keine Unterschiede im Fahrverhalten spüren. Das war’s.

Tubolito S-Tubo Rollwiderstand

Unterschiede von ein paar Watt im Leichtlauf fühlt man auf dem Rad ohnehin erfahrungsgemäß nicht unmittelbar (sie machen sich aber auf Dauer bei langen Fahrten dennoch bemerkbar). Wie leicht der Tubolito Schlauch läuft, haben wir deshalb zusätzlich im Labor von Specialized in Deutschland nach unseren Vorgaben getestet. Der Rollwiderstand wurde bei 30 km/h mit 6 bar und 50 kg Radlast ermittelt – das entspricht etwa 90 kg Systemgewicht, also grob 80 kg Fahrer:innen Gewicht. Das Ergebnis: Im Rollwiderstand ist der Tubolito S-Tubo Road minimal besser als ein leichter Butylschlauch, wie es der Specialized Turbo ist. Laut Specialized liegen extraleichte Butylschläuche dann etwa gleichauf (nicht für uns getestet). Der Schwalbe Aerothan Butylschlauch rollt noch einmal minimal leichter. Aber unterm Strich kann man sagen, dass alle 3 Schlauchtypen etwa gleich wenig Energie schlucken. Das deckt sich im Wesentlichen auch mit Ergebnissen von Bicycle Rolling Resistance. Einen geringeren Rollwiderstand bietet nur ein Latex-Schlauch, der deshalb für Zeitfahren nach wie vor erste Wahl sein dürfte, aber ansonsten zu viele Nachteile mit sich bringt. Die Details findet ihr in der Tabelle.

Schlauch / WertSpecialized Turbo ButylTubolito S-Tubo Road SV60Schwalbe Aerothan SV60Michelin Aircomp Latex SV60
Für Reifengröße20-622 bis 26-62220-622 bis 28-62223-622 bis 28-62221-622 bis 23-622
Gewicht73 g22 g46 g79 g
Geschwindigkeit30 km/h30 km/h30 km/h
Druck5,5 bar5,5 bar5,5 bar
Rollwiderstand 20,6 Watt20,0 Watt 19,7 WattCirca 1,5 Watt geringer als Butyl laut Specialized
# Der passende Reifendruck richtet sich wie üblich nach Felge und Reifentyp – und natürlich dem Einsatzgebiet und Fahrergewicht.

Tubolito Probleme?

Bisher hatte unser Tubolito S-Road im Test keine Defekte. Auf dem Testprogramm standen jedoch erst vier längere Rennradfahrten an 2 unterschiedlichen Rädern, teils mit befestigten Kieswegen und den üblichen Asphaltflicken-Teppich auf Nebenstraßen. Das spricht für Glück bei den Touren, aber noch nicht für den Schlauch. Robuster als erwartet zeigte sich der Tubolito S-Road Rennradschlauch bei der Montage. Bei bewusster Missachtung der Montage-Anleitung und Einlegen im nicht aufgepumpten Zustand wurde das flache Schlauchband kurz zwischen Reifenwulst und Felge eingeklemmt. Das überstand der S-Tubo Road ohne Defekt, eine Stelle, an der ultraleichte Butylschläuche empfindlich reagieren können. Ebenfalls entgegen der Montage-Anleitung pumpten wir einen normalen Tubolito äußerst vorsichtig mit dem Kompressor an. Auch das verlief ohne Komplikationen. Das Anpumpen ist jedoch bei der Handhabung ein kritischer Moment und verlangt Umstellung, wenn man das völlig problemlose Verhalten von Butylschläuchen gewohnt ist. Darin ähneln die Tubolitos Latexschläuchen. Enttäuschte Nutzerberichte auf der Tubolito-Webseite, belegen, dass hier eventuell noch deutlichere Hinweise angebracht wären.

# Verboten! Das Anpumpen mit dem Kompressor - Den absichtlichen Stresstest überstand unser Exemplar aber.
# Auch dieser Montagefehler blieb ohne Folgeschaden - Der unaufgepumpte Schlauch wurde kurz zwischen Reifen und Felge geklemmt.

Ist die Luft einmal drin, bleibt sie auch recht gut drin. Für lange Ausfahrten ist der Druckverlust nicht relevant. Im dünnen S-Tubo war er nach 24 Stunden für uns mit einem digitalen Luftdruckmesser nicht messbar (Schwalbe Air Max). Nach 3 Tagen hatten die Reifen gemittelt 0,7 bar von 6 bar verloren. Man kann also mit gut 0,2 bar Verlust pro Tag rechnen. Das ist weniger als bei Latex. Im Alltag bedeutet es aber dennoch, dass vor jeder Fahrt ein Check und eventuell Nachpumpen angesagt ist.

Tubolito Ventilkerne sind generell eingeklebt – einzige Ausnahme ist das Modell mit 80 mm Ventil, das ab Werk mit Ventilverlängerung kommt. Die Klebung macht weniger flexibel beim Einsatz von Ventilverlängerungen. Es passen nur Ventilverlängerungen, die außen aufgeschraubt werden, statt den Ventilkern zu ersetzen. Das kann das Aufpumpen erschweren. Aber ein echtes Problem ist es nicht.

Gegen Defekte unterwegs bietet sich aufgrund des Packmaßes die Mitnahme eines (oder zwei?) Tubolito Schläuchen an. Es gibt aber auch ein selbstklebendes Flickenset, das nicht teurer ist als Varianten für Butyl. Wir probieren es demnächst aus und reichen das Ergebnis ebenso wie den weiteren Verlauf des Tests hier nach.

Fazit Tubolito S-Tubo

Kleiner, leichter, genauso schnell, okay in der Handhabung. Der 22 g leichte Tubolito S-Road Rennradschlauch hat uns bis jetzt voll überzeugt. Wer Gewicht oder Platz sparen will, kann das derzeit kaum günstiger und effektiver haben. So viel Grammersparnis pro Euro gibt es sonst nicht. Wer einfachste Handhabung ganz oben auf der Liste hat, wird weiterhin Butyl fahren, wer minimalsten Rollwiderstand will, Latex. Wir sind gespannt, wie es mit den orangen Tubolitos und anderen TPU-Schläuchen weiter geht.

Pro / Contra

Pro

  • Super leicht
  • Mini Packmaß
  • Normaler Rollwiderstand

Contra

  • Hitze empfindlicher
  • Nach einmaliger Montage größengebunden
# Kleiner, leichter, genauso schnell – überzeugt!

Information: Mehrere Sets Schläuche wurden uns für den Test vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Die Produkte wurden oder werden noch für den Test teils zerstört. Weitere bleiben im Einsatz.


Weiterlesen

Weitere kurze Tests aus der Serie Ausprobiert findest du auf dieser Übersichtsseite. Wenn du ein Produkt für einen ersten Test vorschlagen möchtest, schreibe uns einfach hier eine Nachricht!

Zum Weiterstöbern empfehlen wir dir die fünf neuesten Beiträge in unserer Serie Ausprobiert.

Text: Jan Gathmann / Fotos: Gathmann, Paatz, Englert

 

Standard, superleicht oder tubeless? Worauf setzt du derzeit in deinen Rennrad-Reifen?

Die mobile Version verlassen