Zipp Super 9 Disc Scheibenlaufrad im Test: Ein Scheibenlaufrad ist der Traum vieler Triathleten und Amateur-Zeitfahrer. Für unsere Artikelserie “Ausprobiert” haben wir die aktuelle Zipp Super 9 Disc praktisch im Training und Renneinsatz erprobt und berichten euch, wie es sich anfühlt, mit einem High-End-Scheibenlaufrad unterwegs zu sein.
Zipp Super 9 Disc kurz und knapp
Die meisten Freizeit-Rennradfahrer werden kaum mit einem Scheibenlaufrad in Berührung kommen. Zu speziell ist das Einsatzgebiet und zu teuer die schwarzen Scheiben, die in der Regel komplett aus Carbon gefertigt werden. Für Rennfahrer, die auch beim Zeitfahren antreten oder für schnelle und ambitionierte Triathleten stehen die Scheiben hingegen oft ganz oben auf der Wunschliste, denn der aerodynamische Nutzen ist unumstritten. Kein anderes Rennrad-Laufrad ist aerodynamisch schneller als ein Scheibenlaufrad.
Hier die wichtigsten Eckpunkte zur Zipp Super 9 Disc:
- Aero-Scheiben-Laufrad
- Disc Only – nur für Scheibenbremsen (Centerlock)
- Tubeless ready
- Hookless Konstruktion
- Integrierter TyreWiz 2.0 Reifendruckmesser (10 g)
- Auch als Track-Version verfügbar
- Maulweite 23 mm
- Empfohlene Reifenbreite 28 mm
- Nabe ZR1
- Lager Keramik
- Gewicht 1.092 g (gewogen, mit SRAM XDR Freilaufkörper und TireWiz)
- Maximales Systemgewicht 115 kg
- Maximal empfohlener Luftdruck 5 bar
- Kompatibilität 12/148 mm Achse, Shimano Road, SRAM XDR, Campagnolo
- Preis 2.750 €
- Info www.sram.com/de/zipp
Mit dem „Total System Efficiency“-Ansatz von Zipp war klar, dass die Maulweite der Felgen bei der neuesten Generation der Zipp Disc wachsen muss, um mit modernen 28 mm Reifen eine entsprechend gute Aerodynamik realisieren zu können und zudem einen möglichst niedrigen Luftdruck fahren zu können. Deshalb ist es keine Überraschung, dass die aktuelle Super-9 Disc nun über eine Maulweite von 23 mm verfügt. Zudem folgt Zipp auch hier dem eigenen Technologie-Ansatz und setzt auf Felgen ohne Haken.
Wer noch einmal im Detail nachlesen möchte, wie die Scheibe genau aufgebaut ist und welche Technologien Zipp zur Performance Optimierung einsetzt, findet in unserem Artikel Leichte Scheibe mit Luftdruckmessung alle Einzelheiten.
Zipp Super 9 Disc im Einsatz
Reifenmontage
Bevor es ans Fahren geht, muss zunächst ein passender Reifen aufgezogen werden. Optimiert ist das neue Super 9 Disc für moderne Tubeless-Reifen ab 28 mm. Da es keine Speichenlöcher gibt und die Stöße sauber verklebt sind, braucht es auch kein Tubeless-Felgenband zur Abdichtung. Ein wenig Vorsicht ist bei der Reifenwahl geboten, denn die Zipp Super 9 Disc ist, wie bei Zipp üblich, ohne Felgenhaken aufgebaut. Deshalb darf man nur Reifen verwenden, die für den Einsatz auf Hookless-Felgen freigegeben sind. Wer ganz sichergehen will, findet auf der SRAM Homepage auch eine Liste mit kompatiblen Reifen, die kaum Wünsche offen lassen dürfte.
Die Montage eines Continental GP 5000 TT TR in 28 mm Breite verlief sehr einfach und ohne jegliche Probleme. Der Reifen ließ sich geschmeidig ohne übertriebenen Einsatz von Montierhebeln über den Felgenrand heben und mit einer handelsüblichen Standpumpe an seinen finalen Platz befördern. Mit der üblichen Menge Dichtmilch gab es keine Probleme mit der Dichtigkeit. Der Continental GP 5000 TT TR in 28 mm Breite baut auf der Zipp Super 9 Disc 29,5 mm breit.
Ventiladpater und TireWiz
Das Aufpumpen des Reifens ist bei einer Disc aufgrund des begrenzten Platzangebotes in der Regel nur mit einem Adapter oder einem speziellen Pumpenkopf möglich. Glücklicherweise liefert Zipp einen sehr hochwertigen Winkeladapter von Silca mit, dank dem man mit jeder handelsüblichen Luftpumpe einen sicheren und dichten Anschluss an das Ventil bekommt. Um das Ventilloch abzudecken, sind zwei selbst einrastende Kunststoffabdeckungen im Lieferumfang. Zusätzlich gibt es auch einige Aufkleber, mit denen sich die Aussparung für den Ventilsitz abkleben lässt.
Eine praktische Sache ist der TyreWiz 2.0 Reifendrucksensor, der serienmäßig mit dem Zipp Super 9 Disc ausgeliefert wird. Er kann mit fast jedem handelsüblichen Radcomputer verbunden werden und zeigt dann sehr genau den herrschenden Reifendruck an. So lässt sich der Druck während der Fahrt überwachen und man kann sogar einen schleichenden Plattfuß sehr früh erkennen. Zudem ist der Sensor sehr nützlich, wenn man den Einfluss von der Reifentemperatur auf den Luftdruck prüfen möchte. Man kann das Bike zum Beispiel nach dem Aufpumpen in die Sonne stellen und schauen, wie weit der Luftdruck durch die Hitze steigt. Freilich lässt sich das auch mit einem handelsüblichen Luftdruckprüfer erledigen, aber bei der Scheibe ist es eben immer ein wenig umständlich diesen anzusetzen, während der TireWiz seine Daten auch bei geschlossener Abdeckung per Funk liefert.
Ein weiteres nützliches Feature des Reifendrucksensors habe ich des Einsatzes bei Triathlon-Veranstaltungen genutzt. Dort ist es bei größeren Rennen üblich, dass man sein Bike schon am Vortag des Rennens in der Wechselzone abstellt. Frühmorgens am Renntag gibt es dann immer einen großen Run auf die Luftpumpen, die vom Veranstalter zur Verfügung gestellt werden, um den korrekten Reifendruck zu kontrollieren.
Um diese Thematik zu umgehen, habe ich am Vortag einfach rund ein bar mehr aufgepumpt als letztlich gewünscht. Am Morgen des Rennens habe ich dann mit der SRAM App bequem und drahtlos den Luftdruck geprüft und über das Ventil einfach so viel Luft abgelassen, bis der Druck genau gepasst hat. So habe ich keine Pumpe benötigt, hatte garantiert den korrekten Luftdruck und hatte keinen Stress, eine Pumpe zu organisieren. Gefahren bin ich bei einem Gewicht von 67 kg mit genau 4 bar. Dieser geringe Druck wird sowohl von der Maulweite von 23 mm als auch vom Hookless-Design der Felge/Disc begünstigt.
Fahreindruck
Wie fährt sich die Scheibe denn nun? Unspektakulär, würde ich sagen. Wer zum ersten Mal mit einem Scheibenlaufrad unterwegs ist, wird vermutlich eine drastische Änderung im Fahrverhalten erwarten und eine hohe Anfälligkeit für Seitenwind befürchten. Mit der Zipp Super 9 Disc ist beides nicht der Fall. Das Fahrverhalten ist im besten Sinne unspektakulär.
Freilich kann man von einem Scheibenlaufrad aufgrund der Konstruktion keinen Komfort erwarten, aber gegenüber einem Hinterrad mit 80 mm hohen Felgen, wie es zum Beispiel gern beim Triathlon eingesetzt wird, ist der Unterschied nicht allzu groß. Selbstverständlich ist die Zipp Disc steif und direkt, aber der 28er-Reifen mit geringem Luftdruck schafft es dennoch einen recht guten Abrollkomfort zu ermöglichen.
Antritte werden sehr direkt umgesetzt, denn die Carbon-Konstruktion der Disc verwindet sich natürlich kaum. So hat man einen noch direkteren Kontakt zur Straße und spürt, dass kein Watt beim Treten verschenkt wird. Auch die Seitensteifigkeit konnte mich überzeugen, wobei ich durch mein niedriges Gewicht und fehlende Tretleistung sicher nicht die Maximalbelastung für ein Laufrad darstelle.
Das wummernde Fahrgeräusch, das jedes Scheibenlaufrad erzeugt, wirkt beim Zipp Super 9 ebenfalls sehr unspektakulär. Für den Fahrer ist es zwar zu hören, aber es ist weder penetrant noch störend, eher erinnert es einen immer daran, dass man es eilig hat. Für Menschen, die am Straßenrand stehen oder Mitstreiter, die überholt werden, wirkt das Abrollgeräusch lauter als für den Fahrer.
Ich maße mir übrigens nicht an, den aerodynamischen Effekt gegenüber einem guten Aero-Hinterrad mit 80 mm Felgenhöhe zu spüren. Dieser ist definitiv vorhanden, laut den Auskünften vieler Fachleute aber relativ überschaubar. Je nach Geschwindigkeit und Anströmwinkel dürfte die Einsparung im Bereich von 2 – 3 Watt liegen. Im Vergleich zu einem Laufrad mit 50 mm hohen Felgen natürlich deutlich höher.
Die Seitenwindempfindlichkeit ist überraschend gering. Ich hatte zu keinem Moment während Trainingsfahrten oder im Rennen das Gefühl, dass die Scheibe das Gesamtsystem, wieder im Vergleich zu einem 80 mm hohen Aero-Laufrad, nennenswert windanfälliger machen würde. Abgesehen vom Preis und der etwas umständlicheren Handhabe beim Aufpumpen bleibt also kein wirklicher Nachteil.
Denn aufgrund der sehr modernen Bauweise konnte Zipp auch das Gewicht auf gewogene 1.092 g im Vergleich zum Vorgänger deutlich reduzieren. Das ist natürlich im Vergleich zu einem Zipp 858 NSW Hinterrad mit gewogenen 823 g ein satter Aufschlag, doch auf den meist recht flachen Strecken beim Zeitfahren oder im Triathlon, spielt das Mehrgewicht keine gravierende Rolle.
Fazit von Rennrad-News.de
Fazit – Zipp Super 9 Disc
Wer mit dem Zeitfahrrad das aerodynamisch effektivste Setup fahren möchte, kommt um ein Scheibenlaufrad nicht herum. Die fehlenden Speichen und die große Fläche sind nachweislich am schnellsten im Wind. Die Zipp Super 9 Disc verbindet diese Aero-Performance mit einer sehr modernen Felgenform mit großer Maulweite und Hookless-Konstruktion. Das erlaubt den Einsatz breiter Reifen und niedriger Drücke und somit eine optimale Performance in Sachen Rollwiderstand. Auch das niedrige Gewicht von 1.092 Gramm ist top, so bleibt nur noch der Preis zum Meckern. Für 2.750 Euro gibt es aber auch höchste Performance und eine Top-Ausstattung, unter anderem mit Keramik-Lagern und hochwertigem Zubehör.
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