• Hallo Gast, wir suchen den Renner der Woche 🚴 - vielleicht hast du ein passendes Rennrad in deiner Garage? Alle Infos

Lenkgeometrie: Geringer Nachlauf

cmus

Spezialbär
Registriert
14 Dezember 2010
Beiträge
463
Reaktionspunkte
331
Ort
München
Hallo liebes Forum,

mir ist aufgefallen, dass die meisten Rennräder heutzutage einen relativ langen Nachlauf haben, Größenordnung 57-68mm. Viele ältere Stahlrahmen haben Trails unter 55mm, teilweise gar unter 50mm. Diverse Webressourcen geben einen Nachlauf von 56-57mm als "neutral" an.

Mir erscheinen die meisten modernen Renner zu träge. Ich möchte mir gerne ein sehr wendiges Rad bauen. Ich hab ein Frameset von Scott mit einem Steuerrohrwinkel von 73 Grad. Die Gabeln von Scott haben eine unübliche Einbauhöhe (axle to crown length) von 380mm. Ich will mir eine normale Gabel mit der üblichen Einbauhöhe von 370mm kaufen. Dadurch würde sich der Steuerrohrwinkel etwas vergrößern, ich gehe von 73,25 bis 73,5 Grad aus.

Frage: wieviel Vorbiegung (rake) sollte die neue Gabel haben? Wie gesagt wünsche ich mir ein sehr wendiges Kurvenverhalten. Die 3T Funda gibt es z.B. mit 49mm Rake. Laut Web-Rechner ergäbe das folgende Werte (je nach tatsächlichem Sterrohrwinkel):

Ground trail 49-51mm
Wheel flop 13-14mm
Mechanical trail 48-49mm

Das sind schon unüblich geringe Werte. Die Frage ist: Kann man das noch gut fahren, oder ist es schon zuviel des guten? Als Ausgleich habe ich üblicherweise sehr viel Gewicht auf dem Vorderrad, was die ganze Sache etwas stabilisiert. Mich würden eure Meinungen und Erfahrungen interessieren. Fährt vielleicht sogar jemand ein Setup mit ähnlichen Werten? Hat jemand eine Theorie, warum der Nachlauf bei modernen Rahmen so lang ist im Vergleich zu früher?
 
DEr Nachlauf ist heute nicht zwangsläufig großer oder kleiner, als früher. Um 55mm ( besser: zwischen 50 und 60mm, denn so genau nahmn es die Herstller nie so wirklich) galt schon früher als "neutral", in dem Sinne, dass der einen guten Kompromiß aus Agilität uund Fahrstabilität ergeben soll.

Es gibt heute mehr Modelle, die auf Geradeauslauf getrimmt sind, mit langen Radständen und flachen Lenkwinkeln. Wobei: das gab es auch schon "früher", nur war es eher Randonneuren und Reiserädern vorbehalten. Was aber auch eine Frage der jeweiligen "Rahmnbau-Philosophie" ist.

Der Nachlauf ist beileibe nicht der einzige Faktor, der darüber entscheidet, ob sich das Rad eher agil oder lahm im Lenkverhalten anfühlt: Die Vorderbaulänge, die Gewichtsverteilungspspielen ebenso mit rein.

Ich weiß es jetzt nicht genau aus dem Kopf, aber um bei 74° Lenkwinkel auf einen NAchlauf von um 55mm zu kommen braucht es eine Gabelvorbiegung von etwa 40mm, bei 73° um 43mm.
 
Zuletzt bearbeitet:
Du wirst es noch fahren können, ich würde trotzdem einen Hauch mehr Laufruhe reinbringen. Für's Freihändig Fahren kann es knapp schon nicht mehr reichen.

Zudem hast Du da ein paar Unwägbarkeiten: Die Absenkung des Vorderbaues ducrch die 1cm kürzere Gabel und eben den noch unklaren Steuerwinkel.

Ich würde eine Gabel mit etwa 43-45mm Vorbiegung und nicht die mit 49mm nehmen, die sind auch deutlich häufiger anzutreffen. Das sollte einen Nachlauf von 53-55mm ergeben, wenn der Lenkwinkel tatsächlich auf 73,5°ansteigt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Okay, Kompromisslösung:
Könnt ihr bitte ein paar geignete Gabeln mit durchgehendem 1 1/8 Zoll Schaft posten mit rake zw. 45 und 49 mm? Meine Recherche diesbezüglich war lang und durchwachsen und ich bin an der Funda hängengeblieben.
 
Die meisten "after market" Renn-Gabeln haben eine Vorbiegung von 43 und 45 mm. Das passt am besten zu den meist von 72-73,5° Steuerwinkeln.

Auch "No-Name" Gabeln liegen i.d.R. bei diesen Werten.

Die nächtst größeren liegen meist bei 50mm und mehr. DIe sind für Deinen ZWeck aber eigentlich unbrauchbar.
Bahn Gabeln liegen oft bei 40mm, oft auch nur bei 30mm, wegen der steileren Steurwinkel von 74° und manchmal mehr.

In Online Shops stöbern bringt meist nur wenig, was Informationen angeht. Schaue auf die Herstellerseiten wie Columbus, Dedacciai, Kinesis, 3T usw.
 
Kürzere Gabel senkt Tretlagerhöhe ab
Das ist eigentlich ein weiterer erwünschter Effekt -> tieferer Schwerpunkt -> Kawabunga :)
Ich fahr ohnehin gern mit kurzer Kurbel, da hab ich noch genug Bodenfreiheit.

Ich hab schon alle mir bekannten Hersteller abgeklappert, aber alle haben nur 40, 43, 45 und dann wieder ab 49mm... Als würden sies absichtlich machen :)

Nungut, bis zum Frühling hab ich noch Zeit. Für weitere Tips wäre ich sehr dankbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zum einen kostet jede Variante extra. Zum anderen sind für Rennradtypische Lenkwinkel von 72,5 bis 74° Vorbigungen größer als 45mm schlicht unsinnig.

Zudem ergibt eine größere vorbeigung auch eine längere Front-Mitte distanz und einen längeren Radstand.

Bei sehr kleinen Rahmen mit extrem flachen Lenkwinkeln wird ja gerne, um den Nachlauf kürzer zu halten, vorbiegungen von 50 oder gar 5mm verwendet. Das ergibt eine hübsch nervöse Lenkgeometrien und gleichzeitig im Vergleich den Radstand eines Hollandrades.

In der Maßfertigung kann man sich natürlich jede erdenkliche Vorbiegung machen lassen. Das ist dann mehr eine Preisfrage und eine Frage des Materials. Stahl ist da kein Problem, bei Carbon wird es u.U. etwas schwieriger. Schau mal bei Wound Up, die haben auch Custom Gabeln, aber ob die die Vorbiegung in mm-Schritten verändern weiß ich auch nicht.
 
Ich hab jetzt einfach auf gut Glück ne Funda mit 49mm Vorbiegung eingebaut. Konnte nur kurz probefahren, aber es fährt sich deutlich besser als mit der Originalgabel. Bei hoher Geschwindigkeit extrem wendig, aber 100% stabil, man kann quasi wie auf den Motorrädern in Tron plötzlich um 90 Grad abknicken. Nur bei sehr geringer Geschwindigkeit (<10km/h) ist es etwas hypersensibel, da muss ich mich noch ein bisschen umgewöhnen. Geradeauslauf ist scheinbar unverändert. Mir gefällts.
 
Zurück