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Weniger umsonst – mehr für Mitglieder
Strava kappt Segmentlisten der Free-Version

Keine Angst, KOMS und QOMS bleiben für immer für alle. Aber außer den Top10 sehen Free Mitglieder bei Strava künftig keine Segmentbestenlisten mehr. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Verbesserungen für Abo-Mitglieder: Keine Werbung mehr und eine neue Routenplanung sowie mehr Trainingsfunktionen sind dabei. Es sollen noch mehr werden, denn Strava will über zahlende Mitglieder in die Profitzone fahren. Hier die wichtigsten Neuerungen.

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Strava Neuheiten 2020 Infos

# Strava Mural in der Zentrale: Von hier kommen einige Neuerungen zu den Bestenlisten auf den Segmenten, den Routen und der Trainingsanalyse

Hintergründe und Details

Nutzer der Sport-Community App Strava werden es bereits gemerkt haben: Die Kalifornier haben eine Neuheitenoffensive gestartet. So kam etwa die neue Explore Funktion mit Routenvorschlägen in der App . Garmin-Nutzer konnten sich darüber freuen, dass sie gespeicherte Routen direkt mit dem Garmin Radcomputer synchronisieren können und nicht mehr den Umweg über Connect IQ oder Desktop-Geräte gehen müssen. Apple Watch-Nutzer können Aktivitäten selektiv auf die Plattform hochladen. Und auch im Aktivitäten-Feed hat sich Einiges getan. So kann man unter anderem andere Nutzer favorisieren, um ihre Aktivitäten bevorzugt anzeigen zu lassen. Und Werbung ist weniger geworden – wer was mit welchem Gerät hochgeladen hat, muss jetzt nicht mehr Jeder wissen.

# Die Strava Gründer Mark Gainey und Michael Horvath sind selbst Radsportler

Ein Hintergrund der Neuerungen bei der Sportler Community, bei der laut eigenen Angaben 56 Millionen Mitglieder weltweit mitmachen: Strava will zurück zu den Wurzeln. Gründer Michael Horvath ist wieder Teil der Doppelspitze des Unternehmens. Er will Strava in die Gewinnzone führen, die trotz stetigen Wachstums nicht erreicht ist. Dafür setzt man ganz auf die bezahlte Mitgliedschaft, die gestärkt werden soll. Maßnahme Nummer eins: Summit muß gehen. Ab Umstellung – die heute oder morgen erfolgen soll – gilt wieder: Eine Strava Bezahl-Mitgliedschaft kostet 5 Euro und enthält alles, was Strava zu bieten hat. In Zukunft sollen die großen Neuerungen nur noch in der Bezahlversion stattfinden.

Eine monatliche Mitgliedschaft kostet nicht mehr als ein paar Energieriegel. Wir sind der Meinung, dass das gut angelegtes Geld ist. Uns ist aber auch bewusst, dass Sportler – möglicherweise und besonders in letzter Zeit – Schwierigkeiten haben, über die Runden zu kommen. Zudem muss die kostenlose Version von Strava weiterhin von hoher Qualität und Nutzen sein.

Michael Horvath und Mark Gainey, Strava Gründer

Was bedeutet das konkret? Auch etwas weniger Funktionalität für die Strava Free-Mitgliedschaft. Die wohl größte Änderung: Free-Mitglieder bekommen die Segment Bestenlisten nur noch eingeschränkt zu sehen. Die Top10 Männer und Frauen werden für alle sichtbar angezeigt. Aber nur Bezahlmitglieder können die ganze Segmentrangliste sehen. Aufgenommen werden weiterhin die Zeiten aller Sportler. Wer nicht zahlt, kann dennoch einen KOM oder QOM gewinnen und das auch sehen. Aber wie weit man außerhalb der Top10 von der Spitze weg ist, wird nicht mehr erkennbar sein. Live Segmente werden weiterhin unterstützt, wenn man einen Abo-Account hat.

# Das Summit Symbol ist weg. Viele neue Funktionen liegen im Training Tab
# So kann man jetzt schon sehen, wie sich die wöchentliche Trainingsbelastung aufbaut. Eine längere Berachtung erlaubt die "Monatliche Fitness"
# Trittfrequenz-Analyse einzelner Fahrten...
# ...und Leistungsabgabe in Watt und Joule im Laufe einer Fahrt sind neu

Eine weitere Änderung fällt schon unter die Rubrik Weiterentwicklungen, die nur für Bezahl-Mitglieder sind: Man kann künftig auch ähnliche Radfahr-Aktivitäten „Matching Activities“ direkt vergleichen. Bisher war diese praktische Funktion Läufern vorbehalten. Dabei zeigt Strava initiativ alle vergleichbaren eigenen Aktivitäten an und gibt Daten zur Analyse aus, wie die Durchschitts-Tempo und mehr.

# Viele neue Funktionen gibt es im Routenplaner im Web

Viele Neuerungen gibt es auch in der überarbeiteten Routenfunktion im Web. Angefangen mit den Routen findet ihr hier in der Übersicht alle wichtigen Neuerungen kurz und knapp.

Strava Routen im Web

Neue Filter:

# Aus Aktivitäten lassen sich auch im Web jetzt direkt Routen erstellen und bearbeiten (Abo)
# Die Heatmaps sind aufgrund der hohen Nutzerzahlen eine Stärke von Strava
# Bei den Routen lassen sich jetzt gezielter Filter einsetzen. Das Höhenprofil und die Belagsarten sind unterhalb der Karte dargestellt und lassen sich "abfahren"
# Über welche Belagsart geroutet werden soll (Bild), ist ebenso wählbar wie Steigungsvermeidung oder die Sportart – leider noch nicht die spezifische Radsportart

Für das Routing, also das Berechnen von Streckenvorschlägen, besitzt Strava einen Datenschatz, von dem man die Nutzer profitieren lassen will: die umfangreichen Daten aus über 3 Milliarden getrackten Aktivitäten. Sie bilden eine wichtige Basis für die Entscheidung, woher der Streckenvorschlag gelegt wird. Hinzu kommen Angaben aus Open-Source-Daten (OpenStreetMap), die auch für andere Routing-Produkte und Navigationshilfen verfügbar sind wie die Wegbeschaffenheit oder das Profil des Geländes. Neu: In der kostenfreien Version können zwar gespeicherte Routen angezeigt werden oder die Routen anderer gespeichert werden. Aber für das Erstellen neuer Routen und das Bearbeiten bestehender Routen ist ein Abonnement erforderlich. Mehr Infos zur Routenfunktion: www.strava.com/routes/new

# Adressen können direkt eingegeben und als Wegpunkte oder Ziel genutzt werden
# Auch im Web macht Strava jetzt auf Wunsch Routenvorschläge – hier ein Lauf

Training Dashboard & Training Log (Abo)

# Segment-Bestenlisten sind ohne Abo nur noch bis zum 10. Platz einsehbar

Weiterhin kostenlos

Meinung @Rennrad-News

Keine Frage, Segmente haben Strava zu dem gemacht, was es heute ist. Ohne den (auch umstrittenen) Wettlauf um KOMs und QOMs der Pioniertage wäre die Sportler Community nicht so gewachsen. Immer noch erstreiten sich sogar Pros mit Kniffen wie aus dem Peloton fallen lassen und zum Ende des Segments nach vorne fahren prestigeträchtige Krönchen auf Strava. Aber die meisten Otto-Normal-Radler treffen nach jahrelangem Kräftemessen nur noch auf Barrieren aus ewigen Bestzeiten. Insofern hat die Krone ohnehin etwas von ihrer Strahlkraft eingebüßt. Dass man ohne Abo jetzt nicht einmal mehr sehen kann, wie nah oder weit weg die Top10 liegen, tut gar nicht so weh. Dass man nicht einmal sehen kann, ob befreundete oder verfeindete Radsportler oder Läufer schneller waren, dürfte schon etwas schmerzen. Aber das soll es ja auch. Der Aufwand, der hinter der Datentechnik steht, muss bezahlt werden. Mit 5 Euro wäre der Preis allein für die Bestenlisten ziemlich hoch (man kann immer noch Freunde mit Abo fragen, sieht man ja im Profil). Wer ehrgeizig ist, wird vielleicht investieren. Aber viel wichtiger noch ist der Ausbau der anderen Funktionen auf Grundlage der einzigartigen Daten. Hier steht Strava bei den Routen – auch nach eigenen Angaben – noch am Anfang. Mir genügt die Kombi aus sportlichem Vergleich und Heatmaps für das Routing für die Investition ins Abo. Die Trainingsfunktionen sind meiner Meinung nach (noch) eher für ambitionierte Einsteiger interessant – wer sich auskennt, nutzt ohnehin zusätzlich andere Tools. Es wird also auch darauf ankommen, welche Funktionen Strava in der Zukunft noch einbaut, ob mehr Radsportler und andere als die besonders kompetitiven gewonnen werden können. Wünschenswert wäre zum Beispiel eine Unterscheidung nach Radgattungen fürs Routing. Mehr ist angekündigt. Wir sind gespannt.

Was denkt ihr über das neue Strava? Der Schritt in die richtige Richtung?


Hier lest ihr mehr zu Strava auf Rennrad-News

Infos: Jan Gathmann, Pressemitteilung / Fotos: Strava
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