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Sitzen auf langen Strecken - gemischte Fragen

dasulf

Maja, fliegnichtsoschnell
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Erstmal vorab: Ich habe bisher drei 200er Brevets gemacht und habe bisher keine Probleme mit dem Sitzen. Momentan nutze ich zwei verschiedene kurze Bibs (Pearl Izumi Expedition und Gore Transition) und zwei lange Winter Distance von Gore. Die Pearl taugt nur noch bis ungefähr 130km (ging früher auch 200), danach drückt es und sie bleibt nicht mehr dort, wo sie sitzen soll. Die Winter Distance hat das angenehmste Polster.
Aufgrund dieser Erfahrung frage ich mich, wie man ein eventuelles "zu lang" entschärfen kann. Kann ja sein, daß die Transition irgendwo bei 250km unangenehm wird, und dann will ich mir eigentlich nicht mit Schmerzen den Rest eines 300ers geben. Bisher nutze ich kein Zubehör wie Cremes oder spezielle Sättel mit Schlitz oder 3D-Druck, die die Druckspitzen entschärfen sollen. Während Sättel ja ziemlich ins Portemonnaie gehen und ich mit meinem SLR Carbonio auch bisher sehr zufrieden bin (und dort jeder Arsch anders ist), frage ich erstmal:
  • Was macht eine Sitzcreme und wie würdet ihr den Unterschied zwischen mit und ohne einem Menschen erklären, der ohne Sitzcreme keine Schmerzen hat? Gibt es eine Distanz, bei der ihr prophylaktisch Sitzcreme verwendet aber bei den täglichen Runden bis xxxkm nicht?
  • Fährt einer von euch Sättel mit 3D-Schale und kann etwas dazu sagen, insbesondere ob das Muster durch das Polster spürbar und evtl störend ist und wieviel Schmocke sich darin bei einer Regenfahrt festsetzt und wie man die wieder ohne Kärcher los wird.
  • Wirken federnde Sattelstützen auch im Sitzbereich oder schont das eher Wirbelsäule und Schultern?

Gruß aus'm Tal
dasulf
 

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Re: Sitzen auf langen Strecken - gemischte Fragen
Hilfreichster Beitrag geschrieben von redfalo

Hilfreich
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Ich habe bei langen Distanzen immer Melkfett mit Ringelblumenextrakt benutzt. Gibt es z.B bei DM. Damit hatte ich auch nach über 400 km am Tag keine Sitzprobleme.

Als bester Sattel hat sich für mich der Kernledersattel Brooks B17 bewährt. Aber da ist jeder Hintern anders.

Eine gefederte Sattelstütze stört extrem meinen Tretrhytmus. Damit kam ich gar nicht klar.
 
Ich habe bei langen Distanzen immer Melkfett mit Ringelblumenextrakt benutzt. Gibt es z.B bei DM. Damit hatte ich auch nach über 400 km am Tag keine Sitzprobleme.

Als bester Sattel hat sich für mich der Kernledersattel Brooks B17 bewährt. Aber da ist jeder Hintern anders.

Eine gefederte Sattelstütze stört extrem meinen Tretrhytmus. Damit kam ich gar nicht klar.
Kannst du erklären, wie sich das anfühlt? Betäubt das etwas, spürst du auch irgendetwas davon, wenn es normalerweise auch ohne angenehm ist?
Kernleder (Brooks Professional) bin ich zum Glück wieder losgeworden. Das ist einfach zu breit und ich bin immer nach vorne auf die Spitze gerutscht.
 
Bei mir ist es eher ein Problem der Ermüdung nach ca. 150 km. Was aber auch stark abhängig von der Tagesform ist. Kann schon knapp nach 100 km losgehen oder erst jenseits der 200 km. Ermüdung heißt bei mir dass ich nicht mehr die Körperspannung halte und die Sitzposition daher nicht mehr ideal ist. Dann fängt es an zu drücken, egal welche Hose ich trage. Ich "rutsche" dann auch mehr auf den Damm statt auf den Sitzknochen zu bleiben. Da hilft eigentlich nur immer wieder kurze Abschnitte aus dem Sattel zu gehen.

Sitzcreme habe ich vor Jahren mal probiert, gebracht hat sie im Endeffekt nichts. Bei längeren Strecken habe ich jetzt immer eine einfache Handcreme dabei. Die benutze ich nur wenn ich merke dass es irgendwo scheuert und die Gefahr besteht wund zu werden. Das hält dann immer so 20 - 30 km vor, bevor ich eine neue Schicht auftrage.

Bei Sätteln bin ich recht unempfindlich. Hatte da noch nie größere Probleme. Einfach draufsetzen und wohlfühlen, egal welche Marke. Einer der besten Sättel die ich je hatte war ein Rennradsattel von Wittkop den es mal bei Lidl für 9,95 € im Angebot gab. Da bedaure ich heute noch, dass ich mir nicht ein paar von denen hingelegt habe.
 
Ich habe für mich fest gestellt, dass es mit jeder längeren Strecke auch irgendwie besser wird und bis zu den limitierenden Streckenlängen dann Vieles egal ist (Sattel-Hosen-Kombination, eine Wundercreme gegen andauernde Stöße und DRuckstellen, gibt es nicht). Viel Feuchtigkeit ist auf jeden Fall keine gute Idee für das Sitzfleich, z.B. duch zu viel Hose/Polster, Regen. Auf der anderen Seite habe ich aber auch die Gewißheit, irgendwann erwischt es mich, ich muss nur lang genug fahren. Meine Erfahrungen aus diversen Brevet-Serien, die keine Probleme mehr machen, aber bei PBP und LEL kamen sie irgendwann gegen Ende wieder die Sitzprobleme an den gleichen (Druck)Stellen.
Gegend Wundsein, Scheuerstellen verwende ich Mirfulan Babycreme aus der Apotheke meist prophylaktisch. Auf der Kontakfläche zum Rad ist sie wegen des Festklebens von Hose an Po eher ungeeignet oder ich hab zu viel verwendet?
Frohes Ausprobieren!
 
  • Wirken federnde Sattelstützen auch im Sitzbereich oder schont das eher Wirbelsäule und Schultern?
Die Federung nimmt die Spitzenbelastung und macht aus einem kurzen, harten Stoß einen längeren, weicheren. Hilft dem ganzen Körper (inklusive der Sitzhöcker), nimmt aber auch etwas Leistung. Ich habe sie meinen Fahrrad gegönnt, weil der erste Rahmen einen Ermüdungsbruch hatte.

Zur Sitzcreme wie schon geschrieben: Da, wo Haut auf Haut oder Haut auf Stoff reibt, hilft sie. Bei langen Touren darf man auch unterwegs nach-cremen. Welche du brauchst, bzw. am besten verträgst, musst du selber ausprobieren.
 
@dasulf
Reden wir hier von Eintages-Events, oder fährst Du das mehrere Tage hintereinander?

Meine längsten Touren waren bisher 350km gewesen und ich hab bisher noch nie Sitzcreme genutzt. Neben dem schon passenden Sattel trage ich bei langen Fahrten meist Bibs mit „verbessertem“ Sitzpolster für Langstrecken (gibts dafür einen Namen?), so wie diese hier.

Damit hatte ich auch auf diesen Distanzen keine Probleme.
 
Kannst du erklären, wie sich das anfühlt? Betäubt das etwas, spürst du auch irgendetwas davon, wenn es normalerweise auch ohne angenehm ist?
Kernleder (Brooks Professional) bin ich zum Glück wieder losgeworden. Das ist einfach zu breit und ich bin immer nach vorne auf die Spitze gerutscht.
Nein, das betäubt nicht. Das Fett verhindert nur das Reibung entsteht und man wund wird. Der Ringelblumenextrakt soll Entzündungen vorbeugen. Einen bequemen Sattel braucht man natürlich trotzdem. Aber wenn du mit einem Sattel ohne Schmerzen 200 km schaffst, geht da auch eine längere Strecke.
 
Dank erstmal an alle. Meine nächste Anschaffung wird wahrscheinlich die Long Distance von Gore, weil sie dasselbe Polster wie die Winter Distance hat. In der bin ich die letzten beiden Brevets dieses Jahr gefahren (Berlin und Köln, letzteres wirklich sehr empfehlenswert) und das Polster fühlt sich nach 200km so an, wie die Pearl nach 30km. SLR fahre ich, seit mir Herr Militzer im Rahmen einer Reklamationsbearbeitung so ein Ding aus dem Hochregal geschenkt hat. Alle anderen Sättel wurden mehr oder weniger schnell gegen einen SLR getauscht, weil sich das einfach für mich um Klassen besser anfühlt. Ich bin eben nicht so der Typ, der in widrigen Umständen einfach stumpf durchhält und heroische Erfahrungen sammeln will sondern versuche den Komfort so weit hoch zu schrauben, daß es nicht heroisch wird. Ich nehme mal einfach ein Tübchen Creme mit, falls doch irgendwas anfängt zu scheuern.
@AW312 Bisher Eintagestouren, hoffentlich dieses Jahr auch eine Superrandonee über 60h, also drei Tage fahren mit zwei Übernachtungen (versuche gerade Hm-resistent zu werden). Nächsten Samstag erster 300er in Dorsten.
 
Klingt doch gut. Wir fahren übrigens öfter mal in die Eifel, um ein paar HM zu sammeln und gleichzeitig Langstrecke zu fahren.
 
Ich würde das Schmieren auch lassen. Irgendwelche Cremes mit Salz aus dem Schweiß und Straßenstaub geben eine ziemlich unangenehme Schicht auf Langdistanzen. Ich fahr ohne so Zeug, habe aber auf langen Kanten meistens Linola dabei und hoffe das ich es nicht brauche. Bis jetzt ging es eigentlich immer gut aus.

Beim Sattel bin ich auch unempfindlich. Ich fahre die die beim Kauf drauf waren. Man gewöhnt sich mit den Kilometern dran. Ich vermute mal das niemand ein neues Rad kauft und direkt einen 1000er damit fährt sondern sich im Laufe des Frühjahrs damit anfreundet.

Zur 3. Frage fehlt mir die Erfahrung

Wenn dein Rad und deine Radlausrüstung ok sind, ist es letztendlich der Kopf der dich ins Ziel bringt. Da hilft kein 500€ Sattel und auch keine Arschcreme. Aber Erfahrung und Training machen es leichter.
Du schreibst 200 waren ok, also dann 300, dann 400, dann 600, ...
Das wird schon, bekommst du hin wenn der Kopp will.
 
Die schlimmsten Schmerzen hatte ich durch Wundsein. Das erste Mal nach 800km. Die letzten 200 fuhr ich abwechselnd stehend und auf der linken und rechten Pobacke. Die Schmerzen waren so heftig, das mir davon übel würde.

Hämatome über den Sitzknochen sind übel, aber nichts dagegen.

Drei Ursachen bilde ich mir dafür ein:

Gewicht: In dünnen Jahren weniger Druck, weniger Reibung, weniger Probleme.

Feuchtigkeit, besonders, wenn Sie sich staut: Haut weicht auf und geht kaputt, Hauptgrund, warum ich Sitzcreme benutze.

Straßendreck und Schweiß:
gute Schleifmittel.

Gegenmittel:

gut eingefahrener Sattel, meine erste Wahl: neuer Ideale, man kann die Lederdicke ansagen.

Fest sitzende Hose mit festem Polster: SQlab, für bessere Belüftung oder Dauerregen tausche ich lange Abschnitte auf Merinohose ohne Polster.

Hygiene: Hintern richtig waschen 1x täglich, Hose auswaschen.

Hoffe, das hilft ein wenig. Um das halbwegs in den Griff zu kriegen, hat es aber Jahre des Rumprobierens gebraucht.

Viel Erfolg jedenfalls!
 
Also, hier mal meine eigenen 2 Cents:

Ich bin generell relativ unempfindlich und Sitzprobleme waren nie meine größten Sorgen. Für einen selbst passende Sitzeinstellung ist vermutlich entscheidend - vor allem die richtige Gewichtsverteilung zwischen den verschiedenen Kontaktpunkten Sattel, Pedale und Lenker. Sitzhöher müssen auf dem Sattel sein und es darf nichts reiben zwischen Hintern und Sattel.

Ein Jahr vor meinem ersten PBP 2015 habe ich ein Bike Fit gemacht, damit war das Thema durch.

Ich nutze individuell auf mich selbst in aufwendigen Verfahren langsam angepasste Sättel mit persönlichem 3D-Profil und schweiß-absorbierender Spezialmembrane (= Ledersättel), bis auf einen mehr als 30 Jahre alte Brooks Colt am Reiserad seit einigen Jahren nur noch Gilles Berthoud, weil wesentlich besseres Konstruktionsprinzip und deutlich höhere Lederqualität als bei neueren Brooks).

Außerdem fahre ich so gut wie immer mit Schutzblechen - Straßendreck und Nässe kommt damit nicht in die Nähe des Allerwertesten.

Gute Radhosen, aber Marken funktionieren bei mir eigentlich alle.

Schmierung nur auf wirklich längeren Sachen ab 400km aufwärts, wenn ich dran denke: aber auch nur ein bisschen Vaseline. Und ich seh zu, dass ich bei längeren Sachen alle 400km mal die Hose Wechsel (vermutlich hauptsächlich psychologischer Effekt).

Natürlich hat man irgendwann nach 200km oder so gelegentlich etwas Druckschmerz - ich kann den aber gut aushalten und ausblenden.

Generell halte ich - von krassen Ausnahmen abgesehen - Sitzprobleme auf Langstrecke für deutlich überschätzt. Viel unangenehmer ist mögliche Fußprobleme auf richtig langen Strecken (wegen falscher Pedale und /oder Schuhen) und vor allem abgeklemmte Nerven am Finger, was einen mach 1200+ monatelang beschäftigen kann (bei mir ist das Thema erst durch mit der Umstellung auf Lenkerendschalthebel, mit dem Di2-Rad bin ich noch nichts richtig langes gefahren)
 
und vor allem abgeklemmte Nerven am Finger, was einen mach 1200+ monatelang beschäftigen kann (bei mir ist das Thema erst durch mit der Umstellung auf Lenkerendschalthebel, mit dem Di2-Rad bin ich noch nichts richtig langes gefahren)
Hatte das Problem auch schon mit meinem Di2 Rad nach 500km, seitdem fahre ich Langstrecke nur noch mit Auflieger, das entlastet die Finger.

Wird mal Zeit die Satelliten-Schalter für die Auflieger fertig zu basteln.
 
Die schlimmsten Schmerzen hatte ich durch Wundsein. Das erste Mal nach 800km. Die letzten 200 fuhr ich abwechselnd stehend und auf der linken und rechten Pobacke. Die Schmerzen waren so heftig, das mir davon übel würde.

Hämatome über den Sitzknochen sind übel, aber nichts dagegen.
&
Viel unangenehmer ist mögliche Fußprobleme auf richtig langen Strecken (wegen falscher Pedale und /oder Schuhen) und vor allem abgeklemmte Nerven am Finger, was einen mach 1200+ monatelang beschäftigen kann (
Die beiden oberen Dinge würde ich für mich als die Dinge bezeichnen, die ich weiter oben als heroisch bezeichnet habe. Das möchte ich nicht. Ich möchte Spaß beim Radfahren und mit der Gegend haben. Wenn das nur bis zum x-ten km für mich funktioniert, fahre ich eben nur Strecken bis x km. Ich fahre die Brevets, weil sie meistens mit sehr viel Liebe geroutet wurden und ich mir auch gerne fremde Gegenden anschaue. Schlafentzug und Schmerzen scheinen zwar für manche Teil der Langstrecke und die eigentliche Prüfung zu sein, aber ich könnte auch gut damit leben, nicht LEL oder PBP gefahren zu sein, wenn es eine absehbare Quälerei wird.
Und ich seh zu, dass ich bei längeren Sachen alle 400km mal die Hose Wechsel
Wenn ich meine reinen Fahrzeiten bei den bisherigen Brevets hochrechne, komme ich maximal 400km weit, bevor ich eine ausgiebige Schlafpause mit Dusche einlegen wollte. Dann würde ich tendenziell wohl auch frische Klamotten anziehen wollen.
Aber erstmal den ersten 300er fahren und gucken was passiert bevor ich mir Gedanken über längere Strecken, Schlaf und Klamottenwechsel mache.
 
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