Ein weiterer neuer Standard?
Bikehersteller Open hat in einem aktuellen Blog (der mittlerweile wieder von der Homepage verschwunden ist) ganz offen von einem „neuen, noch nicht angekündigten Shimano-Schaltwerkstandard“ gesprochen. Die Schweizer lassen schon seit einigen Wochen durchblicken, dass demnächst neue Open-Rahmen mit UDH-Aufnahme erscheinen werden und schrieben jetzt, dass diese Rahmen auch für eine bisher nicht veröffentlichte Shimano-Schaltwerksaufnahme geeignet seien. Damit wurde wohl unbeabsichtigt bestätigt, was schon seit der Veröffentlichung eines Shimano-Patentes aus dem Jahr 2021 vermutet werden kann. Nämlich, dass die Japaner an einem eigenen neuen Standard zur Befestigung von Schaltwerken arbeiten.
Die große Frage, die dabei sofort in den Sinn kommt: Ist der neue Shimano-Standard kompatibel zum UDH-Standard oder wird es ein weiteres neues System geben, das auf eigene Abmessungen setzt?
Mit der Einführung des UDH-Standards wollte SRAM das Ende der individuellen Schaltaugen einläuten und einen allgemeinen Standard für die Befestigung von Schaltwerken an allen Fahrrädern etablieren. Mittlerweile gibt es auch schon viele Hersteller, die ihre Bikes entsprechend konstruiert und für den UDH-Standard fit gemacht haben.
Richtig Sinn macht das System vorwiegend bei Verwendung der neuen Schaltgruppen von SRAM, die den UDH- Standard für eine neuartige Befestigung ohne Schaltauge nutzen. Im Gravel-Bereich ist das aktuell die neue SRAM RED XPLR AXS Gruppe, die ausschließlich mit UDH-kompatiblen Bikes genutzt werden kann. Im MTB-Bereich sind es die SRAM Transmission Gruppen, die ausschließlich mit entsprechenden Bike-Rahmen kompatibel sind.
UDH für alle oder zwei getrennte Welten?
Das Shimano-Patent deutet darauf hin, dass die Japaner eine ähnliche Schaltwerksbefestigung entwickelt haben wie SRAM. Die Zeichnungen zeigen Schaltwerksbefestigungen, die sich, wie bei den neuen SRAM Gruppen, mit zwei Halterungen am Rahmen abstützen. Wie bei SRAM „umgreift“ die Halterung den Rahmen förmlich und stützt das Schaltwerk damit deutlich stabiler als mit einem herkömmlichen Schaltauge.
Fraglich nur, ob derartige neue Shimano Schaltwerke und deren Befestigungssysteme auf die gleichen Rahmenabmessungen setzen wie SRAM mit dem UDH Standard. Denn prinzipiell vergibt SRAM zwar freie Lizenzen für Bikehersteller, um das System zu verbreiten, und so können mittels Schaltauge auch sämtliche Schaltwerke von Fremdmarken adaptiert werden. Aber die Art und Weise, wie die neuen SRAM Schaltwerke ohne Schaltauge direkt am Rahmen befestigt werden, dürfte ebenfalls patentrechtlich geschützt sein.
Kann es also sein, dass es in Zukunft Rahmen gibt, an denen man zwar zum Beispiel eine SRAM Red XPLR AXS Gruppe, aber keine neue Shimano Schaltung, mit deren neuen Befestigungsstandard montieren kann? Und umgekehrt? Oder wird der neue Shimano-Standard die gleichen Rahmenabmessungen nutzen, die SRAM für die Direktmontage seiner neuen Schaltwerke an UDH kompatiblen Rahmen fordert?
Viele Fragen sind offen – was sagt ihr zu diesem Thema?
31 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDie Patente beziehen sich doch nur auf das Schaltwerk der beiden Hersteller. Um eine Austauschbarkeit zu gewährleisten, müsste Shimano auch mit 20 mm Bohrung und 12,5 mm Breite des Ausfallendes arbeiten. Bei der Transmission von SRAM wird die Rotation nach hinten, entgegen den Kettenzug, durch einen Pin oder und oder der Geometrie an der Innenseite begrenzt. Bei Shimano ist eine Einstellbarkeit durch die Schraube und deren Nase am Ausfallende gegeben und das Schaltwerk kann sich ebenfalls wegdrehen. Fazit: OEMs werden wohl eine Kompatibilität der Ausfallenden bei Shimano durchgesetzt haben oder es gab einen Roundtable.
Gab es bereits bei japanischen Bahnrad bei Olympia, hat auf der Bahn minimale aerodynamische Vorteile, weil man ja linksherum fährt.
Ganz rational betrachtet würde bei Rechtsfahrtgebot ein Antrieb links sogar Sinn machen, weil man vermutlich dann etwas weniger Dreck aufsammeln würde. Das würde aber mein inneres Gleichgewicht nicht ertragen, das wäre schlimmer als eine Lefty am MTB.
https://wikipedalia.com/index.php/Starrer_Antrieb_für_den_runden_Tritt
Ich freue mich auf die schaltaugenfreie Zukunft, wohl in dem Wissen, das die filigraneren RR-Schaltwerke dann die Sollbruchstelle sind oder man baut als Hersteller diese Sollbruchstelle direkt mit ein. Das muss ja nicht zwingend an der Schnittstelle zum Rahmen passieren, sondern kann auch am Käfig etc. kommen.
Meine Hoffnung ist, dass es da einen Standard für alle Rahmen geben wird natürlich lizenzfrei, sodass man in Zukunft weiterhin frei entscheiden kann, was man verbauen wird und die Schaltwerk Hersteller, ob sie ans Schaltauge gehen wollen oder direkt an den Rahmen. Wir kennen unsere Fahrradindustrie, hier wird viel zu gerne nebenher entwickelt, aber vielleicht haben wir hier Glück.
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