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Sattelklemmung

AW: Sattelklemmung

Abgesehen davon ist die Fahrrasproduktion ein Sektor mit ausgeprägt niedriger Fertigunxtiefe, was bedeutet, dass sehr wenig bis gar nichts im eigenen Hause gefertigt wird, sondern alles eingekauft wird. Manchmal sogar die kpl. Rahmen.
Ja, so ist es. Und was macht den Fahrradhersteller aus? Der Rahmen. Und nur der Rahmen. Denn es baut ja schon seit mindestens 40-50 Jahren niemand mehr eigene Bremsen, Tretkurbeln u.dergl. Der Trend zur Zulieferung ist also schon alt.
Ich las vor kurzem die Fotoreportage "Im Kraftfeld von Rüsselsheim". In einem Buch von 200 Seiten beschreibt Heinrich Hauser dort ein Dutzend, von hunderten Zulieferern des damals, 1938, modernsten europäischen Automobilwerks, das damals schon lange zu GM gehörte, als etwas ungewöhnliches und neuartiges (es war die Rede von der Opel Schliessung, da hatte dieses Buch eine ironische Aktualität). Kostenersparnis und Arbeitsproduktivität waren schon damals die Motivation, oder Zwänge dahinter. Sicher war die Fertigungstiefe in damaliger Zeit ansonsten noch viel höher als bei Opel, und Automobile wurden (trotzdem das Fliessband bereits allgemein eingeführt war) noch viel "handwerklicher" produziert. Leica hat sogar die Schrauben für ihre Cameras selbst gemacht. Sie hätten es besser sein gelassen, dann könnten sie vielleicht noch heute mit Canon und Nikon preislich konkurrieren...
Die Zulieferei hat bis heute in der Industrie stark zugenommen, Sitze, Karosserieteile, Getriebe, die ganze Elektronik sowieso, aber "entscheidende" Teile werden immer noch in den Stammwerken produziert. Das Karosserieskelett, die Motoren. Teile die sehr teuer zu entwickeln und zu produzieren sind - die ein nicht so kapitalstarker Zulieferer nicht produzieren kann. Und nicht produzieren soll (Know-how-Abfluss).
Ich denke es gibt so etwas wie eine "kritische Fertigungstiefe". Was ist reine Engineeringleistung wert? Schau ich mir die besten alten Stahlrennräder an dann ist Engineering und Fertigung eins, eine geradezu wunderbare Harmonie, unteilbar. Wenn entscheidende Teile nicht mehr "im Werk" produziert werden, das ist eine Balance am Abgrund. Dann ist es zur Auslagerung, Betriebsschliessung, oder Pleite nicht mehr weit. Wenn wir über eine Marke sagen "das ist nur noch ein Label" dann meinen wir ja auch: die Werte werden nicht mehr dort produziert wo der Aufdruck herkommt. Und dann kommt die nächste Serie, dasselbe Produkt ein paar Jahre später mit dem Aufdruck des Originalherstellers zu 2/3 oder 50% des Preises, wir freuen uns über das gute und günstige Produkt, und die Labelmarke ist tot. So haben wir das in anderen Industrien ja auch erlebt.
Mit den Elektrorädern wird das nicht groß anders sein. Die Antriebstechnik wird ja auch zugekauft, geht ja nicht anders. Kann irgendein Radhersteller hier einzigartiges Knowhow aufweisen dass nicht in 2-3 Jahren kopierbar ist? Ich will es gern hoffen aber kann leider nicht daran glauben...
 
AW: Sattelklemmung

Ja, so ist es. Und was macht den Fahrradhersteller aus? Der Rahmen. Und nur der Rahmen.
Dann gibt es aber in Deutschland eigentlich so gut wie keine Fahrradhersteller nach Deiner Definition mehr (in Holland z.B. auch nicht), denn Rahmen werden heute fast immer aus Asien zugekauft und hier eigentlich nur noch "endmontiert". Es gibt so ein paar Firmen, die die Rahmen zwar auch zukaufen (z.B. Utopia und Canyon), aber wenigstens auf der Basis eigener Entwürfe - die würde ich da noch mal ausnehmen wollen, und natürlich die paar Rahmenbauer (z.B. Wiesmann, Vogel etc.), aber die sind von den Stückzahlen her ja nicht das, was wir hier mit "Herstellern" meinen, auch, wenn sie Fahrräder typisiert und in (Klein-)Serie bauen. Ansonsten ? Alles Taiwan- und China-Sachen; die Jungs da haben halt rechtzeitig angefangen, damit zu experimentieren, wie man haltbare Alurahmen in riesigen vollautomatischen Produktionen schweißt.

Mit den Elektrorädern wird das nicht groß anders sein. Die Antriebstechnik wird ja auch zugekauft, geht ja nicht anders. Kann irgendein Radhersteller hier einzigartiges Knowhow aufweisen dass nicht in 2-3 Jahren kopierbar ist? Ich will es gern hoffen aber kann leider nicht daran glauben...
Mit den Elektrorädern ist es tatsächlich nicht groß anders; das sind zugekaufte asiatische Alurahmen, die von Derby Cycle als "Kalkhoff", "Rixe" oder "Raleigh" gelabelt werden - das sind heute ja nur noch "Ausstattungslinien" oder Preiskategorien, keine echten Marken mehr. Bei der Antriebstechnik ist es wirklich gut und sinnvoll, dass die Fahrrad-Zusammenschrauber nicht auch noch versuchen, hochwertige Akkumulatoren und Antriebe zu entwickeln ... :cool: Gute Elektroräder haben heute den 250 W-Panasonic-Antrieb mit dem entsprechend leistungsfähigen (und haltbaren) Akku - da haben die Japaner lange dran geforscht und viel Geld in die Entwicklung gesteckt, das könnte tatsächlich kein kleiner Hersteller leisten. Und die Entwicklung geht daher in diesem Bereich wirklich nur vorwärts, wenn dann von den guten Konzepten auch gleich immer richtig viele Exemplare hergestellt werden - das spült dem Hersteller das Geld in die Kasse, um weiter zu forschen (bei der Akku-Technik tut sich im Moment wirklich immer noch viel).
Der einzige Hersteller von Elektrorädern, der "anders" ist als die andern, innovativer, und auch viel selber entwickelt, ist Biketec aus der Schweiz mit den "Flyern". Die Geräte haben dann allerdings auch Preise jenseits von Gut und Böse ...
 
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