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Bericht: Kleine Deutschland-Tour (800 km)

rayjoe

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Vor vielen Wochen kam per E-Mail von der Uni Münster eine Einladung zum Alumni-Tag mit Weiterbildungsveranstaltung. Da reifte so im Hinterkopf die Idee evtl. mit dem Rad zu fahren. Von Oberfranken nach Münster. Eine Woche vorher habe ich dann die Routen geplant und div. Übernachtungen gebucht. Zurück sollte es nicht auf dem gleichen Weg gehen, sondern erst mal direkt von Nord nach Süd nach Frankfurt/M.

Start war am Donnerstag 8.9., mit meinem Bianchi Rennrad, hinten kleine Satteltasche (Ortlieb Sattlebag Two 4,1 Ltr) und ansonsten alles Gepäck im Rucksack (Deuter Super-Bike 18 Exp).

In der Früh gegen 4 Uhr startete ich, die Route führte mich nach Coburg und Bad Rodach, dann ging es schon rein nach Thüringen. Kaum in Thüringen auf einer Ortsverbindungsstraße (links und rechts Maisfelder) hupte ein Auto und ich dachte, na, das ist ja eine schöne Begrüßung, dann sah ich aber, dass ein ausgewachsenes Wildschwein über die Straße rennt. Zum Glück niemand was passiert.

Es ging zunächst auf die beiden Gleichberge zu und um den großen Gleichberg herum

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Und gleich am Berg liegt die dazu passende Ortschaft, nämlich: Gleichamberg (Stadt Römhild, Kreis Hildburghausen).

Die Route war abwechslungsreich, weiter ging es am "Keltenradweg"

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Versammlung der Schwalben, die schon aufgeregt vor ihrer Afrika-Reise sind:

7_Schwalben.jpeg


Nach ca. 100 km war Meiningen erreicht, Zeit für eine Pause.

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Interessant die Ratsstuben mit Fahrrädern an der Fassade:

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Es ging auf wunderbaren Wegen durch Thüringen und ich muss sagen: Thüringen ist wirklich schön! Kam mir manchmal mit den vielen Kuhweiden vor wie im Voralpenland. :)

Die Route hatte auch "geteerte Singletrails" durch den Wald im Programm:

13_Radweg_Wald.jpeg


Nach Thüringen kam Hessen und als ich in der Nachmittagshitze (es war richtig heiß - nicht nur heiß > 30°C sondern auch noch beständig mit heißem Wind, so dass ich mir dachte, ich werde heute nicht nur gegrillt sondern auch unentwegt heißluft ausgetrocknet) diesen Berg am Horizont erblickte, meinte ich erst eine Fata Morgana zu sehen.

Weiter ging es nun auf Kassel zu und durch Kassel durch. Kassel hat richtig gute Radstrecken durch die Stadt. In Breuna war meine erste Übernachtung gebucht, dort kam ich nach genau 294,64 km an. Erste Tagesetappe geschafft.

Der nächste Tag war spannend, denn ich stand unter "Terminstress", ab 13 Uhr sollte in Münster die Uni-Veranstaltung beginnen und es waren noch 150 km. Also wieder Aufbruch in aller Frühe als es noch dunkel war, es war immer noch richtig warm, und so ging es durch das nächtliche Warburg in Richtung Paderborn. Witzig war, als mir irgendwann gegen 5 Uhr auf einsamer Straße ein Licht entgegenkam und dann ein fröhliches "Moin" eines anderen Rennradfahrers mir entgegenschallte. Wieder abwechslungsreiche Route, leider aber auch ein völlig unnötiger Gravel-Abschnitt, der echt katastrophal war, da habe ich bei der Planung zu wenig genau draufgeschaut, aber in der Nacht bzw. im noch dunklen Morgen fährt man halt strikt nach dem, was angezeigt wird. Einen halben Kilometer weiter ging es wieder exakt auf die Straße wo ich auch hingekommen wäre, wenn ich eben direkt auf der Straße geblieben wäre.

Es wurde hell und mein vorderes Licht ging aus. Glück gehabt, Akku leer. Hinten habe ich vorsichtshalber mehrere Rücklichter. Dann eine schöne Abfahrt nach Paderborn runter und nun praktisch kaum mehr Höhenmeter.

Nach Paderborn ins Münsterland. Ein faszinierendes Geflecht von kleinen Straßen, die die Höfe und Bauerschaften die da verstreut liegen verbinden. Bretteben ging es dann nach Rheda-Wiedenbrück, Warendorf und endlich nach Münster. Ankunft ca. 11.30 Uhr, Rad in der mir bekannten Radstation meines Vertrauens (angeblich die größte in Deutschland) zur sicheren Aufbewahrung abgegeben, im Hotel eingecheckt, geduscht, umgezogen und dann auf den mir vertrauten Wegen in die Innenstadt und pünktlich zum Beginn um 13 Uhr dagewesen.

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Nächster Tag, Samstag, im Prinzip Ruhetag, nur 40 km Fahrt nach Hamm ins BB-Hotel zur nächsten Übernachtung. Hamm kenne ich und mag ich, auch wenn es viele für keine schöne Stadt halten, aber wie gesagt, ich mag die Stadt. Bin von dort vor Jahren während meines berufsbegleitenden Zweitstudiums immer mit der Bahn nach Münster gependelt.

Bei Albersloh:

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Auch wenn es nur 40 km sind, über Albersloh und Drensteinfurt kommt man bei Bockum-Hövel wieder eine andere Kulturlandschaft, nämlich in den östlichsten Rand des Ruhrgebiets. Und es grüßt ein Förderturm:

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In Hamm war am Samstag ne Art Stadtfest mit toller Musik und ich habe den Ruhetag noch bei sommerlichen Temperaturen genießen können.

Sonntag in aller Frühe dann wieder Aufbruch zur nächsten langen Etappe. Um die 250 km nach Frankfurt am Main. Und die Wetteraussichten etwas durchwachsen. Der Sommer gehe zu Ende, hieß es. Also versuchte ich zunächst möglichst schnell voran zu kommen, erst durch Werl dann Richtung Arnsberg. Am Ortsende von Hüsten dann leider meine einzige Panne dieser Tour, ein platter Hintereifen. Ersatzschlauch hatte ich dabei und die Ursache war auch gefunden, ein winziges Metallstück, dass sich durch den Mantel in den Schlauch gebohrt hatte. Auch einen neuen Schlauch auf Vorrat konnte ich an einem Schlauch-Automaten bei einem großen Fahrradhändler in Arnsberg mir ziehen. Das beruhigt schon mal ungemein für die Weiterfahrt.

Es war sehr "mittelgebirgig" durch das Sauerland. Hoch nach Jagdhaus bei Schmallenberg war der erste hohe "Zacken" im Höhenprofil, hier ging es hoch auf ca. 650 mtr.

Ein zweiter Berg über 600 mtr. sollte gleich danach noch kurz vor Bad Laasphe kommen. Auch danach immer wieder knackige Anstiege. Und der Regen kam am Nachmittag. Den ersten Durchgang lt. Regenradar saß ich noch untergestellt aus. Dann hatte ich Glück, bis Gießen blieb es einigermassen trocken. Erst 20 km vor dem Ziel (Frankfurt Eastend - Hanauer Landstr.) regnete es wieder was das Zeug hält. Nässer als nass kann man nicht werden und es war auch im Regen noch überhaupt nicht kalt also fuhr ich mit Regenjacke und kurzer Hose durch bis zum Ziel. Mittlerweile wieder in der Dunkelheit. Vom Norden her durch Bad Nauheim, Friedberg und Bad Vilbel und dann nach der Frankfurter Stadtgrenze durch Riederwald. Montag Ruhetag in FFM.

Heute (so im Voraus geplant) per Bahn direkt vom Ostbahnhof in Frankfurt nach Bamberg und die restlichen 45 km nach Hause geradelt.

Wunderbare Landschaften und Gegenden von denen man auf der Autobahn oder im Zug nicht so viel sieht. Viele viele Fachwerkhäuser im ländlichen Hessen. Alles in allem knapp 800 km durch Deutschland. Und es war schon fast märchenhaft, dass es wirklich keinerlei Konfrontation mit PKW/LKW Fahrern gab.
 

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Aber wo sind deine Klamotten auf dem Bild unter dem Ortsschild ("geduscht und umgezogen")? Deren Transport ist doch das Nervigste bei solch zielgerichteten Trips.
 
War das nicht zu warm und zu schwer?
Für mich passt das. Der Rucksack trägt sich sehr gut, er hat am Rücken längs zwei breite Polsterstreifen, so dass er nicht komplett aufliegt. Hört sich komisch an, aber eigentlich spüre ich ihn kaum und stehe manchmal bei Pausen längere Zeit sogar noch mit dem Rucksack am Rücken rum, bis mir einfällt, ich könnte ihn ja auch mal abnehmen.
 
War das nicht zu warm und zu schwer?
Ansonsten, danke für den schönen Bericht.
...Hört sich komisch an, aber eigentlich spüre ich ihn kaum und stehe manchmal bei Pausen längere Zeit sogar noch mit dem Rucksack am Rücken rum, bis mir einfällt, ich könnte ihn ja auch mal abnehmen.
So empfinde ich das auch. Ich glaube, der eine mag mit Rucksack fahren, der andere nicht. Wenn man es mag, ist warm oder kalt egal. Beim Rennradfahren liegt der Sack mehr auf dem Rücken als dass er hängt. Bis 7 kg sind kein Problem. Nach dem Einkauf bis zum Nächtigen können es auch 10 kg sein.
Für Radreisen nehme ich allerdings einen regendichten Rucksack.
 
Wunderbare Landschaften und Gegenden von denen man auf der Autobahn oder im Zug nicht so viel sieht.
Genau den habe ich erst letztens das erste Mal von der Autobahn aus gesehen:
Nach Thüringen kam Hessen und als ich in der Nachmittagshitze [...] diesen Berg am Horizont erblickte, meinte ich erst eine Fata Morgana zu sehen.
;)
Aber der wirkt auf jeden Fall erst einmal surreal. Und ich war nicht ausgedörrt.

Hamm kenne ich und mag ich, auch wenn es viele für keine schöne Stadt halten
„Zugteilung in Hamm“ :D
 
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