AW: Sattelstütze des Teufels!
Sorry, Quark. Wir reden hier weder von einer besonders belasteten Stelle, noch von ultradünnem Rohr. Die klassischen Rohrsätze sind an den Enden dicker, aber nicht wegen der Festigkeit, sondern wegen der Lötbarkeit.
Berechnete Festigkeiten? Ich darf mal kurz auflachen. Bis 1980 ist garantiert kein Rahmenbauer je einem Rahmen mit einem Rechenschieber nahegekommen. Ab 1980 bis 2000 vieleicht schon, aber nur, wenn der Fotograf für die Werbeaufnahmen das haben wollte.
Zur Statik von Rahmenkonstruktionen, den legierungsbedingten Festigkeitsqualitäten der Rohrsätze und deren möglichen Wandungsstärken, hat man sich ab dem Moment Gedanken gemacht, ab dem das Streben nach Verbesserungen an Rädern auch vom Wunsch motiviert war, Gewicht einzusparen. Der Beginn der Konifizierung der Rohrsätze war selbstverständlich von ständigem Erproben begleitet, bis zu welchem Maße das Rohr in der Mitte dünner sein durfte, als an seinen Enden, beziehungsweise welche Materialstärke man bei wie langen Rohren, eingesetzt an welchen Stellen des Rahmens, mindestens verbleiben mußten, um einen vorzeitigen Bruch an den stärker belasteten Zonen in Nähe der Muffen zu vermeiden. Die Vorstellung, in früheren Zeiten hätte man sich über solche technischen Anforderungen keine Gedanken machen müssen, ist falsch, mehr noch war gerade angesichts der, im Vergleich zu späteren Jahren noch unterentwickelten Fertigungstechnologie und Materialqualität ein sorgsames Abwägen zwischen gewünschter Gewichtsreduzierung und nötigen Materialstärken besonders nötig, um nicht im Bruch zu enden. Selbstverständlich ist die größere Wandungsstärke an der Rohrenden nicht nur nötig für die bessere Lötbarkeit (geht man wirklich von blattdünn ausgezogenen Rohren aus), sondern auch für die Stabilität, denn im Bereich der Treffstellen, an denen die Rohre zueinanderfinden, ist die statische Belastung der Rahmenkonstruktion besonders hoch, weil hier der flexenden Bewegung der Rohre Einhalt geboten wird. Nicht ohne Grund brechen Rahmenrohre selten in der Mitte, wo sie sie dünner sind, sondern im Bereich der Enden. Es wäre eine einseitige Vereinfachung, hier immer Lötfehler anzunehmen, in deren Folge der Stahl durch Überhitzung versprödete. Lötfehler können unterlaufen, müssen aber nicht, die stärkere Belastung eines Rohres am Punkt seines Festhaltens gegenüber dem Bereich, in dem es frei schwingen kann, ist aber eine technisch begründete Tatsache. Ein Rohr unter Biegebelastung wird nahe dem Punkt seiner Einspannung immer am stärksten belastet und folglich dort brechen. Das Augenmerk bein schrittweisen Verringern der Wandungsstärken ist und war immer darauf gerichtet, den statisch weniger belasteten Mittelteil der Rohre so weit dünn wie möglich auszuführen, dabei aber genug Wandung an der Enden stehen zu lassen, um nicht nur ein völliges Ausglühen der Rohrenden beim Verlöten zu verhindern (was durch Versprödung die Elastizität und damit die Dauerfestigkeit wiederum verringert hätte), sondern auch der im Fahrbetrieb andauernden erhöhten mechanischen Belastung an den Punkten der Einspannung in den Muffen zu genügen.
Mag es funktionieren oder besser gesagt: nicht durch einen Unfall gerächt werden, ein Ausreiben des Rahmens ohne Not ist für einen respektvollen Sammler, dem am Bewahren eines Rades gelegen ist, völlig inakzeptabel. Es ist eine dieser hemdsärmeligen Vorgehensweisen, die mit eiligen Schritten in Richtung „Verbasteln" gehen, dabei aber jeder klugen Zurückhaltung entbehren, die eine Wandlung getroffener Entscheidungen für die Zukunft reserviert - nicht reversible Änderungen verbieten sich von selbst, wenn man es mit der Beschäftigung mit historischen Rennrädern ernst meint.
Es gibt auch ein kluges Mittelmaß zwischen Verbasteln und ungeschützem Verrostenlassen.
Sicher - hat man ein Rad versaut, kann man sich ja auf
ebay für wenig Geld ein weiteres kaufen und dieses entweder respektvoll behandeln oder nicht, doch mir tut es um Räder in übereifrigen oder nachlässigen Händen leid.
Was anderes, als schiere Bastelwut, spricht gegen den Kauf einer passenden Stütze? Vielleicht der Trotz, es auch mit Schlossereimitteln zu schaffen?