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Dass jemand so mutig ist, seine Angst nach einem derartigen Überholvorfall offen zu zeigen, kommt selten vor. Bekannter sind eskalierende Aggressionen, wie zuletzt bei einem kolumbianischen Radprofi. Und zu dichtes Überholen von Pkw oder Lkw erleben nicht nur Radprofis häufig, die zehntausende Kilometer auf der Straße unterwegs sind. Es ist für Radfahrer fast alltäglich. Im angelsächsischen Sprachraum gibt es unter Rennradfahrern dafür deshalb das Wort „closepass“. Viele twittern ihre Schock-Erlebnisse im Verkehr unter dem Hashtag #closePass. In einigen Distrikten Großbritanniens verfolgt die Polizei sogar gezielt ein Programm gegen zu enges Überholen, etwa in den West Midlands und im Thames Valley. Wer ein Verkehrsvergehen aufzeichnet, kann das Video auf einer Webseite der Polizei hochladen und so gegebenenfalls eine Ermittlung auslösen. Außerdem ist die Polizei selbst mit einer Helm-Kamera auf dem Fahrrad im Verkehr unterwegs. Ziel ist es, das Bewusstsein für den Straftatbestand zu schaffen.
Auch in Deutschland ist zu dichtes Überholen ein Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung. Wie ein Überholvorgang erfolgen soll, ist in Paragraph 5 der Straßenverkehrsordnung geregelt (StVO). Wörtlich heißt es dort:
„Wer zum Überholen ausscheren will, muss sich so verhalten, dass eine Gefährdung des nachfolgenden Verkehrs ausgeschlossen ist. Beim Überholen muss ein ausreichender Seitenabstand zu anderen Verkehrsteilnehmern, insbesondere zu den zu Fuß Gehenden und zu den Rad Fahrenden, eingehalten werden. Wer überholt, muss sich so bald wie möglich wieder nach rechts einordnen. Wer überholt, darf dabei denjenigen, der überholt wird, nicht behindern.“
Der richtige Abstand beim Überholen von Radfahrern
Welcher Abstand „ausreichend“ ist, wird im Gesetz nicht genau beziffert. Allerdings gibt es in der Rechtsprechung laut Deutscher Anwaltsauskunft einen Richtwert, der sich etabliert hat. Demnach sind 1,5 Meter als Sicherheitsabstand in der Regel einzuhalten. Autofahrer müssen ihre Fahrweise auch darauf einstellen, dass Radfahrer plötzlich von ihrer Fahrlinie abweichen könnten, etwa wegen Schlaglöchern. Was ist maßgeblich dafür, ab wann die Unterschreitung des Sicherheitsabstand ein Verkehrsvergehen ist? Laut einer Information des ADFC Kreisverbandes Bottrop, die sich auf ein Urteil des Bundesgerichtshofes beruft, zählt, ob der Fahrer „den Eingeholten erschreckt und damit zu einer Fehlreaktion veranlasst. Fühlt sich der Radfahrer bedroht oder wird er unsicher, ist der Abstand zu gering“.
Radfahrer müssen ihrerseits ebenfalls einen Sicherheitsabstand zu anderen Verkehrsteilnehmern einhalten. Das gilt auch für den Abstand zum ruhenden Verkehr. So sollen sie etwa parkende Autos mit so großem Abstand passieren, dass sich öffnende Autotüren keine Gefahr darstellen. In der Praxis führt das jedoch häufig zu Konflikten mit Kraftfahrzeuglenkern, die bei sicherer Fahrweise des Radfahrers für das eigene sichere Überholmanöver die Spur wechseln müssen.
Nach unseren Recherchen gibt es in Deutschland keine vergleichbare Sammelbewegung gegen den fahrlässigen Umgang mit der Sicherheit beim Überholen wie im englischen Sprachraum. Auch eine Initiative der Polizei, die auf die Gefahren aufmerksam macht oder sogar gezielt Verstöße verfolgt, ist uns nicht bekannt. Manche Aktionen wie dieses Beispiel in Düsseldorf zielen zwar auf eine Bewusstwerdung, sind aber nicht als Programm angelegt. In Salzburg, Österreich, mischte sich die Polizei ähnlich wie in England selbst unter die Radfahrer und erfasste den Abstand mit einem Gerät auf der Lenkstange. Hier wurden die zu dicht überholenden Autofahrer verwarnt, aber kein Bußgeld verhängt.
68 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDas mit den Radwegen ist tatsächlich so eine Sache. Grundsätzlich muss ich als Radfahrer zwar mittlerweile wieder den Radweg benutzen, wenn er denn vorhanden ist, aber eben nur dann, wenn das zumutbar ist. Also beispielsweise nicht bei geschlossener Schneedecke, wenn nicht geräumt wird. Was ist denn dann, wenn der Radweg in einem derart schlechten baulichen Zustand ist, dass er mit allem jenseits eines vollgefederten Treckingrads und 20 km/h schlichtweg auch nicht zumutbar ist?
Hier bei uns im südlichen Münsterland ist das sehr gut zu sehen: in den bettelarmen Gemeinden des Recklinghäuser Kreises kann man auf den meisten Radwegen schlichtweg nicht fahren, wenn man nicht alle paar Meter ob einer herausragenden Baumwurzel oder eines sich seit Jahren vergrössernden Schlaglochs fast aus dem Sattel fliegen will. Mal abgesehen davon, dass ich so viele Ersatzschläuche und -mäntel, wie ich da bräuchte, gar nicht mitführen könnte. Ergo: da nutze ich die Radwege nicht. Ebenso nicht an Wochenenden und Feiertagen, wenn ich mir den Radweg mit Heerscharen von Ausflüglern und E-Bike-Rentnern teilen müsste, für die der Untersatz eigentlich schon viel zu schnell ist. Da wäre ich mit 30 km/h ja schon wieder derjenige, der andere gefährdet.
Wie das letztlich alles anders geht, habe ich Anfang des Jahres in Kalifornien erlebt. Da hupen die Leute einen beim Anstieg in den Malibu Heights an, um dir zu signalisieren, dass sie dich gleich überholen werden. Da hab ich als Dumm-Deutscher ne halbe Stunde gebraucht, um überhaupt zu kapieren, dass die sich gar nicht bei mir „beschweren“ wollen. Ähnliches in Holland/Belgien oder auch in Dänemark - die Leute sind im Schnitt einfach entspannter und das merkt man auf dem Rad besonders.
"Ebenso nicht an Wochenenden und Feiertagen, wenn ich mir den Radweg mit Heerscharen von Ausflüglern und E-Bike-Rentnern teilen müsste, für die der Untersatz eigentlich schon viel zu schnell ist. Da wäre ich mit 30 km/h ja schon wieder derjenige, der andere gefährdet."
Nur das auf einer Bundesstraße, auf die dann die Rennradfahrer eben ausweichen die Differenzgeschwindigkeit eben nicht 10-20 km/h ist sondern 60-70km/h. Somit gefährdest du dich und den andern Verkehr noch viel mehr. Und jetzt erzählt mir bloß nicht, es würde euch nicht auch aufregen, wenn so ein langsamer Rennradfahrer euch auf einer Bundesstraße ausbremst, obwohl es einen Fahrradweg genau daneben gibt. Und jetzt mal ganz ehrlich, wird bei der Tour de France nicht sogar auf Kopfsteinpflaster gefahren? Und das ist ein Belag, wo ich selbst mit meinem MTB kein wirklicher Fan von bin.
Warum man als Rennradfahrer immer sich das recht raus nimmt, immer auf dem besten Belag zu fahren, egal ob man dann damit die Autofahrer behindert und zudem auch noch schön abgase am inhallieren ist, ist mir schleierhaft. Nur dass so ein Verhalten bei Autofahrern nicht gerade auf Nächstenliebe stößt dürfte ja wohl auch klar sein.
Zumal eben auch leider keine Strecken gesperrt werden, wo es einen guten Radweg gibt und durch das befahren der Straße nur Sinnlose Gefahren und Ärger entsteht.
Da sind dann Leute die mit ihren Kindern Radfahren oder Fußgänger mit Hund etc. Die will man nicht in Gefahr bringen und die denken sich dann wiederum, warum trainieren die nicht auf der Straße.
Also Leute am besten lassen wir das mit unserem Sport sofort sein, damit @Sluni freie Fahrt hat.
Selten so einen Stuss gelesen!
Ach Herrgott.....!!
Und ich hab auch noch gelesen
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