Hier ein kurzer Bericht von einer Norwegen-Tour (2008) mit dem Rennrad.
Dazu könnt Ihr die Bilder im Foto-Album ansehen.
Dies ist eine Tour für Leute, die so viel wie möglich von der norwegischen Landschaft und Natur sehen wollen, aber nur 7 Tage Urlaub haben. Ich habe diese Tour 2008 gemacht und träume seitdem davon, mal wieder nach Norwegen zu fahren. Im Verhältnis zur Größe Norwegens konnte ich natürlich nur einen kleinen südlichen Rundkurs wählen. Die Seen Nisser und Tinsjö, die Hardangervidda mit Blick auf den Hochplateau-Gletscher Hardangerjökul, der Eidfjord, Röldal und der Strand von Skotevik sind einige Highlights, und man hat praktisch auf der ganzen Strecke einzigartige Panoramen.
Streckenpunkte, in deren Nähe ich übernachtet habe, waren:
Start in Kristiansand – Amli – Vrådal - Imingfjell Turistheim - Eidfjord – Röldal -
Valle - Skotevig (Küste bei Kristiansand, Baden im Meer).
Insgesamt knapp 1000 km. Ein Scan der Karte zur groben Orientierung ist auch im Fotoalbum.
Kristiansand als Ausgangspunkt hat den Vorteil, daß man mit dem Auto oder der Bahn bis Hirtshals an der Nordspitze Dänemarks anreisen kann. Dort bleibt das Auto stehen und man benutzt mit dem Fahrrad die Fähre nach Norwegen.
Wo es ging, habe ich die Strecke abseits von Fernverkehrsstraßen gelegt, um dem Kraftverkehr aus dem Wege zu gehen. Von Kristiansand nordwärts gibt es ein gutes Netz von Nebenstraßen, bis man zum Ort Amli kommt, wo die erste Übernachtung fällig wird. Dann geht es am See Nisser vorbei, der ein Touristenzentrum mit etwas mehr Verkehr ist, aber noch angenehm. An seiner Nordspitze liegt der Ort Vrådal, wo ich das zweite Mal übernachtet habe. Von da auf der Straße 11 bis zur Straße 361. Noch schöner ist es vielleicht, das Hochplateau Lifjell gegen den Urzeigersinn über Bö und das Heddal (berühmte Stabkirche) zu umrunden, wird aber etwas länger dauern.
Die Straße 361 geht geradewegs in den Norden, dabei schier endlos am Tinsjö entlang. Hier hat man schon selten Autos und Siedlungen und das Gefühl von Einsamkeit und Romantik kommt auf.
An der Norspitze des Tinsjö beginnt ein ebenso einsames Tal – das Tessungdalen. An seinem Ende geht es über eine Hochebene bis zum Imingfjell Turistheim, die einzige feste Unterkunft die ich benutzt habe. Bei 6 Grad war ich froh darüber, aber der Wirt sagte ich hätte Glück, daß es schon so warm ist (Ende Juni!). Das war der einsamste Teil der Reise.
Von dort über Geilo bis zum Eidfjord ist die Strecke leicht zu finden und landschaftlich ebenso schön. Bis Geilo hat man einen ständigen Wechsel von Steigung und Gefälle. Ab Geilo und am Eidfjord hat man etwas unter dem Kraftverkehr zu leiden. Aber es gibt überall geniale Panoramen. Das Tal des Fjordes zeichnet sich durch ein besonders mildes Kleinklima aus, und es gedeihen Früchte die man in Norwegen eigentlich nicht so erwartet hat. Ende Juni waren es die Süßkirschen – lecker!
Leider hat mich an dieser Stelle schon die Panik ergriffen, ob ich wohl die Runde bis zur gebuchten Fähre schaffe, und ich habe mir kaum einen Halt gegönnt. Wer schlauer ist, nimmt 10 Tage mit etwas Reserve, die man am Ende ja am Strand von Skottevik abbummeln kann.
Am südlichen Ende des Eidfjords wird die Streckenfindung wieder interessant. Es gibt nämlich parallel zur modern ausgebauten Straße 11 alte Parallelstrecken, die gänzlich unbefahren sind. Allerdings auch mit viel mehr Steigungen. Unbedingt diese Strecken finden und benutzen! Ein sehr schöner Ort ist auch Röldal mit der berühmten Stabkirche. Im weiteren Verlauf gibt es auch auf der E134 einige große Tunnel, die auf alten Nebenstrecken zu umgehen sind.
Ab Haukeligrend ist die Routenwahl auf der Straße 39 wieder klar. Diese war im Juni 2008 sehr wenig befahren. Südlich von Evje werden Besiedelung und Verkehr wieder dichter, aber hier können wir auf Nebenstrecken bis Kristiansand ausweichen. Die letzte Nacht habe ich auf dem Zeltplatz von Skottevik am Strand verbracht.
Nun noch einige Tipps zur Ausrüstung, Ernährung und Unterkunft:
Unnötigerweise hatte ich Verpflegung für die ganze Tour mitgenommen. Aber man kommt mindestens einmal je Etappe an einem bestens ausgestatteten Supermarkt vorbei. Schwieriger war es schon mit Gas für den Kocher, da sollte man bis zu 1kg pro Woche dabei haben. Auf Restaurants oder gar Hotels zu rechnen ist wenig sinn-und stilvoll. Gekocht wird unterwegs, morgens Kaffee und Eierkuchen, tagsüber irgendwelche Fertignahrung (Pemmikan) aus dem Expeditionsshop oder Supermarkt. Ein Foto meines historischen Milanetti-Rades mit all dem Gepäck seht ihr im Album. Bei sorgfältiger Optimierung wäre es vielleicht 1/3 weniger gewesen. Nicht sparen sollte man mit warmer Kleidung, es kann im Juni auf den Hochebenen durchaus mal 0 Grad haben.
Mein Zelt wiegt 1,7 kg – das ist nicht zuviel. Einen geschützten Platz findet man praktisch überall. Einmal habe ich abends an einem Fluß übernachtet (Foto), morgens habe ich dann gesehen, daß überall Elchfährten waren. Verschiedentlich hörte ich, daß die Biester recht gefährlich sind. Wenn Sie glauben Du willst ihre Frau begatten, können sie zur rasenden Wildsau werden. Aber Du willst ja nicht…
Für die Wasserversorgung nehme ich einen Wassersack mit, den ich abends irgendwo füllen lasse, wozu ich am letzten Haus am Wegesrand klopfe. Oder an einem Bergbach, die aber oft durch Torf oder Schmelzwasser verunreinigt sind. Zum Baden findet man immer ein geeignetes Gewässer – nicht immer sehr warm.
Wir Ihr auf den Fotos seht, scheint in Norwegen praktisch immer die Sonne. Wer es nicht glaubt, oder bei Dauerregen zur Depression neigt, sollte halt lieber nach Sizilien fahren. Ernsthaft: Vollregenschutz mit Goretex ist Pflichtausrüstung.
Was man auch braucht ist Mückenschutz, gibt es natürlich vor Ort auch. Ich brauche auch immer einen Vorrat an Voltaren, womit ich beim leisesten Verdacht die Gelenke einreibe. Ganz wichtig war auch ein Reserve-Reifen, nachdem ich übermüdet auf einen großen Stein gefahren bin. Und das übliche Reise-Verbandszeug, Magnesium und Basenpulver (Gefahr der Übersäuerung durch Dauerbelastung). Ein wenig Glück braucht man schon, denn im Pannen-oder Schwächefall kann man nicht einfach mit der Eisenbahn weiterfahren. Ich würde es aber gerne wieder machen, vielleicht auch noch etwas länger und weiter.
Würde mich freuen, wenn Bericht oder Fotos jemandem Appetit auf Norwegen gemacht haben. Seid vorsichtig!
Euer M.
Dazu könnt Ihr die Bilder im Foto-Album ansehen.
Dies ist eine Tour für Leute, die so viel wie möglich von der norwegischen Landschaft und Natur sehen wollen, aber nur 7 Tage Urlaub haben. Ich habe diese Tour 2008 gemacht und träume seitdem davon, mal wieder nach Norwegen zu fahren. Im Verhältnis zur Größe Norwegens konnte ich natürlich nur einen kleinen südlichen Rundkurs wählen. Die Seen Nisser und Tinsjö, die Hardangervidda mit Blick auf den Hochplateau-Gletscher Hardangerjökul, der Eidfjord, Röldal und der Strand von Skotevik sind einige Highlights, und man hat praktisch auf der ganzen Strecke einzigartige Panoramen.
Streckenpunkte, in deren Nähe ich übernachtet habe, waren:
Start in Kristiansand – Amli – Vrådal - Imingfjell Turistheim - Eidfjord – Röldal -
Valle - Skotevig (Küste bei Kristiansand, Baden im Meer).
Insgesamt knapp 1000 km. Ein Scan der Karte zur groben Orientierung ist auch im Fotoalbum.
Kristiansand als Ausgangspunkt hat den Vorteil, daß man mit dem Auto oder der Bahn bis Hirtshals an der Nordspitze Dänemarks anreisen kann. Dort bleibt das Auto stehen und man benutzt mit dem Fahrrad die Fähre nach Norwegen.
Wo es ging, habe ich die Strecke abseits von Fernverkehrsstraßen gelegt, um dem Kraftverkehr aus dem Wege zu gehen. Von Kristiansand nordwärts gibt es ein gutes Netz von Nebenstraßen, bis man zum Ort Amli kommt, wo die erste Übernachtung fällig wird. Dann geht es am See Nisser vorbei, der ein Touristenzentrum mit etwas mehr Verkehr ist, aber noch angenehm. An seiner Nordspitze liegt der Ort Vrådal, wo ich das zweite Mal übernachtet habe. Von da auf der Straße 11 bis zur Straße 361. Noch schöner ist es vielleicht, das Hochplateau Lifjell gegen den Urzeigersinn über Bö und das Heddal (berühmte Stabkirche) zu umrunden, wird aber etwas länger dauern.
Die Straße 361 geht geradewegs in den Norden, dabei schier endlos am Tinsjö entlang. Hier hat man schon selten Autos und Siedlungen und das Gefühl von Einsamkeit und Romantik kommt auf.
An der Norspitze des Tinsjö beginnt ein ebenso einsames Tal – das Tessungdalen. An seinem Ende geht es über eine Hochebene bis zum Imingfjell Turistheim, die einzige feste Unterkunft die ich benutzt habe. Bei 6 Grad war ich froh darüber, aber der Wirt sagte ich hätte Glück, daß es schon so warm ist (Ende Juni!). Das war der einsamste Teil der Reise.
Von dort über Geilo bis zum Eidfjord ist die Strecke leicht zu finden und landschaftlich ebenso schön. Bis Geilo hat man einen ständigen Wechsel von Steigung und Gefälle. Ab Geilo und am Eidfjord hat man etwas unter dem Kraftverkehr zu leiden. Aber es gibt überall geniale Panoramen. Das Tal des Fjordes zeichnet sich durch ein besonders mildes Kleinklima aus, und es gedeihen Früchte die man in Norwegen eigentlich nicht so erwartet hat. Ende Juni waren es die Süßkirschen – lecker!
Leider hat mich an dieser Stelle schon die Panik ergriffen, ob ich wohl die Runde bis zur gebuchten Fähre schaffe, und ich habe mir kaum einen Halt gegönnt. Wer schlauer ist, nimmt 10 Tage mit etwas Reserve, die man am Ende ja am Strand von Skottevik abbummeln kann.
Am südlichen Ende des Eidfjords wird die Streckenfindung wieder interessant. Es gibt nämlich parallel zur modern ausgebauten Straße 11 alte Parallelstrecken, die gänzlich unbefahren sind. Allerdings auch mit viel mehr Steigungen. Unbedingt diese Strecken finden und benutzen! Ein sehr schöner Ort ist auch Röldal mit der berühmten Stabkirche. Im weiteren Verlauf gibt es auch auf der E134 einige große Tunnel, die auf alten Nebenstrecken zu umgehen sind.
Ab Haukeligrend ist die Routenwahl auf der Straße 39 wieder klar. Diese war im Juni 2008 sehr wenig befahren. Südlich von Evje werden Besiedelung und Verkehr wieder dichter, aber hier können wir auf Nebenstrecken bis Kristiansand ausweichen. Die letzte Nacht habe ich auf dem Zeltplatz von Skottevik am Strand verbracht.
Nun noch einige Tipps zur Ausrüstung, Ernährung und Unterkunft:
Unnötigerweise hatte ich Verpflegung für die ganze Tour mitgenommen. Aber man kommt mindestens einmal je Etappe an einem bestens ausgestatteten Supermarkt vorbei. Schwieriger war es schon mit Gas für den Kocher, da sollte man bis zu 1kg pro Woche dabei haben. Auf Restaurants oder gar Hotels zu rechnen ist wenig sinn-und stilvoll. Gekocht wird unterwegs, morgens Kaffee und Eierkuchen, tagsüber irgendwelche Fertignahrung (Pemmikan) aus dem Expeditionsshop oder Supermarkt. Ein Foto meines historischen Milanetti-Rades mit all dem Gepäck seht ihr im Album. Bei sorgfältiger Optimierung wäre es vielleicht 1/3 weniger gewesen. Nicht sparen sollte man mit warmer Kleidung, es kann im Juni auf den Hochebenen durchaus mal 0 Grad haben.
Mein Zelt wiegt 1,7 kg – das ist nicht zuviel. Einen geschützten Platz findet man praktisch überall. Einmal habe ich abends an einem Fluß übernachtet (Foto), morgens habe ich dann gesehen, daß überall Elchfährten waren. Verschiedentlich hörte ich, daß die Biester recht gefährlich sind. Wenn Sie glauben Du willst ihre Frau begatten, können sie zur rasenden Wildsau werden. Aber Du willst ja nicht…
Für die Wasserversorgung nehme ich einen Wassersack mit, den ich abends irgendwo füllen lasse, wozu ich am letzten Haus am Wegesrand klopfe. Oder an einem Bergbach, die aber oft durch Torf oder Schmelzwasser verunreinigt sind. Zum Baden findet man immer ein geeignetes Gewässer – nicht immer sehr warm.
Wir Ihr auf den Fotos seht, scheint in Norwegen praktisch immer die Sonne. Wer es nicht glaubt, oder bei Dauerregen zur Depression neigt, sollte halt lieber nach Sizilien fahren. Ernsthaft: Vollregenschutz mit Goretex ist Pflichtausrüstung.
Was man auch braucht ist Mückenschutz, gibt es natürlich vor Ort auch. Ich brauche auch immer einen Vorrat an Voltaren, womit ich beim leisesten Verdacht die Gelenke einreibe. Ganz wichtig war auch ein Reserve-Reifen, nachdem ich übermüdet auf einen großen Stein gefahren bin. Und das übliche Reise-Verbandszeug, Magnesium und Basenpulver (Gefahr der Übersäuerung durch Dauerbelastung). Ein wenig Glück braucht man schon, denn im Pannen-oder Schwächefall kann man nicht einfach mit der Eisenbahn weiterfahren. Ich würde es aber gerne wieder machen, vielleicht auch noch etwas länger und weiter.
Würde mich freuen, wenn Bericht oder Fotos jemandem Appetit auf Norwegen gemacht haben. Seid vorsichtig!
Euer M.