...nun noch Teil zwei.
"sir duke" Stevie W.
Sechs Stunden unterwegs bedeutet Bergfest und ab nun habe ich mir innerlich frei von allen Vorgaben genommen, um zu sehen
was und
wie es geht. Im übertragenen Sinn ist es Warten auf ein Versagen einer der elementaren Systeme
Körper,
Maschine oder
äußere Gegenbenheiten.
Die ollen Schlauchreifen halten, also wird wohl der Körper das schwächste Glied der Kette sein. In der Vergangenheit war es aufsteigend nach Pein:
-Lendenwirbelsäule, -Nackenmuskulatur, -Knieathrose.
Vielleicht kennt das der eine oder andere...
Am meisten fürchte ich dieses gemeine Messer, welches bei Kopf in den Nacken in den Trapezius sticht. Aber beim Mercier ist an dieser Morsestation absolute Funkstille. Das Messer steckt diesmal im
Sattel und bringt ungeahnte Qual in die untere Körperregion. An fahren im Unterlenker ist gar nicht mehr zu denken und das, wo jetzt der Wind auffrischt und sich erste Böen zeigen.
"tears dry on their own" Amy Winehouse
Ich beende Runde sechs komplett durchgenäßt vom Regenschauer, welcher eine willkommene Abkühlung bringt (positiv denken).
1:05h sagt das Ding, welches die Zeit anzeigt und die "lange" Mittagspause ist angesagt - ein Vollkornbrot mit Käse.
Im nächsten Durchgang treibt mich der Wind mit 1:02h durch das Aischtal. Von Monotonie noch keine Spur, allein ich weiß nicht mehr wie zu sitzen.
Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommes weiche ich ab jetzt stellenweise auf die holprigen Radwege aus.
"rock dust light star" Jamiroquai
Die Musik im Ohr wir vom Wind übertönt und der Schnitt fällt zusehens. 1:11h - ich bin anscheinend gebrochen.
30 - 40km/h in Böen - ich muss in der Regel nun zwei Gänge kleiner ketten; bekomme das Gefühl zu Fuß schneller zu sein. Das Rad bleibt kaum in der Spur bis beim nächsten 90° Abzweig der Lärm schlagartig verstummt und von schräg hinten mit fester Hand angeschoben wird.
Unerwartet stehen doch tatsächlich zwei bekannte Gesichter in Oesdorf - danke!. Ein kurzes Gespräch, etwas Motivation und weiter. Ich komme kaum los, da mich das Knie nicht mehr aus dem
Sattel läßt um Fahrt aufzunehmen. Es sieht jetzt gar nicht mehr flüssig aus, eher nach Schonhaltung gepaart mit tiefer Trittfrequenz.
"cab driver" Lenny K.
Jetzt kommt der Bass
Endlich wieder ein Ziel am Horizont. Ich kann langsam aufschließen: ein Liegeradfahrer und dahinter die Gattin mit Pedelec. Noch einmal beißen und gespielt unverkrampft vorbei - sollen die doch an ihrer Fitness zweifeln (immerhin besser als man selbst)!
"there is no other way" Blur
Kilometer 260: eine Frau blöckt mich über den Kindersitz aus ihrem SUV an. Ich verstehe kein Wort von dem, was sie mir mitzuteilen gedenkt. Einen Radweg gibt es hier nicht - das kann es nicht sein aber sie schafft es mir den letzten Tropfen Motivation mit Ihrem Löschpapier wegzusaugen.
Die Schatten werden länger und zeigen die Pleuel untertourig stampfend.
1:12h, 1:14h es wird immer langsamer, teigiger, zähflüssiger - dieser


Sattel!
"hump the bump" redhotchillipeppers
Das Schattentheater gibt seine letzte Aufführung.
17:35h - ich werde das Ding wohl zu Ende fahren, Knieschmerzen hin oder her. Noch einmal in den Wind.
Mir wird speiübel und ich sehe einen Zusammenhang mit der abgedrückten Blutversorgung in der belle étage.
18:00h ich bleibe stehen; die beste Frau von allen soll mich abholen: Keinen Meter mehr!

3,5 Liter Sprit und drei Bananen
Fahrtzeit brutto 12:00h
Fahrtzeit netto 11.35h
GPSies gibt 2524hm an.
Die Marke für die Alterklasse Ü50 ist gesetzt.
So sehen übrigens die NOS
Wolber nach 600km aus:
vorne

hinten

time won´t wait for you!
Danke an Andrea, den Turntablerockers, Stevie Wonder, Jamiroquai und die anderen MP3-Geister in meinem Ohr.