In dieser Woche, am 23. August, startet die Deutschland Tour. Renndirektor Fabian Wegmann rekapituliert im Interview die Herausforderungen bei der Streckenplanung und beschreibt Profil und Perspektive der wieder aufgelegten Rundfahrt. Dazu zeigen wir Bilder von der Streckenbesichtigung.
RN: Herr Wegmann, Sie haben bis dato viel Lob für die Streckenführung der Deutschland Tour 2018 erhalten. Was war das wichtigste Ziel dabei?
FW: Wir wollen mit den Etappen besonders die angriffslustigen Profis belohnen.
Von denen es heute weniger als früher gibt?
Die gibt es kaum noch. Zum einen hat das mit dem Aufkommen der Sprintzüge zu tun, die am Ende nicht viel zulassen. Außerdem gehen Teams heute weniger Risiken ein. Statt einen Baroudeur mit Siegesabsichten nach vorne zu schicken, setzen viele heute eher darauf, dass einer unter den Top-10 landet und noch ein paar Punkte gewinnt.
Sie haben mit Blick auf die Deutschland Tour gesagt, dass es in Frankreich für den Veranstalter ASO einfacher ist, die Strecke zu planen und eigene Wünsche zur Streckenführung bei den Behörden durchzusetzen. Woran liegt das?
In Frankreich sind die départements die Ansprechpartner der ASO und regeln dann die Details mit den Kommunen. Hierzulande muss man bei der Streckenplanung jeden Kreis, jede Stadt selbst ansprechen. Der Aufwand ist immens. In Frankreich kommt hinzu, dass die ASO ein eigenes Programm entwickelt hat, mit dem Streckenverläufe detailliert geplant werden können – da sind die wichtigsten Informationen zu den Straßen hinterlegt. So etwas fehlt in Deutschland.
Haben Sie im Kopf schon Planungen für 2019 angestellt?
Nein. Meine ASO-Kollegen Claude Rach und Matthias Pietsch verhandeln erst mit den Städten, und dann schauen Albrecht Röder und ich zusammen, ob das in das große Bild passt und überlegen uns Strecken. Gerade die Gespräche mit den Städten sind in Deutschland aufwändig, weil die nicht Schlange stehen. In Frankreich hat Christian Prudhomme eine lange Liste von interessierten Städten, von der er nur einzelne Orte für die Planung auswählen muss. Das ist hier anders.
Wie sieht Ihre Vision für die Deutschland Tour aus?
Die ASO hat die Lizenz der Deutschland Tour für zehn Jahre gekauft. Dabei ist sie quasi in Vorkasse gegangen bei der Finanzierung. Deshalb gibt es zunächst nur vier Etappen. Das Ziel ist aber, die Tour weiterzuentwickeln und länger zu machen – falls Sponsoren mitziehen. Davon wird viel abhängen. Die Deutschland Tour wird aber nie länger als eine Woche sein, das sieht das Reglement der UCI so vor. Und: Die Deutschland Tour muss in den Kalender passen und darf sich nicht zu stark mit anderen Rennen überschneiden.
Wie profiliert sich die Deutschland Tour dabei?
Sie ist zum Beispiel ideal, um sich auf die Weltmeisterschaft vorzubereiten. Viele Fahrer haben das bislang bei der Vuelta gemacht, aber dafür ist die Vuelta oft zu hart.
„Deutschland ist ein Radsportland“, erklärte Claude Rach bei der Pressekonferenz zur Deutschland Tour. Ist das heute wirklich so?
Ich habe schon den Eindruck. Ich war Pfingsten im Urlaub in Frankreich unterwegs und habe gesehen, dass da nicht so viele Leute Rad fahren wie in Deutschland – Rennrad schon, aber nicht normal mit dem Fahrrad. Bei den Jedermannrennen sieht man außerdem, wie groß die Begeisterung für den Sport in Deutschland ist.
Sie haben eine Lizenz für den Sportlichen Leiter beim Weltverband erworben, Sie haben einen Trainerschein – und einen Angelschein gemacht…
Damit ziehe ich den großen Fisch ans Land (lacht).
Was planen Sie für die Zukunft?
Ich wollte immer bei einem Team arbeiten, deshalb habe ich den Schein des Sportlichen Leiters auch gemacht. Heute bin ich froh, dass ich nach meiner Profikarriere nicht direkt bei einem Team angefangen habe. Ich wäre dann genauso viel unterwegs wie als Fahrer damals und würde meine Familie viel zu selten sehen. Ich finde es spannend, die Branche aus verschiedenen Blickwinkeln zu erleben und Erfahrungen zu sammeln. Wenn ich mal für ein Team arbeite, werde ich davon profitieren.
Das Interview führte Daniel Lenz. Er ist Gründer der Redaktionsagentur www.ecolot.de. Hier geht es zu seinem Radsportblog:www.cyclin.blog
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