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Stollenwerk 40Jahre Jubi Identifikation, Aufbautipps oder Schrott

Und ja, Nitrolack kann man polieren, nur wird der nie so heftig glänzen und auch nicht so eine Tiefenwirkung aufweisen, wie bei so mancher heutigen Restaurierung ein Mehrschicht-Uni-Lack mit zig Klarlackschichten.
Die alten Daimler, Bugatti, Rolls Royce etc. hatten alle Nitrolack, und so mancher Lackierer und Chauffeur war zu Tode betrübt, weil die Art Tiefe und Glanz mit modernen 2-Komponentenlacken einfach nicht erreichbar war. Allerdings nur mit -zig Lackschichten, die der Isotta-Fraschini bekam, und die ein Fahrrad eher nicht erhielt. Aber am Nitro lag's nicht :)
 
Ja, aber Nitrolack zeigt eine ganz andere Tiefenwirkung als heutige Uni-Lacke mit zig Klarlackschichten. Da kommt der Tiefenwirkung von Klavierlack oder einer Schellackpolitur näher als das Ergebnis mit heutigen Lacken. Das wirkte damals nicht so aufdringlich, wiemit den heutigen Materialien.

Und ja, man wird heute nicht mehr viele Könner finden, die mit dem alten Material arbeiten könnten, wenn man das alte Material überhaupt besorgen kann.
 
Ich glaube, wir reden ein wenig aneinander vorbei.

Damals im Gußverfahren gefertigte Teile hatten bei weitem nicht die Oberfläche wie Produkte aus heutiger Fertigung; auch maschinell Nachbearbeitetes nicht. Insofern wurde damals schon allein für eine einheitlichere Oberfläche poliert. Und ja, natürlich zeigte auch damals eine polierte und glänzende Oberfläche eine besondere Wertigkeit an.

Aber ...

... keines der Produkte von damals hatte diesen Spiegelglanz wie bei so manchen heute und hier hergestellten Überarbeitungen, wie z.B. diese Kurbel hier

KdM12_10_15.JPG


Nehmen wir usn mal eine NOS Universal Super 68 aus Ende der Sechziger. Das war damals eine durchaus wertige Bremse und kommt auf dem Bild frisch aus der Originalverpackung.

s-l1600.jpg


Das glänzt, sieht aber schon anders aus, als daß, was Manche als Polierergebnis bei einer Überholung heute so vorlegen.

Und ja, Nitrolack kann man polieren, nur wird der nie so heftig glänzen und auch nicht so eine Tiefenwirkung aufweisen, wie bei so mancher heutigen Restaurierung ein Mehrschicht-Uni-Lack mit zig Klarlackschichten. Das ist der Unterscheid zwischen gesunder Restauration und Überrestaurierung. Viele neigen zu Überrestaurierung.

Das liebe ich z.B. bei den Ergebnissen von @faliero so sehr. Da wird bei Alberto ein Rahmen mit Neulack versehen, der Neulack wird perfekt aufgetragen aber nicht übermässig poliert. Das Ganze wird dann mit Neuteilen aus der Schachtel kombiniert, die vornehm und zurückhaltend glänzen. Das ergibt ein sehr stimmiges, neuwertig aussehendes und stilsicheres Gesamtpaket mit Charme.

Heftigst auf Hochglanz polierter Neulack und übertrieben polierte Anbauteile ergeben dagegen einen Look, den man zwar schick finden kann, der aber mit dem Original nichts gemein hat. Das ist der Unterscheid, den ich mit spiegelglanz vs. seidenmatt zu beschreiben versucht habe.

Damals und wenn man wirklich periodenkorrekt restaurieren möchte, dann war damals die Welt einfach seidenmatt und nicht spiegelglanzverchromt. Oder ich steh´ einfach auf "seidenmatt" und würde keine Restauration in Hochglanz abschließen wollen sondern immer nur in "seidenmatt".

und dann werden auf die frisch lackierten und polierten Rahmen AUFKLEBER* vom Australier oder sonstwem gepappt, oder noch besser unter Klarlack gelegt, die von weitem schon kenntlich machen: Ich bin teilweise gedankenlos "restauriert" worden.

Aber so hat jeder andere Schwerpunkte...

*Bei denen schon mal grafische Unstimmigkeiten zu betrauern sind oder farbliche Abweichungen, tststs...
 
Ja, aber Nitrolack zeigt eine ganz andere Tiefenwirkung als heutige Uni-Lacke mit zig Klarlackschichten. Da kommt der Tiefenwirkung von Klavierlack oder einer Schellackpolitur näher als das Ergebnis mit heutigen Lacken. Das wirkte damals nicht so aufdringlich, wiemit den heutigen Materialien.
Hab nachgelesen: Klavierlack *ist* Nitrolack :)
 
und dann werden auf die frisch lackierten und polierten Rahmen AUFKLEBER* vom Australier oder sonstwem gepappt, oder noch besser unter Klarlack gelegt, die von weitem schon kenntlich machen: Ich bin teilweise gedankenlos "restauriert" worden.

Aber so hat jeder andere Schwerpunkte...

*Bei denen schon mal grafische Unstimmigkeiten zu betrauern sind oder farbliche Abweichungen, tststs...
Oh Gott oh Gott :rolleyes:
 
Guten Morgen,
eine Frage an die Fachleute hier hätte ich noch: Am Oberrohr ist neben dem Aufkleber 40 Jahre Stollenwerk noch etwas gewesen. Der Zahn der Zeit hat aber den Text größtenteils unleserlich werden lassen. Hat jemand eine Idee, was da gestanden haben könnte? Es ist nur noch ein "r" erkennbar. Im Netz finde ich nichts.
Danke für Eure Unterstützung!
 

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Übrigens, sehr interessante Diskussion mit dem Glanz und Lack!
Ich bin auch der Meinung, dass man schon immer poliert hat, denn Vernickelungen und Verchromungen gibt es ja schon seit jeher. Dafür ist ja eine gründliche Politur die Grundlage. Alu kam erst ca. in den 30er Jahren zögerlich in den Fahrradbau und ab den 50ern wurde es immer mehr.
Neulich hab ich ein Buch gelesen über die Fahrradindustrie in St. Etienne und da ging es nicht so um Modelle und Marken, sondern um Hersteller und "Begleitumstände". So war es z.B. dort sehr üblich, Teile (auch Rahmen) von spezialisierten Werkstätten pruduzieren und Arbeiten von Spezialbetrieben ausführen zu lassen, so auch Polieren, Lackieren und Verchromen.
Später (ab den 50ern) wurden die Spezialbetriebe immer weniger (Krise, Pleiten, veraltete Technologien bei den innovationsträgen Familienbetrieben) und es erfolgte Konzentration auf immer weniger Hersteller, die diese Arbeiten mit übernehmen mussten. Ets. Haubtmann (durch Übernahme von Vérot-Perrin Eigentümer der Marke Stronglight) konnte durch einen Kapitaltausch mit Thun in den 70er Jahren eine Schmiedetechnologie nutzen, die schon beim Schmieden eine Oberflächengüte brachte, welche den Aufwand für die Nacharbeit, also vornehmlich das Polieren, wesentlich verringerte.
So stehts geschrieben.
Wie weit poliert wird, ist natürlich eine andere Sache. Spiegelglanz ist, abgesehen von Verchromungen oder Vernickelungen an Rahmen, sicherlich nicht das Ziel. Eine Art Seidenglanz bei Aluteilen schon eher. Diese Teile wurden immer nachbearbeitet, auch z.B. Schutzbleche, nachdem sie aus der Walze kamen.
Diese Oberflächen altern natürlich und der Glanz stumpft mit der Zeit ab. Auch bei unbenutzten OVP Teilen. Auch in die Verpackungen tritt Luft ein, nur erflogt die Alterung dort wesentlich verzögert. Die gezeigte Bremse hat sicherlich etwas mehr geglänzt, als sie in die Tüte kam.
 
Die meisten Teile dürften Erstausstattung sein, sie passen zu Rahmenausführung und Alter. Der Rahmen ist leider trotz Jubi-Aufdruck nichts arg tolles - sehr einfache Muffen, Gabelkopf gepresstes Blech etc. An sowas hat damals kein Mensch Campa Gran Sport oder Record gehängt, Campa-Ausfaller hin oder her.
Bei den Top-Modellen hat Stollenwerk es schon 20 Jahre früher besser und schöner gemacht und feine Nervex-Ware genommen:



Auch das braune oben ist qualitativ eine andere Hausnummer. Interessant wäre, ob die Lackierung mit der Linierung Original ist oder Produkt einer Restauration.
Rost außen: Wenn Du eh lackierst, strahlen lassen. Wenn nicht: so lassen, Wachs drauf. Bis da was durchrostet, sind unsere Enkel Greise.

PS: Die Naben sind m.E. nach keine Erstausstattung und evtl. älter als der Rahmen. Du kannst bei einer der Naben mal die äußerste Mutter abschrauben, die tragen innen eine zweistellige Jahreszahl.
 
Hallo Strong Walker,
ich bin jetzt erst dazu gekommen, die Nabe zu öffnen. Du hast recht, die Naben sind mit Campagnolo und 62 gekennzeichnet (beide), also älter als das Rad.
Hat etwas gedauert, da ich, natürlich, viele Anfängerfehler mache und auch kleines Lehrgeld bezahle. :) macht aber nix, lernen ist immer gut.
U.a. hab ich die Hinterradnabe ausgespeicht ohne (!) den Schraubkranz zu lösen, total dämlich, aber ich hatte gerade die Zange in der Hand und bautz war es passiert.. Mal schaun, wie ich den abbekomme. Falls jemand einen Tip hat ...her damit.
Was gibt es sonst noch an Erkenntnissen: Die Felge vorn ist wesentlich neuer und passt definitiv nicht. Sattelkerze etwas verbogen, nicht dramatisch. Sattel ist an den nachträglich eingesetzten Nieten etwas ausgerissen und die Spannschraube wurde mal reingebastelt. Kurbelgarnitur, die Magistroni ist ziemlich verschlissen (Haifisch), ein Kurbelkeil sitzt noch fest (trotz WD40 etc.)...alles in allem es bleibt viel zu tun.

Beste Grüße
 
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Der beste Weg, Anfängerfehler zu vermeiden ist, die Teile zerstörunxfrei auseinanderzubauen. Also z.B. Räder ausspeichen statt Speichen durchknippsen. Damit bekommt man heraus, in welcher Reihenfolge vorzugehen ist. Der Zusammenbau ist dann einfach die Umgekehrrte Reihenfolge vom Auseinanderbau.
Und beim Komponenten zerlegen jedes abgebaute Teil der Reihe nach geordnet ablegen und dann nach dem Reinigen wieder an diese Stelle legen. Dann hast du die Zusammenbau-Reihenfolge schon auf dem Tisch und kannst dir Fragen sparen wie z.B. "in welcher Reihenfolge muss ich die Scheiben montieren".
 
Zuletzt bearbeitet:
Für "Dominator" ist der Platz zu eng. Vllt. kann es einfach nur "Räder" heißen?
Hallo Bonanzero,
hast ja recht, auseinander und in der Reihenfolge wieder zusammen, mach ich normal auch, aber beim Hinterrad war die Zange zu schnell in der Hand. :-(

Aber, Du hast nochmal recht gehabt, das "er" am Oberrohr heißt tatsächlich nur "Räder". Ich hab mal hochauflösend fotografiert, beide Seiten, und dann konnte man das noch etwas rausfiltern.

Ansonsten, falls es einen genialen Tipp gibt, den Schraubkranz ohne Schraubstock und eingeklemmten Abzieher zu lösen, immer her damit...

Eine weitere Frage hab ich: Die Muffen sowohl am Rahmen, als auch am Gabelkopf haben einen blauen Rand. Hat das mit dem Löten zu tun oder ist sowas lediglich Zierde gewesen? Ich hab mal Bilder angehängt.

Beste Grüße
 

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Damit kann man Unregelmäßigkeiten im Lack an diesen kritischen Stellen kaschieren und es trotzdem hübscher aussehen lassen. Gerad an Lötstellen ist Lackmangel kein Schönheitsfehler, sondern ein Angriffspunkt für eisenfressende Einflüsse. Von daher sind also solch zusätzliche Lackaufträge auch (und gerade) an unsichtbaren Stellen zweckmäßig.
 
Hallo Strong Walker,
ich bin jetzt erst dazu gekommen, die Nabe zu öffnen. Du hast recht, die Naben sind mit Campagnolo und 62 gekennzeichnet (beide), also älter als das Rad.
Hat etwas gedauert, da ich, natürlich, viele Anfängerfehler mache und auch kleines Lehrgeld bezahle. :) macht aber nix, lernen ist immer gut.
U.a. hab ich die Hinterradnabe ausgespeicht ohne (!) den Schraubkranz zu lösen, total dämlich, aber ich hatte gerade die Zange in der Hand und bautz war es passiert.. Mal schaun, wie ich den abbekomme. Falls jemand einen Tip hat ...her damit.
Was gibt es sonst noch an Erkenntnissen: Die Nabe vorn ist wesentlich neuer und passt definitiv nicht. Sattelkerze etwas verbogen, nicht dramatisch. Sattel ist an den nachträglich eingesetzten Nieten etwas ausgerissen und die Spannschraube wurde mal reingebastelt. Kurbegarnitur, die Magistroni ist ziemlich verschlissen (Haifisch), ein Kurbelkeil sitzt noch fest (trotz WD40 etc.)...alles in allem es bleibt viel zu tun.

Beste Grüße

Wie Du aus der Nummer mit der Hinterradnabe heraus kommen willst wird sicher einige hier im Forum, mich eingeschlossen, interessieren.
Vielleicht kann Dir jemand einen Tip geben.
 
Wie Du aus der Nummer mit der Hinterradnabe heraus kommen willst wird sicher einige hier im Forum, mich eingeschlossen, interessieren.
Vielleicht kann Dir jemand einen Tip geben.

Bei Torpedo-Naben bietet FuS eine Leimholzplatte an.
Funktioniert prächtig.
Man besorgt sich eine Leimholzplatte aus verleimtem Hartholz im Holzfachhandel, Seitenlänge < max. Öffnungsweg vom Schraubstock.
Loch raussägen, ID etwas kleiner als AD Nabenflansch.
Eine Seite 4 - 5 mm breit schlitzen.

Nabenflansch in das Loch einschieben, danach das Brett in den geeigneten Schraubstock einspannen und kräftig anziehen. Jetzt kann man mit dem Abzieher den Schraubkranz lösen.

Gruß radltandler
 
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