Na, dann verbrate ich mal noch'n bissel Platz hier:
Sa
2.0 Reeth - York (Station)
http://connect.garmin.com/course/1840557
In der Nacht hatte es geregnet, der zweite Tag beginnt aber wieder mit gutem Wetter mit Sonnen und Wolken (18°-20°C).
Ein kräftiges Frühstück mit Müsli und Scrambled Eggs zusammen mit 3 englischen MTB'lern gibt Kraft und Mut für die ersten 100km, die Engländer sind außer sich, am Abend hatten die Bahnfahrer Gold geholt. Lege mir die Floskel "Great Britain the new cycling nation" zurecht, sofort bin ich mit englischen Radfahren im Gespräch (wenn diese nicht schon vorher interessiert mein Rad mit Gepäck inspiziert haben).
Um etwa 9.40 gehts wieder "on the road" bis Richmond den Weg zurück, den ich am Abend zuvor gekommen bin. Der Schlussaufstieg von Richmond vom Abend zuvor kommt mir jetzt natürlich zu Gute.
Die leichten Zwischenwellen und die generelle Abfahrt, sorgen dafür, dass ich bis Richmond gut eingefahren bin, dort gibt es nochmal Zwischenanstiege, die ich aber gut fahre. um ca 1040 genieße ich nochmal den Blick zurück zu den Dales um dann nach einem kurzen Anstieg den größten Teil der HM abzubauen und dann bis km 60-65 auf niedriger Höhe wellig (teilw kurze steile Anstiege) zu fahren. Zwischendurch werd ich auch noch für ca 10 km von einem englischen Rennradfahrer begleitet, was natürlich die Fahrt kurzweiliger macht. Aber auch so, das ist mein Terrain, es läuft gut, habe das Gefühl, dass mich das zusätzliche Gewicht eher durch die kurzen Wellen durchdrückt, als mich zu
bremsen ;-).
Bei etwa km70, als es wieder hügeliger wird, mache ich dann eine interessante Entdeckung: ich scheine mich dem englischen Lager für Straßensplitt zu nähern- die Straße ist nämlich (es ist eine lange Steigung!) dick mit dem Zeug belegt, was dann offensichtlich durch den Verkehr eingefahren werden soll. Ich ignoriere also, dass sich das Zeug ständig zwischen
Reifen und meine Mudguards setzt und so zu allen erdenklichen Geräuschen führt. Tatsächlich, oben liegen richtige Berge von dem Zeug, aber dann ist es auch vorbei, ein kleiner Zwischenanstieg noch und flach gehts auf die letzten km Richtung York-Station (15.12 MEZ-1). Zuvor werd ich zwar auch nochmal nass, aber wie am ersten Tag trocknet das schnell wieder ab. Von dort gehts zur Ost-Küste, leider erwische ich keine gute Verbindung, der Transfer dauert 2,5 h.
York Central Station 15.12
2.1 Grimbsby - Louth (35 km)
http://connect.garmin.com/course/1844539
Ein Blick auf die Streckenführung zeigt, dass es hierbei nur um eins geht: Transfer zum YH. Hinter Grimbsby gehts auf die A16 (also Landstraße mit niedriger NR = hohes Verkehrsaufkommen), was eine einzige SChulung der Radfahrernerven ist, aber für den Teil fehlte mir einfach die Zeit zur Planung mit B-Straßen. Bei Louth verpflege ich mich noch an einer Tankstelle mit Shop (Selbstverpflegung im Hostel). Ab dann wird es auch ruhiger
und auf den letzten 10 km beginnt der (einsame) Aufstieg zur Herberge wieder mit wellenförmigen Verlauf. Um kurz vor 8 bin ich dann auch dort, Woody's Top ist eine kleine Jugenherberge mit 22 Betten, wir sind 5 Gäste und die "Herbergsmutter", abends sitzen wir auch zusammen und reden na über was wohl? - Radfahren in England.
=> 2. Tag: 99,1km/511HM und 35,0km/279 HM (
Garmin)
So
3.0 Louth - Peterborough(Station) (125,7)
http://connect.garmin.com/course/1844861
So richtig früh komme ich irgendwie nie auf die Strasse, diesmal liegts vllt auch daran, dass mein Zimmergenosse etwas länger schläft und ich ihn nicht stören will. Ich bin nämlich schon kurz vor 7h wach und das Frühstück ist weniger reichhaltig, weil ja Selbstversorgung angesagt ist.
9.45 komme ich auf die Strasse, kurz vorher fragt mich die "Herbergsmutter" noch, ob ich denn heute flacher fahren will, um mir kurz darauf mitzuteilen, dass in der Richtung in die ich fahren werde nach einer direkten Abfahrt ein "tremendous hill" auf mich warten würde. Und ja der Anstieg ist nicht schlecht, insbesondere ohne sich eingefahren zu haben. Weil er so schön ist fahr ich ihn aber direkt von beiden Seiten ;-) - beim Navi war nämlich die Abweichwarnung aus, sodass ich nicht merkte, dass ich eigentlich an der Spitze hätte abbiegen und dem Hügelkamm hätte folgen sollen. Das war aber das einzige Navigationsproblem dieser Etappe. Während ich noch bei dichtem Wolkenhimmel fröstelnd (Kurz/kurz, Armlinge, Windweste) losgefahren bin kommt jetzt die Sonne raus,die Strecke wird flacher und ich fahre durch einsame weitläufige Felder bei erträglichem Gegenwind zunächst Rchtg SWW.
Es geht gut voran, in Sleaford (60 km)ist ein Sparladen direkt an der Strecke, wo ich dann auch meine Vorräte auffülle und erstmal Mittagspause mache.
Während der Pause sehe ich schon, dass es von Süden her dunkler wird und für die nächsten 15-25 km hab ich's mit 'nem Regengebiet zu tun, verzichte aber auf Regenklamotten, sondern stell mich zweimal unter, um den dichtesten Regen vorbei ziehen zu lassen. Bei der Fahrt kann ich beobachten, das meine mudguards ihren Zweck erfüllen, so bleiben die Füße z.B. ausreichend trocken.
Die Entscheidung ist auch richtig, beim 2. Unterstellen unter einem schönen dichten Baum, kann ich mich nämlich schon gleichzeitig von der warmen Sonne trocknen lassen, sodass bald nach der Weiterfahrt der Regen schon wieder vergessen ist.
Dafür kommen jetzt echte englische Lanes und das ist klasse! Nicht immer in Straßenqualität aber meist einsame verschlungene Straßen, oft von Hecken oder überhängenden Bäumen eingefasst schlängeln sie sich durch die Landschaft, kurze Anstiege, über die Kuppe hinweg in eine schnelle Abfahrt- hier wirds mir nicht langweilig und ich fahre mit hoher Konzentration bis nach Peterborough, wo es zum Abschluss noch eine Kombination aus mehreren kleinen Steinbrücken wie aus'm englischen Reiseführer gibt.
Der Übergang auf den Zug ist problemlos und ich erreiche abends London King Cross Station. Als ich mir den innerstädtischen Verkehr dort betrachte (es gibt aber Fahrradfahrer!) entscheide ich mich wieder für den Zug und fahre ab St. Pancreas zur Cricklewood Station.
=> 3. Tag: 125,7km 796 HM
3.1 Kingscross/Cricklewood - Melrose Av
1,5 km hab ich dann doch in London zu fahren, im 'Stadtteil ist das aber ganz was anderes,als in der Innenstadt. Ich bin fast alleine auf der Strasse und kann so entspannt die Adresse suchen. (Ankunft 20 h)
Mo
Ruhetag
Da ich ja am Sonntag doch eher spät angekommen bin, entscheide ich mich für eine Verlängerung durch einen Ruhetag.
Mittags brechen Thomas und ich dann zu einer kleinen Sightseeing-Runde auf, fahren mit der Tube zum Buckingham-Palace und mischen uns unter die Olympiatouristen. An Absperrungen für den Triathlon vorbei gehen wir dann zum Trafalgar Square.
An Charing Cross Station will ich mich zunächst wegen der Rückfahrt über Folkstone/(Dover) informieren, insbesondere, wie ich mein Rad zum innerstädtischen Bahnhof schaffen kann.
Dann kommt die Ernüchterung, ich kann zwar zwischen 9.30 und 16.00 mein Rad (über bestimmte freigegebene Strecken) zum Bahnhof bringen, die Zuggesellschaft, die Folkstone/Dover anfährt hat aber entschieden keine Räder für die 2 Wochen der Games zu transportieren und zwar auf der ganzen Strecke! Da die Frau am SChalter nicht so interessiert bzw. hilfsbereit wirkt, versuchen wir es auch noch am eigentlichen Bahnhof aber trotz deutlichen Bemühens/Nachdenkens ergibt sich dort keine Lösung!
Also komplett Umdenken, ich entscheide mich für eine andere Richtung (und Eisenbahngesellschaft) aus London raus, checke dann an der Liverpool Street Station ob es auch geht und entscheide mich für die Fähverbindung Harwich-Hoek van Holland. Wieder bei Thomas angekommen, findet sich die Nachtfähre um 23.59 am Dienstag als mögliche Option, die ich dann auch online buche, die Zugfahrt würde nachmittags 12,30bis 15.00 GBP kosten, eine Reservierung fürs Rad muss aber telefonisch erfolgen.
Da ich bis 16.00 ja an Liverpool Street St angekommen sein muss (danach Sperrzeit für Räder) überlege ich, ob ich nicht um Harwich noch 'ne Runde drehen kann, um nicht einfach nur 6 Stunden warten zu müssen. Als ich mir alles zurecht gelegt habe, will ich das Ticket vorbestellen, um zu sehen dass das Ticket inzwischen 28,30 GBP kosten würde, mir schwant schon böses und an der Hotline wird mir mitgeteilt, dass Reservierungen nur bis 24h vor der Fahrt möglich sind, ich müsse versuchen den Schaffner dazu zu bringen das Rad mitzunehmen, pro Zug wäre für 9 Räder Platz.
Das wiederum gefällt mir nicht so recht, auch wenn ich es als Notlösung im Hinterkopf behalte.
Also neue Planänderung: ich will mit dem Zug mit dem ich auch nach London rein gekommen bin auch wieder rausfahren und zwar so weit bis ich zur Fähre auch mit dem Rad fahren kann. Meine Wahl fällt auf Stevenage Station von wo aus ich fast genau westlich fahren muss um naHarwich zu kommen, allerdings sind das auch ca 140km. Egal um 1.00 Uhr Dienstagmorgen sind meine Strecken Stevenage-Harwich (mit Ausstiegsmöglichkeiten) und Venlo-Duisburg fertig und ich kann fast beruhigt schlafen gehen.
Di
Cricklewood-St. / Pancreas Int - Stevenage Station
Ich starte ( ca 10.30) bei bedecktem Himmel und frischen Temperaturen Richtung Cricklewood.
Die Zugverbindung verläuft fast reibungslos, auch wenn ich nicht jeweils die ersten möglichen Züge erwische (bei Cricklewood ist ein Zug zu voll und bei ings Cross werde ich von einem Schaffner abgewiesen)
4.0 Stevenage - Mark Tey (bei Colchester) (95 km, Start etwa 12.10)
http://connect.garmin.com/course/1844815
Ich komme ganz gut auf einem vernünftigen Radweg aus Stevenage heraus, um im englandtypischen auf und ab weiter zu fahren. Als ich mich eingefahren habe merke ich auch was ich an der Strecke habe, es ist wieder dieses abwechslungsreiche Fahren auf kleinen Straßen, allerdings landschaftlich durchaus auch anders, als die Etappe davor. Dazu kommt, dass die Sonne heraus kommt und es später mit knapp 25°C richtig sommerlich wird. Und tatsächlich, dies wird die England-Etappe werden, bei der ich keinen Tropfen abkriege.
Allerdings muss ich zwischendurch mein armes Rad etwas quälen. Da ich ja die gesamte Strecke schnell,ohne Hilfe und Ortskenntnis planen musste und dabei versuchte die A120 als "direkte Verbindung" zu vermeiden habe ich einen mittellangen Abschnitt mit recht groben Schotter und eine Trasse die teilweise ein netter Waldweg aber dann auch wieder recht matschig ist, drin.
Aber auch diese Abschnitte überdstehe ich (ohne Panne)und werde auf kleinen Straßen immer wieder dafür entschädigt.
Meine Nachmittagspause mache ich bei LIDL ;-) in Braintree und als ich kurz vor Colchester auf der A120 fahren muss und mir dort der Feierabendverkehr zu stark wird, nutze ich als ich am Bahnhof Mark Tey die Gelegenheit und steige auf den Zug mit 1h Fahrtzeit und 2 Umstiegen um.
=> 94,5 km, 725 HM
Zugverbindung: Mark Tey - Harwich Int. = Fährhafen
Um etwa 19.10 bin ich dann am Harwich Int und um 19.25 habe ich den Check-In zur Fähre gefunden. Um 22.30 dürfen wir Radfahrer dann als erste auf die Fähre der Stena-Line. Die Ausstattung gefällt mir wesentlich besser als bei DFDS und ich schlafe gut, wenn auch zu kurz, da ja jetzt eine Stunde fehlt und ich erst um ca 1 Uhr in die Koje gehe.
Zugverbindung: Hoek van Holland - Venlo
5.2 Venlo - Duisburg (67,13, 170 HM)
http://connect.garmin.com/course/1844894
Über Kaldenkirchen, Grefrath, Kempen fahre ich meine Standardroute ab St. Hubert an. Während der Fahrt in England habe ich natürlich oft die verschiedenen Gegenden mit denen meiner Hausrunden, also z.B. dieser, verglichen und alle irgendwie zugeordnet, so nach dem Motto "das sieht hier aus wie beim Esel, oder ... um Schaephuysen usw. - Gut dass ich diese Rückfahrt heute auch noch mache, denn jetzt merke ich, wie wenig vergleichbar das Ganze doch ist!
'n paar Bilder dazu:
http://fotos.rennrad-news.de/s/12525