Schreib denen doch ganz altmodisch einen Brief mit der Bitte das Formular und einen frankierten Rückumschlag dir zu zusenden.
Gute Idee. Die hatte ich tatsächlich auch schon, allerdings wollte ich dabei sogar noch einen Schritt weitergehen und in dem Brief die von der Behörde benötigten Informationen, sprich eine Bestätigung über den weiteren Schulbesuch meiner Tochter beilegen, ganz ohne Formular, mit dem Hinweis, das es mir weder online noch fernmündlich möglich war, dieses zu bekommen.
Immerhin sagte mir eine der über die nervige, mit vorgeschalteter rund 15 Minuten langer Computeransage doch noch erreichbaren Mitarbeiterinnen, sie würde mir das Formular zusenden, obwohl sie dazu angehalten worden ist, das nicht mehr zu tun und eigentlich nicht dürfe. Dazu noch der Hinweis, das man „es“ aber nicht aufhalten könne und in Zukunft unbedingt einen kompatiblen Computer brauchen werde, da man sonst nicht mehr voran kommen werde. So sieht es das Gesetz zur Digitalisierung vor und das ist Gesetz, da könne man nichts machen.
Mal sehen, ob die Tage was ankommt.
Damit wäre dieses Problem vielleicht vorerst gelöst. Aber das entbindet glaube ich nicht davon, darüber nachzudenken, was hier mit der Digitalisierung gerade abgeht.
Wie weit möchte man damit gehen?
Wie weit sollte die öffentliche Hand, also staatliche Organe damit gehen?
Das sind interessante gesellschaftliche Fragen, die der erschwerte Zugang zu einem Formular hier bei mir aufgeworfen hat. Nicht zum ersten Mal, sicher nicht zum letzten Male.
Es ist aber ein Thema, das uns alle angeht und erschreckend finde ich, dass mir gefühlt sehr viel weniger Menschen begegnen, die darüber zumindest mal nachdenken möchten und sehr viel mehr, die meinen man könne da nichts machen, „es“ nicht aufhalten und „müsse“ sich anpassen, da man sonst „weg“ ist.
Zitat von hier: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“
Hier war ja sicher nicht der Umstand gemeint, das wir alle „mit der Zeit gehen.“
Das hat schon Züge von beginnenden totalitären Gesellschaften, deren gleichgeschalteter Mehrheitsmeinung und weitgehender Kritiklosigkeit und das es nicht schade ist, wenn gewisse Menschen, die nicht angepasst genug sind, dann mal weg sind!
Das mag jetzt vielen zu hart ausgedrückt und zu weit gegriffen sein.
Aber auch das ist leider typisch für die gesellschaftlichen Vorgänge am Beginn von totalitären Systemen, die einen Anspruch darauf erheben, zum alleinigen System zu werden. Man unterschätzt im allgemeinen gerne die Konsequenzen, die so ein alleiniger Anspruch mit sich bringt.
Bei negativen, teils katastrophalen Konsequenzen solcher Systeme hieß es dann hinterher, dass man das ja nicht wissen konnte.
Gerne kommt dann auch: Ja, aber nicht alles war schlecht.
Hoffentlich lernen mehr Menschen irgendwann aus der Vergangenheit und man kann künftige Katastrophen verhindern.
Vielleicht lässt sich das ja aber tatsächlich nicht verhindern? Wir haben schließlich auch noch andere Probleme und auch da herrscht große Zustimmung.
Im Moment muss Deutschland, wie alle anderen Länder der Welt ja nicht nur digitalisiert, sondern auch „kriegstüchtig“ gemacht werden. Eine scheußliche Wortschöpfung. Dafür ist kein Preis zu hoch.
Gruselig.
Vielleicht läuft es ja aber diesmal wirklich anders als in der Vergangenheit.
Ich glaube, wenn wir auf diesem Wege weitergehen, dann wird diesmal hinterher keiner mehr sagen, man habe das ja nicht wissen können, es wird auch keiner mehr sagen, das nicht alles schlecht war. Nö. Das für den Fall der Fälle ist dieses Mal eher unwahrscheinlich.
O. K. Jetzt bin ich aber wirklich zu weit gegangen. Allen einen schönen Tag. Genießt die Zeit.
