AW: Vergammelte Schönheit - Rahmen noch zu retten?
Vielleicht bin ich zur Zeit wirkliche in wenig hysterisch. Wie auch immer, die Bilder waren noch online und so muß ich sie nicht mehr bearbeiten.
Wie versprochen, einige Photos von Reynolds-Aufklebern an einigen meiner Räder, für die ich jedoch leider nicht viel Zeit und gutes Licht hatte.
Aus aktuellem Anlaß (es wurden auf ebay zwei meiner Fotos mit den Worten: "sieht in etwa so aus" für Verkäufe mißbraucht) gibt es Bilder von mir ab jetzt nur noch mit Copyright-Stempel - ich empfehle Euch, dieses, zugegeben unfreundlich und häßlich wirkende Verfahren zu übernehmen.
Als erstes ein Bild, das veranschaulicht, wie weit man Rost tolerieren kann, ohne daß dadurch Gefahr für die Substanz bestehen würde. Der leichte Oberflächenrost wurde hier von mir sorgsam plastiniert, um die Porosität zu unterbinden und damit das Vermögen, Feuchtigkeit und Sauerstoff weiter an das Metall heranzutragen. Anschließend erfolgte eine aufwendige Sicherung der Lackierung. Durch die unverdeckt gezeigten Farbschäden lassen sich alle "Etagen" der Lackierung erkennen: freigelegtes Metall, die schwarze "Bonderizing"-Schicht, eine Art Rostschutz, den silbernen Reflexions-Lack und den ehemals preußischblauen Flamboyant-Lack. In diesem Bild unsichtbar, müßte man sich noch einen abschließenden Klarlack vorstellen, nach dessen Verlust der Lackaufbau der Verwitterung ausgesetzt war. Das Rad hatte jahrzehntelang in einem Schuppen gelegen, der Lack war als Folge der Außenlagerung so stark geschädigt, daß er sich mit dem bloßen Fingernagel wegschieben ließ. Alle Teile des Rades, sogar die zeitgenössische Bereifung, sind original erhalten.
Der Aufkleber ist das kleinste Reynolds 531 Transfer: nur die drei Hauptrohre aus Reynolds 531 unkonifiziert.
Auch beim folgenden, muffenlos geschweißten Rad, um etwa 1947, noch mit "headclip", einer frühen, englischen Form des integrierten Steuersatzes, war der Lack nicht der allerbeste, war stellenweise extrem ausgedünnt und mußte von mir gesichert werden.
Auch hier ist der Aufkleber das kleinste Reynolds 531 Transfer: nur die drei Hauptrohre aus Reynolds 531 unkonifiziert.
Beim folgenden Rad aus 1954 in "bi-laminierter" Bauweise war der Lackaufbau stabil und in gutem Zustand und bedurfte keinerlei Sicherung. Als damaliges Einsteigerrad trägt auch dieses das kleinste Reynolds 531 Transfer: nur die drei Hauptrohre aus Reynolds 531 unkonifiziert. Der Rahmen ist bronze-geschweißt, was wie Muffen aussieht, sind aufgelötete Bleche. Es handelt sich um eine Mischung beider Verfahren, dem geschweißten und dem in Muffen gelöteten, von von man sich die folgenden Vorteile versprach: größere Stabilität sogar gegenüber der rein in Muffen gelöteten Bauweise, freie Wahl der Rohrwinkel, geringeres Gewicht, geringere Produktionskosten.
Beim folgenden Rad aus 1937 ist der originale Lackaufbau sehr gut erhalten, einzig das hier Wichtigste, der Reynolds-Aufkleber, scheint eine spätere Hinzufügung zu sein, denn es ist nicht die damals gebräuchliche Version (von welchem anderen Rad aus 1937 ich ein Foto hätte machen können, ist mir erst jetzt eingefallen, wo ich dies schreibe). Wie auch immer, für ein originallackiertes Rad aus dieser Zeit sehr gut. Dies war ein absolutes Spitzenmodell, deshalb das in der Hierarchie größte Transfer: alle Rohre aus Reynolds 531, doppelt konifiziert. Die Gabel ist sogar aus Accles & Pollock-Rohr, das Bild vom Stempel auf dem Gabelschaft reiche ich nach. Die Muffen sind bei diesem Rad von Hand mit der Laubsäge ausgeschnitten worden, der Rahmen ist über und über mit aufwendigen Linierungen verzieht, man beachte auch die Malerei am Ende der Sattelstreben. Die weißen Bruchlinien zeigen Sprünge im Klarlack, die jedoch nur unter Blitzlicht hervortreten, bei Tageslicht dagegen verborgen bleiben.
Die beiden letzten Claud Butler nebeneinander zu zeigen, wäre besonders reizvoll, was ich später auch einmal nachholen werde, denn das 1954er Modell möchte die Erscheinung des Vorkriegs-Rades mit einfacheren Mitteln aufgreifen.
Nachtrag: Was hier im Tretlagerbereich und an der übrigen Muffen dieses Rahmens aussieht wie Rost, ist natürlich nur eingetrocknetes Öl. Man beachte auch die Ölpunkte, die zu beiden Seiten des Tretlagers vorhanden sind.