AW: Rahmenraten..
Die Nervex-Nummer gibt vor allen Dingen die in den Muffen festgelegten Winkel der Rohre zueinander an. Es gab verschiedene Sets, je nach Vorlieben der Rahmenbauer, dazu verschiedene Versionen der Gestaltung.
Die Steuerkopfmuffen der "Nervex Professional" gemahnen übrigens an die Flossen eines Wales, auch hier gab es kleine Unterschiede. Das hier gezeigte ist die spätere Version, die bis in die 70er Jahre in allen Ländern sehr beliebt war - nicht nur bei Franzosen und Engländern, auch bei deutschen und selbst bei US-amerikanischen Herstellern. So stattete die US Firma "Schwinn" ihre Spitzenmodelle der Serie "Paramount" bis in die 70er mit "Nervex Professional"-Muffen aus. Die Nervex Professionell waren gestanzte Muffen, keinesfalls also handgesägt, allerdings sehr schön, so daß auch die besten Bauer sie verwendeten. Eines meiner Bauer hat übriges auch solche Nervex-Professional Muffen, die einfacheren Bauer Rennräder kamen in den im Haus gefertigten "Bauer-Muffen" daher : o). So auch mein1963 "Jack Taylor Super Clubman", das auch die Strebenüberlappungen an der Sitzmuffe zeigt, auf die Bonanzero hinwies.
Wie alles Gute wurden die Nervex gerne kopiert, so auch von Rabeneick (Falck).
Hier Sattelmuffen meines roten Nervex-Bauers und des Rabeneick Campagnolo im Vergleich:
Die Fotos sind nicht mehr aktuell, zeigen zum Teil unfertige Zustände,
Die Sattelmuffe des Rabeneick erinnert mit ihrem vertikalen Ausschnitt an die eines Frejus. Vom Frejus werde ich bei Gelegenheit Photos machen.
Und hier die Steuerkopfmuffen:
(den vom Vorbesitzer zusammengeschusterten Steuersatz am Bauer habe ich inzwischen gegen einen zeitgerechten gewechselt.)
Bonanzero´s Einschätzung ist korrekt: Die sogenannten "Wrap over stays", also die Überlappungen an der Enden der Sattelstreben waren eine englische Spezialität.
Die doppelte Gabelkrone gab es schon in den 30ern, die Nervex Pro kamen allerdings in den 50ern auf. Es könnte also vieles sein, das in den 50ern bis in die 70er gefertigt wurde.
Schau doch mal in das Steuerrohr und versuche zu erspähen, ob dort ein Steuerkopfschild aufgenietet war. Eventuell sind dort noch die Bohrungen zu erkennen, ihr Abstand könnte zumindest einen vermuteten Hersteller ausschließen - obgleich es wirklich ein großer Zufall wäre, mit dieser Methode zum Erfolg zu kommen.
Falls ich noch eine Seriennummer findet (schau mal an den Ausfallenden des Hinterbaues, auf dem Gabelrohr oder der Sitzmuffe), gibt es auch hier eine Liste mit beliebten Positionen für Seriennummern, die einige Hersteller wählten, aber auch hier änderten sich die Vorlieben ständig, mal stanzte ein Hersteller auf der Unterseite des Tretlagers, später dann wieder am Ausfallende... einzig auf dem Gabelrohr haben beinahe alle englischen Hersteller gestempelt. Manchmal geben die ersten beiden Ziffern die Jahreszahl an, manchmal sind dies die letzten.
Zum Innendurchmesser des Sitzrohres: 27,2 mm ist ein typisches Reynolds-Maß, allerdings gabe es das 531er in verschiedenen Qualitäten und vor allen Dingen für Bahnrahmen verwendete man sehr gerne das sogenannte "Plain Gauge 531", das gänzlich unkonifiziert war, also eine Wandungstärke aufwies. Es mag bitter klingen, aber auf der Bahn kommt es nicht auf Leichtgewicht an, eher punktet dort Steifigkeit und das Mehr an Material eines dickwandigen Rahmens ergibt im Vergleich zu einem dünnwandigen Rahmen aus gleicher Stahlsorte die steifere Konstruktion. Dies aber ist ein 27.2 mm Bahnrahmen - auch diese gab es, doch ich wollte nur der Vollständigkeit halber erwähnen, das die Reynolds "Plain Gauge 531" Rohrsätze im Bahnsport Standard waren. "Rickert" in Dortmund fertigte beispielsweise gerne in "Plain Gauge".
Eine Abbildung der verschiedenen Aufkleber habe ich hier, der ganz zur Linken der ersten Abbildung ist der "kleinste Aufkleber", was Qualität und Kosten betrifft, der vierte ist der "teuerste" und verweist auf einen doppelt konifizierten Rohrsatz. Der "Plain Gauge 531" hätte übrigens nur einen Sattelrohrinnendurchmessr von 26.6 mm. Alle Rohrsätze basierten auf derselben Metallurgie.