So, ich habe trotz des Windes und des unbekannten Terrains die neuen Kilometer ausgetestet!
Gleich in Klosterdorf merkte ich dann, dass ich in der Tat schon in der Gegend unterwegs gewesen war.
Die ersten Kilometer waren extrem geil - dank Westwind bin ich bis Grunow geflogen, da es gefühlt nur eben oder bergab ging, war der Abschnitt ein verdammt großes Vergnügen. Dann kam Grunow und schon zeigte mir der erste extrem heftige Kopfsteinpflaster den dicken Mittelfinger. 5 Meter mit 5km/h über kreisrunde, oder eher Eier-förmige (mit der Spitze nach oben) Steine gehüpft und dann ab auf den schmalen Fußweg daneben - die blaue Tonne mitten im Weg gekonnt umschifft! Am Ortsausgang war's das dann aber mit dem Fußweg, ich wich dann vorsichtig auf den Treibsand(!) neben der Straße aus und wartete schon darauf, in eine Richtung umzukippen (fühlte sich ähnlich wie der Schnee im Frühling an schattigen Stellen auf Radwegen an - unter einem Schneehaufen befand sich eine unebene Eisplatte und ich bin in den ca. 0,5m hohen Eisberg rechts neben den Weg geplumpst. War lustig und ärgerlich zugleich^^). Dank meiner unendlichen Radkünste habe ich den Treibsand mit Ach und Krach überstanden und gehofft, dass es "aber der einzige Abschnitt!" war. Der nächste Abschnitt von Grunow bis Ihlow war wieder saugeil und sauschnell.
Und auf ging es nach Ihlow! Wieder dieser verfluchte Stein-Eier-Salat! Dieses Mal aber kein Fußweg zum Ausweichen..Es gab wieder Treibsand neben der Straße, dieses Mal noch tückischer als zuvor und zeitweise klickte ich aus und stupste mich vorsichtig mit dem Fuß vorwärts. Da eine Totenstille dort herrschte, konnte ich kreuz und quer hin und her hüpfen, ohne Rücksicht auf irgendwelche potenziellen Verkehrsteilnehmer nehmen zu müssen. Gegen Ortsende kam dann ein Kopfsteinpflaster, das den Namen zwar verdient hatte, aber trotzdem ziemlicher Rotz war. Es ging leicht bergab und die Arme zitterten und die Hände vibrierten, das Rad klirrte und es fing langsam an zu schmerzen.
Hui! Mit solchen Herausforderungen habe ich heute aber nicht gerechnet! Die Hände etwas durchgeschüttelt, die Handinnenfläche war knallrot - Den Lenker lasse ich nicht so schnell los!
Naja - Die Straße bis Reichenberg war okay, ließ sich noch ganz gut befahren. Aber meine einstige gute Laune hatte doch ganz schön in diesen Passagen gelitten. In Reichenberg gab's dann das nächste Kopfsteinpflaster. Die ersten Meter fuhr ich noch mitten auf der Straße, aber irgendwann hatte ich dann doch die Schnauze voll und bin auf den Fußweg zur Linken ausgewichen, welcher auch ein Überbleibsel des zweiten Weltkriegs war.
Jetzt verlässt mich langsam mein Erinnerungsvermögen - die folgenden Orte hatten KEIN Kopfsteinpflaster! Wenn ich mich recht entsinne gab's direkt hinter Reichenberg eine ziemlich steile Abfahrt, für brandenburger Verhältnisse auch mit einigen Höhenmetern. Da ich mich aber (bekanntermaßen, für einige) schon bergab auf einer Straße mit schlechtem Untergrund ordentlich hingelegt habe (mit vielen dauerhaften Überbleibseln quer über den Körper verteilt, im Gesicht angefangen), bin ich dort mit mäßigem Tempo runtergefahren. Die Straße war ziemlich mies und ich kannte sie nicht - also mache ich bestimmt keinen auf Cancellara, der die Berge im Mörder-Tempo runterbrettert.
So wie diese Straße sahen leider auch all die übrigen Straßen aus, sie waren alle in recht mäßigem Zustand, der sich aber noch verzeihen ließe. Einige Aufs und Abs gab's immer wieder, aber die Steigungen größtenteils sehr kurz und schnell mit Kraft zu überwinden gewesen. An einer Stelle, wohl auch wegen des starken Windes, schien ich aber wirklich gar nicht voran gekommen zu sein. Von hinten hörte ich nur einen dicken Traktor mit riesigem Anhänger, aber trotz 300-350 Watt schien ich zu STEHEN. Ich habe dann einfach die Grashalme neben mir gezählt.
Bleiben noch die letzten Kilometer, bis ich wieder zurück auf vertrautem Terrain unterwegs bin. Jop - 9 Kilometer zeigt das Schild an. Die Windräder, von denen es dort verdammt viele gab - was für uns armen Radfahrer ein sehr schlechtes Zeichen ist, denn viele Windräder bedeuten eine windanfällige Gegend. Das bewahrheitete sich bereits ab dem ersten Meter, nachdem ich nach links abbog. Auf der Karte stellte ich bereits fest, dass der Abschnitt sicher nicht einfach wird - da die gesamten 9 Kilometer komplett geradeaus verlaufen. Ich habe mich also klein gemacht und festgestellt, dass ich so klein wie ein Floh sein müsste - bei solch einem scheußlichen Wind. Hinzu kam noch, dass die Straße ordentlich wellig war. Wie wir es alle kennen, kommen einem bei Gegenwind besonders viele LKWs entgegen und insbesondere dann, wenn es aufwärts geht. Es war eine Qual und leider war die Straße auch nicht sehr breit, dass der rege Verkehr leider keine andere Möglichkeit sah, als mich regelmäßig mit wenigen Zentimetern Abstand zu überholen. Aber auch da habe ich schon schlimmere Straßen erlebt.
Den Kopf zermarterten mir aber besonders diese grausamen Straßenschilder mit den Kilometeranzeigen bis zum nächsten Ort! Nachdem ich gefühlt schon rund 10 Kilometer hinter mir hatte, kam der erste kleine Ort (oder was auch immer, auf jeden Fall ein weiteres Schild
) und was stand da?! Noch 5 Kilometer bis Prötzel! Wie zur Hölle kann denn das sein??? Naja, ich habe es verzweifelt hingenommen und mir gesagt, dass ich sowieso keine andere Wahl mehr habe, als mich weiter zu quälen. Der nächste Ort wurde mit 2 Kilometern ausgeschildert. Her-irgendwas. Herz-hof? Nee - Herzhorn! Was für ein komischer Name! Immerhin etwas, worüber ich nun die nächsten 2 Kilometer nachdenken kann - und nicht an den Wind denken muss. Dieser Name! Ich befand ihn dann nach einiger Konfusion dann doch für gut. Blöder Weise war dieser Gedankengang vollständig beendet, bevor die 2 Kilometer vorüber waren - DER WIND! Er zermarterte mir immer weiter den Kopf, die linke Hüfte schmerzte auch mal wieder, aber das passiert öfter mal, wenn ich mir große Mühe gebe, eine perfekte Symbiose mit dem Lenker einzugehen (ich mache mich klein..). Es ist aber nur ein muskulärer Schmerz, der durch gezielte Kraftübungen aus der Welt geschaffen werden kann.
Nach weiteren 10 Kilometern waren dann endlich die 2 Kilometer bis Herzhorn(!) überwunden! Uff, vielleicht hätte ich die Tour bisher nicht so hart angehen sollen. Egal, ich war ausgeruht gestartet, das wird schon!
Weitere Verwirrung -oder wohl eher Enttäuschung- kam dann auf, als irgendwo zwischendurch wieder ein Schild mit 5 Kilometern bis Prötzel auftauchte. Da war doch vor 10 Kilometern ein Schild mit 5 Kilometern....Als Herzhorn endete, tauchte immerhin ein Schild mit 4 Kilometern auf. Der Kilometer war aber kurz!
Nun kann es ja nicht mehr so lange dauern - ich fuhr dumpf gegen den Wind, quälte mich über kleine Steigungen (mit LKW im Gegenverkehr, selbstverständlich) und es war vollbracht! Prötzel! Falls ich den Namen Prötzel zu oft erwähne, liegt das wohl daran, dass Prötzel auf mich eine ähnliche Wirkung wie Herzhorn hat. Einfach nur komische Namen.
Vor mir war noch ein Schild und ein Auto verlangsamte so komisch, als sich meine und eine von links kommende Straße (mit flachem Winkel, also leicht parallel verlaufende Straßen) miteinander vereinten - Kurz nochmal zurückgespult und mir fiel dann im letzten Meter ein, dass das eine Schild mir doch eine Aufgabe erteilte! Ich bin ja gar nicht auf der Hauptstraße - schnell den Kopf nach links und zum Glück alles leer. Da hätte bestimmt wieder einer was für seine Rambo-Radler-Schublade gehabt, wäre ich blind weitergefahren.
So, das war also die kurze Bestandsaufnahme von 32 neuen Kilometern.
Insgesamt war die Strecke echt schön, der Asphalt größtenteils völlig okay und das ganze Auf und Ab in einer abgespeckten Prötzel-Tiefensee-Variante gefiel mir sehr. Trotzdem wird diese Strecke künftig nur sehr selten von mir befahren. Dieses extreme Kopfsteinpflaster ist einfach nichts für mich - ich bin einfach kein Freund von dem Zeug. Das hat auch weniger mit dem Material zu tun (ich bin einer der ersten, der in den Material-Threads auf ironische Weise vor zu viel Angst um das Teufelszeug Carbon warnt - ich gehe nicht gut mit meinem Material um^^). Aber ich komme einfach mit diesem heftigen Gerumple nicht klar und habe wahrscheinlich auch wegen meiner langen Abstinenz (komplettes letztes Jahr) auf dem Rad etwas an Vertrauen in meine Fahrtechnik verloren - denn auch vorher bin ich über unebenes Kopfsteinpflaster nur sehr sehr ungerne gefahren. Das 'ebene', 'glatte' Zeug nehme ich noch hin. Aber in Grunow und Ihlow liegen wirklich faust- bis handballgroße, eierförmige Steine mit 4-5 Zentimetern Abstand. Jedes Mal dort schieben...da muss der Tag schon schön und meine Freude auf die anderen Passagen echt groß sein.