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Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

bermonte

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Hallo Leute!
Habe letztens in der Bucht einen Kettler Alu Rennradrahmen gesehen und fast zugeschlagen. Laut Verkäufer von 1990 (+ -), über das Gewicht konnte oder wollte er keine Auskunft geben. Dazu die Fragen:

Ab wann wurden die ersten Alurahmen produziert, welche Firmen waren das?

Waren diese ersten Rahmen deutlich leichter als Stahl? Oder war es wie bei Carbon und Alu, dass die sich über längere Zeit nichts geschenkt haben, nur eben moderner und mehr "in" waren? Und erst, als die Technik ausgereifter wurde, hat sich ein Werkstoff behauptet.

Und:
Gibt es eigentlich noch aktuelle Rahmensets für Gewindegabeln in Alu?

Vielen Dank
Bermonte
 

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Re: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?
AW: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

1920er Jahre. Relativ bekannt waren zum Beispiel die Carminargent. Ab den 80ern waren Vitus und Alan Alurahmen in so gut wie jedem Rennen dabei, zumindest auf den Bergetappen bzw. die Alan im Crossport. Die Carminargent waren verschraubt, die Vitus und Alan geklebt. Auch geschweisste Alurahmen gab es ab den 30ern.

Die Kettler waren nicht besonders leicht, die Vitus zum Beispiel konnten schonmal unter 8 Kilo kommen was in den frühen 80ern recht leicht war.
 
AW: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

Einer der ersten, der Aluminium-Fahrradrahmen unter dem Namen "Barralumin" in kleiner Serie baute, war Nicola Barra, der 1936 mit Versuchen anfing und 1938 erstmals ein Rad zur Teilnahme an den 'Technical Trials' anmeldete. Dieses Rad wog 8,8 Kilogramm, laut Reglement ausgestattet mit Gepäckträger, Schutzblechen und Licht. Ein stählernes 'Narcisse'-Rad von Manevich, das René Herse fuhr, war allerdings nochmals deutlich leichter. Nachzulesen in 'Bicycle Quarterly', Sommer 2008 ("Nicola Barra - Pioneer of Aluminium Bikes", S. 26-31). Das erste Rad von Barra wurde später bei einem Unfall von einem Auto weitgehend "geplättet", und Barra zeigte sich im Rückblick (1969) sehr stolz darüber, dass dabei keine einzige Schweißnaht gerissen war ...
Barra-Räder sahen - abgesehen von der blanken Oberfläche - im wesentlichen "normal" aus; ein untypisches aber interessantes Exemplar wird hier gezeigt: http://bikeville.blogspot.com/2009/12/very-tall-nicola-barra-frameset.html .
Barra war allerdings nicht der einzige, der in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre Fahrräder aus Aluminium baute, das lag wohl in der "Zeitströmung".
Ein sehr schönes 'Cosmos' aus Biel/Bienne mit gelötetem Alurahmen, seinem Besitzer zu Folge von 1937 (er hatte die originale Broschüre mit), habe ich vor einigen Jahren bei Ausfahrt am Bodensee fotografiert - siehe Anhang.
 

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AW: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

Und ich hab mal irgendwo gelesen und auch Bilder gesehen das Diamant 36 bei den Olympischen Spielen mit Alu Bahnrädern antrat.

Hier im Forum gibts auch noch Bilder von Vorkriegs Alurennern (geschraubte Muffen)

Genaueres vermag ich aber nicht zu sagen.


Cu Danni
 
AW: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

Die Franzosen sind Pioniere in der Aluminiumverarbeitung (allein schon wegen des Bauxits, welches ja seinen Namen von Les Beaux-de-Provence hat). Es gab, wie schon gesagt, sehr interessante Ausführungen in den 30ern, wie z.B. Caminargent mit 8kantigen Rohren in gegossenen Alumuffen verschraubt und Barra mit den organisch geformten Übergängen. Sehr inscheniös.
Auch Diamant hatte 1936 bei den olympischen Spielen Aluminiumrahmen im Einsatz. Man muss aber sagen, dass es sich um reine Wettkampfmaschinen handelte, bei denen Verschleiß und Steifigkeit keine Rolle spielten, die Fahrer waren halt Könner und die Rahmen mussten selten mehr als einen Wettkampf halten. Der Ruf der toitschen Industrie stand ja auf dem Spiel, da ließ man sich diese materielle und erst recht ideelle Überlegenheit schon was kosten.
... und wieder war einer schneller ...
 
AW: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

Dass es so früh schon begonnen hat, hat mich überrascht, auch weil es dann ja nochmal 50 bis 60 Jahre gedauert hat, bis Alu Stahl überflügelt hat.

War also kein Drama, dass ich den Kettler nicht ersteigert habe!:)

Danke für die Antworten!
 
AW: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

...Schneller und Güter ohne Hüter??? (nee der war nicht so gut)

Ich glaube mich auch erinnern zu können das jemand im Zusammenhang mit Schraubmuffen davon Sprach das die Räder damit Individuell angepasst werden konnten.
Ob das nun bei Diamant war weiß ich nicht, ich schieb es mal eher in die Ecke der Schneckenesser.

Und hat nicht einer nen Praktikanten der morgen im Büro den 1. Teil des Diamanthemas nach dem Bild des Aludiamants durchsuchen kann?
Das hatte doch jemand (in Berlin glaub ich) in einem Laden fotografiert.


Cu Danni
 
AW: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

Diamant spricht auf ihrer Seite zwar von einer Bronzemedaille 36 gehen aber nicht weiter auf das Rad ein. Aber die sprechen ja auch von der Olympiade in Berlin.
Überhaupt sind da einige Sachen zu lesen (online) die da so nicht stimmen.

Cu Danni
 
AW: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

War also kein Drama, dass ich den Kettler nicht ersteigert habe!:)
Definitiv nicht ... Kettler hatte ein Rennrad mit "Aero"-Gabel, das man heute schon als historisch interessant ansehen kann, aber ansonsten haben sie vor allem häßliche und schwere Aluräder für Gelegenheitsfahrer zusammengeschweißt, die zudem in den frühen Produktionsjahren Anfang bis Mitte der 1980er Jahre häufig zu Rahmenbrüchen neigten. Ein Nachbar und Schulkollege (einen Jahrgang unter mir), eher ein schmächtiger und absolut "normaler" Mensch, hat damals gleich zwei von diesen '2600'-Rahmen erledigt - die wurden allerdings anstandslos auf Kulanz ersetzt.
Das relativ hohe Gewicht der "normalen" Kettler-Räder ergab sich durch die Ausstattung und nicht zuletzt auch durch die Stahlgabeln, die sich (meines Erinnerns, nachdem es mit den Alugabeln richtig viel Ärger gegeben hatte) meistens unter der dicken silbernen Pulverlackierung verbargen ...
 
AW: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

Dass es so früh schon begonnen hat, hat mich überrascht, auch weil es dann ja nochmal 50 bis 60 Jahre gedauert hat, bis Alu Stahl überflügelt hat.

War also kein Drama, dass ich den Kettler nicht ersteigert habe!:)

Danke für die Antworten!

Unter den Kettler gibts eigenlich nur eines das sich aus Sammlersicht lohnt, das Strato, mit Ax Ausstattung alos aerodynamisch. Und auch das nur in gutem Zustand und kompletter Erhaltung. Wiegt rund 10 Kilo trotz Schlauchreifen, ist also auf der schweren Seite, aber hübsch und interessant.
 
AW: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

Das ist ja mal schick. Wofür ist den das Umlenkröllchen am Kettenblatt gut? Ist das einfach nur ein Kettenspanner?

Und was ist da über den Bremshebeln am Lenker?

Ja, "nur" ein Kettenspanner.

Uber den Bremshebeln ist Kork, Holz oder sonstwas mit im Lenkerband eingewickelt, da es die Bremsgriffgummis zum Abstützen bei Oberlenkerhaltung noch nicht gab.

Hier ein Beitrag von flammberg (wem sonst) dazu:
http://www.rennrad-news.de/forum/showpost.php?p=1289252&postcount=20
 
AW: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

Das da oben ist keine Osgear, die hatte ein kleineres Rädchen am Spanner und wurde per Seilzug und Unterrohrschalthebel bedient.Vielleicht ist das auch eine "Getunte" Version.

Zur Ausgangsfrage, das älteste bekannte Alurad ist von 1890:

LuMiNum800.jpg
 
AW: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

http://bikeville.blogspot.com/2009/12/very-tall-nicola-barra-frameset.html .
Barra war allerdings nicht der einzige, der in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre Fahrräder aus Aluminium baute, das lag wohl in der "Zeitströmung".
Ein sehr schönes 'Cosmos' aus Biel/Bienne mit gelötetem Alurahmen, seinem Besitzer zu Folge von 1937 (er hatte die originale Broschüre mit), habe ich vor einigen Jahren bei Ausfahrt am Bodensee fotografiert - siehe Anhang.

Sehr aufschlussreich! Unglaublich was es damals schon alles gab. Vor dem 2. Weltkrieg war Alu ja weit teurer als heute, und schwer verfügbar (Flugzeugbau, Rüstungsgüter). Kein Wunder dass es solange dauerte bis Alu Räder sich durchzusetzten.

Dass die Kettler Alu Räder keinen besonderen Ruf haben liegt mit Sicherheit auch an der Geringschätzung die man einheimischen Fahrrad-Massenherstellern so generell entgegenbringt. Man will nicht haben was "jeder" fährt, lieber ein exotisches Label. Und wenn die Firma plötzlich weg ist wundern sich alle.
 
AW: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

Zur Ausgangsfrage, das älteste bekannte Alurad ist von 1890:
Schon seltsam, wie ähnlich die aktuellen Räder ihrem Ur-Ur-Ahnen sind, nachdem es ja zwischenzeitlich auch ganz andere Formen gab: kurzer Rahmenbau, abfallendes Oberrohr, Verdickungen am Lenkkopf, relativ steil stehender Lenkkopf, Gabel mit geringer Krümmung, Starrlauf. Abgesehen vom Lenker, der Karbidlampe und den Holzfelgen würde das Rad heute in einer Großstadt problemlos als aktuelles Hipster-Gerät durchgehen und nicht weiter auffallen.
 
AW: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

Sehr aufschlussreich! Unglaublich was es damals schon alles gab. Vor dem 2. Weltkrieg war Alu ja weit teurer als heute, und schwer verfügbar (Flugzeugbau, Rüstungsgüter). Kein Wunder dass es solange dauerte bis Alu Räder sich durchzusetzten.

Es gab noch andere Grpünde, die modernen Duraluminiumlegierungen sind erheblich fester als Reinalu das eigentlich kein wirklich geeignetes Mterial darstellt.

Wie wurde der Rahmen hergestellt, Martl? Im Stück gegossen in ner Sandform? Dürfte dann nicht viel leichter sein als ein Stahlrahmen.
 
AW: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

Kein Wunder dass es solange dauerte bis Alu Räder sich durchzusetzten.
Ab den 1950er Jahren dürften die höheren Kosten nicht mehr das zentrale Problem gewesen sein, denke ich, denn da wurden viele Alltagsgegenstände aus Aluminium hergestellt, und man war sehr an "Zukunftsmaterialien" interessiert. Hatte nicht das 'Hercules 2000' der späten 1950er Jahre in den frühen Ausführungen einen Aluminium-Druckgußrahmen (der später durch einen Stahl-Blechpreßrahmen ersetzt wurde) ? Ich vermute eher, dass es die negativen Gebrauchseigenschaften des Materials waren, die die Ausbreitung von Aluminiumrädern seinerzeit verhindert haben, die mangelnde Elastizität, die hohe Bruchgefahr und das unkomfortable Fahrgefühl - ich glaube, dass sich so unkomfortable und nicht dauerfeste Rahmen außerhalb des Rennbetriebs nicht durchsetzen konnten, zumal, da für die meisten Radfahrer bis mindestens in die 1980er Jahre das Gewicht eines Rades keine oder allenfalls eine untergeordnete Rolle spielte.

Dass die Kettler Alu Räder keinen besonderen Ruf haben liegt mit Sicherheit auch an der Geringschätzung die man einheimischen Fahrrad-Massenherstellern so generell entgegenbringt. Man will nicht haben was "jeder" fährt, lieber ein exotisches Label. Und wenn die Firma plötzlich weg ist wundern sich alle.
Das kann ich für mich nicht bestätigen - ich bin 1981 ein Mars 'Luxus' gefahren, ab 1983 ein Winora 'Sir', 1986 dann ein Patria-Rennrad, und war absolut happy damit, obwohl es einheimische, nicht besonders teure, nicht seltene und garantiert nicht coole Fahrräder waren. Genau in dieser Zeit berichtete mir der Nachbarsjunge von den Rahmenbrüchen bei seinem Kettler '2600', das war so meine erste "Begegnung" mit Kettler - und Rahmenbrüche waren ja in dieser Zeit bei Kettler keine Ausnahme. Das macht ein Rad nicht gerade begehrenswert, zumal, wenn es dann sogar relativ teuer ist...
Dazu kam, dass ich die Kettler-Räder von Anfang an auffallend häßlich fand, vor allem dieses '2600' mit den schräg abfallenden und geknickten doppelten Oberrohren, und wegen der erforderlichen dicken Rohrquerschnitte auch sehr plump (Sattelstützendurchmesser 31 mm - damals noch eine "Kettler-Spezialiät"). Auch die späteren Modelle waren in dieser Hinsicht nicht besser, im Gegenteil: Das Modell "Antje" war geradezu eine Verhöhnung des klassischen eleganten Hollandrades. Dazu kam dann die unästhetische Verarbeitung: plattgedrückte Rohrenden, mit fingerbreiten Nähten verschweißt - bah, wie häßlich!
Und letztlich hatten die Kettlers nicht ganz zu Unrecht immer so ein "Spießer-Image" - vorwiegend wurden ja die Dreigang-Ausführungen gekauft, und zwar wirklich auffallend oft von Leuten, die sich "mal richtig was gönnen wollten", ein deutsches Markenprodukt (bzw. zwei, denn man kaufte natürlich "Pärchen" :rolleyes:) - und dann nur mal im Sommer am Wochenende 20 Kilometer damit fuhren, ansonsten standen die Räder meisten hinten in der Doppelgarage des Vorstadt-Einfamilienhauses, neben der Kettler-Tischtennisplatte ... Einen ernsthaften und regelmäßigen Gebrauch unter Alltagsbedingungen haben zumindest die frühen Exemplare meist auch gar nicht gut vertragen, siehe Kapitel Rahmenbrüche. Und beim Ganzjahresgebrauch zeigte sich dann meistens schnell, dass es mit der von der Werbung hervorgehobenen Korrosionsfestigkeit auch nicht weit her war - die Geräte gammelten recht fröhlich, und an den Gabelköpfen rostete die Pulverbeschichtung großflächig weg.
Relativ brauchbar scheinen nur die Kettler-MTBs der frühen 1990er Jahre gewesen zu sein, da hatte man dann wohl inzwischen die Bruchprobleme in den Griff bekommen. Aber besonders cool waren sie auch nicht, im Vergleich zu den amerikanischen Vorbildern.

Also, es gab schon gewichtige Gründe, in den 1980er Jahren Kettler-Räder nicht zu mögen und nicht zu kaufen ...
 
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