Die Cyclocross-Götter meinten es gut mit der Premiere der Wahoo Rival Cross-Serie in Deutschland und schenkten ihr ein goldenes Oktoberwochenende. Wir waren am Sonntag bei den Hobby-Rennen von Querfeldrhein auf der Galopprennbahn in Düsseldorf dabei und haben mit Teilnehmer*innen gesprochen. Hier gibt es einen Strecken- und Eventcheck im Video und ein Interview zur Premiere.
Es war alles am Start: Flatterband, Sand, zerfahrene Wiesen, rutschige Kieswege und „Frites“, wie die Pommes in der Cyclocross-Nation Belgien heißen, gab es auch. Nur Regen, und deshalb auch Matsch fehlte beim Querfeldrhein, dem ersten Rennen der neuen, ehrgeizigen Wahoo Rival Cross-Serie auf der Galopprennbahn Düsseldorf. Rund 400 Teilnehmer kamen bei azurblauem Himmel zur Premiere, schätzte Stephan Hörsken vom Veranstalter, dem Cycling Club Düsseldorf mit Partnern wie dem Radcafé Schicke Mütze und natürlich Sponsor Wahoo.
Das Rennwochenende startete mit den Amateur- und Profi-Rennen am Samstag, 23. Oktober, zu denen es auch eine Live-Übertragung gab (hier könnt ihr euch die Aufzeichnung auf dem Rennrad-News Youtube Kanal noch einmal ansehen). Hier war Tom Lindner (Team Schamel – Kloster Kitchen) der schnellste Mann auf dem Kurs und gewann die Klasse U23. Bei den Männern Elite holte der Deutsche Meister Marcel Meisen den Sieg, der sich für den Weltcup im Sandkasten von Zonhoven am Folgetag vorbereitete. Bei den Frauen Elite gewann Lisa Heckmann vom Kurschat Racing Team.
Im Sand der Galopprennbahn in Düsseldorf fanden dagegen am Sonntag die Hobbyfahrer*innen ihre Herausforderung. Die klassischen Cyclocross-Hürden hatte man für die Rennen aus Sicherheitsgründen entfernt – schließlich durften auch Trekkingradfahrer mitfahren (und einer tat es auch). Wie es vor Ort war, lest ihr im Interview mit Corinna Nohn über das Hobby-Frauenrennen und seht ihr im Video mit Streckencheck – inklusive Tipps für euer erstes Cyclocross-Rennen. Falls ihr auf den Geschmack gekommen seid: Nächstes Wochenende geht es weiter beim Munich Super Cross. Hier findet ihr dann den Livestream.
Video: Wahoo Rival Cross x Querfeldrhein
So war’s bei Querfeldrhein: Interview mit der Hobby Frauenrennen-Siegerin
RN: Hallo Corinna, wir hatten schon vor dem Rennen abgemacht, dass wir hinterher für unsere So war’s Interview-Serie sprechen würden. Dann hast du auch noch gewonnen, dazu erst einmal herzlichen Glückwunsch! Wann hast Du die Entscheidung getroffen, an der Veranstaltung teilzunehmen?
Etwa zwei Wochen vor dem Start.
An welchem Rennen, welchem Ride hast Du genau teilgenommen / welche Streckenlänge?
Wahoo Rival Cross / Querfeldrhein Düsseldorf, Hobby-Rennen Frauen, 30 Minuten (ca 10,5 Kilometer).
Was hat Dich daran so gereizt?
Nach anderthalb Jahren Pause wieder Hobby-Rennen – schon aufregend. Vor allem aber: Der Kurs in Düsseldorf war schon 2019 und 2020 mal in der Planung, es hat dann leider nie geklappt, aber es war klar, dass die Galopprennbahn ein toller Ort wäre. Jetzt war mit Wahoo Rival Cross direkt ein großer Sponsor am Start und entsprechend viel los auf dem Gelände, was Teilnehmer*innen wie auch das Rahmenprogramm angeht.
Du hast das Rennen in der Frauen Hobby Klasse gewonnen. War es eine enge Entscheidung, wie lief es?
Cyclocross-Rennen werden direkt nach dem Start vorentschieden, und da bin ich ziemlich schnell vorne gewesen. Das war aber auch Glück, denn der Start lief etwas chaotisch: Wir Frauen starteten mit den Männern Ü50, und es wurde mehrmals gesagt, dass wir zeitversetzt 10 bis 30 Sekunden starten würden. Dann sind aber beim Männer-Start zwei oder drei Frauen mit angefahren, wir anderen guckten den Offiziellen an und erwarteten, dass er die Fehlstarterinnen zurückpfeifen würde – doch der hob nur die Schultern und rief “ach, ist doch jetzt auch egal?!”.
Ich habe dann mit am schnellsten gecheckt, dass jetzt doch auch schon unser Rennen läuft, und bin losgesprintet. Was dann gut lief: So konnte ich direkt eine ganze Reihe langsamerer Männer schon auf der Startgeraden und bei der ersten Abfahrt die Wiese runter überholen. Ansonsten treffen wir Frauen in diesem versetzten Startmodus immer erst im Laufe der ersten Runde auf die Männer, müssen dort mühsam vorbei, was manches Mal unser Rennen ein bisschen „kaputtmacht” – vor allem, weil es doch immer (noch) Männer gibt, die ein Problem damit haben, dass da jetzt echt eine Frau schneller ist und sie überholt.
Es war toll, etwa 15 Frauen am Start zu sehen.
Du fährst auch den NRW Cross Cup und hast einige Rennerfahrung – unterscheidet sich der Wahoo Rival Cross davon?
Im Prinzip hätte das Rennen auch Teil der NRW-Serie sein können. Vielleicht lag es am bekannten Sponsor, vielleicht hat Düsseldorf auch schon lange auf dieses Rennen gewartet – es gab auf jeden Fall viele Anmeldungen, und es war toll, etwa 15 Frauen am Start zu sehen. Beim NRW Cross Cup war es in den Vorjahren manchmal nur eine Handvoll. Wobei: Auch da werden es immer mehr, was super ist.
Und wie fandest Du die Streckenführung?
Schon mal ein sehr abwechslungsreicher Untergrund-Mix: Wiese, ein paar Wurzeln, Schotter, viel Sand zum Beispiel im sogenannten Führkreis der Rennpferde. Es gab zwei, drei längere Strecken, wo man richtig Tempo machen konnte, dann Passagen mit engen Kurven, auch das war eine gute Mischung. Es war technisch nicht zu schwer, die Anstiege eher leicht und gut fahrbar, aber wir hatten natürlich Glück: Es war trocken und warm. Wenn Sandkasten und Wiese wassergetränkt gewesen wären, wäre das eine Matschpartie und Materialschlacht geworden. Was ich schade fand: Sie haben die Hürden vom Elite-Rennen am Vortag wohl aus Sicherheitsbedenken abgebaut, und es gab auch keine Treppe oder Tragepassage, wo man mal das Rad schultern oder ab- und aufspringen musste. Das ist eigentlich ein Must Have im Cyclocross.
Es gab auch keine Treppe oder Tragepassage, wo man mal das Rad schultern oder ab- und aufspringen musste. Das ist eigentlich ein Must Have im Cyclocross.
Wie würdest Du Deine Fahrrad-Biografie in 5 Sätzen beschreiben?
Die Hälfte meines Lebens war mein Rad hauptsächlich Fortbewegungsmittel, um vom Dorf in die Stadt oder selbstständig zu schönen Orten zu kommen. Erst spät habe ich Mountainbiking, mit Anfang 20 das Rennradfahren und schließlich Cyclocross für mich entdeckt. Als Kind bin ich eher stocksteif erstarrt, wenn irgendwo jemand mit Stoppuhr auftauchte, dass ich gern um die Wette fahre, habe ich erst mit Mitte 30 gemerkt – umso schöner, dass frau beim Cyclocross mit Technik und Athletik viel wettmachen kann.
Umso schöner, dass frau beim Cyclocross mit Technik und Athletik viel wettmachen kann.
Entsprach die Veranstaltung Deinen Erwartungen?
Sie hat sie übertroffen! Es macht natürlich Spaß, zu gewinnen, und Sonnenschein ist ein Geschenk, den kann man nicht einplanen. Aber die Orga war für ein Hobby-Event erste Sahne, mit professionellem Moderator bei der Preisverleihung und Kommentaren über die ganze Strecke (von Paddi mit i). Vor allem haben auch die vielen Helfer*innen vom Cycling Club Düsseldorf und das großartige Team von der Schicken Mütze sehr, sehr besonders dazu beigetragen, dass es eine rundherum sonnige Veranstaltung war.
War das Drumherum bei dem Event – würdest du sagen, es war auch als Nicht-Fahrerin einigermaßen erträglich, da zu sein?
Auf jeden Fall! Die Gegend ist ziemlich beliebt als Ausflugsziel mit Kindern oder zum Sporteln, und es waren viele Zufallsbesucher da. Am Montag haben mich in Düsseldorf im Büro einige Kolleginnen angesprochen, die beim Spaziergang dort gelandet und dann geblieben sind.
Wie sah es kulinarisch bei der Veranstaltung und drum herum aus?
Da war ich leider zu aufgeregt, um zu essen. Ich habe aber einen hervorragenden Espresso am Stand der Schicken Mütze und einen ebenfalls sehr zu empfehlenden Latte Macchiato beim Cycle Café getrunken. Und ich habe viele lecker duftende Pommes-Portionen an mir vorbeiziehen sehen, es gab einige Stände mit Essen und Getränken, das wirkte alles sehr ansprechend.
Wie war die Stimmung? Schnell Freunde gefunden?
Das Schöne ist: Auch, wenn Cyclocross oder Gravel oder wie auch immer man es abgrenzt, immer populärer wird, sind es dann oft dieselben Bekannten, die man auf diesen Events trifft und die so verrückt sind, ihre fein eingestellten Räder mehrere Runden durch Staub, Schotter oder Sand zu treiben und den allergrößten Spaß haben, wenn es nass war und sie am Ende den Matsch sogar aus der Radhose klauben müssen. Dabeisein zählt, das gilt hier wirklich, da wird jeder und jede angefeuert.
Vielleicht ist es auch das kumpelige Pommes-Bier–Kuhglocken-Feeling, das aus Belgien und den Niederlanden mit dem Cyclocross zu uns rüberschwappt.
Ich fahre auch Rennrad, und da werden manchmal die zum Lenkerband farblich passenden Radflaschen mehr gefeiert als die Menschen. Ein Wuppacrossa-Kumpel hat es mal so ausgedrückt: Vielleicht ist es beim Cyclocross so entspannt, und die Leute sind einfach besser drauf, weil am Ende eh nicht mehr zu erkennen ist, welches Rad 1000 und welches 5000 Euro gekostet hat. Der Matsch nivelliert uns alle. Vielleicht ist es auch das kumpelige Pommes-Bier–Kuhglocken-Feeling, das aus Belgien und den Niederlanden mit dem Cyclocross zu uns rüberschwappt.
Was waren Deine Highlights – menschliche, sportliche landschaftliche?
Menschlich: die vielen vielen Anfeuerungsrufe, die ich an so unterschiedlichen Ecken gehört habe, dass die gar nicht alle nur von engen Freund*innen gekommen sein können. Sportlich: nach anderthalb Jahren ohne Rennen und einer Woche Pommes-Bier-Urlaub in Holland zu merken, dass ich die anderen auf der ersten Runde alle hinter mir lasse. Landschaftlich: dieser Pferdesand. Kurios und grandios zugleich: die Kuhglocke und das 365-Tage-Mineralwasser-Abo, die zu meinem Preispaket gehörten.
Welche Ausrüstung hattest Du, also was für ein Rad und welche Kleidung?
Ich fahre ein Cinelli Zydeco (2017), schwer, aber wunderschön. Vorne Mono 36, hinten zehnfach 11-34, umgerüstet auf hydraulische Scheibenbremsen. Kleidung: eine stinknormale Dreiviertelhose, Kurzarmtrikot, lange Handschuhe, Schuhe:Fizik Terra X5, Helm: Giro Atmos. Mütze handgenäht von Alex von Lifeisaride.
Ende September war ich ziemlich sicher, dass ich keine Lust haben werde, mich jemals wieder in den Zustand selbstgewählter Luftnot während eines Crossrennens zu bringen.
Was müsste passieren, damit Du dort noch einmal am Start stehst – oder was könnte Dich davon abhalten?
Vor zwei Jahren habe ich mir bei einem Sturz drei Rippen gebrochen, da habe ich den Saisoneinstieg verpasst und war schon sehr geknickt. Jetzt, nach anderthalb Jahren Pause, war ich mir noch Ende September ziemlich sicher, dass ich keine Lust haben werde, mich jemals wieder in den Zustand selbstgewählter Luftnot während eines Crossrennens zu bringen. Da geht es ja vom Start weg volles Tempo, und es ist immer so: In der ersten Runde fragt man sich, wieso man sich das antut, in der zweiten denkt man, dass man bestimmt keine weitere Runde schafft, in der dritten landet am besten noch eine Fliege im trockenen Mund – und von da an geht es vor allem ums Durchhalten, inklusive Material. Aber nach diesem fantastischen Start denke ich: Wenn ich den Sand (zumindest in Teilen) wieder aus dem Antrieb kriege und jemand für mich die Kuhglocke schwingt, bin ich beim nächsten Rennen wieder dabei.
Danke Dir für diese anschauliche Rennschilderung!
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