RN: Hallo Marco, wann hast Du die Entscheidung getroffen, an der Veranstaltung teilzunehmen?
Marco: Gleich nachdem fest stand, dass die diesjährige Ausgabe im Pfälzer Wald stattfindet. Zunächst kannte ich den Pfälzer Wald bisher nur von Berichten, also ein weißer Fleck auf meiner „Radlerkarte“, und dann ist die Anreise aus dem Rheinland sehr viel einfacher als in den Schwarzwald. Von meinem ursprünglichen Plan, per Bikepacking „auf eigenen Laufrädern“ anzureisen, musste ich leider aus terminlichen Gründen absehen.
An welchem Ride hast Du genau teilgenommen / welche Streckenlänge?
Am Samstag, 31.08.2019, die lange Strecke mit knapp 91 km und über 2000 hm und am Sonntag, 01.09.2019 die kurze Hangover-Runde mit 44 km und 720 hm.
Was hat Dich daran so gereizt?
Ich hatte noch keine Erfahrung mit einem solchen, von Herstellern oder der Industrie organisierten Ride. Also keinem Socialride, wo zwar auch Sponsoren auftauchen, sondern wo ein Gravelbike Produzent sich outet und sagt: „Das verstehen wir unter Gravel!“.
Diese Frage ist ja letztendlich nie komplett zu beantworten ;-).
War das Deine erste Veranstaltung dieser Art allgemein?
Nein, ich bin auf vielen Veranstaltungen im Rennradbereich und im Gravelbereich im Laufe des Jahres anzutreffen. Vom Socialride eines belgischen Radcafés bis zur RTF/CTF im weiteren Umfeld.
Wie würdest Du Deine Fahrrad-Biografie in 5 Sätzen beschreiben?
Vom Mountainbike auf das Rennrad gewechselt, um dann die Schwerpunkte wieder Off-road zu setzen – und im Augenblick dem Gravelbike verfallen. Mit einem zweiten Laufradsatz fühle ich mich überall wohl, also mein All-road.
Kommen in Deinem Leben insgesamt eher 1.000 Eventkilometer oder eher 10.000 zusammen?
Ich hoffe es kommen noch viele weitere 10.000 km dazu.
War es schwer, einen Startplatz zu bekommen?
Die Veranstaltung war sehr schnell ausverkauft und man musste sich nach Veröffentlichung beeilen, einen der 200 Startplätze zu ergattern. Gravelevents sind wohl gerade im Trend ;-).
Wie lief es dann vor Ort?
Freitags war für mich wie bei den meisten anderen Teilnehmern Anreise. Die Landstraße führte einen direkt in eine wunderschöne, sonnige Mittelgebirgslandschaft mit tollem Blick auf die Burg Trifels. Dann ging es in einem abgeschiedenen Tal links über einen Wanderparkplatz die letzten 4 km steil und einsam bergauf zum Forsthaus Annweiler. Das Forsthaus und das dazu gehörige Gelände sind eine genial einsame Basis für Bike- und Wanderausflüge (ohne Mobilfunkkontakt). Die große Wiese bot genügend Platz fürs Zeltcamp, für den Shimano Service-Point, Radständer und natürlich den Votec Service-Point mit den Leihrädern.
Am Ende des Geländes steht noch ein altes Forsthaus, in dem das Matratzenlager untergebracht ist. Also die Location ist ein Traum, und das Wetter war natürlich nicht besser zu wünschen.
Freitags Abends überraschte uns Votec mit ein paar Kisten kühlem Freibier und beim Kramen durch die Sponsoren-Gimmicks im sehr schönen Startbeutel konnte man direkt alte Bekannte mit einem Bier begrüßen oder neue Bekanntschaften ungezwungen neu gewinnen.
Die Stimmung war über das ganze Wochenende freundlich entspannt. Ob am Forsthaus, auf der Strecke oder am Verpflegungspunkt schaute man in lächelnde, fröhliche Gesichter.
Entsprach die Veranstaltung Deinen Erwartungen?
Ich wusste ja nicht genau, was mich erwartet, aber diese Veranstaltung hat einen sehr positiven Eindruck bei mir und meinen Mitstreitern hinterlassen. Das war ein ganz rundes Ding.
Wenn man Votec unterstellt ein Werbe-Event auf die Beine zustellen, na gut, dann haben die Mädels und Jungs von Votec das aber mit viel Radfahrerherz und Engagement richtig gut hingekriegt.
Samstags Abends gab es das mitgebuchte Buffet vom Grill und eine Salatbar. Die Auswahl und die Qualität dort waren exzellent.
Und sogar ein Abendprogramm hatten die Votec Leute organisiert.
=> Hier findet ihr einen Test des Votec VRX auf Rennrad-News
Torsten Frank, der Langstrecken-Blogger, (torstenfrank.wordpress.com) und Jon Woodroof aus Amsterdam berichteten sehr kurzweilig mit Diavortrag über Torstens Langstreckenerfahrungen beim Transcontinental Race und ThreePeaksBikeRace und Jon über das letztjährige Silk Road Mountainrace.
Erst ein kleiner Schauer und die müden Knochen nach dem anspruchsvollen Ritt durch den Pfälzer Wald am Morgen schickten viele Teilnehmer müde und glücklich in ihre Zelte, Camper oder ins Matratzenlager.
Wie fandest Du die Streckenführung (neue Strecke? Deine eigene Wahl oder die der Organisatoren?)?
Die Streckenführung war der Hammer und zum Nachfahren unbedingt zu empfehlen. Man verfällt zu schnell in Floskeln, aber die Aussichten und exponierten Rundumsichten, die man sich über steile, anspruchsvolle Trails und Forststraßen erarbeitete, waren genial. Aber auch Ausdauertechnisch fand ich die Strecke anstrengender als die nackten Zahlen vermuten lassen. Auch auf den Abfahrten gab es für mich keinen Zeitpunkt, Füße oder Kopf hängen zu lassen. Alle felsigen und wurzeligen Abfahrten galt es sehr konzentriert anzugehen.
Hier findet ihr Marcos Fahrten auf Strava: https://strava.app.link/ALX5wzI11Z / https://strava.app.link/pBG9CoK11Z
Tag 2 war da schon viel Rouleur mäßiger. Wie es sich für einen Hangover Ride gehört, war alles sanfter und chilliger.
Waren es die Region/die Landschaft wert, den Kopf zu heben und auch mal die Beine hängen zu lassen?
Traumhaft. Der Pfälzer Wald hat mich als einen neuen Freund an diesem Wochenende gewonnen. Und es werden wohl ein paar andere auch neue Fans geworden sein. Die Mischung aus Bergen und Weinanbaugebiet verdient nichts Anderes als den Namen „Toskana Deutschlands“
Wie sieht es kulinarisch bei der Veranstaltung und drum herum aus?
Es gab Freitags Freibier und Snacks von Votec gereicht. Samstags ein 1. Klasse Grill Buffet. Frühstück im Forsthaus konnte man dazu buchen und es war sehr gut. Die Verpflegungsstellen waren üppig ausgestattet mit allem, was man kennt und was man noch nie gesehen hat. Bei der Verpflegungsstelle in einem Weingut in Wheyer gab es sehr leckeren Flammkuchen – einzigartig!
…dann haben die Mädels und Jungs das aber richtig gut hingekriegt
Wie bist Du gefahren, wie die anderen Teilnehmer? Gemütlich oder eher Puls 200 mit Ansage?
Bei Temperaturen bis zu 34 Grad war schnell klar, dass wir es in unserer Dreier-Gruppe ruhig angehen lassen und den Tag auf dem Rad genießen wollen. Die Hitze und die schwere Strecke ließen aber nie das Gefühl eines Pläuschen-Rides aufkommen. Wir haben jeden Fotospot und jede Verpflegung in aller Ruhe genossen.
Wie war die Stimmung? Schnell Freunde gefunden?
Das Drumherum bot sich regelrecht an und man hat schnell Strava-Bekanntschaften getroffen, Geschichten ausgetauscht und den letzten Abenteuern vom Eifel Gravel und S.I.S – Schlaflos im Sattel – gelauscht.
Was waren Deine Highlights – menschliche, sportliche landschaftliche?
Die nette Gesellschaft entspannter Radfahrer und die tolle Landschaft. Votec hat durch ihre durchdachte Organisation die Basis dafür geschaffen.
Welche Ausrüstung hattest Du, also was für ein Rad und welche Kleidung?
Ich bin mit meinem Backroad von Rose gestartet. Mein Redshift-Vorbau begleitet mich sowieso immer und ich hatte die flammneuen Schwalbe G-One Ultrabite in 40 mm und Tubeless drauf.
Warst Du zufrieden damit oder hat Dir irgendwas unterwegs gefehlt?
Die 34-34 Übersetzung hat mir am Ende geholfen. Die Schwalbe Ultrabite waren bei den trockenen Bedingungen vielleicht nicht notwendig, haben mir aber auf den Abfahrten sehr viel Sicherheit verliehen. Auffällig am Samstag waren die vielen Reifenschäden der Teilnehmer. Schon in der ersten Abfahrt standen zahlreiche Teilnehmer, die den Tribut für eine falsche „Sohlenauswahl“ zahlen mussten.
Kennst Du vergleichbare Veranstaltungen auf dem Rennrad?
Nein, das war bisher für mich eine einzigartige Erfahrung.
Was müsste passieren, damit Du dort nochmal am Start stehst – oder was könnte Dich davon abhalten?
Nur eine falsche Terminplanung oder ein verschlafener Anmeldungsrun würde mich von einer weiteren Teilnahme abhalten!
Ihr habt auch ein tolles oder besonders übles Erlebnis bei einem Rennrad-Event gehabt? Hier könnt ihr eure Erfahrung mit vielen anderen Rennradfahrern teilen. Schreibt uns eine Mail an redaktion [at] rennrad-news.de mit dem Event, über das ihr gerne berichten wollt.
Und was sind euere Erfahrungen beim Votec Gravel Fondo – schreibt es in die Kommentare!
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3 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumBericht vom Votec Gravel Fondo 2019: Der Pionier aller Gravelrides in Deutschland über eine treue Fangemeinde. In 2019 verließ man erstmals den vertrauten Schotter des Schwarzwaldes. Stattdessen ging es in den Pfälzer Wald auf. Und so war es dort...
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Votec Gravel Fondo 2019 – so war’s: „Ein ganz rundes Ding“
Es war wirklich ein tolles Wochenende! Kann die Eindrücke von Marco nur bestätigen. Schöner Bericht.
viele Grüße vom Langstreckenblogger. 😉
Klasse Bericht von einen wirklich tollen Event. War auch dabei und es war top organisiert.
Superklasse Strecke und 1a Verpflegung, gut gelaunte Mitstreiter/innen. Was will man mehr.
Da bin ich wieder dabei, wenn es zeitlich passt.
Schöner Bericht. Pionier unter den "Gravel-Veranstaltungen" ist aber der VPACE Bodensee-Gravel-Giro. Den gibt's schon ein Jahr länger. ;-)
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