jostein
Aktives Mitglied
- Registriert
- 12 Juni 2005
- Beiträge
- 63
- Reaktionspunkte
- 208
Da ich gerne Renn- und Tourenberichte lese, hab ich mich auch aufgerafft, das klasse Event letztes Wochenende am Nürburgring aus meiner Sicht zu beschreiben:
Bericht 24-h-Rennen Rad am Ring 2007:
Nachdem wir letztes Jahr als 4er Team Premiere und uns infiziert hatten, sind wir diesmal als Einzelstarter angetreten, jeder mit individuellen Zielen. (Für die nicht eingeweihten: Die Nordschleife inkl. Durchfahrt Zielgrade, Fahrerlager und Mercedesarena ist nach meiner Messung 23,1 km lang und weist rund 500 heftige Höhenmeter auf, der Veranstalter gibt sogar 550 Hm an.)
Da ich noch nie länger als 12 Stunden auf dem Rad unterwegs war, war's für mich der Reiz auszuprobieren, wie lange ich durchhalte und ich habe mich auch ebenso auf die ruhigen Runden in der Nacht sowie das Erlebnis des anbrechenden Tages gefreut.
Da wir ohne Betreuer angereist waren, ging es natürlich weniger professionell zu als bei anderen Teams und Einzelfahrern. Aber als sich Tage vorher der Wettertrend eindeutig in Richtung Sommerwochende verfestigte, stieg die Stimmung exponentiell an. Mit so einem Event im Kopf steigt auch die Trainingsmotivation im Vorfeld, so dass ich noch nie mehr Jahreskilometer (rund 6000 Renn/Tourenrad und 2000 km Liegerad) in den Beinen hatte. Die neuen Schwalbe * Ultremos waren aufgezogen und angefahren. Bananen, Riegel, Kekse, Nudeln, Apfelsaft und Cola eingepackt und Freitag nachmittgas gings zum Nürburgring. Die Anmeldung und Zuordnung des Zeltplatzes auf dem Grünstreifen neben der Start-Ziel-Gerade klappte hervorragend und abends haben wir noch Würstchen und Nudeln in die Pfanne gehauen.
Halbwegs gut geschlafen und gut gefrühstückt gings an die letzten Vorbereitungen, eine lockere Rennbesprechung und nach dem Start der 70 km und 140 km Jedermannrennen gings um kurz nach 12 h mittgas endlich los, ein paar min früher, da der Veranstalter die ersten 70 km Renner der T-Mobile Serie schon "heranhirschen" fürchtete: Die erste Runde über den GrandPrixkurs und dann auf die Nordschleife bei wolkenlosem Himmel und rund 28 °C. Das anfängliche Gemenge löste sich rasch auf und es lief super. Bei der ersten Runde mit 45 min (Schnitt knapp 31 km/h) war mir schon klar, dass ich deutlich über-paced hatte. Es war aber so geil, dass ich die nächste Runde noch einen draufgepackt habe inkl 86 km/h in der Fuchsröhre und auch die 3. noch mit einem Schnitt oberhalb von 30 km/h absolviert habe (Die 70-km-Jedermänner haben mich nicht überholt;-). Dass ich an der langen Steigung von Breitscheid bis zur HohenAcht in diesen Runden nur überholt habe, habe ich da schon der besseren Energieeinteilung der anderen und vielleicht auch einem instinktiven Liegeradlerreflex ;-) zugeordnet.
Danach wurde ich zwangsweise ruhiger, durch die 2-3 km rund 9% steile Rampe am Klostertal, in der die Hitze stand, wurde es zunehmend mühsamer. Das Erreichen des Karussels war dann schon fast die Erlösung. Noch ein paar Hundert Meter mit 17%, mageren Schatten suchend rauf zur Hohen Acht und der Gelbe PowerbarBogen signalisierte den Gipfel. Mittlerweile war der Andrang der RTFler deutlich reduziert und ich konnte mich an der dortigen Verpflegungsstelle erstmals versorgen, Tee in die Flasche, Cola, Apfelschorle auf Ex und ein paar Waffeln in die Trikottasche. Wie ich in den folgenden Runden 6 und 7 bemerkte, war das etwas spät. Die Leistung an den Anstiegen ging stark runter und ich hängte mein Rad am Zelt erstmals in den Ständer * und habe im Liegestuhl zeltwarme Nudeln mit Oreganogewürz gemampft, 1 Trinkflasche ausgetauscht und nach 10-15 min wieder auf die Piste. Runde 8 war Verdauungsrunde und war zur Hohen Acht noch genauso beschwerlich. Nahziel waren dann noch 2 Runden bis zur Dämmerung und dann ein erneuter Halt am Zelt zur Lampenmontage (3x Einfach LEDs an Helm *, Lenker und Rücklicht).
Runden 9 und 10 gingen besser, ich hatte in 9 auch einen Gesprächspartner (Daniel?), mit dem die Zeit zur HohenAcht wie "im Fluge" verging. Die Hitze wich angenehmen Temperaturen und die Eifel wurde in schönes Abendlicht getaucht. Der Versuch, am Erdingerstand ein Weizen (alkoholfrei) zu bekommen war vergeblich, hätte noch 15 min warten müssen, also schnell bei den BonnerStadtwerken die Flaschen mit Wasser aufgefüllt.
Um 21 h hatte ich dann 10 Runden geschafft und war meinem vagen Ziel von 20 Runden bzw. 10000 Höhenmetern ein gutes Stück näher gekommen. Also nur die Lampen montieren, ein paar Nudeln eingenommen und mit einer neuen Trinkflasche in die letzte Abendrunde. Die Strecke leert sich und es wird ruhig. Die Abfahrten ins Dunkle erfordern etwas mer Willen durch die mit gleißendem Licht beleuchtete Fuchsröhre sind meine Geschwindigkeiten auch etwas niedriger. Die in vorausfahrenden Rücklichtern glänzend aufscheinenden rot-weißen Curbes wirken gefährlich glatt. Von Breitscheit aus hinauf zur Hohen Acht scheinen im Klostertal jedesmal die roten Lichter zu stehen, manchmal fahre ich Minuten in tanzenden / schwankenden Lichtkegeln. Ich habe den Eindruck, dass die aufmunternden Malereien auf der Strecke zugenommen haben. In der Dunkelheit sind auch hier und dort noch Zuschauer, die uns aufmuntern. Danke!
Ganz unten in Breitscheid wirds zunehmend klamm und kälter, 11 °C. Gegen 1 Uhr nach Runde 14 halte ich am Lager und ziehe mir mein langärmliges Trikot über. Die Rundenzeiten haben sich bei knapp über 60 Minuten eingependelt, einen kurzen Halt an der HohenAcht eingeschlossen.
Der folgende Turn bis zur Morgendämmerung bringt mich zu Runde 18, die 20 sind zum Greifen nah. Nach einem kurzen Stopp dann die emotional starke Runde der Morgendämmerung in der Eifel. Auch das Tal füllt sich mit Wärme. Fast allen Gesichtern ist die Freude über die wiederkehrende Sonne und das nahende Finale anzumerken. Auch wenn die Kraftreserven zunehmend sinken, schließe ich noch Runde 21 an, um dann um 8:30 h mit dem Nudeltopf kurz in den Liegestuhl zu sinken. Bis zur letztmöglichen Einfahrt in die letzte Runde um 11:30 h sinds noch knapp 3 Stunden, also locker 2 Runden und dann die Schlussrunde.
Dann berichtet mir Markus vom Teilnehmercenter kommend, dass ich in unserer Altersklasse auf Platz 3 liege. Also schnell die 2 Reserveenergiegels ins Trikot und rauf aufs Rad und Druck auf die Pedale. Ohne Halt an der HohenAcht wird's ne 54er Runde und dann noch eine unter 1 Stunde und ich bin sicher, die 24. Runde noch vor Kontrollschluss abschließen zu können.
An der Auffahrt zur Zielgeraden wird jeder einelne Fahrer lautstark angefeuert. Wir nehmen es dankbar wahr. Um 11:19 h gehts dann in Runde 25, den ersten Teil mit Hermann, der auch seine 21. und letzte in Ruhe fahren will, wir unterhalten uns bis Mitte Klostertal, seine beiden Töchter (20 und 18) lägen auf Podiumskurs. An der Döttinger Höhe versuche ich nochmals mich mit einem anderen Fahrer in der Führungsarbeit abzuwechseln. Als er meine Rundenzahl in Erfahrung bringt, bietet er mir sein Hinterrad an, dass ich bis zum Schlussanstieg gerne annehme. Eingangs der Zielgeraden fahre ich durch ein Spalier euphorischer Teamfahrer, die auch noch auf ihre Fahrer in der letzten Runde warten, um das Ziel dann gemeinsam zu durchfahren.
Geschafft nach 24:11 h - 25 Runden - 580 km - 12500 Höhenmetern, (ohne schmerzende Hände, Nacken und Hintern)
Rang 9 in der Gesamtwertung 2 in der Altersklasse sind "ganz gut für nen alten Mann", aber die Erfahrung, es über lange Distanzen/Zeiten zu packen, beflügelt mich innerlich mehr.
Grüße - Hajo
Bericht 24-h-Rennen Rad am Ring 2007:
Nachdem wir letztes Jahr als 4er Team Premiere und uns infiziert hatten, sind wir diesmal als Einzelstarter angetreten, jeder mit individuellen Zielen. (Für die nicht eingeweihten: Die Nordschleife inkl. Durchfahrt Zielgrade, Fahrerlager und Mercedesarena ist nach meiner Messung 23,1 km lang und weist rund 500 heftige Höhenmeter auf, der Veranstalter gibt sogar 550 Hm an.)
Da ich noch nie länger als 12 Stunden auf dem Rad unterwegs war, war's für mich der Reiz auszuprobieren, wie lange ich durchhalte und ich habe mich auch ebenso auf die ruhigen Runden in der Nacht sowie das Erlebnis des anbrechenden Tages gefreut.
Da wir ohne Betreuer angereist waren, ging es natürlich weniger professionell zu als bei anderen Teams und Einzelfahrern. Aber als sich Tage vorher der Wettertrend eindeutig in Richtung Sommerwochende verfestigte, stieg die Stimmung exponentiell an. Mit so einem Event im Kopf steigt auch die Trainingsmotivation im Vorfeld, so dass ich noch nie mehr Jahreskilometer (rund 6000 Renn/Tourenrad und 2000 km Liegerad) in den Beinen hatte. Die neuen Schwalbe * Ultremos waren aufgezogen und angefahren. Bananen, Riegel, Kekse, Nudeln, Apfelsaft und Cola eingepackt und Freitag nachmittgas gings zum Nürburgring. Die Anmeldung und Zuordnung des Zeltplatzes auf dem Grünstreifen neben der Start-Ziel-Gerade klappte hervorragend und abends haben wir noch Würstchen und Nudeln in die Pfanne gehauen.
Halbwegs gut geschlafen und gut gefrühstückt gings an die letzten Vorbereitungen, eine lockere Rennbesprechung und nach dem Start der 70 km und 140 km Jedermannrennen gings um kurz nach 12 h mittgas endlich los, ein paar min früher, da der Veranstalter die ersten 70 km Renner der T-Mobile Serie schon "heranhirschen" fürchtete: Die erste Runde über den GrandPrixkurs und dann auf die Nordschleife bei wolkenlosem Himmel und rund 28 °C. Das anfängliche Gemenge löste sich rasch auf und es lief super. Bei der ersten Runde mit 45 min (Schnitt knapp 31 km/h) war mir schon klar, dass ich deutlich über-paced hatte. Es war aber so geil, dass ich die nächste Runde noch einen draufgepackt habe inkl 86 km/h in der Fuchsröhre und auch die 3. noch mit einem Schnitt oberhalb von 30 km/h absolviert habe (Die 70-km-Jedermänner haben mich nicht überholt;-). Dass ich an der langen Steigung von Breitscheid bis zur HohenAcht in diesen Runden nur überholt habe, habe ich da schon der besseren Energieeinteilung der anderen und vielleicht auch einem instinktiven Liegeradlerreflex ;-) zugeordnet.
Danach wurde ich zwangsweise ruhiger, durch die 2-3 km rund 9% steile Rampe am Klostertal, in der die Hitze stand, wurde es zunehmend mühsamer. Das Erreichen des Karussels war dann schon fast die Erlösung. Noch ein paar Hundert Meter mit 17%, mageren Schatten suchend rauf zur Hohen Acht und der Gelbe PowerbarBogen signalisierte den Gipfel. Mittlerweile war der Andrang der RTFler deutlich reduziert und ich konnte mich an der dortigen Verpflegungsstelle erstmals versorgen, Tee in die Flasche, Cola, Apfelschorle auf Ex und ein paar Waffeln in die Trikottasche. Wie ich in den folgenden Runden 6 und 7 bemerkte, war das etwas spät. Die Leistung an den Anstiegen ging stark runter und ich hängte mein Rad am Zelt erstmals in den Ständer * und habe im Liegestuhl zeltwarme Nudeln mit Oreganogewürz gemampft, 1 Trinkflasche ausgetauscht und nach 10-15 min wieder auf die Piste. Runde 8 war Verdauungsrunde und war zur Hohen Acht noch genauso beschwerlich. Nahziel waren dann noch 2 Runden bis zur Dämmerung und dann ein erneuter Halt am Zelt zur Lampenmontage (3x Einfach LEDs an Helm *, Lenker und Rücklicht).
Runden 9 und 10 gingen besser, ich hatte in 9 auch einen Gesprächspartner (Daniel?), mit dem die Zeit zur HohenAcht wie "im Fluge" verging. Die Hitze wich angenehmen Temperaturen und die Eifel wurde in schönes Abendlicht getaucht. Der Versuch, am Erdingerstand ein Weizen (alkoholfrei) zu bekommen war vergeblich, hätte noch 15 min warten müssen, also schnell bei den BonnerStadtwerken die Flaschen mit Wasser aufgefüllt.
Um 21 h hatte ich dann 10 Runden geschafft und war meinem vagen Ziel von 20 Runden bzw. 10000 Höhenmetern ein gutes Stück näher gekommen. Also nur die Lampen montieren, ein paar Nudeln eingenommen und mit einer neuen Trinkflasche in die letzte Abendrunde. Die Strecke leert sich und es wird ruhig. Die Abfahrten ins Dunkle erfordern etwas mer Willen durch die mit gleißendem Licht beleuchtete Fuchsröhre sind meine Geschwindigkeiten auch etwas niedriger. Die in vorausfahrenden Rücklichtern glänzend aufscheinenden rot-weißen Curbes wirken gefährlich glatt. Von Breitscheit aus hinauf zur Hohen Acht scheinen im Klostertal jedesmal die roten Lichter zu stehen, manchmal fahre ich Minuten in tanzenden / schwankenden Lichtkegeln. Ich habe den Eindruck, dass die aufmunternden Malereien auf der Strecke zugenommen haben. In der Dunkelheit sind auch hier und dort noch Zuschauer, die uns aufmuntern. Danke!
Ganz unten in Breitscheid wirds zunehmend klamm und kälter, 11 °C. Gegen 1 Uhr nach Runde 14 halte ich am Lager und ziehe mir mein langärmliges Trikot über. Die Rundenzeiten haben sich bei knapp über 60 Minuten eingependelt, einen kurzen Halt an der HohenAcht eingeschlossen.
Der folgende Turn bis zur Morgendämmerung bringt mich zu Runde 18, die 20 sind zum Greifen nah. Nach einem kurzen Stopp dann die emotional starke Runde der Morgendämmerung in der Eifel. Auch das Tal füllt sich mit Wärme. Fast allen Gesichtern ist die Freude über die wiederkehrende Sonne und das nahende Finale anzumerken. Auch wenn die Kraftreserven zunehmend sinken, schließe ich noch Runde 21 an, um dann um 8:30 h mit dem Nudeltopf kurz in den Liegestuhl zu sinken. Bis zur letztmöglichen Einfahrt in die letzte Runde um 11:30 h sinds noch knapp 3 Stunden, also locker 2 Runden und dann die Schlussrunde.
Dann berichtet mir Markus vom Teilnehmercenter kommend, dass ich in unserer Altersklasse auf Platz 3 liege. Also schnell die 2 Reserveenergiegels ins Trikot und rauf aufs Rad und Druck auf die Pedale. Ohne Halt an der HohenAcht wird's ne 54er Runde und dann noch eine unter 1 Stunde und ich bin sicher, die 24. Runde noch vor Kontrollschluss abschließen zu können.
An der Auffahrt zur Zielgeraden wird jeder einelne Fahrer lautstark angefeuert. Wir nehmen es dankbar wahr. Um 11:19 h gehts dann in Runde 25, den ersten Teil mit Hermann, der auch seine 21. und letzte in Ruhe fahren will, wir unterhalten uns bis Mitte Klostertal, seine beiden Töchter (20 und 18) lägen auf Podiumskurs. An der Döttinger Höhe versuche ich nochmals mich mit einem anderen Fahrer in der Führungsarbeit abzuwechseln. Als er meine Rundenzahl in Erfahrung bringt, bietet er mir sein Hinterrad an, dass ich bis zum Schlussanstieg gerne annehme. Eingangs der Zielgeraden fahre ich durch ein Spalier euphorischer Teamfahrer, die auch noch auf ihre Fahrer in der letzten Runde warten, um das Ziel dann gemeinsam zu durchfahren.
Geschafft nach 24:11 h - 25 Runden - 580 km - 12500 Höhenmetern, (ohne schmerzende Hände, Nacken und Hintern)
Rang 9 in der Gesamtwertung 2 in der Altersklasse sind "ganz gut für nen alten Mann", aber die Erfahrung, es über lange Distanzen/Zeiten zu packen, beflügelt mich innerlich mehr.
Grüße - Hajo