AW: krapf aero sahneschnitte
Nein, die Naht liegt nicht nur aussen, sie wird traditionell sogar farblich betont weil sie kennzeichen handwerklicher Arbeit und hohen Preises aka ein Statussymbol ist.
Man näht mit zwei Nadeln und einem Faden. Ich drücke mich im Moment davor ein Tutorial zu machen, nicht weil ich es nicht sagen wollen würde, sondern weil der springende Punkt nicht schriftlich zu vermitteln ist. Es ist eine sinnliche Arbeit die Erfahrung im Umgang mit dem material erfordert. ein Gesellenbriaf als Buchbinder hat bei mir ein wenig geholfen.
Das allerwichtigste ist die Lederqualität. Das Leder muss fest aber dehnbar sein. Man schneidet einen Streifen der 2-3 mm schmaler ist als der Umfang des Lenkerrohrs. Dann werden die Nähte markiert und vorgestochen. Das Leder wird in warmem Wasser dehnbar und geschmeidig gemacht und nass verarbeitet. Du fängst am Vorbau an und arbeitest Dich nach unten, dabei immer das Leder in Form ziehen. die Ausschnitte an den Schellen machst Du mit einem scharfen Messer direkt an der Schelle. Der Bremsgriff wird nach dem Nähen aber vor dem Trocknen montiert.
Wenn der Lenker eingenäht ist, schlägst Du die Nähte bei, dazu wird ein Lederläppchen untergelegt und mit dem flachen Ende eines Hammers in streichenden Bewegungen zur Nahtstelle hin das Leder geglättet und der Faden ins Leder eingetrieben/versenkt. Danach einen Tag lang trocknen lassen (dabei strafft sich das Leder noch, aber nicht viel) und anschliessend imprägnieren.
Die wirklich wichtigen Dinge: wie erkenn ich ein gutes Leder, wie muss sich das anfühlen beim straffziehen usw- ist Erfahrungssache. Ausprobieren und davon ausgehen, dass die ersten 5 Versuche nichts werden. Geeignetes Garn gibts im Lederhandel, Ahle auch. Das Garn wird gewachst, es gibt auch vorgewachstes zu kaufen, Auch das Wachsen ist schon so ne Sache für sich (kannst eine Bienenwachskerze nehmen und den Faden drüberziehen).
Und zu den anderen Fragen: Leder ist sehr haltbar und fühlt sich gut an, dämpft aber keine Vibrationen, ist als knochenhart im Griff. Rein vom Material her ist es günstiger als gutes
Lenkerband. Mit gebruachsspuren und patina sollte man keine Probleme haben, Leder wird im Lauf der Zeit immer schöner, aber auch immer speckiger.
Am Mercian habe ich Ziegenleder genommen, was ich nicht empfehlen würde- es ist zu steif und nicht dehnbar genug. Ich würde vegetabil gegerbtes Rind nehmen beim nächsten mal. Guck mal ins Branchenbuch ob es einen Grosshändler in der Nähe gibt. in Hamburg gibts einen der auch einzelne Häute verkauft. Kauf keine billigen Spaltleder, es soll schon der Narbenspalt sein 8die oberste Schicht). 1 mm mag eine gute Dicke sein. zu weiches Leder wird beim Nähen reissen, zu festes wird sich nicht über die Rundungen ziehen lassen.
ich habe übrigens mit Zahnseide genäht was Vor- und nachteile hat. Seide reibt sich gerne durch. Andererseits ist sie billig und überall zu haben und bereits vorgewachst. Ob die relative Unsichtbarkeit ein Vor- oder Nachteil ist, ist Geschmckssache.
So, das war jetzt eigentlich schon ein Tutorial. Marshall näht Lenker im Auftrag ein, ich glaube für 120 Euro. bei Velo-orange.com kriegst Du Ledersets, was ich da bisher an Resultaten gesehen habe, überzeugt mich aber nicht.
Und sorry für die Tippfehler- ich areite seit 3 Uhr morgens und werde langsam müde.
den mit den kegelförmig angeordneten nadellagern?
@chill33hh: sieht ja recht sauber aus. biste zufrieden mit den "eigenschaften" gegenüber
lenkerband? und wie haste genäht? denn die naht sollte ja irgendwie verdeckt, also innen liegen oder?
grüße