Ein Pedelec kommt übrigens nicht in Frage - will sie nicht (weil eine Freundin damit beim Absteigen gestürzt ist - klarer Bedienerfehler) und ich auch nicht. Zu viel Masse und Technik auf einer Strecke, wo man es gar nicht braucht. Wir fahren ja nur rund 50 km - für's erste Mal soll das genügen. Wenn, wie oben gesagt, das Rad sympathisch sein muss (musses!), dann gehen zumindest Miet-Pedelecs gar nicht.
Wenn ihr den Ausflug ins Zynische gestattet: Ich habe zwar auch schon beeindruckende E-Mountainbikes im Schwarzwald erlebt, aber viel öfter gruselige Pedelecs mit rasenden Rentnern. Vom glücklichen Händler mit allen (!) erdenklichen Accessoires ausgerüstet, stürzen sie sich todesmutig zu Tale - ohne einen Funken Fahrtechnik oder Fahrradbeherrschung. Da kriegen die schweren Tiefeinsteigerräder ganz schön Schwung - und Rahmenflattern. Muffensausen allerding findet nicht statt - "fillet-brazed"!
So kam mir manch' mörderische Mutti bei Sommershitze mit wild im Fahrtwind flatternder Funktionsjacke (3000 Meter Wassersäule), stets schief sitzendem
Helm (für's Anpassen keine Zeit - "Hauptsache, er passt!") mit unbedingt (!) lose herunterbaumelndem Kinnriemen auf dem Murgtalradweg von Freudenstadt (700 m über NN) aus entgegen geflogen - auch in blinden Kurven, fröhlich juchzend oder mit panisch weit aufgerissenen Augen. Sie staunten dann über Gegenverkehr: "Sie fahren in die falsche Richtung!" "Das ist keine Einbahnstraße!" "Aber niemand fährt den Weg falsch herum, der geht doch oben nach unten..."
Hier im Norden gibt's keine (nennenswerte) Berge. Deshalb ist bei den gesetzlich verordneten 25 km/h Schluss. Ich habe zwei Sorten Pedelec-Fahrer ausgemacht. Die einen sind so fit, dass sie elektrisch unterstützt die 25 km/h halten. Was für mich persönlich sehr blöd ist, weil das so ungefähr meine Normalgeschwindigkeit ist (bin ja nur Liebhaber, kein Sportler). Dem Gelände entsprechend bin ich also mal etwas schneller und mal etwas langsamer, was mitunter zu ständigen beiderseitigen Überholvorgängen führt - das nervt, aber dafür kann ja niemand etwas. Die andere Gruppe sind die radelnden Untoten, die nur deshalb noch unterwegs sind, weil der Akku noch nicht leer ist. Sie kriechen trotz E-Unterstützung an der Grenze zum Umkippen vor einem her, am liebsten zu zweit und nebeneinander. Das Leben verlangt nach Geduld. Den Velosophen verlangt's nach französischen Provinzsträßchen.
War ich jetzt ausschweifend bzw. hinreichend unsachlich? Sorry, da geht die Tastatur mit mir durch. Natürlich ist es schön, wenn man im Alter länger radeln kann, weil die Technik hilft. Vielleicht freue ich mich auch mal darüber.