AW: Rad auf Dachboden entdeckt...
Also die Schaltung ist eine Campa Valentino und, sorry, so ungefähr die schlechteste Schaltung aller Zeiten. War das absolute Einstiegsmodell, was man auch schon an der Bauweise sieht, gepresstes Blech, da hätte sich sogar die DDR geschämt
War trotzdem unverschämt teuer, so 50-60DM. Aus Frankreich gabs zur selben Zeit Schaltungen für 1/3 dieses Preises, die sogar schalteten.
Die Kurbel sieht man nicht sooo gut, ich tippe auf Gipiemme, eine einfachere Campa Kopie. Schalthebel Modolo Chrono, die waren vor ein paar Jahren bei den Leichtbauern fürchterlich gefragt, leider brechen sie gerne.
Bremsen kann ich nicht erkennen, sieht mir fast japanisch aus.
Der Rahmen ist schwerer einzustufen, weil die Fotos leider nicht ganz die Details zeigen, auf die es ankommt, solche Komponenten wurden aber sicher nicht an den Toprahmen geschraubt. Sind die Ausfallenden beschriftet?
Wer sich die Mühe macht, hier in meinem Album zu suchen, findet ein oranges Vicini, das einer ähnlichen Klasse angehört. Einsteigerrahmen stammen auch bei den großen Firmen von großen Auftragslieferanten. Mein Vicini ist von Billato und hat die selben Kettenstreben und Gipiemme Ausfaller. Ich wäre nicht überrascht, wenn die Rahmen baugleich wären.
Meiner Meinung nach ist das ein Einsteigerrennrad von ungefähr 1975. Wenn die Naben von Campa sind, da steht auf den Kontermuttern die Jahreszahl in 2-stellig. Irgendjemand hat um 1980-85
Bremsen und Schalthebel nachgerüstet.
Mit den Urteilen "Schätzchen" und "Sabber" kann ich mich nur bedingt identifizieren
Diese Einsteigerrahmen sind sackschwer und fahren sich nicht leichtfüßig, wie man es von einem Rennrad erwartet, sondern eher wie die berüchtigten Rennsporträder dieser Zeit aus dem Kaufhaus.
Top-Räder aus der Ära sind begehrt, aber nicht um des Alters willen, sondern wegen der Art, wie sie gebaut sind und wie sie sich fahren. Das ist bei dieser Art Rad (die Amis nennen sie "Clubracer") leider nur sehr bedingt fühlbar, und das schlägt auf den Marktwert. Auch, wenn Pinarello draufsteht. Ein interessantes Zeitdokument, aber selbst in exzellentem Originalzustand nur bedingt ein Sammlerstück.
Ich würde zumindest die Schalthebel ersetzen, die klassischen Campas dieser Zeit sind unglaublich hübsch und gar nicht selten. Die da:
Man bekommt sie wahrscheinlich für die Hälfte von dem, was die häßlichen Modolos bei
Ebay bringen, mancher freundliche Radhändler hat noch welche in der Kiste und gibt sie für eine Spende in die Kaffeekasse ab. Wenn das Rad gefahren werden soll, würde ich bei den
Bremsen auf Originalität verzichten (original wären Weinmann 500 o.ä.) und diese dran lassen.
