Da muss ich doch wirklich mal nachhaken: Was willst du denn auf dem Smartphone mehr sehen als am 1K? Mir käme es nie in den Sinn beim Navigieren mein Xperia aus der Satteltasche zu holen, obwohl dort auch alle Karten drauf sind und auch online Kartenmaterial im Zugriff wäre. Das bietet mir in dieser Situation keinen Mehrwert.
Naja, falls du immer noch ein Xperia Active als Referenz nimmst hat es der
Edge natürlich auch besonders leicht, denn das hatte ja schon damals bei der Markteinführung eine herausragend ungünstige Kombination aus kleinem Bildschirm und niedriger Pixeldichte. Das ältere und kaum größere Defy stellt mehr als doppelt so viel Information dar.
Aber lass uns nicht länger auf alter Technik herumreiten. Du hattest gewissermaßen gefragt, wo ich auch ausgehend von meinen derzeitigen 1280x720 (das entspricht 9,6
Edge 1000, der hat dafür eben andere Stärken) gerne noch mehr Auflösung für gleichzeitige Darstellung von Detail und Übersicht hätte: Großstädte! Dort hilft einem als Radfahrer weder ein akkurat geplanter Track noch eine dynamisch neuberechnete Streckenvorgabe wirklich weiter. Da heißt es Augen auf und im
Sattel gedacht, denn ortsfremde können eine halbwegs brauchbare Radstrecke erst vor Ort anhand eines spontanen Abgleichs der lokalen Radfahrerbeschilderung (die gelegentlich sehr gute, aber oft auch sehr schlechte Empfehlungen geben kann), dem Ist-Zustand der sich in Sichtweite befindlichen Oberflächen, der aktuellen Verkehrssituation und der Beobachtung ortsansässiger Radfahrer erraten. Und dann ist das ganze sogar noch abhängig davon, wie frisch die Beine gerade sind: will ich flott im dichten Verkehr mitschwimmen oder käme mir ein Schleichweg durch rechts-vor-links-Zonen gerade recht? Bei solchen Aktionen können sich selbst auf der allerletzten OSM-Detailstufe noch entscheidende Informationen verbergen, die den Unterschied ausmachen zwischen einer Sackgasse und dieser einen "goldenen" Streckenvariante, die sämtliche Locals nehmen würden ("ist da eine kleine Fußgängerunterführung oder enden nur zufällig Radwege links und rechts der Bahnlinie?"). Gleichzeitig ist der großflächige Überblick immens wichtig, damit man nicht irgendwann vor einer der hinterlistigen urbanen Barrieren steht (Fußgängerzonen, Autobahnen, Großfriedhöfe, Einbahnstraßensysteme, die sich wie die überlagerten Schussfelder von Barockwehranlagen gegen den Eindringling richten). Natürlich spielt bei vielen dieser Entscheidungen Intuition eine wichtigere Rolle als der Blick aufs Gerät, aber spätestens wenn die Intuition ein paar mal nicht so optimal war lege ich lieber mal eine kleine Navigationspause ein als mich im Stadtverkehr mit Technik abzulenken. Würde ich solchen Ballast mitführen, dann könnte man mich in solchen Situationen wahrscheinlich sogar mit Papierkarten herumfuchteln sehen. Bis auf weiteres bleiben moderne Smartphones dank ihrer für irgendwelchen Multimediaschnickschnack hochgezüchteten Displays (gäbe es nicht sogar schon 4k im "praktischen" Herrenhandtaschenformat?) die klar beste Annäherung.
Das Smartphone bewerbe ich übrigens nicht als eierlegende Wollmilchsau, sondern (bezogen auf die Rennrad-Navigation) als spezialisierte Ergänzung, die praktischerweise aus anderen Gründen (Kommunikation, Schnappschüsse, auf Solo-Reisen auch Hotelbuchungen und Abendunterhaltung) bei vielen sowieso dabei ist. Bezüglich Smartphone am Lenker bin ich ein gebranntes Kind und empfehle eine separate Navigationslösung allein schon aus Redundanzgründen, denn im Schadensfall ist der Jahreshöhepunkt Urlaubsreise mit einem von zwei sich ergänzenden Navigationsgeräten leichter zu retten als mit navigatorischem Totalausfall.